Ich habe mit Kugellagern von den typischen Billigshops wie agrolager.de, ekugellager.de usw nur gute Erfahrungen gemacht. Die Lager sind optisch immer einwandfrei, maßhaltig und Laufen ruhig. Ich habe für private Projekte schon viele Lager dort bestellt, und teilweise auch hier und da bei Firmen verbaut. Beschwerden kamen mir da noch keine.
Natürlich würde ich die no-name Chinalager nicht unbedingt bei einer Präzisionsmaschine als Spindellager verbauen, oder an Stellen wo die Montage- und Demontage sowie Stillstandskosten in keinem Verhältnis zu den Kosten des Lagers stehen, bei SKF und FAG kosten kleine Standardlager halt deutlich mehr, aber oft sind das einstellige-zweistellige Eurobeträge, und die interessieren in der Industrie halt nicht, weil die Arbeitskosten ein Vielfaches betragen. Hier lassen sich SKF und FAG halt ihre Namen und die Zuverlässigkeit die dahinter steht bezahlen, und das ist auch OK.
Man wundert sich teils schon wie die Qualität bei dem Preis stimmen kann, z.B. habe ich für ein privates Bastelprojekt ein paar UCF204 für 6€ bestellt, das ist sehr viel Lager für sehr wenig Geld, da war ich beim Bestellen skeptisch, wurde dann aber sehr positiv überrascht.
Bei der Temperaturmessung in dem Test würde mich die Fettfüllung interessieren, mehr Fett = mehr Temperatur. Weniger Fett heißt normal aber auch mehr Geräuschentwicklung. Hier haben die Hersteller sicher andere Philosophien. Am lautesten sind entfettete Lager mit entfernten Dichtscheiben (haben wir früher immer zum Spaß gemacht, auf einen Schraubenzieher gesteckt und mit Druckluft auf Drehzahl und dann Sausen lassen) aber die laufen auch am leichtesten.
Bei der Wälzlagerauslegung und Lebensdauerermittlung kann man im "Dauerfestigkeit" Bereich Ankommen. Hier ist die Belastung im Vergleich zur Belastungsfähigkeit des Lagers so gering, das der Schmierfilm nie durchbrochen wird, und es nie zu Metall-auf-Metall Kontakt kommt. Die Lebensdauer des Lagers hängt dann (laut Lagerherstellern) nur von der Reinheit des Schmierstoffes ab, da nur Dreckpartikel im Schmierstoff, die als Schleifpaste fungieren, das Lager überhaupt beschädigen können.
Dauerfestigkeit erreicht man oft bei Werkzeugmaschinen, z.B. sind Hauptspindellager an Drehmaschinen zum Zwecke der Steifigkeit so massiv überdimensioniert (auch für den Spindeldurchlass zur Stangenbearbeitung) das man zwangsläufig im Dauerfestigkeitsbereich ankommt. Daher gehen die auch sehr selten kaputt und werden sehr selten getauscht. Typischer Versagensfall wäre zu wenig Lagervorspannung (dadurch "lose" laufende Schräglagerpaare z.B.) oder zu viel Vorspannung, die dann in zu hoher Temperatur endet, oder zu wenig/zu dreckiger Schmierstoff. Und natürlich Schlagbelastung im Stillstand, wenn Jemand auf der Drehmaschine Wellen per Hammer Richtet.
Die bekannten Lagerhersteller wie FAG und SKF haben umfangreiche PDFs online zur Auslegung, Lebensdauerermittlung, Schmierempfehlungen usw. Daraus kann man sicher mit etwas Detektivarbeit auch Ableiten, mit welcher Philosophie die ihre Lebensdauergeschmierten Lager packen. Hier gibt es auch Kompromisse, so eignet sich ein fettgefülltes Lager nicht für die höchsten Drehzahlen, das gleiche Lager ölgeschmiert macht mehrere 1000 u/min mehr mit. Mehr Fett heißt dann auch weniger Höchstdrehzahl, daher könnte man sich dazu entscheiden das Lager eher sparsam zu Schmieren. Die 0815 Standardlager sind immer ein bisschen "Kompromiss" und mit einer anwendungsspezifischen Schmierlösung kann man u.U. mehr aus dem Lager herausholen.
Dann würde ich auch zu Bedenken geben das Kugellager sich äußerlich kaum verändern, so sind die Abmaße ja seit Ewigkeiten Standardisiert. Dennoch haben sich sich die Leistungsmerkmale der Lager schon ziemlich verbessert, selbst bei den Standardlagern aus 100Cr6 Stahl. Das liegt meiner Meinung nach an den verbesserten Fertigungstoleranzen, verbesserter Oberflächenqualität, besseren Schmierstoffen und dem intelligenteren Einsatz der Schmierstoffe, und kleine Details in dem Design der Laufbahnen. Wo sonst soll ein Lagerhersteller Leistung herausholen, wenn nicht aus diesen Details?
Das hier die großen wie SKF und FAG von einem unbekannten Nischenhersteller dramatisch übertrumpft werden, erscheint erstmal unrealistisch. Ich würde hier aber z.B. eher ein teures Schrägkugellager vergleichen, das in Hochgenauigkeitsausführung als Paar verkauft wird, weil das kommt wahrscheinlich noch aus Deutschland. Hier macht der Billiganbieter dann auch den etablierten Herstellern nichts vor, sondern liegt maximal Gleichauf wenn sie ihre Hausaufgaben gemacht haben.
Die 0815 Lager, insbesondere solche Spannlager wie im Test verglichen, sind für Anwendungen mit explizit schlechter Genauigkeit. Die Kugelform soll ja Winkelfehler im Aufbau ausgleichen, hier ist immer davon auszugehen das die Konstruktion um das Lager herum in allen Bereichen suboptimal ist, und hier kann ich mir gut vorstellen das SKF auch keine überragende Qualität liefert, sondern den 0815 Standard wie alle auch, weil das schlicht angemessen ist. Und die Produktion ist da möglicherweise auch vor X Jahren schon mal nach Osteuropa oder China ausgelagert worden.