Wer hat Erfahrung mit gasgeschützten Fülldrähten?

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Janik

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Hallo Freunde des hellen Lichts :mrgreen:

ich habe heute ein Video zum Thema Fülldrahtschweißen mit gasgeschützten Fülldrähten gesehen.
Hab mich dann mal etwas weiter über Metallpulver- und Rutilfülldrähte informiert und bin über ein paar interessante Vorteile von Fülldraht gestolpert.

So lässt sich z.B. der Sprühlichtbogen bei gleicher Einstellung mit einem Metallpulverfülldraht deutlich schneller erreichen als mit Massivdraht. Das liegt wohl an der größeren Energiedichte am Drahtende, da die komplette Leistung über den kleineren Querschnitts des Drahtröhrchen geht.

Die Rutilfülldrähte mit schnell abbindender Schlacke sind wohl ideal für Zwangslagen geeignet, da die entstehende Schlacke eine Stützfunktion für das Schmelzbad übernimmt.
Außerdem kann man diese Fülldrähte in allen Positionen mit einer "Universaleinstellung" verschweißen. Auch Steignähte gehen hier mit deutlich mehr Leistung, als es bei Massivdraht üblich ist.

Ich hatte noch nie die Gelegenheit mit Fülldraht zu arbeiten, Kollegen von mir haben zwar gelegentlich mit Fülldraht gearbeitet, dann aber nur bei VA. Ich hatte nie damit zu tun.

Was muss an einer ganz normalen MIG/MAG Maschine für den Betrieb mit Fülldraht umgerüstet werden?

Wichtig sind wohl spezielle Vorschubrollen, allerdings haben meine Kollegen nie die Rollen zwischen Fülldraht und Massivdraht getauscht, es hat also auch mit den üblichen Vorschubrollen ohne Probleme funktioniert.

Ist zwingend ein 4-Rollen Vorschub nötig oder genügt ein ordentlicher 2-Rollen Vorschub für den zuverlässigen Drahtvorschub?

Teflonseele im Schlauchpaket? Hab jetzt schon öfters von normalen Stahlseelen gelesen.

Irgendwas habe ich noch mit Umpolen in Erinnerung aber auch das haben meine Kollegen nicht gemacht. Der Draht ließ sich auf jeder MAG Maschine ohne größere Umbauten verschweißen. Ist das Umpolen nur bei den gaslosen Fülldrähten nötig?

Wäre nett, wenn Ihr mir ein paar Erfahrungen zu diesem Thema berichten könntet. Der Einsatz von Fülldraht würde mich wegen der oben genannten Vorteile reitzen, lohnt aber nur dann, wenn keine größeren Investitionen außer dem Draht nötig sind :wink:

Danke Euch und allen ein schönes Wochenende :top:
 
Für die verwendung von Fülldrähten sind keine besonderen Umrüstungen am Schweißgerät nötig. Es werden Stahlseelen verwendet. Meines wissens ist auch kein Umpolen notwendig für die gasgeschützten.

Im Praxisteil vom SFI gab es eine kleine Vorführung zum Thema Fülldrähte.

Es ist sehr beeindruckend, wie schnell man mit einem Rutilfülldraht Steigenähte schweißen kann!!! Mindestens doppelt so schnell wie mit Massivdraht würde ich sagen. Gleiche Einstellung für Wurzel-, Füll- und Decklagen. Das funktioniert aber nur mit schnell erstarrender Schlacke (Bezeichnung "P" wie Panik- Eselsbrücke vom Ausbilder), die das Schmelzbad stützt.

Der Metallpulverdraht ist auch interessant, weil er sehr schnell in den Sprühlichtbogenbereich kommt. Dünnblech geht auch sehr gut mit dicken Drähten. Der Ausbilder hat in einer Vorführung Stumpfnaht an 2mm Blech mit 2mm Spalt (Spannung und Draht kleinstmögliche Einstellung) mit 1,2er Draht geschweißt- ohne irgendwelche spritzer.
 
Bei uns im Geschäft hatte eine Firma zum Schienenschweißen mal ein Fülldraht dabei.
Das nahm sie als Alternative zu den sonst zu verwendenden basischen Elektroden, da Termit innerhalb der Halle von der Feuerwehr nicht erlaubt worden war.
Der Fülldraht war allerdings im Vergleich zum "normalen" Schutzgasschweißdraht zwischen drei und vier mm stark :shock: und der Vorschubkoffer wurde von einer separaten Stromquelle versorgt. Mit welchen Strömen und was die Stromquelle für eine Spannung ablieferte hab ich leider nicht gefragt. :(

PS
 
Mahlzeit,

wie bereits erwähnt wurde, ist für die gängigen rutilen Fülldrähte keine Umrüstung notwendig. Es kann jedoch schonmal vorkommen, dass für einen basischen Fülldraht umgepolt werden muss.

Als rutilen Fülldraht kann ich dir den Tubrod 15.15 von Esab empfehlen, der "läuft" wirklich ausgezeichnet.

Mfg
 
Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten. Heute habe ich einen Rutilfülldraht mit 1mm Durchmesser ausprobiert.
Ein 1,2mm Metallpulverfülldraht sollte auch in den nächsten Tagen hier eintreffen :lol:

Der Rutilfülldraht läuft auch bei einem 4m Schlauchpaket und 2-Rollenvorschub einwandfrei, spezielle Vorschubrollen habe ich auch nicht verwendet, läuft genau so gut wie Massivdraht.

Die Schutzgasmenge habe ich auf ca. 15 Liter hochgedreht, die Schweißspannung müsste bei ca. 25V liegen, beim Strom kann ich keine Aussage treffen, da mein Gerät keine Anzeigen dafür hat. Jedenfalls habe ich den Drahtvorschub geringer gewählt als ich es bei gleicher Spannung mit 0,8er Massivdraht tun würde.

Manche Nähte werden richtig schön, egal wie dick das Material ist, es bildet sich fast immer eine flache Naht, die Schlacke löst sich auch sehr schön.

Bei einigen Nähten habe ich allerdings große Gaslunker unter der Schlacke, wo ich nicht weiß, wo sie her kommen.
Es spielt dabei keine Rolle, ob ich schleppend, neutral oder stechend schweiße.
Gasdurchfluss habe ich von 10 Liter bis 20 Liter alles probiert und bin bei 15 Litern hängengeblieben.
Ich schweiße keine übermäßig dicken Einzelraupen, sie müssten sich im a-Maß Bereich 3,5-4 bewegen.
Was könnte die Ursache für diese Gaslunker sein? Manche Nähte sind völlig ohne Gaslunker, andere sind voll damit :kp:

Danke für Eure Hilfe :bierchen:
 

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Mahlzeit,

das sieht nach Feuchtigkeitsproblemen aus. Entweder der Draht oder das Werkstück oder sogar beides ist feucht.

Mfg
 
Ich hab schon öfters mit Fülldrähten Hartschichten aufgepanzert. Dazu musste schonmal umgepolt werden, der Einbrand soll ja nicht so groß sein, klar. Gemacht hab ich das in der Firma mit einem Fronius und 4-Rollen-Vorschub, am alten Elmag mit 2 Rollen gehts aber auch hab ich mir sagen lassen.

Allerdings haben wir nicht immer das gleiche Produkt genutzt. Am einen musste das Gerät weiter hoch gedreht werden, am anderen passte eine "Universaleinstellung" für Massivdraht perfekt. Bevor ich ans Werk gegangen bin hab ich dann doch meist an einem Probestück probiert obs so funktioniert...
 
Hallo,

danke für Eure Antworten. :top:

Das Werkstück war eigentlich trocken und der Draht auch. Rutilfülldrähte ziehen doch eigentlich keine Feuchtigkeit, oder? :?

Ich muss mit den Einstellungen nochmal etwas spielen, vielleicht wird es dann schon besser.

Kann es daran liegen, dass ich vielleicht doch zu dicke Einzelraupen schweiße und deren Ausgasungen durch die schnell erstarrende Schlacke nichtmehr entweichen können?

Danke für Eure Hilfe :D
 
Es kommt drauf an, ob es sich um einen spaltfreien oder nur um einen formgeschlossenen Fülldraht handelt. Die formgeschlossenen reagieren empfindlicher auf feuchtigkeit, weil sie eine "Nahtstelle" besitzen. Dort kann feuchtigkeit eintreten. Auch Rückstände von Ziehfetten aus der Produktion oder sonstige Fette und Öle können in die Füllung gelangen, wenn der Fülldraht nicht sachgemäß behandelt wird. Dann sich Poren vorprogrammiert.
 
Hallo,

also es scheint ein formgeschlossener Fülldraht zu sein, der Mantel überlappt an der Nahtstelle einfach nur :wink:

Ich habe gestern nochmal alle möglichen Einstellungen durchprobiert, trotzdem immer wieder diese Gaslunker an der Oberfläche der Naht.
Manche Nähte völlig ohne Lunker, der Großteil ist aber mit Gaslunkern übersäht :roll:
Gibts eine Möglichkeit den Draht wieder trocken/sauber zu bekommen?
Feuchte Elektroden habe ich immer über Nacht auf den Holzofen gelegt, der Fülldraht ist allerdings auf einer Kunststoffspule gespult, daher fällt Backofen/Holzofen leider aus :?
Bringt es was wenn ich den Draht für längere Zeit in den Heizungsraum lege? Dort ist es deutlich wärmer und trockener als im Rest vom Haus :?

@ArneP
Es ist übrigens ein Fülldraht mit schnell erstarrender Schlacke :wink:
 
Hallo Männer,

der Punkt mit der Feuchtigkeit im Draht wird gerade bearbeitet. :ducken:
Ich habe sturmfreie Bude und am Freitag gibt es einen neuen Backofen.
100° Grad Umluft für die nächsten 12 Stunden sollten das Problem lösen :oops:

IMAG0219.jpg


Weiterhin hat mich ein sehr netter User drauf aufmerksam gemacht, dass zu hohe Schweißspannung der Hauptgrund für diese Gaslunker ist. Ich hab den 1mm Draht immer mit voller Leistung gefahren (um die 26V) weil mir eine schwächere Einstellung nicht sinnvoll erschien.
Wenn der Draht also morgen hoffentlich trocken ist, werde ich nochmals mit deutlich weniger Schweißspannung testen und natürlich berichten.

Ich hoffe, dass der Draht dann ohne diese Gaslunker schweißt :D
 
100 Grad? Mal sehen ob die Spule dann noch so aussieht. :mrgreen:
 
Wie aus gut unterrichteter Quelle zu hören war, hat die Spule wohl wider Erwarten ihre Form weitestgehend behalten und ist verwendungsfähig. :wink:
 
Hallo,

ja, sowohl die Rolle, als auch der Backofen sind wohlauf. Der Backofen ist allerdings nach knapp 20 Jahren Betriebszeit heute in Rente geschickt worden :wink:

Die Rolle war heute auch schon wieder im Einsatz.

Die Ursache für die Gaslunker scheint auch gefunden zu sein :top:
Ich hatte den Draht immer mit voller Leistung gefahren, was für den Draht wohl zu viel war.
Mit weniger Spannung konnte ich heute einen Großteil der Testnähte ohne Einschlüsse schweißen.

Einen Metallpulverfülldraht habe ich in der Zwischenzeit auch bekommen, er bildet bei niedriger Spannung einen schönen Kurzlichtbogen und bei hoher Spannung einen sauberen Sprühlichtbogen :D
4m Schlauchpaket, 2-Rollen-Vorschub und Vorschubrollen für 1mm Draht funktionieren einwandfrei, obwohl der Draht 1,2mm Durchmesser hat :oops:
 
Thema: Wer hat Erfahrung mit gasgeschützten Fülldrähten?

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