Hi,
Glatisant schrieb:
gesehen und mal angefasst ....
Was meinst Du damit?
Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich ab 16 im Wald gearbeitet hab, irgendwann in meinem Leben wollte ich mal Förster werden - und habe mit einem Pratikum als Fortstwirt angefangen. Da man damals "immer eine Hand gebrauchen konnte", war das zu der Zeit dann später (bis ich ~19 war) ein sehr lukrativer Nebenjob, bei dem es auch noch, neben einem guten Lohn, eine warme Mahlzeit und ein Abendessen gab. Ich kenne mich also zumindest in der Forstwirtschaft im HSK ein wenig aus.
Ist auch nicht so, als wäre der Job nach wie vor ein wenig ein "Traum" von mir, aber wenn ich heute sehe, welche Flächen ein (!) Förster betreut - und wie es damals war... Das steht alles in keinem Verhältnis mehr.
?
Die Saison ist i.d.R. Anfang Herbst bis Frühjahr.
Bei uns wird bei fast jeder Witterung - und das ganze Jahr über Holzernte betrieben. Es sei denn der Schnee erreicht Höhen, dass das Gelände auch nicht mehr mit einem Spitzpflug befahren werden kann. Denn eigentlich ist der Herbst/Winter sehr gut geeignet zur Holzernte - und das wird ausgenutzt.
Siehe auch:
http://www.oekoregion-arrach-lam-lohberg.de/holzverbund/winterfaellung.htm
Dagegen ist die Holzernte im Sommer wesentlich problematischer: Die Stämme müssen wesentlich schneller aufgearbeitet werden, um z.B. dem Käfer keine Chance zu geben.
Es ist auch kein Problem, wenn die eingeschlagenen Bäume im Winter dann, bereit zum Rücken, einfach liegen bleiben.
Was aber keineswegs bedeutet, dass im Sommer nicht geerntet wird. Im Gegenteil. Die lokale Bauholz- Papier- und Spanplattenindustrie will beliefert werden - und das wird sie auch.
Ich kann mich noch erinnern, dass nach der Mittagspause auf allen Sägen die wir mit hatten, die Ketten festgefroren sind. Dann war für den Tag Feierabend.
Die Maschine kann man, wenn nicht benötigt, in die Ecke stellen - das Tier muß beschäftigt werden. Man kann es nicht in der Box außerhalb der Saison 'parken' und dann, wie bei der Maschine, von 0 auf 100 einsetzen.
s. o. - Es gibt eigentlich kein "außerhalb der Saison".
Die Gesamtleistung aber niedrig ist.
Das summiert sich dann schnell alles auf den Preis - und wer ist bereit das zu zahlen ?
Das mit der Gesamtleistung ist hier gut beschrieben:
http://www.waldwissen.net/technik/holzernte/arbeit/fva_pferde_seilschlepper/index_DE
Schau Dir mal die Leistung des Pferdes und des Schleppers an, zusammen mit den Kosten:
So viel teurer, wie Du es darstellst ist es nicht - ebenso die Leistung des Schleppers - und es Pferdes.
Ob man da nun von einer "fairen" Bezahlung reden kann, mit Sicherheit nicht. Aber gemacht wird es ja trotzdem, möglicherweise auch von Enthusiasten.
Ich kenne allerdings 3 Lohnunternehmer, die neben dem größten Harvester, Schlepper, Skidder und Forwarder - auch noch Pferde haben.
Auch interessant der Satz:
"Im Gegensatz zu Maschinen, die zeitweise witterungsbedingt ihre Arbeit einstellen müssen, ist es mit Pferden möglich, das ganze Jahr über zu rücken." (ebenso in dem von Dir verlinkten Artikel: "Wenn’s zu feucht und zu schlammig ist, wird’s mit Holzrückmaschinen schwierig.")
Schon mal gesehen wo diese Maschinen fahren können ? - und gesehen wo Pferde gefahrlos (trotz extremer Stollen) laufen können ?
Schon mal gesehen wie an sehr steilen Hängen gearbeitet wird ?
...
von mir aus - wenn es Dir besser gefällt, dann den Forwarder - Fahrwerksmäßig egal.
Allerdings muß man bei Deinen 'Äpfeln' bedenken, daß dann wieder jmd. mit der Kettensäge im Holz herumläuft - d.h. deutlich größere Gefahren für den Arbeiter - bei den 'Birnen' entfällt das.
(zumindestens bei weniger großen Stämmen - aber starke Stämme sind für Pferde sowieso nicht machbar)
Der korrekte Vergleich zu einem Pferd wäre ein Skidder - oder ein Forstschlepper - und den Vergleich kannst Du oben sehen: So viel billiger, besser und schneller sind die nicht.
Das ist auch in Deinem verlinkten Artikel falsch dargestellt: Ein Pferd ist nunmal kein Holzernter - sondern nur Vorlieferer, was nicht gerade für den Artikel bzw. den Herrn der es äußert spricht.
Hinzu kommt in NRW eine Förderung des Rückeverfahrens mit Pferden:
http://www.wald-und-holz.nrw.de/fil.../01_Broschuere_Forstliche_Foerderung_2011.pdf
Zitat:
"Für den Einsatz von Rückepferden werden bis zu 30 v.H. der nachgewiesenen Ausgaben (ohne
MwSt) gefördert, es gilt ein Förderhöchstbetrag von 3,00 EUR je m³ gerückten Holzes" (Seite 15)
Was das Rücken mit Pferden attraktiver machen soll.
Ein Forwarder ist ja nichts anderes als ein Ladewagen.
Vielleicht solltest Du Dich etwas mit Forstwirtschaft beschäftigen, mit realen "ist Zuständen", wie - prozentual - das Holz geerntet wird.
Wenn Waldgemeinschaften im Schwarzwald einen Harvester für Abtriebe am Seil haben, heißt das noch lange nicht, dass Harvester überall eingesetzt werden.
Bei uns wird daher, nicht ohne Grund, überwiegend traditionell mit Schleppern gerückt:
http://www.derwesten.de/wp/holz-ruecken-in-der-fuenften-generation-id4957315.html
Schon mal einen Vollernter bei der Erstdurchforstung gesehen?
Warum denn wohl nicht? - Bei uns ist das wirklich extrem selten.
Ein Wald wird ja in unterschiedlichen Etappen durchforstet, somit ist der Einsatz des Harvesters bei Abtrieben unumstritten - bei Erstdurchforstungen jedoch nicht unbedingt das Mittel der Wahl.
Und - s.o. - Abtriebe im Staatsforst sind ebenfalls extrem selten.
Und spätestens beim Starkholz wird es dann mit dem Vollernter wieder schwer - anders sieht das nat. beim Bauernwald aus.
Wird Geld gebraucht, kommt der Harvester, der so gut wie möglich für ein paar Tage ausgenutzt wird.
Bleiben wir mal bei Deinem Seil. Der Prozessor hat einen Aktionsradius von 10,x m am Hang - das würde einen Gassenabstand von ~15m erfordern. Gassenbreite für den Harvester muss entsprechend so angelegt werden, dass das Wurzelwerk der Bäume neben den Gassen so wenig wie möglich zerstört wird.
Das bedeutet wesentlich breitere Gassen, der Aktionsradius wird weiter eingeengt.
Siehe dazu auch:
http://www.waldwissen.net/technik/holzernte/maschinen/lwf_raupenharvester/index_DE
Hinzu kommen die benötigten befestigten Wege und wenn man von Flurschäden spricht, darf man auch nicht die Beeinträchtigung der Holzernte, gerade maschinell, auf die Naturverjüngung sehen.
Der Job des Forstwirtes ist einer der gefährlichsten überhaupt - daran ändert auch der Harvester nichts, aber ein Harvester wird den motormanuellen Holzeinschlag so schnell nicht ersetzen, zumindest nicht bei uns.
Vielleicht gehst Du mal bei euch ins Forstamt und lässt Dir das mal erklären, bei uns gibt es auch sog. "Holzinformationszentren", wo man sehr gut sehen kann, wie in Wirklichkeit das Holz eingefahren wird - und nicht irgendwelche Extreme am Seil etc.
Oder Du sprichst einfach mal, wenn Du eh so oft im Wald bist, die Jungs die da arbeiten an - und holst Dir Infos aus der Realität.
Unterm Strich ist die Menge Holz, mit der so gewirtschaftet wird, schon sehr beachtlich - auch wie wenig man davon mitbekommt, selbst wenn man am Waldrand lebt.
Wenigstens die Staatsforstbestände werden ordentlich aufgeforstet - wir haben damals (p.P.) an guten Tagen 500 "neue" Bäume gepflanzt, Eiche und Buche.
Und um mal etwas zu dem Ausgangsthema zu sagen: Es ist schon schade, wie ich momentan beobachten muss, dass die Flurschäden von Kyrill im Bauernwald alle mit Weihnachtsbaumkulturen besäht sind. Das hätte man eigentlich damals, im Sinne eines gesunden und heimischen Mischwaldes, verbieten sollen. Denn dazu kommt die Verschmutzung der Umwelt durch Pestizide etc.
Wenn man also das "Abholzen" bekämpfen will, könnte man ja mal ein Jahr auf den Weihnachtsbaum verzichten. Und wer macht das?
Die wenigsten Leute haben ein Weihnachtsbaum im Kübel.
Dafür schreien aber direkt alle in Stuttgart, wenn da wegen S21 ein paar Bäume gefällt werden sollen...
Verrückte Welt.