So, nun hab ich alle drei hier vor mir liegen und ausprobiert:
Bosch GSR 10,8V-LI-2
Flex Ali 10,8G 2-Gang
Makita DF330DWLE
Erster Eindruck:
Alle haben zwei Li-Ionen Akkus (jeweils 10,8V und 1,3Ah) und ein Zweigang-Getriebe. Das war mir wichtig. Alle sind ganz klein und leicht. Der Bosch macht auf den ersten Blick den schwersten Eindruck, aber das täuscht. Er hat nur einen sehr hohen Schwerpunkt, das Motor-Getriebe-Gehäuse ist auch dicker als bei den anderen. Der Makita ist lt. Datenblatt 200 Gramm leichter, was sich aber als Lüge herausstellt: die angegebenen 880g schafft er nur ohne Akku. Eigentlich sind alle drei nahezu gleich schwer. Der Griff ist bei Flex deutlich länger als bei den anderen. Das Motorgehäuse des Makita ist ca. 1 cm kürzer als die anderen. Bosch und Makita liegen sehr gut in meinen relativ großen Händen, die Hinterseite des Griffs ist etwas ballig geformt, wodurch beim drücken die Kraft angenehm großflächig auf den Handballen verteilt ist. Das ist beim Flex nicht ganz so gut, dessen Gummierung teils kantig ist und (auch) deshalb etwas unangenehmer in der Hand liegt. Auch bei diesen Kleinschraubern fällt mir wieder auf (wie auch bei diversen größeren, mit denen ich gelegentlich arbeite), dass der Makita am oberen Griffende hinten mit einem großen Radius Richtung Motorgehäuse abschliesst, wodurch der Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger viel Druck abbekommt. Das ist mir auf Dauer unangenehm. Das ist vor allem beim Bosch, aber auch beim Flex durch einen ganz kleinen Radius besser. Alle haben großflächige Gummierungen, die beim Makita am griffigsten ausfallen, beim Flex ziemlich rutschig. Farbe Oberfläche, Design und Geräusch (mehr dazu unten) wirken beim Flex billig, bei den anderen hochwertiger. Aber der Kunststoff der Makita-Akkus sieht aus, als ob sie beim runterfallen schnell zerbrechen könnten (das habe ich natürlich nicht probiert).
Taschen/Koffer/Ausstattung:
Der Bosch hat eine Stofftasche mit Reißverschluss und Schaumstoffeinlage, in die alle Teile stoßgeschützt reinpassen. Glücklicherweise gibt es genügend freie Flächen, in die man noch Löcher für weiteres Zubehör in den Schaumstoff schneiden kann. Die beiliegenden Bohrersets (Metall und Holz in 1mm-Abstufung) brauche ich nicht, damit bin ich gut versorgt. Das Bit-Set ist schön umfangreich. Wenn man die Bohrer sowie das tausendseitige Handbuch in 83 Sprachen weglässt passt sogar noch eine vernünftige Bohrerbox und mein Winkelgetriebe rein.
Auch der Makita hat eine (viel kleinere) Stofftasche mit Reißverschluss. Die Teile werden darin nur durch Klettbänder (schlechter) gehalten. Aber der nicht vorhandene Schaumstoff erlaubt auch bei diesem kleinen Täschlein, mein ganzes weiteres Zubehör reinzupacken - das dann natürlich an Schrauber und Ladegerät scheuert. Statt unnützer Bohrer findet man hier eine kleine, helle Lampe (mit Glühbirne) und einen sehr praktischen Holster, mit dem man den Schrauber am Hosengürtel tragen kann.
Flex hat sich für einen kleinen, aber sehr dicken und billig wirkenden Kunststoffkoffer entscheiden. Der tiefgezogene Innenausbau lässt eigentlich kaum zusätzliches Material zu. Man könnte höchstens das auch hier unnütze Bohrerset weglassen, da es aber im Deckel eingerastet ist kann der entstehende Freiraum nicht gut für was anderes genutzt werden. Alles würde beim öffnen rausfallen. Sehr gut gefällt mir die sehr helle LED-Lampe.
Praxis:
Wie oben erwähnt hat der Flex ein "unfertig" wirkendes Laufgeräusch, dessen pfeifen bei langsamer Drehzahl und die mechanischen Geräusche nicht wirklich professionell wirken. Die Drehzahlsteuerung hat Sprünge, d.h. bei ganz leicht erhöhtem Druck auf den Gasgriff kann die Drehzahl sprunghaft ansteigen - nicht gut. Das "stottern" des Antriebs bei hoher Last hat H.-A. Losch ja oben schon beschrieben: wenn Überlastung droht schaltet der Motor sich ab, nach Sekundenbruchteilen wieder an, dann wieder ab usw. Das wirkt schon bei 5 x 60 Schrauben in einen Holzbalken (sowas wie Dachlatten-Material) nervig, weil die Schraube schon nach 45mm nur noch ruckweise weiter geht und kaum gefühlvoll und exakt versenkt werden kann. Das mag der Grund sein, warum Flex kein Drehmoment im leichten Schraubfall angibt... Zum äußeren Erscheinungsbild kommt jetzt also auch noch ungenügende Funktion - der Flex ist ausgeschieden, trotz der tollen Lampe.
Das Geräusch des Bosch schnurrt turbinenartig, strahlt Präzision aus, feinfühlige Drehzahleinstellung auch im 2. Gang und ein sehr gut wirkendes Bohrfutter überzeugen. Es gibt eigentlich nichts zu schreiben, alles funktioniert perfekt.
So ist es im Prinzip auch beim Makita, dessen Drehzahleinstellung evtl. sogar nochmal ein bisschen präziser geht. Die Bohrlochbeleuchtung bleibt auch nach abschalten des Motors noch für einige Sekunden in Betrieb und verglimmt dann langsam - ungewöhnlich. Ein relativ großes Radialspiel der Bohrfutterachse fällt auf, aber dann bemerke ich, dass das bei Bosch und Flex auch nicht ganz perfekt ist.
Ich kann mich nicht zwischen Makita und Bosch entscheiden, deshalb ein paar ...
Schraubversuche
... in den oben erwähnten Holzbalken mit voll geladenen Akkus. 6 x 80 Spax sprengen bei beiden Schraubern (Bosch, Makita) sogar im 2. Gang (!) das Holz, als der Schraubenkopf erst ins Holz hinein und dann klaglos hindurch wandert - ich bin verblüfft, was aus so kleinen Geräten herauszuholen ist. Aber schon nach der ersten Schraube ist der Spuk vorbei, die zweite 6 x 80 geht nicht mehr ganz ins Holz, es fehlen bei beiden Schraubern ca. 15mm. Mit 5 x 60 dagegen kann man (immernoch im 2. Gang) ausgiebig schrauben, ohne die Akkus zu ermüden - ins Holz rein und wenn es sein muss auch hindurch. Irgendwann geht dem Akku der Makita die Puste aus, der Bosch ist da noch längst nicht am Ende. Er kann noch einige weitere 5 x 60 eindrehen. Ich habe den Versuch, den Akku leer zu machen, irgendwann abgebrochen, denn das Rennen war ja entschieden.
Jetzt bemerkte ich, dass beim Makita, der ja schon 15 Minuten Pause hatte, Motor und Akku immernoch sehr warm waren. Nicht wirklich heissgelaufen, aber viel viel mehr als lauwarm. Kaum etwas davon war beim Bosch zu bemerken, der ja grade noch voll gearbeitet hatte. Offenbar geht beim Makita zu viel Energie verloren, die dann bei der Ausdauerleistung fehlt. Wärme bei Akkus lässt nichts gutes für die Lebensdauer ahnen ...
Laden:
Beide Akkus rein ins Ladegerät, und beide Ladegeräte sagen, dass der Akku zu warm für eine Schnellladung ist. Der Bosch entschliesst sich nach ein paar Minuten zur Schnellladung, der Makita braucht wesentlich mehr Abkühlzeit. Nicht nur deshalb ist der Bosch hier klarer Sieger, sondern auch wegen der Ladezeit: Bosch 30 Minuten, Makita 50. In 30 Minuten kann man so einen kleinen Akku schon leer machen, keine Frage. Wenn ich dann nochmal 20 Minuten warten muss, weil der Makita noch nicht voll ist - nicht gut. Und wenn er dann gar nicht erst mit der Schnellladung beginnt, weil er zu warm ist - nochmal nicht gut.
Unterm Strich war es ein interessanter Vergleich, den letztlich der Bosch für sich entschieden hat. Flex ist unbrauchbar wegen der stotternden Antriebsregelung, Makita fällt wegen der ungenügenden Akkuleistung in Verbindung mit dem langsamen Ladegerät aus dem Rennen. Und Bosch ist auf überraschend unspektakuläre Weise die perfekte Lösung für mich. Gerne hätte ich mich davon überzeugen lassen, dass solche Geheimtipp-Marken wie z.B. Makita besser sind als sowas "erzkonservatives" wie Bosch. Aber die Praxis hat anders entschieden - Protzfaktor hin oder her ...
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