Dietrich schrieb:
nach wie vor gibt es aber einen Personenkreis dem gerade der Fertigungsstandort wichtig ist. Arbeitsplätze und Kaufverhalten lassen sich eben nicht entkoppeln, wer das glaubt der träumt!
Ich glaube ja eher, dass Du träumst. Was glaubst Du eigentlich, wie gross die "kritische Masse" bei so Herstellern wie Metabo oder beispielsweise Siemens bei Handys sein muss, bevor die das überhaupt bemerken? Eins? Hundert? Oder tausend? Selbst wenn alle 4000 Mitarbeiter und die Mitarbeiter der betroffenen Zulieferer (Balda, Lumberg usw., um nur mal die Grossen zu nennen) plötzlich kein Siemens mehr gekauft hätten, oder, andersherum, um die Firma zu retten, jeder eines: es wäre niemandem aufgefallen. Da treffen nämlich mehrere Punkte aufeinander:
O. Die hergestellte Produktmenge ist fast schon unvorstellbar hoch. Das gilt (in seinem Markt) auch für z.B. Bohrmaschinen.
O. Die Käufer sind mittlerweile fast bei allen Produkten (jedenfalls bei den hier als Beispiel genannten) weltweit verteilt. Da geht die genannte Menge ja schon in den Tagesschwankungen unter.
O. Es sind keine kurzlebigen Massenprodukte wie Brötchen oder Eier. Wenn sich alle Kunden bei Kamps (grosse Bäckereikette) dazu berufen fühlen, an einem Tag keine Brötchen zu kaufen, dann wird das für Kamps schon schmerzvoll sein, da er ja auch eine Tagesprodukt herstellt. Kommst Du hingegen auf die Idee, die gleichen Menschen (also die, die Du erreichst, genau wie bei den Handys oder Bohrmaschinen) aufzufordern, kein Handy oder keine Bohrmaschine zu kaufen, dann wird der Hersteller das kaum bemerken, selbst in den Statistiken wird es höchstens ein Husten sein. Warum? Ganz einfach: es handelt sich um Produkte, die nicht häufig gekauft werden, soll heissen, ein grosser Prozentsatz der von Dir angesprochenen Personen hätte wahrscheinlich sowieso an diesem Tag X kein Handy oder keine Bohrmaschine gekauft. Ausserdem erreichst Du die gleiche begrenzte Menschenmasse wie bei den Brötchen, nur das der Brötchenhersteller eben auch ein viel begrenzteres Einzugsgebiet als der Handy- oder Bohrmaschinenhersteller hat.
Dietrich, statistisch gesehen ist es bei Werkzeugen, Handys und ähnlich gearteten Massen- und Flächenprodukten einfach nicht möglich, durch das eigene Kaufverhalten den Markt oder gar den Hersteller nennenswert zu beeinflussen. Da müsstest Du schon bundesweite Fernsehwerbung auf allen Sendern schalten, um überhaupt eine "kritische Masse" an Empfängern der Botschaft zu erreichen.
Sagt Dir
Michael Moore (Fahrenheit 9/11 usw.) was? Der hat mal einen sehr sehenswerten Film namens "Roger and me" gemacht, in welchem es darum geht, dass eine ganze Stadt, nämlich seine Heimatstadt, daran zugrundegegangen ist, dass General Motors das dort ansässige Autowerk (>20tsd Beschäftigte, wenn ich mich recht erinnere) einfach so, "mir nichts dir nichts", aus geschäftspolitischen Gründen dichtgemacht hat. Die Stadt hat das ganz, ganz hart getroffen, weil das Autowerk Haupt-Arbeitgeber war, GM hat die Proteste noch nicht einmal bemerkt (in den niedergeschriebenen Geschäftswerten meine ich jetzt)!
Ehrlich gesagt: ich kann mir nicht vorstellen, dass Du das, was Du in diesem thread (und anderswo auch schon) schrubst ("
wo eine Metabo gebaut wird entscheidet der Kunde" und "
Arbeitsplätze und Kaufverhalten lassen sich eben nicht entkoppeln, wer das glaubt der träumt!") wirklich glaubst, und wenn doch, dann verstehe ich wirklich nicht, warum - es geht nämlich zu so ziemlich 100% an der Realität unserer Zeit vorbei. Leider.
Dirk
P.S.: insgeheim hätte ich es ja gerne genau so, wie Du Dir die Welt malst, aber sie ist nunmal leider nicht mehr so.