Hallo,
ich wundere mich immer wieder über den Standesdünkel, dem viele Deutsche bzgl. der deutschen Ingenierskunst immer noch nachhängen. Nationalstolz ist in Maßen ja vielleicht keine schlechte Sache, aber in den allermeisten Technologiebereichen hat Deutschland seine führende Rolle doch schon lange verloren.
Der Nachbau eines Transrapid ist für ein in diesem Bereich tätiges und ausreichend leistungsfähiges Unternehmen grundsätzlich keine große Sache. Die technischen Grundprinzipien sind alle bekannt und gehören lange zum technischen Allgemeingut. Da kann man auch nichts wesentliches patentieren.
Heute bauen die Chinesen zum üben ein Quasi-Duplikat und schon in 1...2 Jahren haben sie ein besseres und vor allem kostengünstigeres Produkt, wenn das einen großen wirtschaftlichen Erfolg verspricht. Den Transrapid nach China zu verkaufen, war sowieso die letzte Chance, noch einen Bruchteil der Investitionskosten (Steuergrab) zurückzubekommen. Solche Sachen haben eben keine lange Halbwertszeit.
An einem Transrapid hat hier keiner ein wirkliches Interesse. Zumindest nicht die normalen Bürger. In Deutschland wären die meisten Leute ja schon dankbar, wenn nicht noch mehr normale Bahnstrecken stillgelegt werden würden, Bahnfahren halbwegs bezahlbar wäre und die Bahn einen adäquaten Beitrag zu Gütertransport leisten würde. Typen wie Stoiber, die hauptsächlich "Wirtschaftförderung" auf der Basis von Subventionsbetrug im Kopf haben, mal außen vor.
Die Frage bei solchen Projekten ist doch kaum noch die technische Machbarkeit, sondern viel mehr die Wirtschaftlichkeit. Der Bau von Zügen oder Flugzeugen ist mangels großer Stückzahlen nun einmal handarbeitsintensiv. Wenn man sich die diesbezüglichen Bedingungen in Deutschland ansieht, ist es nur logisch, daß solche Bereiche in Länder mit besseren Wirtschaftsbedingungen verlagert werden. Das ist ein wirtschaftlicher Zwang. Wer dem nicht nachkommt, geht über kurz oder lang zu Grunde.
Für gewöhnlich dauert es nicht lange, bis auch der Bereich technische Entwicklung und das Management umzieht. In Deutschland verbleibt dann ein "Vertriebszentrum". Das darf um Gottes Willen keinen nennenswerten Gewinn machen und wendet mindestens ein Drittel seines Verwaltungsaufwandes für die Befriedigung von FA, Zoll und anderen staatlichen Geldeintreibern auf.
Das Ganze ist schon oft so oder so ähnlich passiert. Warum sollte es hier anders sein?
Bei den Flugzeugen wird es wohl ein paar Jahre länger dauern. Da stecken ja viele Steuermillarden drin, um zu einem konkurrenzfähigen Produkt gegen den einzigen ernsthaften Mitbewerber Boing zu kommen. Es wird damit anfangen, daß man Rohbau-Flieger zum Innenausbau nach China & Co. bringt. Und in wenigen Jahren werden die klugen Köpfe in diesen Ländern auch die technisch anspruchsvolleren Bereiche übernehmen oder man kauft sich für eine Übergangszeit kurzerhand die westlichen Ingenieure ein. Ein Großteil der Elektronik kommt eh schon aus Fernost. Diesbezüglich ist Deutschland inzwischen entweder Entwicklungsland und oder Nischenhersteller.
Wenn es nicht schlagartig gelingt, den Staatsapparat (incl. EU) bzgl. Kosten, Leistungsfähigkeit und schierer Größe den tatsächlichen Gegebenheiten und Aufgaben anzupassen, sieht es in wenigen Jahren ganz traurig aus. Leider ist das System dermaßen reformunwillig und wehrhaft, daß dieser Wandel wohl die Dimension eines Bürgerkrieges hätte, gegen den die Wende in der DDR 1989 ein Kindergeburtstag war. Wenn jemand dazu eine konstruktive Idee mit Aussicht auf Erfolg hat, würde die mich sehr interessieren. Die demokratischen Wege sind jedenfalls durch Korruption und mißbrauchte Schutzmechanismen wie die Gewaltenteilung ausgehebelt - ergo es gibt keine funktionierende Demokratie, wobei es relativ müßig ist, darüber zu diskutieren, ob es diese in Deutschland jemals wirklich gab. Auf jeden Fall geht es mit den Resten steil bergab, wie man z.B. an der Demontage der Bürgerrechte erkennen kann.
Gruß
Thomas