@ Torben83:
Was meinst Du denn mit "Volllastband"? Die Kennlinien zum Verlauf von max. Leistung und Drehmoment über die Drehzahl werden bei Vollgas aufgenommen.
Ausführliche Daten zum Verbrauch oder Wirkungsgrad über die verschiedenen Last- und Drehzahlzustände haben wir für die Kettensägen leider nicht.
Die Sägenhersteller geben den Verbrauch üblicherweise in g/kWh an - bei Vollast, wobei sich jeweils fragt, ob bei max. Drehmoment oder max. Leistung, wenn es nicht dabei steht.
Bei meiner 62cm³-Chinasäge sind das 670g/kWh - schreiben sie jedenfalls.
Die gleiche Säge in einer Version mit weniger Leistung und Hubraum beginnt ab 570g/kWh (45cm³ und 1,8kW). Angaben über die Meßbedingungen gibt es nicht - sehr wahrscheinlich aber bei max. Drehmoment.
Umgekehrt sind das ca. 1,5kWh/kg
Der Heizwert von Benzin liegt zwischen 11,1...11,6 kWh/kg.
Das macht einen Gesamtwirkungsgrad von 13%. Tja, so ist das eben bei kleinen hochdrehenden Zweitaktmotoren einfachster Bauart.
Zum Vergleich: Ein aktueller Dieselmotor für Autos erreicht um die 200g/kWh (Wirkungsgrad > 40%) - das aber auch nur in einem wenig praxisrelevantem optimalem Betriebsbereich. Die entsprechenden Kennlinienfelder werden wegen ihres Aussehens oft auch Muscheldiagramm genannt; vielleicht mal als Suchberiff verwenden.
Die von mir gerne zum Vergleich herangezogene Husqvarna 455 Rancher schneidet verbrauchsmäßig wie erwartet durch die Schichtladungstechnik etwas besser ab:
447g/kWh bei max. Leistung und 496g/kWh bei max. Drehmoment lt. KWF-Messung.
Rechnerisch beträgt der Gesamtwirkungsgrad also 17,5%.
Allerdings weiß man nicht, wie die Werte zustande gekommen sind und ob die Meßverfahren vergleichbar sind. Nehmen wir es einfach mal an.
Abgesehen vom Betriebszustand hat die Abstimmung des Motors und insbesondere der Gemischaufbereitung großen Einfluß. Wenn man ohne Katalysator die EU-Richtlinie 2002/88/EG Stufe II erfüllen will, kommt eine Vollastanreichung schon mal nicht in Frage. Die würde ja auch die ganze schöne Magermixtechnik aushebeln.
Einfache gemischgeschmierte Zweitaktmotoren, wie sie in Kettensägen verwendet werden, dürfen bei hohen Drehzahlen wiederum nicht zu stark abgemagert werden. Primär könnte die Schmierung gefährdet sein. Ferner ist die Motorinnenkühlung reduziert, was zumindest zu hohen Stickoxidemissionen führen kann, aber auch den Motor gefährden kann. Schließlich besteht die Gefahr zu hoher Vollgasdrehzahlen ohne Last, wenn es keine andere "Notbremse" (Zündunterbrechung etc.) existiert - Laufeigenschaften bei realer Belastung mal außen vor.
Gibt man nicht (so oft) unnötigerweise Vollgas, sieht die ganze Sache deutlich freundlicher aus. So kann eine leistungsstärkere Säge, welche überwiegend im Teillastbereich betrieben werden kann und damit trotzdem günstige Kettengeschwindigkeiten erreicht, durchaus verbrauchsgünstiger sein, als eine leistungsschwächere Säge, welche überwiegend bei Vollast und dann eher im Bereich der max. Leistung betrieben wird bzw. werden muß.
Auf der anderen Seite steht freilich die Masse der Maschine.
Für die meisten Gelegenheitsnutzer von Kettensägen dürften diese Unterschiede im Benzinverbrauch nebensächlich sein. Wesentlich mehr Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit haben da sicher ein geringerer Verschleiß - vorrangig der Schnittgarnitur, aber auch der Säge insgesamt. Ferner ist man dann eher daran interessiert, mit einer Säge das komplette Spektrum der Sägearbeiten erledigen zu können.
@ HeikoB:
Der Liefergrad hat mit der Füllung bzw. der Vollständigkeit des Gasaustausches zu tun. Das ist gerade beim Zweitakter ein Thema für sich.
Es ist schon so: Bei den meisten Motoren liegt der maximale Wirkungsgrad in der Nähe des maximalen Drehmomentes bei beinahe Vollgas. Man muß unterhalb einer evtl. Vollastanreichung bleiben. Die Frage ist aber, was man mit der Leistung, die da üblicherweise geliefert wird, in einem PKW auf die Dauer anfangen soll. Entweder ist die Kiste elendig untermotorisiert oder man erreicht Geschwindigkeiten, die schon wegen des dabei resultierenden Luftwiderstandes nicht gerade sparsam sein können - die Verkehrssituation mal außen vor.
An dieser Stelle setzen im Fahrzeugbereich Downsizing, Zylinderabschaltungen, Hybridkonzepte usw. an.
Die TSI-Fahrer haben den alten Ro80-Wankelgruß wiederentdeckt? Traurig, traurig...
Mich interessiert in dieser Diskussion vorrangig der Arbeitsschutzaspekt. Wenn überhaupt ergibt sich daraus ein Begründung für die "Vollgasgeschichte".
Gruß
Thomas