Nun das echte Tagesgeschäft liegt ja schon seit Jahren in den Händen der eingesetzten Geschäftsführung, und ich glaube auch nicht das Reinhold Würth da aktiv Einfluss ausübt, dafür ist er zu weit entfernt.
Aber Leitfigur ist er mit Sicherheit nach wie vor, und ich denke das viele sich dadurch beeinflussen/lenken lassen. Ich würde da statt "Sekte", was ja stark negativ konnotiert ist, eher von Personenkult sprechen, auch nicht nur positiv zu verstehen, aber dennoch weniger negativ als "Sekte". Wobei ich das auch, wenn, nur als internen Motor sehe.
Ich denke die Mehrheit der Kunden wird betriebswirtschaftliche Entscheidungen nicht von einer Leitfigur abhängig machen. Und wenn, geht es dann auch eher um Anti- als um Sympathie. Ist zumindest meine Beobachtung. Es wird also eher nicht gekauft weil man XY nicht mag, als das man kauft, weil man XY mag. Bzw. es wird unter Umständen eher auf einen günstigeren Preis verzichtet weil man den Anbieter nicht mag, als das man, weil man jemanden mag, den günstigeren Preis eines konkurrierenden Unternehmen ausschlägt.
Das deckt sich ja mit seiner Aussage/Beobachtung von Arroganz im Konzern, nur das er von mittlerem Management spricht während die Kunden diese Arroganz schon an der Basis verspüren. Ist jedenfalls ein Argument das man immer wieder hört, wenn eine Entscheidung zuungunsten von Würth gefallen ist. Und trotzdem ist und bleibt es eine Minderheit - 14 Mrd. Umsatz lügen da halt nicht.
Ich glaube auch nicht dass man von den in Stiftung/Aufsichtsrat etc. sitzenden Familienmitgliedern solche Briefe zu erwarten hat. Das wäre nicht authentisch, Du hast das ja schon plastisch dargestellt.
Was ganz interessant ist, ich hatte vor den Videos dazu keine Zahlen gefunden, ist ja das zu dem Zeitpunkt, und nach eigener Aussage, nur etwa 3% des Sortiment überhaupt aus eigener Produktion stammen, der Rest wird zugekauft, bzw. von den jeweiligen Herstellern direkt nach Würth Lastenheft & Design hergestellt und auch in der entsprechenden Würth-Verpackung verpackt.
Lass es heute etwas mehr sein, lass ein paar der Produkte vielleicht "exklusiv" sein - aber solange wie das große Konzept einkaufen & verkaufen mit enormer Lagerhaltung & Logistik ist, bei den Produkten wo es drauf ankommt "sorgenfrei" mit Zulassung usw. ist, solange wird der Konzern Kunden haben.
Und die Mischkalkulation reist es am Ende halt raus. Da kann man für jemanden der ne "Palette" Schrauben kauft, schonmal einen Schrauber oben drauf legen.
Und die Kunden haben aufgrund des Vertriebsmodell das Gefühl, wie am Roulette-Tisch, "da geht noch was"/"da kann ich noch was rausholen".
Und es gibt (noch) genug Kunden die das alles, inkl. Orsy-Auffüll-Service, total Klasse finden. Kenne einige die da ins totale schwärmen geraten, die würden im Leben nicht probieren über einen "neuen" Anbieter, online, bessere Konditionen auszuhandeln bzw. da selber tätig werden. Solange wie der AD'ler kommt und auffüllt, und hier und da ein Zollstock und der jährliche Kalender abfällt ... Nicht zu vergessen die "fetten Prozente" auf dem (geduldigen) Papier ...
Wirklich was gewinnen kannst Du als Kunde dabei doch eh nur dann, wenn Du selber eine nicht zu unterschätzende Größe hast/bist und die Kaufkraft hast dem AD'ler auf den Thron verhelfen.
In meiner Vorstellung der Zukunft die einer reinen Dystopie gleicht, kann sowieso nur ein Konzern wie Würth überhaupt noch eine effektive Konkurrenz zu Amazon darstellen. Alles was dazwischen liegt, wird aufgefressen.
Viele Grüße,
Oliver