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Bezüglich Design gab und gibt es auch viele unterschiedliche Ansatzpunkte und Aufgabenstellungen. Im Bereich Architektur wurde vom BAUHAUS (bedeutende richtungsweisende Akademie, Blütezeit um 1920) die Parole ausgegeben: Form follows Function. Diesen Satz halte ich persönlich für total einseitig und grundverkehrt. Denn selbst das Lloyds-Gebäude in London, bei dem viele Rohrleitungen und Konstruktionselemente außenliegend sichtbar angebracht sind, folgt formal nicht sklavisch der Funktion. Im Gegenteil wird nur die Haustechnik gezeigt, die auch ästhetisch ansprechend und vorzeigbar ist. Alle Elektroleitungen und Sanitärtrassen sind verkleidet (mit Edelstahl) oder versteckt geführt. Also ist auch das auf den ersten Blick als Paradebeispiel für für diesen Grundsatz geltende Objekt keinesfalls konsequent darauf ausgerichtet, sondern gaukelt dies nur vor. Design muß zwingend auch nach ästhetischen Aspekten entworfen werden, wenn es erfolgreich sein will. Allerdings gibt es Einflüsse, die die reine Ästhetik überwiegen. So darf ein Kia Rio nicht zu sportlich und hochwertig aussehen, da er sich sonst schlecht verkauft. Oder ein Billig-Akkuschrauber für 20,-€ darf dem höherpositionierten Modell aus gleichem Hause nicht durch zu hochwertiges oder besonders funktionales Design die Käuferschaft entreißen. Billig muß auch billig aussehen, sonst wird es nicht in ausreichender Stückzahl gekauft. Das Privileg des Besonderen muß auch mit entsprechend reduzierter Stückzahl, künstlicher Verknappung (Bosch blau nur beim Fachhändler) und überhöhtem Preis verbunden sein, um wirklich ernst genommen zu werden. Ein Beispiel: Der Käufer eines HILTI-Bohrhammers erwartet einfach, daß sein Gerät 40% mehr kostet, als der vielleicht gleich gute makita-Bohrhammer. Der HILTI würde schlagartig seine Stammkäuferschaft verlieren, kostete er nicht den gewohnten Aufpreis. Das gleiche gilt auch für Autos. Oder würde nicht jeder in's Grübeln kommen, wenn der Mercedes E220cdi plötzlich 1,-€ billiger (statt 3.000,-€ teurer) wäre, als der gleich ausgestattete und gleich starke Audi A6 2.0 TDI ? Das sind die Gesetze des Marktes, die nicht immer ganz logisch oder naheliegend sind. Und denen muß sich auch das Design beugen.