Zurück zum eigentlichen Thema:
Die Industrie misst das Drehmoment mit Hilfe eines Drehmomentgebers während des Schraubens. Aber auch hier gibt es das Problem, dass es keine Standards für die Messverfahren gibt.
Für den harten Schraubfall wird eine Schraube in ein Gewinde in Metall bis zum harten Anschlag des Schraubenkopfes eingedreht. Der hierbei erzielte Drehmomentwert wird nicht nur von der Motorkraft, sondern auch sehr stark von der Drehzahl und der Schwungmasse des Motor beeinflusst.
Der weiche Schraubfall wird mit einer Feder, gegen die der Schrauber anarbeiten muss, simuliert. Je nach Auslegung der Feder steigt, die Kraft, die die Maschine aufbringen muss, unterschiedlich schnell an. Das Ergebnis sind Werte, die um einige Newtonmeter abweichen. Offensichtlich gibt es dann auch noch die Marketingstrategen in den Verkaufabteilungen der Industrie, die die gemessenen Werte manchmal großzügig aufrunden. Richtig kontollieren kann es ja sowieso keiner
Um nun im Selbstversuch mit preiswerten Messmitteln die Kraft verschiedener Akkuschrauber zu messen, sollten eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein und man sollte sich der Fehlerquellen bewusst sein.
Das was flat versucht hat zu messen, war das Nachziehdrehmoment. Dieses ist allenfalls ähnlich der Kraft des Schraubers, aber nicht identisch. Dennoch mag es für Vergleichsmessungen genügen.
Im harten Schraubfall sind Messungen sicher nur mit fest eingespannter Maschine möglich. Andernfalls misst man eher die Härte der Hand
Um den harten Schraubfall zu erzeugen, muss sich die Schraube mit hoher Geschwingikeit drehen und dann schlagartig abgebremst werden. Die Länge und Gängigkeit des Gewindes oder eine Unterlagscheibe beeinflussen die Ergebnisse stark. Überraschend ist es oft auch, wenn die Maschine bei dieser Messmethode im zweiten Gang ein höheres Drehmoment erreicht als im ersten.
Zum Messen eignet sich ein messender Drehmomentschlüssel.
Um einen weichen Schraubfall zu simulieren, kann man auf die Federlösung zurückgreifen oder eine eine Schraube in Holz eindrehen. Dabei müssen Holzart und Schraube so gewählt werden, dass die Maschine die Schraube nicht vollständig eindreht, sondern bei zunehmender Eindringtiefe stehenbleibt. Auch dann lässt sich wieder ein Nachziehdrehmoment messen. Allerdings ist auch hier ein auslösender Klick-Drehmomentschlüssel wenig geeignet. Dazu solltet ihr schon einen anzeigenden Drehmomentschlüssel (mechanisch oder elektronisch) benutzen.
Es ist zu beachten, dass die gemessenen Werte zum Beispiel sehr stark von der Art und Feuchtigkeit des Holzes abhängen. Vergleichsmessungen lassen sich also nur realisieren, wenn mit allen Maschinen möglichst am selben Tag in den selben Balken geschraubt wird. Bei mehreren Messungen lassen sich Ausrutscher (Ast, Holz spaltet sich etc.) meist relativ gut erkennen.
Aber auch der Ladezustand des Akkus ist zu berücksichtigen. Nur mit vollem Akku erzielen die Maschinen die volle Kraft. D. h. zwischen den einzelnen Messungen, muss der Akku wieder aufgeladen werden und auch auf Raumtemperatur abkühlen.
Wenn man das so macht, kann man zum Beispiel mit einem Makita 6280 DWAE ein Drehmoment von 15 Nm messen (Herstellerangabe weicher Schraubfall 20 Nm). Zum Vergleich hat der Hitachi DS 14 DVF3, für den der Hersteller stolze 34 Nm für den weichen Schraubfall angibt, gerade mal 14 Nm.