D_Mon
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Ich habe das mal von hier abgetrennt, weil es einen eigenen thread wert ist. Bitte beim nächsten Mal einfach selbst daran denken!!!
So, hat ein bisschen gedauert, aber ich versuchs jetzt einfach mal.
Die Planung von Flachdächern
Ich gehe da jetzt hauptsächlich von der professionellen Planung aus, für Heimwerker und Selbstmacher gilt das meiste im übertragenen Sinn genau so bzw. um so mehr. Im folgenden nummeriere ich die Absätze, um leichter darauf bezugnehmend zu können.
Am Rande möchte ich noch anmerken, dass die Pützen-Diskussion zwischen Dieter und PS geradezu ein Paradebeispiel für den Punkt 7 ist. Ihr sprecht über technische Details, ohne darüber zu reden, auf welche Konstruktionsweise ihr Euch bezieht. Damit habt ich beide in gleichem Maß recht und unrecht. Eine sachgerechte Aussage kann so keiner von Euch treffen.
Und zu Dir, lieber zimmy:
Ich möchte jetzt nicht alles wieder herunterbeten, was ich früher schon mal geschrieben hatte.
Nur so viel: Schlecht geplante, ausgeführt und/oder gepflegte Dächer sind meiner Ansicht nach Problemdächer.
Wenn ich auf mein Auto Drag Slicks aufziehe oder meine Reifen bis auf die Karkasse herunterfahre und dann auf der Autobahn ins Schleudern komme oder einen Platzer habe, würdest Du mir vermutlich auch nicht zustimmen, wenn ich behaupte, dass luftgefüllte Reifen nun mal einfach Problemreifen sind.
So, das war jetzt sehr lang. Ich hoffe , ich konnte klarmachen, dass die Planung von Flachdächern komplexer ist, als das vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag. Wenn man sich unvoreingenommen mit dem Thema beschäftig, kann man (so glaube ich jedenfalls) erkennen, dass ein gewisser Anteil von Bauschäden auf fehlerhafte Planungen zurückgeführt werden können und nicht ein generelles Problem des Flachdaches sind.
Falls Fragen bestehen, beantworte ich die natürlich gerne.
Gruß
D.Mon
So, hat ein bisschen gedauert, aber ich versuchs jetzt einfach mal.
Die Planung von Flachdächern
Ich gehe da jetzt hauptsächlich von der professionellen Planung aus, für Heimwerker und Selbstmacher gilt das meiste im übertragenen Sinn genau so bzw. um so mehr. Im folgenden nummeriere ich die Absätze, um leichter darauf bezugnehmend zu können.
- Der erste Fehler, den leider auch viele Profis immer und immer wieder machen, passiert ganz am Anfang. Er besteht darin, dass man nicht festlegt und nicht kommuniziert, nach welchen technischen Regeln man sein Flachdachprojekt plant. Daren halten kann man sich dann natürlich auch nicht.
. - Viele Planer (Profis wie Laien) unterliegen dem grundsätzlichen Irrtum, dass Sie annehmen, dass DIN Normen verpflichtend Gültigkeit haben. Das ist schlichtweg falsch. Daran schließt sich häufig gleich der nächste Irrtum an, nämlich die Ansicht, dass die sog. "anerkannten Regeln der Baukunst und Technik" grundsätzlich einzuhalten sind. Auch das ist falsch. Beides kann auch gar nicht sein, warum, darauf komme ich noch.
Verpflichtend sind nur solche Bauregeln, die als Gesetze verabschiedet wurden. Ein Beispiel dafür wäre die EnEV, ein anderes wären die Landesbauordungen. Verpflichtend einzuhalten sind außerdem die von den Bundeländern erlassenen "Eingeführte Technische Baubestimmungen". Auf vereinzelte Sonderfälle bei diesen möchte ich hier der Einfachheit halber nicht eingehen. In Bayern werden die Eingeführten Technischen Baubestimmungen auf der Webseite des Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr veröffentlicht und sind für jedermann kostenlos zugänglich. Reinschauen tut kaum jemand, klug daherreden aber viele.
.. - Der unter 1. genante Fehler ist m. E. deswegen so fatal, weil man sich erstens selbst nicht klar ist, welche Regeln man in der Planung einhalten muss, zweitens weil in einem aus einer solchen Planung resultierenden Bauvertrag eine wichtige technische Vertragsgrundlage fehlt, bei Laien kommt drittens hinzu, dass sie erst recht "schwimmen" und auch keine Möglichkeit haben, sich sachgerecht zu informieren, weil ihnen das Problem nicht einmal im Ansatz bewusst wird.
- Kleiner Einschub: Leider missverstehen viele die phantastischen Informationsmöglichkeiten, die uns heute das Internet bietet, dahingehend, dass man alles googeln kann und eine fundierte Ausbildung (fast egal in welchem Bereich), Berufserfahrung usw. keine Bedeutung mehr haben. Demnächst werden noch am Küchentisch Herzoperationen durchgeführt, weil man ja bei g+ oder YouTube nachschauen kann, wie es gemacht werden muss.
. - Wenn man ein Flachdach plant, ist daher der erste und einer der wichtigsten Schritte für mich, festzulegen, nach welche Regelwerken man plant und welche Bedeutung diese haben. Für Dachabdichtungsarbeiten kommen folgende einschlägige Regelwerke in Betracht (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
- Die Flachdachrichtlinie (in meinen Augen ein Teufelszeug, das mit jeder Überarbeitung fragwürdiger wird)
- Die VOB/C DIN 18338 Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten
(Viele reden über die VOB, sind sich aber über deren Bedeutung, für wen die verpflichtend gelten und für wen nicht, überhaupt nicht im Klaren) - DIN 18195 Abdichtung von Bauwerken
- DIN 18195 Beiblatt 2 Abdichtung von Bauwerken - Beiblatt 2: Hinweise zur Kontrolle und Prüfung der Schichtdicken von flüssig verarbeiteten Abdichtungsstoffen
- DIN 18531 – Abdichtung von Dächern sowie Balkonen, Loggien und Laubengängen (nicht genutzte und genutzte Dächer)
- Teil 1: Nicht genutzte und genutzte Dächer - Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze
- Teil 2: Nicht genutzte und genutzte Dächer - Stoffe
- Teil 3: Nicht genutzte und genutzte Dächer - Auswahl, Ausführung und Details
- Teil 4: Nicht genutzte und genutzte Dächer - Instandhaltung
- Teil 5: Balkone, Loggien und Laubengänge - (Die Teile erspare ich Euch im Folgenden)
DIN 18532 – Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton - DIN 18533 – Abdichtung von erdberührten Bauteilen
- Die ZTV Ing Teil 7
- zukünftig vermutlich zunehmend europäisch harmonisierte Vorschriften und Regelwerke
- ... (ich könnte noch eine Weile weitermachen, aber ich denke der Punkt ist klargeworden)
- Einschub: Auch der Begriff "anerkannte Regeln der Baukunst und Technik", manchmal auch verkürzt "anerkannte Regeln Technik" wird von vielen Leuten benutzt. Viele davon haben keinen blassen Dunst davon, was er bedeutet, verwenden ihn aber trotzdem regelmäßig. Manchmal wird er auch mit dem Begriff "Stand der Technik" oder gar "Stand der Wissenschaft" vermischt. Da wissen noch weniger Leute, was sie genau bedeuten, was niemanden daran hindern muss, sie zu verwenden.
. - Fazit: Die öffentlich zugänglichen Informationsquellen werden häufig unzureichend genutzt. Die Bedeutung der Regeln, die man vielleicht (mehr oder weniger) kennt wird oft falsch eingeschätzt.
. - Zugegeben, das war jetzt sehr theoretisch und vielleicht auch etwas langatmig. Ich wollte damit aber verdeutlichen, dass man schon weit draußen auf dünnem Eis befinden kann, noch bevor man den erste Strich gezeichnet hat.
. - Jetzt kommt die Bautechnik:
Die nächste Fallgrube befindet sich nach meiner Ansicht darin, dass man sich evtl. zu wenig bewusst macht, welche grundsätzlich unterschiedlichen Flachdachkonstruktionen es gibt und deren Besonderheiten nicht berücksichtigt. Die folgenden Begriffe zu erläutern, würde den Rahmen sprengen. sie sollen aufzeigen, dass es nicht "das Flachdach" gibt, sondern jedes Projekt seine spezifischen Anforderungen hat, als da wären: Warmdach, Kaltdach, Umkehrdach, Massivdach, Skelettbauweise, Fertigteil- oder Halbfertigteilbauweise, Verbundkonstrution, Nutzungsklassen, Beanspruchungsklassen, Null-Grad-Dach, frei bewittert, schwerer Oberflächenschutz usw.
Schätzt man die Besonderheiten der jeweilgen Konstruktionen falsch ein, besteht die Gefahr von gravierenden, teilweise irreparablen Planungsfehlern und damit von Bauschäden und einer verminderten Lebensdauer.
. - Wenn man so weit gekommen ist, diese Fehler zu vermeiden, ist der Rest eigentlich "einfach". Er besteht in der sinnvollen Festlegung der anzuwendenden Regelwerke, der professionellen Anwendung derselben. Dies setzt u. a. ausreichende Kenntnisse der verfügbaren Materialen und deren Besonderheiten sowie ein gewisses Mindestmaß an Erfahrung oder erfahrener Unterstüzung bzw. mindestens Kontrolle voraus (das muss kein Geld kosten!).
. - Wenn man das alles verstanden hat, ist man irgendwann so weit, dass man in begründeten Einzelfällen auch bewusst von einzelnen Regeln abweichen kann, ohne eine Planungsfehler und daraus resultierende Bauschäden zu produzieren. Hatte ich erst vor einigen Wochen.
Am Rande möchte ich noch anmerken, dass die Pützen-Diskussion zwischen Dieter und PS geradezu ein Paradebeispiel für den Punkt 7 ist. Ihr sprecht über technische Details, ohne darüber zu reden, auf welche Konstruktionsweise ihr Euch bezieht. Damit habt ich beide in gleichem Maß recht und unrecht. Eine sachgerechte Aussage kann so keiner von Euch treffen.
Und zu Dir, lieber zimmy:
Nichts für ungut, aber solche Aussagen sind meiner Ansicht nach das Ergebnis von Imagekampagnen, Biertischparolen und völlig falscher Beurteilungen der Ursachen gewisser Probleme. In der Form ist das einfach grundfalsch.zimmy schrieb:Ein Flachdach ist immer ein Problemdach.
Ich möchte jetzt nicht alles wieder herunterbeten, was ich früher schon mal geschrieben hatte.
Nur so viel: Schlecht geplante, ausgeführt und/oder gepflegte Dächer sind meiner Ansicht nach Problemdächer.
Wenn ich auf mein Auto Drag Slicks aufziehe oder meine Reifen bis auf die Karkasse herunterfahre und dann auf der Autobahn ins Schleudern komme oder einen Platzer habe, würdest Du mir vermutlich auch nicht zustimmen, wenn ich behaupte, dass luftgefüllte Reifen nun mal einfach Problemreifen sind.
So, das war jetzt sehr lang. Ich hoffe , ich konnte klarmachen, dass die Planung von Flachdächern komplexer ist, als das vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag. Wenn man sich unvoreingenommen mit dem Thema beschäftig, kann man (so glaube ich jedenfalls) erkennen, dass ein gewisser Anteil von Bauschäden auf fehlerhafte Planungen zurückgeführt werden können und nicht ein generelles Problem des Flachdaches sind.
Falls Fragen bestehen, beantworte ich die natürlich gerne.
Gruß
D.Mon