Schutzleiter an Akku-Generator

Diskutiere Schutzleiter an Akku-Generator im Forum Akkuwerkzeuge im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hallo! Ein Bekannter hat mir heute stolz seine neuste Errungenschaft, einen Ecoflow Delta Max vorgestellt - ein "Akku-Generator" mit 2 kW...
E

Ein_Gast

Registriert
16.07.2017
Beiträge
3.066
Wohnort/Region
Ruhrpott
Hallo!

Ein Bekannter hat mir heute stolz seine neuste Errungenschaft, einen Ecoflow Delta Max vorgestellt - ein "Akku-Generator" mit 2 kW Ausgangsleistung.

Was mich daran wundert: Im Handbuch findet sich nichts über elektrische Sicherheit (abgesehen davon, dass man das Gerät nicht in Wasser schmeißen soll). Von Benzingeräten oder Wechselrichtern im Campingbereich kenne ich immer sowas wie einen Erdungsspieß, irgendwelchen Hinweisen, dass man ohne Erdung maximal ein Gerät anschließen soll etc.

Kann mir jemand sagen, wie das bei den Akkuteilen ist? Ich denke nicht, dass da andere Regeln gelten? Das Teil hat vier Steckdosen - erkennt es einen Fehlerfall?

Mal abgesehen davon, dass eine Erdung absolut nicht vorgesehen ist.
 
Kann mir jemand sagen, wie das bei den Akkuteilen ist? Ich denke nicht, dass da andere Regeln gelten?
Dem Strom ist es egal, ob er aus einem Benzinmoppel oder aus einem Wechselrichter kommt. Da gelten die selben physikalischen Gesetze.
Du sagst, es ist kein Erdungsspieß vorgesehen und ich bin mir sehr sicher, die vier Steckdosen sind nicht galvanisch zueinander getrennt, sondern hängen an einem gemeinsamen internen Wechselrichter. Somit gibt es sicherheitstechnisch die gleichen Probleme, wie bei den kleinen Stromerzeugern mit mehreren Steckdosen.

Solange nur ein Verbraucher gleichzeitig angeschlossen wird, ist alles harmlos. Selbst im ersten Fehlerfall (z.B. bei einem Isofehler Außenleiter zu Gehäuse) entsteht keine direkte Personengefährdung. Eine Schutzerdung (Erdspieß) ist in diesem Fall nicht erforderlich.

Gefährlich wird es, wenn mehrere Verbraucher gleichzeit betrieben werden. Die Empfehlung lautet in dem Fall, jeden Verbraucher über einen eigenen FI mit Differenzstrom <= 30 mA zu betreiben. (Streng genommen: Ein Verbraucher darf ohne FI direkt angeschlossen werden, alle weiteren über einen eigenen FI, d.h. für vier Verbraucher werden drei FIs benötigt. Praktisch setzt man eher vier Stück.)
Alternativ lautet der Weg "Schutztrennung mit Isolationsüberwachung und Abschaltung" nach DIN VDE 0100-551. Auch das muss vernünftig aufgebaut werden und der Iso-Wächter ist nicht günstig.
Das Thema ist komplex und ich wäre mir nicht einmal sicher, ob ein Elektriker spontan weiß, wie das korrekt aufgebaut wird, wenn er in dem Bereich noch keine Erfahrung gesammelt hat.

Von Benzingeräten oder Wechselrichtern im Campingbereich kenne ich immer sowas wie einen Erdungsspieß, irgendwelchen Hinweisen, dass man ohne Erdung maximal ein Gerät anschließen soll etc.
Du siehst, einfach nur einen Erdungsspieß setzen, ist ein bißchen wenig, wenn mehrere Verbraucher gleichzeitig betrieben werden sollen.

Das Ecoflow Teil sieht hübsch aus und die Webseite ebenso. Aber die Firma scheint mir irgendwie aus einer Kickstarter-Kampagne zu stammen. Ob man bei all den hübschen Bildern, die da gemacht werden mussten, Zeit für solche langweiligen Normthemen gehabt hat?
Weder im Handbuch noch auf der Webseite ist davon irgendetwas geschrieben. Notfalls einfach mal die Firma fragen, was bei der gleichzeitigen Verwendung mehrerer Betriebsmittel bei ihrem Akku-Generator zu beachten ist. Da der Einsatz auf Baustellen nicht ausgeschlossen wird, kannst du das auch unter Verweis auf die DGUV Information 203-032 machen und fragen, welcher Ausführung (A1, A2, B, C oder D ) ihr Akku-Generator entspricht. Mach das aber bitte nur, wenn du die Firma ärgern willst.

Realistisch betrachtet schließen wohl 90 % der Camper an ihrem Stromerzeuger auch mal mehr als einen Verbraucher an und es scheint dabei nicht all zu häufig zu Todesfällen zu kommen - zumindest sind noch genügend Camper übrig... :wink:
 
Danke für deine Antwort. Das zeigt, dass ich mit meinen Gedanken nicht ganz auf dem Holzweg war.

Die Empfehlung lautet in dem Fall, jeden Verbraucher über einen eigenen FI mit Differenzstrom <= 30 mA zu betreiben.
Bin kein Experte auf dem Gebiet, aber müsste dafür nicht der Schutzleiter mit einem der Pole zusammengeschlossen werden? Sonst könnte im Fehlerfall kein Strom über den Schutzleiter abfließen, womit der FI nicht auslösen würde?

Du siehst, einfach nur einen Erdungsspieß setzen, ist ein bißchen wenig, wenn mehrere Verbraucher gleichzeitig betrieben werden sollen.
Ok, das sehe ich ein.

Mach das aber bitte nur, wenn du die Firma ärgern willst.

Realistisch betrachtet schließen wohl 90 % der Camper an ihrem Stromerzeuger auch mal mehr als einen Verbraucher an und es scheint dabei nicht all zu häufig zu Todesfällen zu kommen - zumindest sind noch genügend Camper übrig... :wink:
Ich hatte mich nur gewundert, dass so ein Gerät hierzulande verkauft werden darf. Es scheint ja nicht den gängigen Regeln zu entsprechen.
 
Bin kein Experte auf dem Gebiet, aber müsste dafür nicht der Schutzleiter mit einem der Pole zusammengeschlossen werden?
Nein, aber das Thema ist kompliziert.
Wenn du einen echten Schutzleiter benötigst, dann muss tatsächlich ein entsprechend niederohmiger Erdspieß gesetzt werden und der Sternpunkt (bei einem Drehstromgenerator) sowie der Neutralleiter bzw. ein Außenleiter (bei einem Wechselstromgenerator) geerdet werden. Das ist für kleine mobile Stromerzeuger selten, denn der Aufwand für eine korrekte Erdung ist recht hoch und die Kontrolle des Erders erfordert eine Elektrofachkraft und die richtigen Messmittel. Den Aufwand will man üblicherweise für kleine Aggregate nicht betreiben.
Bei der von mir beschriebenen Maßnahme mit einem FI je Verbraucher existiert kein Schutzleiter, sondern nur ein Schutzpotentialausgleich.
Guck dir mal die von mir genannte DGUV Information an. Auf Seite 10 und 11 findest du die Aufteilung in die Ausführungen A bis D. Abbildung 8 auf Seite 13 entspricht dann dem von mir beschriebenen Aufbau.

Ich hatte mich nur gewundert, dass so ein Gerät hierzulande verkauft werden darf. Es scheint ja nicht den gängigen Regeln zu entsprechen.
Das Gerät ist nach meiner Einschätzung nicht schlechter als die üblichen Billig-Stromerzeuger mit zwei oder mehr Steckdosen, sondern nur genau so schlecht. :wink:
Das verlinkte Dokument ist eine Empfehlung zum sicheren Arbeiten mit Stromerzeugern. Es ist (für private Anwender) meines Wissens keine verbindliche Vorschrift.
Man kann höchstens darüber streiten, ob der Hersteller in der Gebrauchsanweisung noch ein paar mehr "Sie dürfen nicht..." Texte ergänzen muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmal danke für die Antwort! Dann werde ich mir mal die DGUV-Information ansehen - das Thema interessiert mich.
 
Da gehört ein Personenschutzschalter ran, fertig. Gibt es für ab 20€ zu kaufen.
 
Da gehört ein Personenschutzschalter ran, fertig.
Wenn man bis zu zwei Betriebsmittel gleichzeitig betreiben möchte, ist deine Antwort korrekt. Sonst natürlich nicht, außer sie soll noch einmal das oben bereits Geschriebene "es passiert dabei recht selten etwas" unterstützen. :wink:
 
Kann mir jemand sagen, wie das bei den Akkuteilen ist? Ich denke nicht, dass da andere Regeln gelten?
Hallo,
es wurde eh schon viel darüber geschrieben. Mit Akku hat das nichts zu tun. Unter gewissen Umständen kann es schon mit den mobilen Stromerzeugern gefährlich werden.
Für den Laien gibt es fertige Isolationsüberwachungssyteme. Da diese in gaaanz kleinen Stückzahlen verkauft werden, haben diese einen stolzen Preis. Wenn man diese selbst zusammenbaut, kosten diese aber auch noch um die 400€.

Folie2.JPG

Folie4.JPG
Folie5.JPG
Folie3.JPG
 
Falls sonst noch jemand am Gesamtzusammenhang interessiert ist, hier die Artikel dazu:

"Elektrische Sicherheit für mobile Stromerzeuger"

https://www.bender.de/fileadmin/con...obileStromerzeuger_finale_Version_2017_de.pdf

"Bender VG 12 Sicherheitsverteiler Isolationsüberwachung für EU 22i"

Das Produkt: Bender VG 12 Sicherheitsverteiler Isolationsüberwachung für EU 22i für 1.199,00 EUR (Stand: 22.08.2022)

Und das dazugehörige Dokument: https://www.marine-sales.de/images/...teiler-isolationsueberwachung-fuer-eu-20i.pdf

Und das Handbuch/BDA zum VG 12: https://www.bender.es/fileadmin/content/Products/m/d/VG12_D00032_M_XXDE.pdf

Viele Grüße,
ratchetingwrench
 
Thema: Schutzleiter an Akku-Generator
Zurück
Oben