@ Boschi:
Hey, was hast Du denn da für einen alten Knochen ausgebuddelt - der ist aber wirklich schon gut durch...
Zu den Entwicklungskosten hat ja der hs schon einiges geschrieben, was ich im wesentlichen auch so sehe. Wenn Du dazu noch etwas wissen willst: Frag doch einfach mich. Ich bin freiberuflicher Entwicklungsingenieur und verdinge mich meistens bei kleinen bis mittelständischen Firmen. Ich mache primär Elektronikentwicklungen, die aber oft auch einen beträchtlichen Anteil an Mechanik haben, den ich nicht immer mit ein paar Skizzen abwälzen kann.
Ich weiß also ziemlich genau, was Entwicklungen wirklich kosten - manches Mal durchaus zu meinem Leidwesen. Bei den Herstellungskosten ist es ähnlich. Da wird man als Entwickler voll mit einbezogen, zumindest wenn die Stückzahlen etwas jenseits von Kleinsserie liegen. Wirkliche Großserien sind in diesem Bereich in Deutschland sowieso selten geworden. Aber da spinnen sich die Erbsenzähler richtig aus und aus Entwicklersicht ist das oftmals kein Spaß.
Im übrigen kannst Du ganz beruhigt zur Kenntnis nehmen, daß der hs und meinereiner nicht ein und die selbe Person sind. Wir sind auch öfters mal verschiedener Meinung und hatten uns sogar schon mal ganz böse am Kopf - wegen Kugellagern und deren Lebensdauerberechnung...
Was soll er denn auch schreiben? Soweit ich weiß, ist er diesbezüglich auch irgendwie vom Fach und es wird ihm genau wie mir widerstreben, Stammtischparolen und PR-Geschwätz der Hersteller als Wahrheit durchgehen zu lassen. Sorry - nimm das nicht persönlich, aber denke lieber etwas logisch nach und glaube nicht alles.
Zu den Schleifkohlen:
Na klar sind das Pfennigartikel. Was soll das Pressen von den Dingern denn schon kosten? Selbst wenn eine Cu-Litze und ein Kabelschuh dabei ist - das bleibt selbst in Deutschland im einstelligen Centbereich - incl. Verpackung und natürlich für das Paar (eine Frechheit, die als Einzelstücke auszupreisen).
Ich habe übrigens einen kleinen Bestand von gebrauchten Schleifkohlen aus anderweitig hoffnungslosen Fällen - immer schön paarweise in einem Tütchen und mit Quellenangabe. Das hat mir schon manches Mal weitergeholfen - auch wenn mal hier und da ein Millimeter abgeschliffen werden mußte.
Tüchtig ins Geld gehen z.B. die großen langen Schleifkohlen von Waschmaschinenmotoren, die oft nur mit Führung, Federn etc. komplett geliefert werden. Dazu dann vielleicht noch Mindermengenzuschlag, hohe VK und Märchensteuer - wenn man nicht aufpaßt, reichen 30 Euro nicht. Tut mir leid - ich finde das krank, zumal das Ende dieser Verschleißteile ja eine absehbare Sache ist. Wenn sich die Hersteller schon nicht zu elektronisch kommutierten Lösungen durchringen können, dann sollen sie diese ET doch wenigstens zu zivilen Preisen anbieten bzw. am besten ein Paar beilegen. Das wollen die aber nicht, weil das frühe Ende der Maschinen bzw. hohe Einnahmen aus ET-Verkäufen fest eingeplant sind.
Zum Designklau:
Solange es sich nur um das Designergespinne und nicht wirklich innovative technische Lösungen handelt, sehe ich das sehr entspannt. Es sollten eben nicht regelrechte Fälschungen sein, die mit dem Original verwechselt werden können bzw. sollen.
Ein Gutteil des heute etablierten Patent- und Markenschutzes ist nichts weiter als Wirtschaftskrieg, welcher die aufstrebenden Schwellenländer wie China und Indien massiv benachteiligt. Ich kann es ihnen nicht verdenken, wenn sie sich nicht besonders viel darum scheren. Wenn da nicht bald vernünftige Lösungen gefunden werden, die vor allem die US-Unternehmen in die Schranken weisen, wird das ganze System in vielen Teilen der Welt kippen - insbesondere auch im Pharmabereich.
Ganz schlimme Auswüchse entstehen in Deutschland durch die Abmahnregelungen. Andere Länder haben staatliche Stellen, welche solche Fälle (hoffentlich) neutral schlichten und ggf. angemessene Strafen aussprechen. In Deutschland hat sich eine Abmahnmafia etabliert, welche für ihre Kunden (i.a. die Markenfirmen) auch "kleine Lichter" bei iBäh oder mit einem kleinen Webshop mit an sich ungerechtfertigten Abmahnungen bzw. auch Klagen überziehen.
Letztens hat sich in der Glotze so ein maximal unsympathischer Winkeladvokat der Fa. Puma daran ergötzt, wie er massenhaft kleine Verkäufer mit Abmahnungen für ca. 2000 Euro das Stück überzieht, die im wesentlichen aus Anwaltshonoraren bestehen. Im gleichen Beitrag wurde erklärt, daß die Unterschiede zwischen Original und Fälschung nur noch von Fachleuten erkannt werden können - von Qualitätsunterschieden war schon gar nicht mehr die Rede. Solche Firmen merke ich mir und achte beim nächsten Einkauf dringend darauf, ihre Waren zu meiden. Die verscheuern überteuertes Waren und setzen den Ertrag dafür ein, ihre Marktposition mit fragwürdigen Mitteln zu erhalten bzw. auszubauen. So etwas unterstütze ich nicht.
Was anderes ist es, wenn es sich um echte Innovationen handelt, für die ein Patentschutz wirklich angemessen ist. Aber in Zeiten, wo man sich eine Farbnuance patentierten lassen kann, verkommt das ganze System zu einem Witz.
Echte Innovationen aus deutschen Firmen sind auch selten geworden. Geld für Grundlagenforschung haben weder Staat noch Unternehmen in hinreichendem Maße. Ein Großteil der Kräfte wird durch sinnlose bürokratische Vorschriften gebunden. Es ist nahezu unmöglich geworden, sich mit geringen Mittel und einer guten Idee selbständig zu machen, wenn man etwas produzieren und verkaufen will. Die vielen kleinen Keller-/Garagen - 1...2-Mann-Betriebe aus denen nicht selten stattliche Unternehmen geworden sind, sind heute in Deutschland bzw. der EU kaum noch realisierbar, wenn man nicht hohe Schulden riskieren will, die dann im wesentlichen für bürokratischen Quatsch wie QS-Zertifizierungen drauf gehen. Das hat die Lobby der großen Unternehmen durchgesetzt, um sich die kleinen Wettbewerber vom Hals zu halten.
Ein großer Batzen der "Entwicklungskosten" fließt übrigens in die sogn. Lebesdaueroptimierung: anstatt etwas einfach möglichst gut zu machen - im Rahmen des vertretbaren bzw. kalkulierten Aufwandes - sucht man nach der maximal minderwertigsten Lösung, welche den Anforderungen gerade noch so genügt. Da man das den Kunden nicht sagt und es zudem häufig in die Hose geht, halte ich das für Betrug. Dazu kommt dann noch unkorrektes und unkulantes Verhalten im Schadensfall. So verspielt man in extrem kurzer Zeit das Kundenvertrauen, welches man in Jahrzehnten mühsam aufgebaut hat. Die dafür verantwortlichen "Manager" (Nieten in Nadelstreifen...) werden grundsätzlich nicht zur Verantwortung gezogen und bekommen auch noch fette Abfindungen. Für die kleinen Angestellten bricht hingegen eine Welt zusammen. Beispiele aus der jüngsten Zeit, die es in die Schlagzeilen geschafft haben: DC, Siemens.
Gruß
Thomas