Guten Morgen allerseits,
Eine Präsenzmesse mit Fokus auf anfassen & erleben sowie der persönliche Kontakt ist eigentlich/grundsätzlich kaum zu ersetzen. Da helfen auch keine terminierten Videokonferenzen/Rudelgucken oder irgendwelche digitalen "one-on-one" Gespräche.
In der jetzigen Situation kann man aber darüber das bestmögliche draus machen, und für viele ist es eine Chance sich aktuell überhaupt einem Publikum zu präsentieren - und auf der anderen Seite sich überhaupt über Neuigkeiten zu informieren & ein paar Fragen einzuwerfen.
Persönlich gehe ich aber z.B. nur noch auf eine Messe wenn ich ein konkretes Anliegen habe, zu der Zeit wo ich viel unterwegs war, waren Messetage interessant um die Produkte anzufassen, ein paar freundliche Worte zu wechseln & neue, evtl. interessante, Menschen kennenzulernen. Aber die wirklich interessanten Gespräche, die mich "vorwärts" gebracht haben, liefen nach der Messe in kleiner, handverlesener, Runde in guten Restaurants. Und das war der wichtige Teil. Tagsüber ging es nur um Präsenz. Online ist das schlicht unmöglich.
Und wenn ich an meine "Bürozeit" zurückdenke, da hätte ich für eine Online-Messe keine Ruhe gehabt, da kann man sich nicht einfach komplett aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und an sowas teilnehmen/teilhaben. Viel zu viele Störfaktoren. Und die Akzeptanz wäre irgendwo zwischen Tiefgarage und Keller gewesen ...
Ich weiß auch nicht wie das im Handwerk aussehen soll. Also der Spagat zwischen einem Messebesuch, der ja durchaus stattfindet, und Mitarbeitern die zwar zur Arbeitsstelle kommen, aber sich dann vor irgendwelche Bildschirme setzen? Das mag für die funktionieren die eh Bürozeiten haben, bzw. ausschließlich im Büro arbeiten - aber kann sowas in der Breite funktionieren? Also anstelle eines Messebesuch der vielleicht auch ein bisschen Belohnung/Vertrauen/Gaudi ist?
Vielleicht ist Covid so gesehen eine Chance, wie schon in anderen Bereichen, das so eine online Veranstaltung "anerkannt" und "Bitte nicht stören" an der Bürotür ernstgenommen wird.
Ich persönlich bin aber dennoch der Meinung das Messen zu sehr aufgeblasen (waren) und wichtiger genommen werden als sie sind - daher ist auch hier evtl. die Chance das man das Gesamtkonzept mal überdenkt. Wie gesagt, ich empfand die eigentliche Messe nie als den interessanten Teil - und das kenne ich so auch von Konferenzen, Tagungen - und wird mir aus dem Umfeld auch so bestätigt. Interessant wird es "after hours". Die Veranstaltung ist hier wirklich nur der "enabler", der "möglich Macher".
Wenn online einmal etabliert ist, wird der Weg zurück nicht mehr gefunden werden - da wird man sich eher fragen warum die letzten, 5, 10, 20 ... Jahre soviel Geld als Aussteller oder Besucher auf den Tisch gelegt hat, völlig künstlich aufgeblasene Hotelraten bezahlt und sich vom Messe-Catering hat "abzocken" lassen.
In Zeiten wo es allen gut geht lacht man darüber, aber wenn man mal die Rechnung richtig aufmacht bzw. aufmachen muss ...
Viele Grüße,
Oliver