Kraftmeßmethoden bei Akkuschraubern

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Bohrerle

Bohrerle

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Da die Diskussion über Kraftmeßmethoden und Drehmomentangaben bei Akkuschraubern sehr interessant ist, habe ich sie mal von der Diskussion über neue Hilti-Akkuschrauber abgetrennt.

manfred_herrmann schrieb:
Außer dem Unterschied beim weichen Drehmoment von 72Nm bei Holz gegenüber 50Nm bei der Metall-Variante. [...]

Hat jemand Hintergrund-Informationen wie das zustande kommt? Über die Motorart oder einfach die Motor-Auslegung kann ich nichts finden.
Man muss die Messbedingungen verstehen, unter denen diese Quatsch-Angaben "harter" und "weicher" Schraubfall zustande kommen.

Harter Schraubfall: Die Maschine wird innerhalb 30°, also 1/12 Umdrehung, aus dem Leerlauf heraus zum Stillstand gebracht.

Weicher Schraubfall: Die Maschine wird innerhalb 720°, also 2 Umdrehungen, aus dem Leerlauf heraus zum Stillstand gebracht.

Wo um alles in der Welt hat man solche Bedingungen? Welche Verschraubung kommt bitteschön an einen solchen Fall heran?

Was bei so harten Abbremsungen zum Tragen kommt, ist nicht die Kraft, die ein Motor aufbringen kann, sondern sein Schwung. Um diese Werte groß zu machen, braucht man einfach nur viel Schwungmasse, aber keine Motorleistung.

Daher sind diese Angaben totaler Quatsch. Insbesondere der harte Schraubfall wird nirgendwo in der Praxis auftreten.

Für das Bohren allgemein und das Schrauben in Holz ist das Stillstandsmoment relevant (also das Drehmoment, das die Maschine im Stillstand aufbringen kann). Das wird aber nirgendwo angegeben und ist natürlich geringer als die Werte vom "harten und weichen Schraubfall".

"Harter und weicher Schraubfall" sind für den Allerwertesten - DAS ist Lügenmarketing, meine Herren.
 
Bohrerle schrieb:
Stillstandsmoment relevant (also das Drehmoment, das die Maschine im Stillstand aufbringen kann).
Was heißt das genau? Ich bin immer davon ausgegangen, daß das "weiche Drehmoment" ist, wenn man sozusagen "weich" zum Stillstand kommt, sich also z.B. bei einer Schraube, welche man in Holz eindreht, das Drehmoment kontinuierlich bis zum Stillstand erhöht. Das dabei auftretende höchste Drehmoment (eben kurz vorm Stillstand) hatte ich als "weiches Drehmoment" verstanden. Was Du umschreibst, wäre ja eher das Losbrechmoment, welches die Maschine aufbringen kann, um aus dem Stillstand in Bewegung zu kommen.
"Hartes Drehmoment" analog dazu das Drehmoment, welches gemessen wird, wenn man eine Metallgewindeschraube sozusagen hart auftreffen lässt.

Kann man die Definitionen, nach denen ja sowieso jeder Hersteller nach Lust und Laune mißt, irgendwo gesichert nachlesen?
 
Dirk schrieb:
Bohrerle schrieb:
Stillstandsmoment relevant (also das Drehmoment, das die Maschine im Stillstand aufbringen kann).
Was heißt das genau? Ich bin immer davon ausgegangen, daß das "weiche Drehmoment" ist, wenn man sozusagen "weich" zum Stillstand kommt, sich also z.B. bei einer Schraube, welche man in Holz eindreht, das Drehmoment kontinuierlich bis zum Stillstand erhöht. Das dabei auftretende höchste Drehmoment (eben kurz vorm Stillstand) hatte ich als "weiches Drehmoment" verstanden.
Das ist eben das Stillstandsmoment. Wenn die Maschine langsam abgebremst wird, ist der Schwung der Maschine nicht/kaum von Bedeutung.
Wenn man eine große Holzschraube einschraubt bis die Maschine nicht mehr kann und zum Stillstand kommt während die Schraube noch nicht eingeschraubt ist, ist das dann in guter Näherung dieser Fall.
Das Stillstandsmoment ist das Moment, wenn die Maschine blockiert wird (stillsteht) während man Vollgas gibt.

Natürlich kommt beim Abschluss des Schraubvorgangs in Holz auch noch etwas vom Schwung der Maschine zum Tragen. Aber hier wird die Maschine immer von einer kleineren Drehzahl als die Leerlaufdrehzahl abgebremst. Damit sind Schwung und Anziehmoment viel geringer.

Das Anziehmoment ist das Stillstandsmoment plus dem Moment, das durch das Abbremsen entsteht. Ist das Abbremsen schnell, dann kann dieses Moment größer als das Stillstandsmoment sein. Im "harten Schraubfall" ist es sogar sehr viel größer als das Stillstandsmoment.

"Hartes Drehmoment" analog dazu das Drehmoment, welches gemessen wird, wenn man eine Metallgewindeschraube sozusagen hart auftreffen lässt.
Mal ehrlich, welche Schraube flutscht reibungslos im Gewinde und lässt sich dann innerhalb 30° anziehen?
Im Normalfall muss die Maschine vorher schon aufgrund Reibung Drehmoment aufbringen und dementsprechend ist die Drehzahl geringer als die Leerlaufdrehzahl - und damit der Schwung und das Anziehmoment beim Abschluss des Schraubvorgangs.

Kann man die Definitionen, nach denen ja sowieso jeder Hersteller nach Lust und Laune mißt, irgendwo gesichert nachlesen?
Das dürfte wohl die ISO 5393 sein. Ansonsten führen die Google-Ergebnisse für "harter weicher schraubfall" auf der ersten Seite schon zu entsprechender Literatur.
 
Bohrerle schrieb:
Das ist eben das Stillstandsmoment. Wenn die Maschine langsam abgebremst wird, ist der Schwung der Maschine nicht/kaum von Bedeutung. [...]
Das Stillstandsmoment ist das Moment, wenn die Maschine blockiert wird (stillsteht) während man Vollgas gibt.
Nuja, aber das ist doch eigentlich der einzige für den Anwender relevante und nachvollziehbare Wert. Alles andere hier genannte sind relativ abstrakte Laborgrößen, welche nur dann von Wert wären, wenn sich jeder exakt an einen Meßaufbau und eine Prozedur halten würde. Und auch dann wäre das ausschließlich für den Vergleich tauglich, für so gut wie nichts anderes.

Mal ehrlich, welche Schraube flutscht reibungslos im Gewinde und lässt sich dann innerhalb 30° anziehen?
Die gut geschmierten Laborschrauben :mrgreen:

Im Normalfall muss die Maschine vorher schon aufgrund Reibung Drehmoment aufbringen und dementsprechend ist die Drehzahl geringer als die Leerlaufdrehzahl - und damit der Schwung und das Anziehmoment beim Abschluss des Schraubvorgangs.
Genau deshalb meine ich das o.g. ja.
 
Zur groben Orientierung dürften die Daten schon einen gewissen Nutzen haben.

Interessant ist in meinen Augen z.B. die Angabe verschraubt 10 x 400 mm. Das ist eine Aussage mit Mehrwert.
 
Zur groben Orientierung dienen die nicht unbedingt. Als der Bosch GSR 10,8 V-EC rauskam, wunderte man sich hier auch über den kleineren Wert beim harten Schraubfall im Vergleich zu seinem Bürstenbruder (20 Nm zu 30 Nm), obwohl die EC-Version spürbar mehr Kraft beim Schrauben hat.

Die maximal verschraubbare Schraubengröße halte ich für einen sehr praxisnahen Wert und sollte auch immer angegeben sein. Ich gehe immer davon aus, dass das auf Fichte KVH bezogen ist.
 
In der Regel beziehen sich die Angaben auf Weichholz. Von da her find ich diese Angabe sinnvoll. Schön wäre jetzt noch, wenn man sich auf einen schraubendurchmesser für eine bestimmte Spannungsklasse einigt und dann die Länge entsprechend angibt.
 
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