Bohrtechnik aus Deutschland trifft in Chile ein...

Diskutiere Bohrtechnik aus Deutschland trifft in Chile ein... im Forum Werkzeug-Allerlei im Bereich Sonstige Foren - Hallo, gerade habe ich das hier entdeckt. Hoffentlich hält der Bohrer, immerhin sind 700m zu bohren.
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Dietrich

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Hallo,

gerade habe ich das hier entdeckt.

Hoffentlich hält der Bohrer, immerhin sind 700m zu bohren.
 
Eben gerade in den Nachrichten berichteten sie, dass sie mit der 300 mm Vorbohrung zu den Verschütteten durchgedrungen sind.

Nun müssen sie nochmal mit einem 600er Kaliber hinterher um die Bergleute hochholen zu können. Die Retter sind guter Hoffnung, das in ca 40 - 45 Tagen zu schaffen, also doch deutlich vor Weihnachten.

Drücken wir die Daumen !!!
 
macht man das dann eigentlich mit einem Räumer?
Tools_bits_pieces_234x190.jpg
 
Hallo,

mir ist nicht ganz klar warum man erst noch eine 60cm Bohrung machen will und statt der 30cm Bohrung die jetzt gelang nicht gleich 40cm gebohrt hat, denn für die Dahlbuschbombe hatte das ja gereicht!?
 
Wie das bei vertikalen Bohrungen ist, weiß ich leider nicht, bringe ich aber mal in Erfahrung.

Bei Horizontalbohrungen ist es üblich, erst eine Pilotbohrung zu machen und das Loch dann mit einem Räumer aufzuweiten...
(Räumer in meinem Bild links)
 
Was mich in diesem Zusammenhang interessiert: Wohin gerät denn das ganze Erdreich beim Aufbohren? Zumindest ein Teil könnte ja nach unten durch fallen.
 
Hallo,
vermutlich ist da ein Führungszapfen der das vorhandene Loch absperrt.
 
Das ist wahrscheinlich das, was keiner versteht. Pilotbohrung schön und gut, aber es fehlen nur 10 cm... Mist aber auch. Die armen Leute... Drücken wir ihnen die Daumen!
 
Das Zeug welches nach unten fällt müssen die eingeschlossenen Bergleute wegräumen.

Stand heute in der Zeitung. Man schätzt das Volumen auf 4000 Tonnen Material welches da runterfällt. :shock:
 
Ja gut, in der Grube bleiben, oder Schutt wegräumen..
Außerdem haben sie so bis Weihnachten was zu tun.
 
Das Zeug welches nach unten fällt müssen die eingeschlossenen Bergleute wegräumen.
Stand heute in der Zeitung. Man schätzt das Volumen auf 4000 Tonnen Material welches da runterfällt
Dass die Bergleute genügend Zeit haben, steht ausser Frage.
Allerdings lese ich solche Meldungen mit gewisser Skepsis. 4000 to. sind ja nun nicht gerade eine gefüllte Sandkiste vom Spielplatz.
Der bestehende Versorgungsschacht hat ja nur begrenzte Abmessungen. Grubenbahn oder Loren passen da wohl eher nicht durch und in dem aufgesuchten Fluchtraum sind die eher weniger vorhanden. Selbst bei Schaufeln sehe ich das schon kritisch.
 
Hallo,
kann man ja ausrechnen 700 m mal Lochdurchmesser minus vorhandenes Loch...... :|
 
Alfred schrieb:
kann man ja ausrechnen 700 m mal Lochdurchmesser minus vorhandenes Loch...... :|
Mein xls sagt ca. 149 m^3. Ein Würfel mit 5,3m Kantenlänge. Das ist schon eher zu verstauen. Bei einer geschätzen Dichte von 2,7 komme ich auf 400 t. Habe ich mich verhauen, oder die Journalisten?
Was ist aber mit der Bohspülung? Oder bohren die trocken? Ich muß einfach so blöd fragen, Bergwerke kenn ich fast nur aus dem Museum, jedenfalls nicht in Betrieb.
 
Hi,

hab mal am TV gesehen dass die Schächte unten noch i.O. sind. "Nur" der Zugangsschacht ist eingestürzt. Da unten sit also genug Platz um den Abraum in alten Stollen zu verstauen. Auch schweres Gerät in Form von einem/mehreren Radlader soll vorhanden und Einsatzfähig sein! Dann kann man das ganze schon Wegräumen.

Drücken wir ihnen die Daumen!

MFG

Neat
 
Hallo,
auch wenn Dietrich wieder "Deutschland, Deutschland..." jubelt - das z.Z. erfolgreichste Bohrgerät T130 der Fa. Schramm kommt aus den USA. Es ist ein universelles Bohrgerät, welches auf einem schwerem LKW ähnlich einem Autodrehkran montiert ist. Dazu gehört ein ganzer Troß an weiteren LKW mit zugehöriger Technik und Material.

Der max. Bohrdurchmesser des Gerätes beträgt 28" (ca. 71cm). Es wird das Spülbohrverfahren eingesetzt. Wenn man im Spülbohrverfahren mit max. Durchmesser den Schacht anbohren würde, könnten sich beim Durchbruch 270m³ Bohremulsion schlagartig in den Bergwerksschacht ergießen. Selbst wenn das problemlos abfließen kann, wäre der schnelle Druckanstieg gefährlich für die Bergleute. Mit einem speziellen Bohrkopf, den man nur für die letzten Meter verwendet, könnte man das in den Griff bekommen, aber der muß dann erst einmal schnell genug zur Verfügung stehen. Ferner geht man damit je nach Gesteinsaufbau hohe Risiken ein und natürlich ist der Bohrfortschritt bei weitem nicht so groß, wie bei einem dünnerem Bohrer.

Man hat sich vernünftigerweise anders entschieden. Gebohrt wird mit ca. 30cm (12") und man folgt einer vorhandenen Versorgungsbohrung, so daß die exakte Richtung sichergestellt ist. Damit ist ein schnelles Vorankommen sehr wahrscheinlich, wie sich ja nun auch erwiesen hat. Der Abfluß an Bohremulsion in den Schacht wäre auf 50m³ begrenzt und würde deutlich langsamer erfolgen.
Danach wird bzw. wurde (nehme ich an) im 30cm-Loch ein Räumbohrer in Einzelteilen herabgelassen, welcher von den eingeschlossenen Bergleuten am Bohrgestänge montiert werden muß. Der bohrt weitgehend trocken von unten nach oben. Es wird zwar schon mit Wasser gekühlt - schon um den Staub zu binden - aber nicht mit riesigen Mengen.
Der nach unten fallende Abraum muß von den Bergleuten kontinuierlich beräumt werden. Nach meinen Berechnungen sind das ca. 0,3m³ pro laufendem Meter und bei 700m ca. 220m² zu erbohrendes Gestein. Als Abraum wird es ca. das 3...4-fache Volumen einnehmen. Zum Vergleich: Die Größenordnung entspricht ca. den Erdarbeiten für ein EFH mit Keller. Das sollte von den eingeschlosenen Bergleuten zur Not auch manuell mit UB1 und Schubkarre bewältigt werden können, da es selbst bei bestem Bohrfortschritt nur einige m³ pro Tag sein werden.
Der Einsatz vorhandener schwerer Technik mit Verbrennungsmotoren wird sicher davon abhängig sein, ob es gelingt, die Bewetterung durch zusätzliche Versorgungsbohrungen zu verbessern.
Allgemein ist der Abtransport des Bohrgutes das primäre Problem bei solchen tiefen Bohrungen und auch der begrenzende Faktor beim Bohrfortschritt. Hartes und monolithisches Gestein ist durchaus erwünscht. Der Verschleiß der Bohrköpfe ist zwar höher, aber dafür gibt es wenig böse Überraschungen.

So ungefähr sollte es sein. Ich habe mir das aus diversen Informationen und vorhandenem Allgemeinwissen zum Thema zusammengereimt. Vielleicht sind einige Details anders. Leider finde ich im Web keine wirklich guten Beiträge zum Thema. Vieles widerspricht sich auch. Die Standardmedien versagen komplett und liefern nur allgemeines Geschwafel ohne nennenswerten technischen Hintergrund.

Gruß
Thomas
 
Wenn ich mich nicht irre war es ein T130XD von Schramm, mit dem Versorgungslöcher gebohrt wurden, oder?

Jedenfalls ist da momentan eine andere "Bohreinheit" zu gange, die auch den Schacht aufweiten wird.
 
@ henniee:
M.W. gibt es inzwischen 3 5"-Versorgungsbohrungen. Die braucht man auf Dauer auch allermindestens. 2 für die Bewetterung (Zu- und Abluft) und eine weitere für die sonstige Versorgung. Die Schramm T-130 ist sozusagen der Plan B neben der großen Strata Raisebore 950, der z.Z. offenbar die schnellste Aussicht auf Erfolg bietet. Eine der 3 Versorgungsbohrungen wurde auf 30cm aufgebohrt und nun soll es wie oben beschrieben weitergehen - also von unten nach oben auf 66...70cm (unterschiedliche Quellen) aufgebohrt werden - trocken mit nach unten fallendem Bohrgut.
Ich vermute mal, daß sich dieser Schacht trotz der Bohrarbeiten weiterhin als Abluftschacht für die Bewetterung nutzen läßt.

Die 4000t-Geschichte habe ich im Spiegel gelesen. Das wären ca. 1000m³ Abraum. Wie die zustande kommen, wird nicht erklärt. Man könnte vermuten, daß durch eine fehlerhafte Übermittelung und Umrechnung der Faktor 3...4 für die Dichte des Gesteins zweimal eingegangen ist, weil mal von Kubikmetern und mal von Tonnen die Rede war. Leider sind heute die Journalisten selbst renommierter bzw. teuerster Medien sehr oft nicht einmal mehr mit den elementarsten Grundkenntnissen in Naturwissenschaften und Technik ausgerüstet. Andernfalls wären solche "Böcke" nicht möglich. Einer schreibt vom anderen ab und begreift die Zusammenhänge nicht. Stille Post...

Die Verwendung eines anderen Bohrgerät zum aufwärts bohren ist wahrscheinlich. Technisch ist das weniger anspruchsvoll, als das Spülbohrverfahren. Dafür muß der Kran mehr heben können. Überschlägig berechnet wird das Gestänge nebst Bohrkopf am Anfang um die 100t wiegen. Die T130 sieht nicht so aus, als ob sie das heben könnte. Außerdem macht das Eigengewicht frei hängend bei 700m schon ca. die Hälfte der Zugfestigkeit des Gestänges aus. Vielleicht wird da auch mit verschiebbaren hydraulisch verklemmbaren Widerlagern gearbeitet, wie bei vertikalen Bohrungen für Tunnel etc.

Die Quellenlage ist wie gesagt nicht besonders oder ich finde das richtige nicht. Inzwischen habe ich mich schon mit spanischen Artikeln herumgeärgert - viel gebracht hat es auch nicht.

Gruß
Thomas
 
ich denke auch, dass die so eine Art Ramme wie beim Microtunneling haben um das Teil nach oben zu ziehen (halt nur größer).
Auch wenn ich in einer spanischen Grafik gesehen habe, dass sie wieder oben anfangen zu bohren. Aber das kann ich kaum glauben.
 
@ henniee:
Ein Schlagbohrwerk wird da sicher nicht eingesetzt. Da wäre viel zu schwer und ein nachziehbares Widerlager wäre wohl zu kompliziert. Das müßte so zerlegbar sein, daß es durch die 30er Bohrung paßt und von unten gesteuert werden. Ob für solche Spezialfälle fertige Lösungen zur Verfügung stehen bzw. so schnell gebaut und erprobt werden konnten, glaube ich eher nicht.
Der Bohrkopf muß leicht und zerlegbar sein. Er muß während der Strecke von 700m mehrmals von unten ersetzt werden. Zur Auswahl stehen Rollenmeisel (eher unwahrscheinlich) und diamantbesetzte Schneidkronen.
Denkbar ist zwar vieles aber in dieser Situation wird man eher auf Nummer sicher gehen. Eher soll es ein paar Tage länger dauern. Ein Desaster mit verkeilter Bohrung oder zur einem zur Fallbombe gewordenem Bohrgestänge will sicher niemand riskieren.
Wie es ausschaut, wollen die Leute in Chile nicht in die Karten schauen lassen. Es ist schon auffällig, wie wenig konkrete Informationen dazu im Internet veröffentlicht werden.

Gruß
Thomas
 
Hallo,
gestern wurde berichtet, daß ein 3. Bohrer angekommen ist und in Betrieb genommen wurde. Der Bohrer soll eigentlich für die Erdölförderung gedacht sein. Der Bohrer wurde im TV gezeigt. Durchmesser 60...70cm und Rollenmeißel. Angeblich soll ein Bohrfortschritt von 30m pro Tag möglich sein.
Vor der Aufwärtsbohrung hört man nichts.
Das teure Staatsfernsehen hatte scheinbar ein Team vor Ort. Das nützt aber nichts, weil nur belangloses Geschwätz über die moralische Verfassung der eingeschlossenen Bergleute abgesondert wurde.

Gruß
Thomas
 
Thema: Bohrtechnik aus Deutschland trifft in Chile ein...
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