matches schrieb:
Senkblei schrieb:
(...) Den Enduser interessiert eh nur das Ablaufdatum des Zertifikats, da dies lediglich als CMA (Cover-My-Ass) Attest dient.
Ja, für die 90001 muss halt der Aufkleber drauf sein und wenn das Datum in der Vergangenheit ist funktioniert der Schlüssel nicht mehr
Bei den Stahlwille 730 mit Schieber etwas schief drauf geschaut beim Einstellen, dann hat sich eh die tolle Justierung erledigt. Und dann am besten noch Ruckartig geknackt.
Deshalb gab's die Verschlimmbesserung mit der bruchanfälligen Plastiklupe damit man die Skala besser ablesen kann.
"Never Change a Winning Team", Stahlwille hätte besser nichts an den klassischen mechanischen Mansokop Baureihen verschlimmbessert. Die Einstellung mit Plastikdrehknopf was eine miserable Verschlechterung, unnötig komplex und zudem schmutzanfällig und auch allgemeint weitaus weniger robust als die alte Schienerversion (die ost jedoch auch schmutzanfällig. insbes. hinten sowie wenn man den Schieber soweit positioniert, dass ein Loch vorhanden ist (modellabhängig). Stets vor dem Verstauen so einstellen, dass kein Loch am Skalenrand ersichtlich ist. Null-Stellung ist bei sämtlichen rein mechanischen klassischen Manoskop Modelle nicht erforderlich und bringt auch nichts da keine drehmomenteinstellungsabhängige Vorspannung des Biegestabes vorliegt (ganz genau betrachtet liegt eine sehr kleine Vorspannung vor, die verändert sich jedoch nur absolut marginal mit der Einstellung und ist onehin sehr gering da sie nur dazu dient dass ein Verstellteil nicht von seiner Führung herabfällt).
Aufkleber ist in der Schweiz nicht vorgeschrieben, massgebend ist das Original-Zertifikat wobei dieses sich auf eine eindeutige Kennzeichnung des Schlüssel beziehen muss. Alte Stahlwille Manoskope wurden ohne Serien-Nr.-Prägung ausgeliefert, irgendwann wurde ab Herstellerwerk eine Serien-Nr. angebracht. Ein Kalibrierdienst sollte Schlüssel ohne Serien-Nr. entsprechend Gravieren, Prägen oder Nadelprägen damit die vom Kalibrierdienst erteilte Kennung unverwischbar bleibt.
Die Handhabung spielt eine entscheidende Rolle. Starke Stösse (fallen lassen) sind undedingt zu vermeiden sowie starke Verschmutzungen wie insbes. Sand, Erde, usw. Bei gewissen Stahlwille Manoskop Modelle kann bei einem starkem Stoss der Schlüssel so beschädigt werden, dass man ihn zur Reparatur teilweise zerlegen muss (meist wird intern jedoch nichts beschädigt, dies sofern nur das kleine Reiterchen entgleiste).
Senkblei schrieb:
(Zahlreiche Drehmomenschlüssel sind auch ohne Jüstierung noch jahrelang im zulässigen Toleranzbereich während vereinzelte, insbes. bei Fehlhandhabung, bereits vor Ablauf des Zertifikats (etwas willkürlich vom Hersteller festgelegte Gültigkeitsdauer von 1 Jahr) ausser Toleranz liegen.)
Siehe mein erster Satz oben zum Aufkleber. Drehmo fällt runter, wird in die Werkzeugkiste geknallt und nicht zurückgestellt (was bei einigen Modellen nichts macht), etc. Aber hauptsache der Aufkleber zeigt ein Datum in der Zukunft.
Das eine Jahr wird in der Norm mehr oder weniger empfohlen. Oder 5000 Auslösungen. Aber wer das so locker handhabt, wie oben sarkastisch dargestellt zählt das vermutlich nicht mit.[/quote]
Die 5000 Auslösungen sind onehin ein Cover-My-Ass Witz. Weitaus massgebender ist der Aufbau und die Qualität des Schlüssels sowie, noch viel mehr, wie er eingesetzt wird.
Allesmassiv schrieb:
Ich würde behaupten ein guter mechanischer Drehmomentschlüssel hält im privaten Umfeld quasi ewig.
Entscheidend ist, dass man ihn sauber, trocken und mit entspannter Mechanik lagert, dann wird auch die Kalibrierung so gut wie ewig halten.
Stimmt leider nicht.
Sogar vereinzelte fabriksneue länger gelagerte Manoskop Schlüssel lagen bei zufällig durchgeführten (nicht vorgeschriebenen) Kalibriertests ausser Toleranz. Die EN schreiben jedoch eine Kalibrierung erst am Ende des ersten Prüfintervalls (meist vom Hersteller willkürlich auf 1 Jahr festgelegt) NACH ERSTINBETRIEBNAHME des Drehmomenschlüssels.
Gewisse Firmen verlangen auch für neue Drehmomentschlüssel ein relativ frisches Prüfzertifikat (in ca. 5 Minuten kann man eine normengerechte Prüfung durchführen und per Mausklick das Zertifikat ausdrucken, dies sofern man nicht nachjüstieren muss und Grundparameter in der Prüfbanksoftware bereits einprogrammiert sind).
Elektronische Drehmomenschlüssel würde ich nur für spezielle Anwendungen empfehlen, ggf. gewisse Serienfertigungsprozesse und/oder wo ein sehr strenger CMA Papierkram aufgelegt wird (z.B. Flugzeugbau und -wartung).
Für gelegentlichen sowie allgemeinen Industrieeinsatz sind die i.d.R. die falsche Wahl. Mag die dinger eh nicht, sind heikel, teuer und müssen AFAIK beim Hersteller repariert werden (zumindest bzgl. Stahlwille).
Hohe Drehmomentgenauigkeit bringt oft nichts, da andere Faktoren allermeist einen wesentlich grösseren Einfluss auf die axiale Vorspannung der Schraubverbindung haben, insbes. die Reibungsbedingungen.
Oft spielt die Wiederolbarkeit als solche eine grössere Rolle als der absolute Drehmomentwert, dies damit regelmässig vorgespannt wird. In gewissen Fällen werden sämtliche Schrauben eines Flansches gleichzeitig vorgespannt (allerdings meist hydraulisch axial gezogen).
Statische DMS Drehmomentsensoren für die Kalibrierung sind noch was anderes (heikel und teuer und die jährliche Kalibrierung ist auch nicht billig), noch teurer sind Drehmomentsensoren für endlos drehende Wellen (z.B:
https://www.hbm.com/de/0264/drehmomentaufnehmer-und-drehmomentsensoren/), z.B. mit HF Datenübertragung.
Schlagartig aufgebrachte Drehmoments kann man m.E. nicht sehr sinnvoll objektiv vergleichbar direkt ermitteln, dazu werden diverse Diskussionen bzgl. indirekter "Messung" geführt, d.h. man misst nicht das Drehmoment sondern irgend sowas wie die erreichte Vorspannung was jedoch heikel ist wenn man die Messergebnisse vergleichen will, die nicht mit dem selben Prüfanlange ermittelt wurden.
Auf derselben Prüfanlage kann man zwar Drehmomente untereinander Vergleichen, echte Absolutwerte (in Nm) sind jedoch heikel zu ermitteln.
matches schrieb:
Die richtigen Kalibrierstände sind nochmal eine andere hausnummer, das stimmt.
Und deren Messweraufnehmer muss man ebenfalls jährlich prüfen lassen und zwar mit garantierter Rückführbarkeit
auf einen Standard von einem nationalen Metrologielabor. Das kostet dann einiges mehr als ein Dremomentschlüssel-Zertifikat.
IMO werden Drehmomentprüfgeräte bei schlagartig erzeugtem Drehmoment beschädigt, würde niemals einen Schlagschrauber prüfen, egal ob auf dem antiken Federbalken-Gerät mit Messuhr oder elektronischen Labor-Messwertaufnehmer (ein Messkopf alleiine ist mehere tausend Euros Wert).