Hi,
Dietrich schrieb:
Zu Hs, der Vergleich hinkt, mit dem Golf kann man sicher 12 Jahre, bei guter Pflege auch 15 Jahre fahren, jeden Tag wenns sein muß, dieses wird das Aldi-Set nicht leisten, natürlich meine ich nicht fahren, sondern was man halt mit Werkzeug macht.
... aha - in jedem Haushalt wird also täglich geschraubt.
Sprechen wir hier von einem Kasten für den typischen Haushalt -
oder einer Industriefirma während der Fertigung ?
Abgesehen davon - schau Dich mal um ... wieviele Golf's aus den Jahren '89-'92 tatsächlich noch
umherfahren.
Das schlimme ist der Rohstoffeinsatz für billiges Werkzeug ist nahezu der gleiche wie für gutes Werkzeug.
Die Ausdrucksweise "nur Stahl", gefällt mir überhaupt nicht, immerhin muß das Erz bei jedem Wetter aus Kiruna geholt werden, als Pellets, werden sie in Narvik oder Lulea verschifft, werden in Rotterdam auf Binnenschiffe umgeladen, und bis an die Hochöfen gefahren.
so so - aber Du weißt schon, daß rund 70% der Stahlproduktion
aus recycelten Quellen stammen.
Hmm, - vermutlich wußtest Du es nicht.
Stahl kann ohne Qualitätsverlust beliebig oft dem Kreislauf zugeführt werden.
Die Stahlrecyclingwirtschaft in Deutschland erzielt pro Jahr einen Umsatz von rund 10 Milliarden Euro. Rund 2000 Betriebe hierzulande sammeln gebrauchten Stahl, rund 20 Millionen Tonnen im Jahr. Um dem Alteisen zu Leibe zu rücken, bereiten 210 Großscheren, 150 Großpressen und 55 Shredder alte Autos, Haushaltsgeräte, Maschinen, Industrieanlagen, Gebäude oder Brücken wieder auf für hochwertige Stahlprodukte.
Rund 50 Prozent der Edelstahl Produktion in Deutschland wird heute aus Recyclingstahl hergestellt.
Außerdem wird noch Kohle gebraucht, die entweder aus 1000m oder mehr Tiefe geholt werden muß, oder halt von Süd-Afrika, die ist trotz des weiten Tranports, billiger als die Kohle 1 km weiter unten. Gebraucht werden außerdem Zusätze die den Stahl den späteren Bedürfnissen anpassen, und Unmengen von Wasser! Und das für ein Werkzeug das nicht "ewig" hält, schlimmer noch, sehr schnell auf dem Müll landet, dieser Verschwendungsluxus wird uns schon bald von der 3. Welt vorgehalten, und irgendwann auch von den eigenen Nachkommen.
Vielleicht verstehen es irgendwann auch die Fans von billigem Werkzeug das unsere Resourcen endlich sind, und man sie nicht verschwenden soll!
bei Stahl ist die Sache tatsächlich nicht besonders dramatisch - schlimmer sieht es z.B. bei Aluminium aus
- das sind echtheftige Stromverbraucher bei der Gewinnung aus dem Bauxid
(viele KFZ-Hersteller werben ja mit neuer 'leichter' Technik = weniger Spritverbrauch).
Aber auch Aluminium kann sehr gut wiederverwendet werden - und selbst bei Kunstoffen ist es größtenteils
nur eine Sache der Technik.
Die dafür notwendige Energieerzeugung muß auch nicht aus fossilen Rohstoffen stammen - alternative
Möglichkeiten gibt es - und das kann ein ein gutes Standbein für Deutschland werden ... neben der Entwicklung
von Recycling-Technik.
Insofern ist das Argument bei angesprochenen Materialien nebensächlich. Sowieso bei Stahl.
Und sowieso bei dem lächerlich geringen Anteil des Stahls welcher zusätzlich bei der Werkzeugherstellung anfällt.
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Mich verwundert es auch, warum um die Billigmaschinen/-werkzeug so ein Hype gemacht wird.
Vermutlich weil früher diese Dinge etwas besonderes waren.
Wer ist denn 'schlimmer', derjenge, der mit zwei billigen Schleifern in zwei Jahren 20 Scheiben
'pulverisiert' - oder derjenige, der mit dem hochwertigen Gerät 200 Scheiben zer'flext'.
Unterm Strich werden beide die gleiche Energie- und Arbeitsleistung vernichten.
Wo ist also das Problem ?
Kauft sich der Gelegenheit-Heimwerker eine billige Maschine um mit den billigen, einfachen Bit's
mal zwei/drei Regale zusammenzuschrauben, ist er der Bösewicht. Der engagierte Heimwerker, der
mit der hochwertigen Maschine Massen von Möbeln baut, 'zieht' in dieser Zeit dutzende von hochwertigen
Bits durch.
Das ist also besser (?)
Das ist genauso unsinnig, wie der Fan eines hubraumstarken amerik. Wagens (den er nur Sonntags
für eine kleine Ausfahrt herausholt) autom. eine 'Umweltsau' ist - und der Vertreter, der permanent mit
seinem steuerbefreiten neuen Diesel auf der Autobahn vollgasfahrend, die Umwelt schont.
Es kommt immer auf die Relation an.
I.d.R. wird das benötigte Verbrauchsmaterial die größere Belastung darstellen, als die Maschine -
selbst wenn es eine billige ist.
Bei Schraubendrehern kommt es auf den Einsatz an - mit etwas Pech ist auch das hochwertige
Produkt schnell hinüber.
Und mal abgesehen davon - benötige ich z.B. ein paar Schraubendreher um PC-Gehäuse zu zer-
legen (o.ä.) - wozu muß ich denn HighTech für den vier- bis fünffachen Preis kaufen ?
Ähnliches bei den Schraubenschlüsseln - sicher nix dolles, aber um sie im Auto für den Fall des Falles
umherzufahren, sicher ausreichend.
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Aber Dietrich, mach mich mal schlau :
Mal angenommen die Industriestaaten wie D würde es verbieten billiges Werkzeug einzuführen.
Dann würden die, objektiv gesehen sicher ausgenutzen, armen Menschen in den Entwicklungs-
ländern gar nicht arbeiten. Ohne Arbeit aber kein Wohlstand. Also diesen Menschen auch den
kleinen Rest Wohlstand nehmen ?
Oder aus Umweltgesichtpunkten gleich hochwertigste Produkte dort herstellen lassen - aber dann
würde ja garkeine Standortberechtigung hier in D mehr bestehen.
Wie Du vielleicht siehst, ist das nicht so einfach mit einer Patentlösung (
Hauptsache wir, deswegen
keine billiges Werkzeug mehr kaufen) abgetan - andere möchten auch gut leben.
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... ich kenne Dich ja nicht - aber vermutlich wirst auch Du bei nicht allen Gegenständen auf
Markenprodukte schauen : vielleicht ein günstiges Mineralwasser, der NoName-Quark ... Pizza
oder Nudelsauce, die billigeren Bleistifte oder Klebestifte, die günstigeren CD-Rohlinge, Autofußmatten,
Frischhaltedosen, Spülbürste, T-Shirt oder Jeans, Zeichenblock, Taschenrechner für die Werkstatt, ....
von all diesen Dingen bekommt man auch hochwertige Markenprodukte - aber wenn es für den
persönlichen Anspruch aureicht ....
Gruß, hs