@ moto4631
Ich habe auch schon einiges im Dickbett verlegt - aber eher im Außen- und Nutzbereich und eher Feinsteinzeug als Fließen. Ich im Sockelbereich verlege ich gern Riemchen. Die habe ich schon klassisch im Dickbett verlegt - verwende aber auch ein anderes Verfahren mit Kleber.
PERFEKT:
Ja, unter unseren Altvordern gab es mehr echte Profis, die nicht nur irgendwie am Rande des Anschisses ihren Job gemacht haben, sondern auch ihre Berufsehre hatten. Vor einigen Jahren wurden im Haus meiner Mutter die Bäder neu gemacht. Da tat einem das rausstemmen auch fast in der Seele weh. Akkurat bis ins kleinste Detail. Und die hatten keine Diamantsägen und Diamantbohrkronen, um irgend etwas auszuschneiden. Allerdings konnten sie sich auch mehr Zeit nehmen. Heute möchte ja ein Badezimmer am liebsten an einem Tag komplett fertig sein.
Im Dickbettverfahren kann man je nach Mörtelart oft nur ein paar Reihen pro Tag setzen. Bei reinem Zementmörtel (Mörtelgruppe 3, für viele hoch belastete Bereiche zwingend) besteht sonst die Gefahr, daß einem der ganze Quatsch von der Wand kippt oder sich zumindest Beulen bilden.
Das Dickbettverfahren wird in hoch strapazierten Nutzräumen und im Außenbereich noch gern verwendet, obwohl es viele jüngere Fliesenleger scheinbar nicht mehr wirklich drauf haben. Ich habe gehört, daß es im Strafvollzug teilweise Usus sein soll - zumindest da, wo die ganz schweren Jungs brummen. Man hat wohl keine Chance, mal eben mit improvisiertem Werkzeug eine Fliese im ganzen herauszubekommen, um beispielsweise dahinter etwas zu verstecken. Die Wärter klopfen angeblich auch regelmäßig alle Fliesen ab - ob es irgendwo hohl klingt. Mit geklebten Fliesen klappt das wohl nicht so besonders bzw. führt öfters man zu falschem Alarm...
Ein Mittelding zwischen Klebe- und Dickbettverfahren verwendet man bei hoch belasteten Fliesen im Außenbereich - z.B. in Schwimmbädern. Meine Sockelriemchen setze ich meistens auch so. Das Grundprinzip nennt sich Floating Buttering Verfahren und funktioniert mit Flexkleber. Die anzustrebende Schichtdicke beträgt ca. 5mm - also mehr als beim normalen Klebeverfahren. Die Wand wird abschnittsweise kreuzweise dünn mit Kleber bestrichen - also regelrecht eingearbeitet. Der Beton oder Putz der Mörtelgruppe 3 darunter muß vollständig abgebunden sein (4 Wochen+). Die Kleberfläche darf nicht antrocknen. Die übliche Zahnkelle verwende ich dabei nicht. Die Fliese wird ähnlich vorbereitet - also ob man eine Stulle schmieren würde; daher der Name - dann kommt auf die Fliese ein wohldosierter "Grabhügel" aus Kleber und damit wird die Fliese so gesetzt, daß einerseits keine Hohlräume entstehen und andererseits noch in voller Tiefe gefugt werden kann. Nach ein paar 100 Fliesen bzw. Riemchen ist man soweit, daß man keinen Schraubenzieher zum nachpfuschen mehr braucht... Außerdem braucht man Keile, um das Fugenbild optimal einzustellen und ein abrutschen zu vermeiden. Die Konsistenz des Klebers muß ganz genau stimmen, sonst wird man wahnsinnig. In Verbindung mit hochwertigem Flexfugenmörtel bekommt man so eine extrem belastbare Oberfläche. Mit Marken-Fliesenkleber geht das durch die große Schichtdicke ganz schön ins Geld. Preisgünstiger Flexkleber mit gleicher Spezifikation (es gibt da Normungen) geht aber genauso gut. Nur bei der Fugenmasse setze ich wegen der chargenübergreifenden Farbgenauigkeit auf Markenprodukte, wenn es um große Einzelflächen geht, die nicht am Stück gefugt werden. Die Preise dafür sind allerdings eine Frechheit...
Zurück zum Bad:
Ich würde abstemmen, neu verputzen und die Fliesen kleben. Die Putzstärke würde ich an den gewünschten Ansätzen anpassen, so daß man ohne Leisten übergangslose Flächen erhält. Über den Fliesen würde ich über einen diffusionsoffenen Edelputz nachdenken. Der Übergang kann ruhig ein paar Zentimeter Reserve haben; die sind schnell zugezogen. Fliesenkanten sollte man dabei sicherheitshalber abkleben, damit es keine Kratzer gibt. Zum putzen würde ich mir ggf. einen Maurer holen, wenn ich das noch nicht gemacht habe - oder irgendwo üben, wo es nicht so drauf ankommt. Das sieht zwar leicht aus - ist es aber nicht unbedingt, wenn richtig genau sein soll.
Nachteil dieser Verfahrensweise:
Der Putz muß vollständig abbinden und trocken sein, bevor man fliesen kann. Regulär dauert das Wochen. Es kommt auf die Wände, die Temperatur und den Mörtel an, ob man es auch eher wagen kann. Die Fliesenkleberhersteller garantieren dann aber für nichts... Aber heute putzen - morgen fliesen - das würde ich auf jeden Fall lassen. Auch fugen sollte man frühestens einen Tag nach dem fliesen. Bevor man dann bohrt und montiert wieder einen Tag warten - so geht die Zeit dahin. 4 Wochen lebt man unter dem Strich ohne Bad, wenn man kein anderes zur Verfügung hat. Tja, und ohne neuen Fußboden - vielleicht mit einer Heizung - und neuen Sanitärteilen von der Wanne bis zur Kloschüssel würde ich den Aufriß auch nicht machen. Wenn schon, denn schon. Da sind schnell ein paar 1000 Euro weg, wenn man es nett haben will.
Weil das so ist, verkaufen sich eben auch die "Drüberpfusch-Systeme". Es gibt ja sogar Farben, die man über die Fliesen streichen kann... Das hat ein Mieter eines Kunden von mir so gemacht - in einem frisch renoviertem Bad, weil ihm die Farbe nicht gefiel - natürlich ohne zu fragen, liederlich und in einer extrem gewöhnungsbedürftigen Farbe. Als er recht bald danach wieder auszog, flog die Sache natürlich auf. Die Sache ging vor Gericht, weil die Kaution solche Events nicht abdeckt. Das Bad ist lange neu gefliest und die Wohnung wieder vermietet. Auf sein Geld oder auch nur ein Urteil wartet mein Bekannter bestimmt immer noch.
Gruß
Thomas