DDR .... Werkzeug, Bildung und so weiter ...

Diskutiere DDR .... Werkzeug, Bildung und so weiter ... im Forum Werkzeug-Allerlei im Bereich Sonstige Foren - Hi, ... so - damit das Thema im Akkuwerkzeuge-Forum nicht überhand nimmt, fange ich mal diesen Thread an. die Sache ist ganz einfach : es ist...
was interessiert mich ein Bildungssystem von einem Staat der seine Bürger abknallt?
 
@ rob:
Erst einmal vielen Dank für Deine neutrale Herangehensweise an dieses explosive Thema. Vielleicht hast Du auch einen Blick in den "Monstertread" (Reparaturfähigkeit hochwertiger Produkte und Leica-Luxus) geworfen. Da ist das gründlich schief gegangen, weil ein paar Leute meinten, Dinge persönlichen nehmen zu müssen und dann gleich auch noch persönlich werden zu müssen. Das ist nicht das Klima, in dem man ein konstruktive Diskussion führen kann.

> bin 24 Jahre mache gerade mein Abi

Warum erst jetzt (mit 24)? Besonderer Bildungsweg?

> Dennoch möchte ich die mangelnde Objektivität (auch wenn das etwas scharf klingt) der alten Hasen zur Bildungsfrage bemängeln.

Tja, die meisten "Ossis" sind ziemlich abgehärtet darin, sich erklären zu lassen, was sie in der Vergangenheit so alles falsch gemacht haben. Wer sich da über alles aufregt, hat bald ein Magengeschwür.
Die "Altbundesbürger" (wie vornehm formuliert - aka Wessi) sind da bei weitem nicht so belastbar. Da schwingt manchmal so eine Art Siegermentalität mit - die m.E. in aller Regel aber nicht durch außergewöhnliche Leistungen, sondern eher durch "Schwein gehabt" erklärt werden sollte. Viele haben eine selektive Wahrnehmung dafür, daß es trotzdem nicht so besonders läuft in der Deutschland AG. Wenn überhaupt nach Ursachen dafür gesucht wird, "findet" man sie regelmäßig irgendwie östlich - also entweder in den neuen Ländern oder gern auch gleich in China.

> Ihr seid in euren Meinungen und Ansichten so eingefahren und behahrt auf euren Standpunkten dass ihr euch auf keinem gemeinsamen Nenner trefft.

Mag schon sein...

> Ich wäre dafür dass ihr versucht beide Bildungssysteme zu entpolitisieren und sachlich gegenüberstellt meinetwegen in tabellenform und die guten und schlechten Inhalte extrahiert so fern sie vergleichbar sind und sofern möglich.

Gute Idee. Allerdings lauert da auch eine Menge Konfliktpotential. Im übrigen wirst Du wenige "Ossis" finden, welche das alte Bildungssystem 1:1 zurückwünschen. Ich differenziere da sehr genau. Die Tabelle wird also kompliziert...
Mein erster Beitrag zur "Tabelle" in der Spalte "Minus Ost":
Rein ergebnisorientiert habe ich an meiner DDR-Schulbildung vor allem einen schweren Mangel zu nennen: Der Englischunterricht war nicht ausreichend, da Russisch zur ersten Fremdsprache erklärt wurde. Dazu kommt sicher auch eine mangelnde Fremdsprachbegabung und ein bißchen Faulheit meinerseits - im großen und ganzen kann man das aber schon so sagen, weil viele darüber klagen.

Im übrigen ist es sehr interessant, solche Themen mit Ex-DDR-Lehrern, welche auch heute im Beamtenrepublik-System unterrichten, zu diskutieren.

> Was mir allerdings auffällt ist dass in dieser Diskussion die Leute aus den neuen Bundesländern in ihren Ansichten ein wenig kritischer mit ihrer Umwelt (politischen System) umgehen.

Das sehe ich auch so - und nicht nur "ein wenig kritischer". Es wäre interessant, zu beleuchten, warum das so ist.

> Bei euren erlernten Aversionen gegeneinander verlaßt ihr bei einer Diskussion immer wieder die sachliche Ebene und verfehlt so oft den Kern des Themas.

Ich will nicht in Abrede stellen, daß das schon mal vorkommt - ist eben menschlich. Verallgemeinern würde ich das nicht. Eine sachlich weitgehend nachvollziehbare Analyse dürfte eher die Basis der Kritik sein. Der gelernte Ossi ist zumindest meistens frei von anerzogenen Denkblockaden z.B. religiöser oder idelogischer Art. Die meisten sind eher pragmatisch veranlagt. Somit steht praktisch alles zu Disposition. Dieses freie Denken wird auch vom heutigen Schulsystem nicht gerade gefördert. Da sollte man sich keinen Illusionen hingeben und vielmehr bedenken: Der Beamtenstaat beschult mit Beamten seine zukünftigen Untertanen. So ganz optimal ist das eben auch nicht, und wenn es an die Substanz geht, ist auch ganz schnell Schluß mit lustig - nur eben auf anderer Ebene als zu DDR-Zeiten. Besser, aber noch lange nicht gut. Die teilweise grotesken Erziehungsversuche der DDR-Schule - wenn sie denn überhaupt so umgesetzt wurden, wie sich Margot das vorgestellt hat - haben auch wohl eher bei den Meisten das Gegenteil bewirkt. Ein erkannter Feind (die Indoktrination z.B.) ist eben nur noch halb so gefährlich.

> dass Altbundesbürger oft die Verhältnisse in der DDR vollkommen dramatisieren ohne dass sie davon einen objektiven Eindruck hatten.

Das scheint mir auch so.

> dass Indoktrinierung in der DDR eine große Rolle spielte.

Da wird heute auch vieles verzerrt wiedergegeben. Nehmen wir mal Filme, welche von einem breiten Publikum gesehen werden: Die DDR-Werke waren meist aus der Sichtweise der Bonzen idealisiert (DDR-Jargon: wieder ein Film über das Arbeiten...) und meist weit neben der Realität. Allzu kritische Werke wurden kalt gestellt. Wenn heute (Spiel-) Filme über die DDR gemacht werden, sind die i.d.R. bestenfalls lustig, aber kaum authentisch. Im wirklichen Leben war die Indoktrinierung bei weitem nicht so wirksam, wie es sich die Bonzen gewünscht haben. Anders wäre die Wende auch kaum möglich gewesen.

> Die Frage inwiefern wir in der heutigen "Demokratien" indoktrieniert

Wer meint, daß dem nicht so wäre, kann immerhin als Beispiel für eine rundum gelungene Indoktrination dienen...

> Ich denke die Methoden eine Gesellschaft zu steuern sind in den letzten 50 Jahren einfach verfeinert worden so das der Einzelne sich des kontrolliert werdens nicht mehr so bewusst ist und einfach glaubt er sei frei.

Sehr schön. Ich würde jetzt mal ketzerisch behaupten, daß dieser Sachverhalt im Osten wesentlich stärker wahrgenommen und kritisiert wird, als im Westen. Es wäre interessant, zu diskutieren, warum das so ist.

> Viele von euch werden denken was für ein Spinner.

Nun, ich sehe das überhaupt nicht so.

Gruß
Thomas
 
Guten Tag Thomas du hast doch nach späten Abitur gefragt.
Ich habe damals meinen Realschulabschluß gemacht danach
eine Ausbildung als Industriemechaniker und habe dann
festgestellt dass es sehr schwierig ist eine Anstellung zu finden
die mich in dem Maß fordert wie ich es mir vorgestellt habe.
Meine letzte Tätigkeit bestand darin Teile in einen Automaten
einzulegen und den grünen Knopf zu drücken dann Teil
rausnehmen ,abpusten und zu verpacken und dann wieder
von vorn.
Da habe ich es mit der Angst zu tun bekommen dass ich diesen
Scheiß mein Leben lang machen soll und habe beschlossen
aus meiner Konfliktsituation auszubrechen.
Also habe ich mich zu Berufsoberschule gemeldet und bin gerade
im zweiten Jahr.
Meine Fachhochschulreifeprüfung habe ich bereits erfolgreich
absolviert jetzt noch Abi und dann studieren.
Ich habe heut noch einmal mit Zeitzeugen aus der DDR
(Pedagogen) gesprochen und die meinten die waren mit ihrer
damaligen Situation ähnlich wie ihr nicht unzufrieden obwohl
sie nicht in der Partei waren.
Mir wurde auch mit ein wenig Stolz berichtet dass die Bildung
für jeden zugänglich und nahezu umsonst war.
Die Sportförderung wurde ebenfalls positiv hervorgehoben.
Ich wollte hier noch andere Dinge zu diesem Thema anstellen
aber ich möchte mich noch nicht so weit raushängen und mich
hier auf nicht irgendeine der beiden Seiten schlagen.
Ich möchte das Geschehen noch ein wenig beobachten.
Für die positive Resonanz von dir möchte ich mich bedanken.
Was mir hier ein wenig auffällt ist dass die Altbundesbürger immer
unsachlicher werden.
Gehen euch etwa die guten Argumente aus also ich bitte euch
auf eine der Sache dienliche Ebene zurückzukehren.
sonst behält mein Vorredner (euer Klassenfeind) noch recht und ihr spielt hier die eingeschnappten Leberwürste weil ihr die Welt nicht vom Gegenteil überzeugen könnt weil euch die Argumente ausgehen. Jetzt müsste euch doch der Ehrgeiz packen oder
etwa nicht?
Sonst entsteht für mich als Nichtzeitzeuge doch noch der
Eindruck dass die DDR das bessere Bildungssystem hatte was
die Ganze Diskussion in ein neues Licht rücken würde.

Gute Nacht

Rob
 
Ich noch mal
Ich wollte mich nur noch mal für vergessene Worte im
Text und für Rechtschreibfehler entschuldigen.
Ist ja schon spät am Abend.
Außerdem kann ich ja im Zweifelsfalle dem schlechten
Bildungssystem die Schuld in die Schuhe schieben.

Jetzt aber wirklich Gute Nacht

Rob
 
Hallo Rob,
erst einmal Respekt, daß Du das mit der höheren Bildung im Rahmen der "Erwachsenenqualifizierung" (so hieß es zu DDR-Zeiten...) angehst. Das ist doppelt schwer und bestimmt die richtige Entscheidung. Ich wünsche Dir da viel Erfolg.
Ich habe auch mit Netz und doppelten Boden gearbeitet und dafür - wenn man so will - 2 Jahre "geopfert". Berufsausbildung mit Abitur und dann noch einen weiteren Beruf während der Armeezeit. Zumindest in den naturwissenschaftlich-technischen Ausbildungsrichtungen hat man an den DDR-Hochschulen das Körbchen sehr hoch gehangen. Viele haben es nicht geschafft und dann stand man schnell mal Mitte 20 ohne Beruf und mit einem Abitur, das praktisch nichts mehr wert war, da. Das konnte dann schon bitter sein. Andererseits: Das Abi an der Penne zu machen war weitaus komfortabler und es war auch leichter zu guten Noten zu kommen, was bei der Studienbewerbung wichtig war. Und mit 16 weg von zu Hause und im Internat hausen ist auch nicht jedermanns Traum.

> Da habe ich es mit der Angst zu tun bekommen dass ich diesen Scheiß mein Leben lang machen soll und habe beschlossen aus meiner Konfliktsituation auszubrechen.

Ich weiß, was Du meinst. Während meiner Studienzeit habe ich recht viel am Fließband gejobt. 1...2 mal die Woche zum nebenherverdienen war das ja ganz nett - aber ein Leben lang nichts anderes tun - das wäre für mich auch ein Alptraum gewesen.

> Zeitzeugen aus der DDR...

Mach mich nicht wahnsinnig. Ich komme mir schon vor, wie der Oppa, der von "damals im Kriech" erzählt... So lange ist das doch noch gar nicht her.

> die meinten die waren mit ihrer damaligen Situation ähnlich wie ihr nicht unzufrieden obwohl sie nicht in der Partei waren.

Also die Parteizugehörigkeit hatte wohl wenig mit der Zufriedenheit zu tun. Andererseits waren bei weiten nicht alle SED-Mitglieder stramme Genossen und ideologische Hardliner - ganz im Gegenteil sogar, würde ich sagen. Für Führungspositionen aber einer gewissen Ebene war die SED-Mitgliedschaft mehr oder weniger obligatorisch. Weder das Leben noch die Menschen haben sich primär dadurch geändert. Die mußten eben einmal im Monat zur Parteiversammlung und ihre Beiträge abdrücken. Karrieremäßig wurde sicher vieles einfacher. Aber nur mit dem Parteibuch alleine und vielleicht noch ein paar hohlen Phrasen kam auch keiner weiter. Wer Mist gebaut hat und zudem Genosse war, den haben sie parteimäßig zusätzlich noch mal "rund gemacht" - das konnte viel ekliger sein, als die normale disziplinarische Abstrafung. Der worst case: Gar nicht erst in der Partei zu sein, war weitgehend in Ordnung - aber aus dem Laden rausgeflogen zu sein, war wohl nicht so lustig, wie es auf den ersten Blick scheint. So gesehen haben sie ihren Stall sauber gehalten. Du darfst das nicht mit den heutigen Korruptionsclubs vergleichen, welche sich Partei schimpfen.

Unzufrieden oder auch nicht. Tja - so etwas ist immer relativ. Man kann sich auch nicht ständig fertig machen. Das hält man nicht aus bzw. es ist schade um die Lebenszeit. Die meisten haben sich irgendwie eingerichtet und das ging durchaus.
An meinem Beispiel: Für DDR-Verhältnisse kam ich ziemlich gut zurecht und war finanziell bereits als Lehrling und Student ganz gut sortiert. Somit hatte ich in gewisser Weise Grund, zufrieden zu sein. Das war ich "ja und nein". Privat durchaus - politisch hingegen in keinster Weise. Ich plante eine RF nach Studienende, nicht zuletzt weil mir klar war, daß ich an eine wirklich interessante Stelle nie herangekommen wäre, nachdem ich u.a. eine Art rückwirkende Wehrdienstverweigerung hingelegt hatte. Na ja, und die ganzen weniger netten Dinge, die ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit über den Staat geäußert hatte, werden es auch nicht besser gemacht haben.

Wenn Du also einen ehemals begeisterten und nun traurig in die Vergangenheit schauenden Ossi suchst, bist Du bei mir falsch. Die sind auch eine seltene und aussterbende Spezies. Daß bei den meisten Ostdeutschen der heutige Staat auch nicht gut wegkommt, ist eine ganz andere Sache. Die DDR hat damit nur wenig zu tun.

> Mir wurde auch mit ein wenig Stolz berichtet dass die Bildung für jeden zugänglich und nahezu umsonst war.

Na ja, ich hoffe doch nicht, das die Bildung "umsonst" war - aber gratis oder kostenlos - das meintest Du sicher - war sie und nahezu allen Fällen. Die Kosten waren natürlich trotzdem hoch. Deshalb war der Staat natürlich gar nicht begeistert, wenn die gut ausgebildeten Leute die Kurve gekratzt haben.

> Die Sportförderung wurde ebenfalls positiv hervorgehoben.

Sofern es um Leistungssport geht, liegt das wohl sehr im Auge des Betrachters. Die DDR-Bonzen wollten sich damit weltweite Anerkennung "organisieren", was ja auch über weite Strecken geklappt hat - zu Lasten der Gesundheit vieler junger Menschen und mit unangemessenem Aufwand.
Bzgl. Kinder-, Jugend- und Breitensport: uneingeschränkte Zustimmung.

> Was mir hier ein wenig auffällt ist dass die Altbundesbürger immer unsachlicher werden.

Ach laß mal. Die meisten sind schon ganz in Ordnung und mit mir haben sie es zuweilen ja auch nicht leicht.

> euer Klassenfeind

Bestimmt nicht. Nur schmarotzende Beamte (nicht pauschal alle!) und korrupte Politiker sind nicht gerade meine Freunde. Selbst da halte ich es mit Schiller: "Ich weiß den Mann von seinem Amt zu unterscheiden." Vieles ist nicht so viel anders, als zu DDR-Zeiten, im 3. Reich, bei Kaisers... - die Menschen sind eben die Menschen.

Ich lasse es mir aber nicht nehmen, meinen Unwillen über diverse Mißstände in diesem Land zu äußern. Es wäre gut, wenn noch viel mehr Bürger ihre verbliebenen und schnell schwindenden Bürgerrechte dahingehend sinnvoll nutzen würden. Vielleicht werden wir in Deutschland mal so etwas wie eine Demokratie haben - aber die müssen wir uns verdienen. Und auf einem Ohr höre ich besonders schlecht: "Halt die Klappe und sei dankbar." Wofür eigentlich - liebe Stammtischstrategen?

Ein passendes Zitat vom Michael Mittermeier zum Schluß:
"Was jammert ihr im Osten eigentlich immer so? Ihr habt seit 1990 eine Demokratie – das haben wir in Bayern nie kennengelernt."

Ach ja - die Rächtschreipfähler:
a) sind eh Wurscht
b) könnte man die editieren, solange noch kein anderer gepostet hat, wenn es einen wirklich stört

Gruß
Thomas
 
Thema: DDR .... Werkzeug, Bildung und so weiter ...

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