Wie versprochen, erste Werte für euch. Ich stelle nach und nach ein paar getestete Schlüssel vor, gehe dabei von klein nach groß. Der erste Schlüssel ist ein Kanon N50LTDK, Bereich 1-5 Nm. Er besitzt eine Sechskantaufnahme für E6,3 Bits. Der Schlüssel knackt nicht, sondern besitzt eine Art Rutschkupplung, die bei Erreichen des Zieldrehmoments überrutscht
Den Schlüssel habe ich vor ca. 5 Jahren über ein bekanntes Auktionsportal gekauft, Kaufpreis war meine ich etwa 50 €. Ich weiß nicht, wie alt dieser Schlüssel ist. Er ist auf jeden Fall neu, es sind keine Gebrauchsspuren sichtbar. Der Schlüssel wurde bei mir immer in der Wohnung, also trocken und warm gelagert und immer entspannt.
Ich habe ihn seit Kauf einige Male genutzt, aber eher selten. Vorrangig am Fahrrad und um Zieloptiken auf Picatinny Schienen zu befestigen. Für Präzisionsgewehre ist es entscheidend, dass die Schrauben der Zieloptiken sehr gleichmäßig angezogen sind, ansonsten kann es alleine dadurch schon zu Abweichungen kommen, dass eine Schraube 3, die andere 5 Nm hat.
Was noch erwähnenswert ist: Kanon gibt eine Auslöseabweichung von +- 3 % an, ein sehr guter Wert. Die meisten Hersteller attestieren ihren Schlüsseln in diesem Drehmomentbereich +- 6 % Abweichung. Das ist auch der von der Norm für Drehmoment Handschraubendreher geforderte Wert. Namhafte Hersteller wie Gedore liegen in diesem Bereich, siehe z. B. hier:
Drehmomentschrauber 1/4" 1-6 Nm
Es gilt zu beachten, dass die für die Prüfung eingesetzte Messdose lediglich 2-100 Nm offiziell abdeckt. Strenggenommen dürfte der untere Wert des Drehmomentschraubendrehers von 1 Nm also gar nicht gemessen werden, da der Hersteller in diesem Bereich keine Genauigkeit von +- 1% mehr garantiert. Da so eine Messdose aber im Bereich von ~ 1500€ liegt, bin ich nicht bereit, für den Bereich unterhalb von 2 Nm extra noch eine anzuschaffen, zumal ich diesen Bereich eh nie benötige.
Ich war also nicht päpstlicher als der Papst und der Schlüssel wird nicht gewerblich eingesetzt, weshalb ich es einfach mal probiert habe. Und siehe da, plausible Werte als Ergebnis, wenngleich vielleicht nicht 1 % genau, wer weiß das schon.
Die ISO 6789:2017 fordert außerdem, dass die Messabweichung der Drehmomentmesseinrichtung nicht größer als 1/4 der höchstzulässigen relativen Messabweichung des Drehmoment-Werkzeugs ist. In diesem Fall 3 % geteilt durch 4 = 0,75 %. Auch das schaffen wir bei diesem Schlüssel nicht ganz, wir liegen bei 1 %. Seis drum. Bei allen (folgenden) Schlüsseln ab 2 Nm liegen wird drinnen.
Wie ihr anhand der Werte seht, liegt der Schlüssel bei 2 Prüfungen leicht außerhalb, für meine Belange spielt das aber überhaupt keine Rolle, weshalb ich diesen Schlüssel nicht justieren werde. Das ist mir den Aufwand nicht wert.