Ich kann euch zwar langsam nicht mehr ganz folgen, aber mal was grundsätzliches. Wenn sich jemand mit dem was er tut auskennt, kann er (auf eigene Gefahr und unter Erlöschen sämtlicher Garantie- und Gewährleistungsansprüche) auch selbst dort Schrauben anderer Festigkeit, Geometrie, was-auch-immer einbauen. Ich selbst bin kein Schraubenexperte, habe berufsbedingt aber einen ganz guten Überblick über die Gesamtthematik. Was ich weiß ist, dass das zunächst trivial erscheinende Themengebiet "Verschraubungen" in Wirklichkeit ultra-komplex ist. Es spielen so viele Faktoren eine Rolle, dass hier unmöglich irgendwelche sinnvollen Empfehlungen gegeben werden können, die wirklich Hand und Fuß haben. Was J-A-U mit seinem Vorserienbau erwähnt, ist ein schönes Beispiel. Am Ende ist oft immer noch der praktische Versuch vonnöten, weil eben zu viele Faktoren in einer Schraubverbindung eine Rolle spielen, als dass sie in ihrer Gänze sinnvoll in eine theoretische Berechnung einfließen können, die in der Praxis noch zutreffend ist. Nur die Messung der Vorspannung am Ende der Verschraubung gibt wirklichen Aufschluss darüber, ob die Verbindung wie gewünscht ist. Die Messung erfordert Gerätschaften, die unsereins nicht zuhause hat.
Verschiedene Materialien (z.B. Alu- vs. Edelstahlschraube) haben aufgrund ihrer Oberfläche schon verschiedene Reibwerte, sind also nicht eben mal gegeneinander auszutauschen. Die erwähnte Keramikpaste ist bei unserem Fall insofern eine gute Wahl, da sie halbwegs (!) definierte Schraubverhältnisse schafft. Bei einer guten Paste werden regelmäßig die Reibwerte für Gewinde, Unterkopf und Gesamt angegeben. Beispiel Weicon Anti Seize High Tech (siehe Datenblatt
https://www.weicon.de/media/pdf/ac/80/34/TDS_26100045_DE_Anti-Seize_High-Tech_Montagepaste.pdf)
Reibwert Gesamt 0,13 µ
Reibwert Gewinde 0,11 µ
Reibwert Kopfunterseite 0,14 µ
Damit kann man, sofern man etwas von der Materie versteht, zumindest näherungsweise für eine Schraubverbindung ein Drehmoment definieren, bei welchem die Vorspannung hinreichend genau erreicht werden sollte. Mit anderen Worten:
1. Gewünschte Schraube (z,B. M8x30 A2-70) aussuchen (unter Berücksichtigung aller anderen Faktoren, meine Ausführung dreht sich nur um einen)
2. Eine gute(!) Tabelle nutzen, in welcher mindestens angegeben ist, welcher Gesamtreibwert für die definierten Momente zugrunde gelegt wurde. Ohne diese Angabe sind sämtliche Drehmomentangaben nämlich völlig nutzlos und mitunter gefährlich.
3. Eine Kontaktpaste aussuchen, die "definierte" (in Anführungszeichen, weil es faktisch fast unmöglich ist, zu viele Variablen) Reibwerte schafft.
3.1 Idealerweise stimmen Reibwert der Tabelle und der Paste überein, dann muss nichts mehr selbst gerechnet werden, eine Fehlerquelle weniger..
3.2 wenn das nicht der Fall ist, selber rechnen (ich habe das in irgend einem Thread über Radschrauben-Anzugsmoment mal gemacht).
4. Schraube mit entsprechendem Moment anziehen.
Wenn man diese Schritte so befolgt, hat man zumindest das im privaten Rahmen Mögliche getan. Genauer wird es ohne weitere Hilfsmittel eben nicht.
Alternativ: Herstellerangaben befolgen, wieder gleiche Schraube verbauen. Diese Möglichkeit empfiehlt sich für jeden Laien und jeden, der nicht von sich behaupten würde, fundiertes Fachwissen zu besitzen.
Man hat bei letzterer Variante eben das Problem, dass selbst Hersteller Schraubverbindungen teilweise grottig/unsinnig auslegen. Insbesondere beim Thema Fahrräder, hier habe ich bisweilen das Gefühl, dass die Reinigungskraft des jeweiligen Unternehmens die Schraubverbindungen ausgelegt hat (nichts gegen Reinigungskräfte, das ist nur nicht ihr Fachgebiet).
Achja, ganz vergessen: Guten Drehmomentschlüssel nutzen. Ich glaube, es wurde noch nicht gesagt, welches Modell der TE nutzt? Bei korrektem Anzugsmoment sollte man idR keinen Schraubenkopf schrotten, auch nicht den einer Aluschraube (sonst müsste der Schraubenkopf ja schon bei Erstmontage im Werk hopps gehen).
Falls mir noch was einfällt, ergänze ich.