Problem des "Fressens" bei rostfreien Schrauben ("Edelstahl"

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Armfeile

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184
Hallo,

"Edelstahl"-Schrauben haben ja den Nachteil, dass es jederzeit zum Festfressen der Gewindepaarung kommen kann. Vor einigen Jahren habe ich das beim Bau eines Stabgitterzaunes schmerzlich zu spüren bekommen, da passiert es, dass einem nichts anderes mehr übrig bleibt als die verunglückte Verschraubung mit der Trennscheibe zu entfernen.

Selbst sehr geringe Beanspruchungen des Gewindes-also z.B. die Axialkraft, die aufgebracht werden muss um den Bolzen in den Nylonring bei DIN 985 Sicherheitsmuttern einzuschrauben können den Fressvorgang auslösen. Jeder Versuch des "Losdrehens" verstärkt dann das Fressen nur noch bis der Bolzen abschert oder (je nach Durchmesser) einfach nicht mehr Kraft aufgebracht werden kann, die Verschraubung ist verloren.

Bei kleinen (d.h. M4) "Edelstahl"-Schrauben die ich an einem Wasserfall am Teich verwendet habe hatte ich vorher etwas Fett aufgeschmiert, was sehr hilfreich sein kann.

Allerdings fragt man sich bei wichtigeren Verschraubungen ob die Verwendung von Fett nicht die notwendige Selbsthemmung der Gewindepaarung unzulässig vermindert.

Gibt es ein spezielles Produkt um besser mit diesem Kaltverschweißungs-Problem bei legierten, rostfreien Stählen (min. 12 % Chrom) fertig zu werden?

In Benzin tauchen?

Ich baue bald eine größere Aufständerungskonstruktion für Vakuum Röhrenkollektoren (Solarthermie) bei der ich Alu Stangpressprofile mit rostfreien Schrauben DIN 931/933 (M8, M10, M12) verschrauben will, da hätte ich mir das Fressproblem gerne erspart, kann jemand dazu einschlägige Hinweise geben?

Bevor ich das zum ersten Mal hatte habe ich das Problem mit dem Fressen völlig unterschätzt.

Danke

Gruß

Armfeile
 
Interessant, allerdings kann man annehmen, dass das für den kleinen Privatmann nicht oder nur sehr schwer zu beschaffen ist, mit anderen Spezialprodukten habe ich da so meine Erfahrungen gemacht. Und wenn man es bekommt dann nur 50 Liter zu enormen Preisen, oder weißt du es besser und kennst eine Bezugsquelle für das Gleitmo 925?

Hat schon jemand versucht, das Fressproblem mit handelsüblichem Graphit (für Schlösser) zu lösen oder wenigstens zu entschärfen?

Ich will halt gerne vermeiden dann da oben auf dem Dach rumkriechen und blockierte Schrauben flexen zu müssen.

Danke

Gruß

Armfeile
 
Armfeile schrieb:
Interessant, allerdings kann man annehmen, dass das für den kleinen Privatmann nicht oder nur sehr schwer zu beschaffen ist

Einfach mal gurgel bemühen und Anbieter finden !

Link

Ca 30.00€ für eine 250gr. Dose sollten bei dem Projekt doch noch drin sein und für 2 oder 3 Schrauben langt das dann allemal.

Für knapp 40,00€ gibts dann auch schon 500 gr.

Wo liegt dann das Problem :mrgreen:

Moderation von Janik: Ich habe den Link mal funktionstüchtig gemacht :wink:
 
Hallo, danke, ist ja eine sehr erfreuliche Nachricht.

Also wenn ich nach gleitmo 925 suche kommt außer den Herstellerseiten auf den ersten 6 Seiten nichts was nach einem inländischen Jedermann-Händler aussieht.

Wo kaufst du denn dein gleitmo 925?

Also es geht um ca. 60 Schrauben M10, ich hoffe man kann das auch pinseln oder die Schrauben reintauchen.


Danke

Gruß

Armfeile
 
Ich kaufe das gar nicht, weil ichs nicht brauche.
Habe einfach mal nach Never seeze PASTE (unter der Bezeichnung ist mir das ein Begriff) gegurgelt.
Da findet man dann doch den einen oder anderen Anbieter.
 
Versuch mal die Paarung A2 Schraube und A4 Mutter. Das bringt schon etwas.
Zudem würde ich den Zulieferer wechseln. Ich verarbeite auch überwiegend Edelstahl und bei mir fressen die Schrauben auch ohne solche Paarungsversuche, Beschichtungen und Anti Seize nur sehr selten. Alu in Seewasser beständiger Form ist da erheblich schlimmer.

Anti Seize ist eine echt blöde Lösung, da man das Zeug irgendwann überall hat. Für Alu aber die wirklich beste da einzige Lösung.

Edelstahlschrauben gibt es für wenige Cent mehr das Stück auch schon ab Werk mit einer chemischen Oberflächenbeschichtung, die genau das verhindern soll. Wird bei uns für Schrauben, die später vom Kunden nochmals gelöst werden sollen verwendet.

Ansonsten kann ich das hier empfehlen
http://www.loctite.de/SID-CA550278-64047E3B/schmierstoffe-anti-seize-29970.htm

Ansonsten ist Kupferpaste oder ähnliches auf Titan oder Keramikbasis eine Empfehlung wert, da man so etwas schon eher im Haus hat und bei 10 Schrauben braucht man dann nicht extra was kaufen.
 
Ich verwende dazu ein Mittel von Klüber, ein weißes Montagefett (Bezeichnung folgt nächste Woche bei Interesse).

Grundsätzlich ist die Reibung im Gewinde sogar schädlich, sie erhöht die (eigentlich sinnlose) Torsionsbelastung des Schafts und des Gewindes erheblich. Rein theoretisch sollte man das Gewinde so gut wie möglich schmieren (ideal Reibung null) und dafür die Reibung unter dem Schraubenkopf erhöhen, z.B. durch geeignete Sicherungselemente. Die Schraube bekommt dann keine Torsionsspannung mehr ab und wird nur axial belastet, die Sicherung übernimmt die Auflagefläche.

Dass das nur in der Theorie möglich ist is mir auch klar, bei bestimmten Anwendungen müssen die Gewinde aber sogar gefettet werden. Der Schraubenkopf wird entfettet und mittels Nordlock-System gesichert. Man kann für leichtere Verschraubungen auch Zahnscheiben usw. verwenden, allerdings sind vor kurzem einige dieser Elemente aus der DIN geflogen weil sie eigentlich eher schaden als nutzen. Welche das genau sind kann ich nicht sagen, das einzig mir bekannte wirklich funktionierende Sicherungssystem für den Schraubenkopf ist Nordlock.

Edit: Bei sehr nasser Umgebung, wo ein Festrosten droht, nutze ich Silberfett alias Metallgleitpaste. Das Zeug verhält sich ähnlich wie Kupferpaste, wirkt aber besser gegen Rost.
 
Gibt es eigentlich einen Online-Shop der die Fuchs Lubritech Produkte in größerem Umfang, aber in kleinen Mengen führt? Das Unternehmen hat ja doch das ein oder andere tolle Schmiermittel im Angebot.

Gruß
Phil
 
Hallo,

Zu diesem Thema gibt es unendlich viele Diskussionen aber es gibt nichts besseres im Leben als die Erfahrung. Ich habe an vielen Schulungen sowie Seminare teilgenommen und auch hier wurden Geschichten erzählt und Produkte vorgestellt die an sich aber nie ein positives Resultat gebracht haben.
Wir benutzen in der Firma seit Jahrzehnte einfach nur Rindsfett zur Montage von Inox Verschraubungen. Einziger Nachteil ist das man dies nicht einfach auf der Baustelle liegen lassen darf ansonsten es die Ratten anzieht. Dies bekommt man in jeder Metzgerei zu kaufen und es kostet quasi nichts. Es gibt das Gleiche Produkt vom Schwein was aber nicht zufriedenstellend ist. Dieses Fett wird in der Regel in meiner Gegend in einem speziellen Papier für Metzgerei Produkte verpackt und wenn ich mich jetzt nicht irre ist das Bild vom Rindsfett blau und fürs Schweinefett rot.
Bei der Ermeto Verrohrung für die Schmieranlagen haben wir es noch besser abgesichert indem wir immer Inox Überwurfmuttern benutzen und Messing Baustücke. Viele Leitungen sind unter dem Sinter, Späne, Wasser sowie sonstigem Schmutz nicht wieder zu finden und sind so sehr großen Bedingungen ausgesetzt. Das gute ist aber dass die Inox Verschraubungen nach Jahren nie festfressen und so bei Reparaturarbeiten wenigstens hier keine Probleme machen.

Mfg. Koordinate.
 
Hallo,

danke für die Anmerkungen.
Ich wollte mir nun gerade dieses Weicon-Anti-Seize bestellen und nun bin ich wieder verunsichert.

Die speziellen Produkte haben alle nichts getaugt? Wirklich?

Bei mir geht es nicht um Rohrverschraubungen mit Überwurfmuttern sondern einfach um Gewindeschrauben M10/M12 für eine Metallkonstruktion auf dem Dach. Da das Arbeiten da oben eh heikel ist kann ich da keine Komplikationen (Gewindefresser) gebrauchen, an einem leicht zugänglichen Zaun z.B. würde ich ohne diese extra Vorkehrungen verschrauben und sehen ob es geht.

Was ich nicht verstehe ist, wie sich der Vorteil von tierischem Fett gegenüber Mineralöl-Fett erklären soll?

Das Problem ist ja, dass eine Verschraubung nur dank der Selbsthemmung (Voraussetzung Steigungswinkel, Keilwinkel kleiner gleich 15 Grad) hält die wiederum vom Reibewert der Flächenpaarung abhängt, ein Gewinde ist ja ein "aufgewickelter Keil".

Ich will was gegen das Fressen tun aber eben gerade keinen normalen Schmierstoff draufgeben mit dem ich ein späteres Lockern der Verbindung riskiere.

Mit dem Rinderfett, ist das nicht ein Problem dass dann alle Werkzeuggriffe usw glitschig werden, hohes Unfallrisiko?

Das Besondere an den Spezialprodukten ist m.W. ja dass es durch die Feststoffpartikel eine spezifische Anti-Fressen-Wirkung gibt die eben nur bei sehr hoher Pressung wirkt und nicht einfach alles nur schmierig macht so wie man auch mit einfachem Maschinenfett haben kann?

Gruß

Armfeile
 
Hallo
Weicon Anti-Seize ist gut, ich find die Loctite Anti-seize aber besser.
Es hängt auch einiges von der Qualität der Schrauben ab. Zum teil sind die schon in der Packung rauh und gehen schwer.
Ansonsten V2A und V4A kombinieren das hilft auch
 
Hallo,

Genau, bis heute hat noch kein Vertreter mich in diesem Bereich überzeugen können aber im Gegenteil haben wir viele Montage Firmen unsere Erfahrungen mitgeteilt die die Vorteile schnell erkannt haben. Warum und wodurch dieser Schutz zustande kommt kann ich leider nicht sagen denn wir haben nie eine Studie hierzu in Auftrag gegeben. Ich bin aber überzeugt dass es Heutzutage Schmiermittel gibt die diese Eigenschaften haben aber dann kosten die auch Geld. Dieses Wissen müsste man in der Lebensmittel Industrie bestimmt wieder finden. Auch hier habe ich gute Kontakte und werde bei einer nächsten Gelegenheit einmal die Frage stellen.

Haupteffekt von diesem Tierfett ist das verhindern einer Kaltverschweißung. Das Festfressen während der Montage kann man in der Regel mit quasi jedem Öl oder Fett verhindern. Bei der Verwendung von Edelstahlschrauben muss man immer Berücksichtigen dass die Reibungswerte wesentlich grösser sind als bei vergüteten Stahlschrauben. Der Gewindeflankendruck einer Inox Mutter hat nun eben bei diesen Schrauben die Tendenz sich festzufressen was man mit einem Schmiermittel verhindern kann. Es reicht nicht nur das Gewinde zu schmieren sondern auch die Auflagefläche der Mutter muss geschmiert sein um den Reibungswert so gering wie möglich zu halten.

Alles beginnt aber bei der Qualität der verwendeten Edelstahlschrauben sowie die Muttern und Scheiben. Dieses rostfreie Material ist unter der DIN 17440 sowie ISO 3506 erfasst. Normalerweise für die Herstellung der Schrauben wird ein austenitischer Edelstahl verwendet der die besten Eigenschaften aufweist. Die chemische Zusammensetzung ist weit gefächert und so muss man sich immer auf die Bezeichnung vom Hersteller verlassen. Die Edelstahlschrauben sollten schon zur Klasse A2/70 oder A4/70 gehören, aber A2/80 und A4/80wäre noch besser.

Verzichten würde ich auf jeden Fall auf eine Festigkeitsklasse wie A2/50 oder A4/50 die man in den meisten Supermärkte begegnet.
Sowie Sie das hier beschreiben sollte man dann auch ein Drehmomentschlüssel verwenden mit einem Anzugsdrehmoment von 32Nm für M10 und 56Nm für M12, immer ohne Schmierung. Schrauben der Stahlgruppe A4/70 haben immerhin eine Zugfestigkeit von 700N/mm²min. bei 20°C.

Ich sehe aber wirklich kein Problem dass sich die Schrauben selbst durch Spannungen in der Konstruktion lösen sollen wenn alles fachgerecht montiert ist.

Für mich gibt es auch kein Unterschied bei der Verwendung von Fett oder Öl das das Unfallrisiko erhöhen soll wenn man es korrekt anwendet.

Sowieso sollte man vor jeder Arbeit einmal die Risiken vom Umfeld aufzählen und die Risiken der auszuführender Arbeit auflisten. Als nächster Schritt sollten die Mittel oder Prozeduren hinter jedem Risiko eingetragen werden und so sollte man jeglichem Unfall vorbeugen. Hier begegnen wir einmal die Verwendung von einem Schmiermittel wo man dann noch genauer die chemische Zusammensetzung vom Hersteller haben müsste usw. und dann die Beschreibung wie es auf der Baustelle zu verwenden ist. Hier zum Beispiel würde ich eine geschlossene Dose vorschlagen die das werken schon wesentlich vereinfachen würde sowie ein Tuch für die Finger zu säubern.

Mfg. Koordinate.
 
Hallo,

@vollkrass

Ja, so könnte man sich helfen aber man darf nicht vergessen dass ein Edelstahl wie zum Beispiel ein V4A eine größere Korrosion Beständigkeit hat gegenüber einem V2A, aber beide sind gut. Betrachtet man die chemische Zusammensetzung liegt der Unterschied dieser beiden Werkstoffe im Verhältnis von Chrom, Nickel, Molybdän und Kohlestoff.
Von der Oberfläche her kann man beide nicht unterscheiden und so sollte man genau hinschauen ob das Material gekennzeichnet ist. Wenn dies nicht der Fall ist gehören die Schrauben oder Muttern in die Klasse der A2/50 die wiederum eine geringere Festigkeit haben gegenüber den A2/70.

Mfg. Koordinate.
 
Hallo Koordinate und die anderen, danke für die Beiträge!

Allerdings finde ich es etwas bedenklich wie du überall die Reibung mindern willst, sogar an der Mutternauflagefläche, das kann ich jetzt nicht so nachvollziehen, eine relevante Kaltverschweißung wird gerade dort kaum auftreten, im Vergleich zu den Flanken der Gewindegänge ist dort die Flächenpressung nämlich gering.

Alle Verschraubungen benötigen eine gewisse Reibung um die notwendige Selbsthemmung sicherzustellen. Die Normalkraft senkrecht zur schiefen Ebene kann nur etwas bewirken wenn die Paarung auch einen gewissen Reibebeiwert hat. Das Lockern kommt wesentlich vom Abtragen und Abplatten erhabener Mikrostukturen durch Vibration und Wechselbeanspruchung (weshalb ja auch neue Verschraubungen eine Weile nach Inbetriebnahme nachzuziehen sind. In Anwesenheit von Standartschmierstoffen ist die Löseneigung auf jeden Fall erhöht, was ja auch nicht das richtige ist.

Eine Verschraubung ohne Reibung so wie du sie anstreben möchtest hätte keine Selbshemmung, da müsste man dann formschlüssige Sicherungen vorsehen.

Die Geometrie des Gewindes und die auftretenden Kräfte sind auch alle genau die gleich wie bei anderen Schrauben, das Problem bei chromlegiertem Stahl ist die extreme Neigung zur Kaltverschweißung und diese ist werkstoffbedingt.

Aber es hätte natürlich auch seinen Sinn, wenn ihr das Tierfett einfach aus Kostengründen nehmt.

Gruß

Armfeile
 
So, satt des kürzlich vorgesehenen Weicon Anti Seize, hab ich mich nun für Molykote Super Anti Seize P 74 (500 g Dose) entschieden, der Grund war einfach der, dass das sonst recht teure Zeug (30 €) wegen einer Geschäftsauflösung recht günstig war (10 €).

Dass ich mit anderen Molykote Produkten von Dow Corning (MOS Lagerfett) gute Erfahrungen habe hat geholfen, auf jeden Fall ist Molykote eine Marke für professionelle Anwendung von der ich gute Leistung erwarte, hoffentlich bestätigt sich das.

Da ich schon Ratten im Garten mal gesehen habe schien mir das Rinderfett nicht so ideal, zumal es ja nun wärmer wird usw.

Gruß

Armfeile
 
Thema: Problem des "Fressens" bei rostfreien Schrauben ("Edelstahl"

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