Schachtbrunnen ausbaggern

Diskutiere Schachtbrunnen ausbaggern im Forum Druckluft-Technik im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Bericht vom 1. 1. 2007 Hallo, bin neu hier und wollte mal über meine Erfahrungen mit unserem Brunnen berichten, vielleicht können die Profis ja...
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Robertderpunk

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Tischler
Bericht vom 1. 1. 2007


Hallo, bin neu hier und wollte mal über meine Erfahrungen mit unserem Brunnen berichten, vielleicht können die Profis ja mal ein Urteil dazu abgeben.
Wir haben auf unserem Hof einen alten Schachtbrunnen der laut Aussage unseres Nachbarn 26m tief und zugeschüttet ist.
Wir wohnen in Hanglage am Fuße des Erzgebirges und haben nach ca. 3m Sandsteinfels.
Da mein Großvater und jetzt mein Vater eine Tischlerei hat, wurde früher der Glasbruch der Fenster in den Brunnen gekippt.
In mir wuchs schon lange der Drang den Brunnen einmal auszugraben, da ich schon bei einem Schachtbrunnen in ca. 500m Entfernung mitgebaut hatte aber „nur“ 11,7 m tief und davon 8 m durch Sandstein. Aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls sollte es eine technische Lösung sein, denn man kann ja nicht im „Glasbruchschlamm“ einfach mit der Hand drin rum graben und auch nicht in der Tiefe.
Also kann mir die Idee einen Seilzugbagger oder Fuchsbagger zu benutzen, aber wer hat so etwas schon und außerdem sind die Greifer viel zu groß für den Brunnendurchmesser von 1,10 m. Den hatte ich dann übrigens im Sommer 2006 schon gemessen und der Brunnen war auch noch 4m frei (nicht zugeschüttet).
Dann kam der nächste Gedanke ein Schrottgreifer oder Polypgreifer vom Bagger sollte es sein und er sollte am Seil runtergelassen werden aber die gibt’s auch erst so mit 1,4m Durchmesser.
Also wurde der Entschluss gefällt der Polypgreifer muss selbst gebaut werden.
Als erstes ersteigerte ich 3 Pneumatikzylinder bei Ebay. Alle so 100 mm Kolben Durchmesser und mind. 400 mm lang, denn es sollte ein Dreischalengreifer werden. Vorher rechnete ich noch etwas rum zwecks des Kolbendurchmessers und des Hubwegs ob es der Kompressor auch schaffen würde so viel Luft zu fördern.
Der 2. Schritt war den Greifer in einem CAD Programm zu zeichnen, um zu sehen, ob das alles so passt. Ich zeichnete ihn ca. 70cm im Durchmesser und hoch wurde er dann 180 cm.
Nun konnte im dritten Schritt Stahl vom Schmied geholt, zugeschnitten und geschweißt werden. Oben auf den Greifer kam noch ein Korb in den der Spiralluftschlauch sich legen sollte. Und nach ein paar Wochen war der Greifer dann schon fast fertig ein Steuerblock fehlte noch dran denn ich wollte nur eine Luftzuleitung und ein Steuerkabel zum Greifer machen um ein Verfitzen zu vermeiden. Der Steuerblock den ich ebenfalls bei ebay ersteigerte, hatte eine Spannung von 24 Volt und mir kam der Gedanke ob man damit auch Unterwasser arbeiten könne. Eine Probe im Wassereimer bestätigte meine Hoffnung es ging tadellos, Unterwasser kein Kurzschluss. Nun wurde der Greifer endmontiert und ein Baggertest am Dreibock hängend auf dem Feld versprach gute Ergebnisse.
Nach dem ich mit dem Bagger die Sandsteinabdeckung vom Brunnen heruntergehoben hatte sahen wir ein mit Bruchstein gesetztes 4m tiefes Loch und viel Asche
Als nächstes besorgten wir uns ein Gerüst. Mein Vater war mittlerweile auch ganz heiß auf den Brunnen geworden, und einen Eisenträger der von Gerüstbock zu Gerüstbock gelegt wurde so ca. 6m. Ich schweißte noch schnell eine Laufkatze die auf dem Träger hin und her fahren konnte und eine kleine Baumarkt Seilwinde mit 200 kg Hub hatte ich auch schon.
Die Seilwinde war aber logischerweise zu schwach schon bei der ersten Schaufel waren ein paar Kabel mit eingezwickt und sie verreckte daran. Also schaute ich mal wieder bei ebay und habe eine Größere geholt mit 250 kg Hub und Kraftstromanschluss. Ja das ging super mit der neuen Winde, aber die lief so schnell das wir dann noch eine Umlenkrolle an den Greifer anbauten um die Geschwindigkeit zu halbieren, aber dadurch auch die Zugkraft am Greifer zu verdoppeln.
Da die kleine Seilwinde ja jetzt übrig war, funktionierte ich sie kurzerhand um und jetzt zieht sie die Laufkatze und die große Seilwinde mit Greifer auf dem Eisenträger hin und her.
Jetzt konnte das Baggern richtig losgehen, es war ja auch schon Ende November 2006, wir ließen einen Container von 7 m³ kommen und der war binnen ein paar Tagen (arbeiten nur nach Feierabend bis 2,5h oder am Wochenende) voll.
Und zu Weihnachten sollten es schon ein paar Meter sein es waren dann am 23. 12. schon 20 Meter, also sprich 16 Meter die wir ausgebaggert haben mit einem Eigenbaugreifer.
Ab einer Tiefe von 13-14 Metern hatten wir Wasser, erst wenig dann immer mehr und wenn es abgepumpt wird fließt es nicht nach, ich vermute das es das Wasser aus dem Material, welches wir rausholen, ist, denn der Aushub war bisher immer nass.
Wenn der Winter dieses Jahr noch ein bisschen auf sich warten lässt schaffen wir vielleicht auch noch die letzten 6 Meter.
Ich werde den Greifer bei ebay im Sommer 2007 versteigern die Auktion beginnt am 30. 6. 2006 18.00 hab ich mir vorgenommen.
Dies gilt natürlich für alle Interessierten hier die das lesen und den Greifer für ihren eigenen verschütteten Brunnen haben wollen.
Ich habe noch ein Paar Mehr Bilder ins Netz gestellt auf denen ein Blick in den Brunnen zu werfen ist. (Mit Wasser) „Grinns“
Und beim auswerten der Fotos habe ich festgestellt das der Brunnenschacht ganz unten wieder mit Ziegeln ausgesetzt ist.
Ich denke das an der Stelle der Fels zu ende war und loses Material zu Tage kam und so die Wandung gesichert wurde.


Neuer Bericht vom 20. 5. 2007


Hallo! Also der Brunnen ist fertig. Wir haben bis zum Februar 2007 die letzten 6 m rausgebaggert, was sich gegen Ende als sehr schwierig darstellte, da man sehr wenig von oben sehen konnte und der Brunnen zu allem Übel nicht lotrecht gebaut wurde.
Ich stieß also jedes Mal beim Baggern an die Brunnenwand, so dass sich, was ich später bemerkte, Ziegel aus der Wand lösten und in den Brunnen stürzten.
Am 24. 2. wurde der Entschluss gefasst die heraus gebrochenen Ziegel wieder zu ersetzen und ein Arbeitseinsatz fand statt (viele Leute zur Sicherung, Kompressorluft nach unten, doppelter Klettergurt und doppeltes Seil für mich)!!! Macht das bloß nicht nach!!!
Auf zwanzig Metern Tiefe sah ich dann die Bescherung. Eine ca. 1m² große Fläche war herausgebrochen.
An diesem Tag wurde ich zum Brunnenmaurer und es ging alles glatt. Die Lücke war zu und ich habe alles gut überstanden.
Danach baggerten wir weiter und irgendwann wollte einfach kein Dreck mehr in die Schaufel rein. Sie blieb immer leer. Also Messgerät zur hand; ja wir sind bei 25,9 m Tiefe.
Geschafft!!!
Es wurde ein zweiter Arbeitseinsatz angesetzt, der am 11.3.2007 stattfand.
Wir banden den Kärcher an ein Seil und ich musste wieder in den Brunnen und säuberte die Wandung vom Schlamm ( nicht die Ziegelschichten ).
Als letzte Arbeit holte ich noch den Restschlamm vom Boden des Loches mit einer Schaufel und einem Eimer hoch. (Andere graben so den ganzen Brunnen) 
Es wurde dann ein Gitterrost aus V2A bestellt, welches den Brunnen abdeckt aber den Blick nach unten frei gibt. Und ein 2. Rost in 4m Tiefe auf dem man stehen kann und die Pumpentechnik bedienen kann ( Filter und Druckschalter ).
Ach ja und eine Tiefbrunnenpumpe mit 100 m Förderhöhe (10 bar) haben wir dann auch noch im Schacht versenkt.
Jetzt schaut oben ein Wasserhahn mit ¾ “ aus dem Brunnenrand und der Brunnen wird oben gerade mit Sandstein auf 80 cm Höhe aufgemauert,
Im Anschluss daran wird noch ein Brunnenhaus mit Kurbel und Eimer aufgestellt.
Ich hoffe ich mache mit meinem Beitrag allen Brunnenbauern Mut und gebe Durchhaltevermögen für das Projekt.
Der Wasserstand ist bei Aktuell 4 – 6 m und der Garten meiner Mutter dankt ´s mit reichem Wachstum.

Ich habe noch ein paar Bilder ins Netzt gestellt.

http://robert-berger.magix.net/

Auktion beginnt bei ebay am 30. 6. 2007 18°° Uhr .
 
Hi,

wirklich tolle Sache ! :) :)
... und netter, interessant zu lesender Bericht.

...... Als nächstes besorgten wir uns ein Gerüst. Mein Vater war mittlerweile auch ganz heiß auf den Brunnen geworden, und einen Eisenträger der von Gerüstbock zu Gerüstbock .....

sowas kenne ich auch aus der Vergangenheit : erst ist man der Freak mit den verrückten Ideen ... aber später sind dann doch alle da und gucken, geben Ratschläge usw. :wink:
Vor Jahren hatte ich mal eine Drehvorrichtung für die Karosserierestauration gebaut : klick - hat bei eBay später den ursprünglichen Materialwert gebracht, aber das war schon o.k.
Bevor Du das Teil verkaufst, würde ich vielleicht noch einen Topf Farbe, Rollen und Pinsel sowie einen Nachmittag investieren.
Ich habe mir damals auch noch vom Käufer unterschreiben lassen, daß er sich bewußt ist, daß es ein Eigenbau ist und das die Vorrichtung nicht den Sicherheitsvorschriften entspricht.

Gruß, hs
 
Bei einem Arbeitskollegen hab ich so etwas ähnliches mal gemacht,nur ich hab eine Tauchpumpe eingesetzt und 200 KD-Rohr.

Erst ein 1m tiefes Loch gebuddelt und dann das 2m Rohr renkecht reingestellt,nun das Erdloch 2x2m mit Wasser gefüllt und eine Tauchpumpe mit 27000L/Stunde Förderleistung in die Grube gestellt und den Schlauch in´s 200-KD Rohr.

Das Wasser wird oben rein gepumpt und durch die 2 Meter wassersäule im Rohr drückt sich das Wasser unten aus dem Rohr wieder raus und das Rohr sagt in den Boden.
Nach 1m wurde das nächste 2 Meter-Stück aufgesetzt.

Auf diese Art haben wir in 1 Stunde 10 Meter geschafft.

20 Meter haben wir das Rohr in den Boden getrieben.

Das erste Rohr war ein Siebrohr,so das Grundwasser in´s Rohr laufen konnte.

Die ganze Aktion hat 5 Stunden gedauert.

Die Pumpe hatte wirklich einiges zu tun aber der Motor 1,6KW hatte mit dem Sand-Wassergemisch keine Probleme.
 
Auktion steht jetzt bei ebay drin

einfach mal suchen nach den Artikelnummern 140134769874 für den Greifer und Nummer 140134771799 für die dazugehörige Seilwinde

MfG Robert
 
Ich bin fasziniert. Schade das ich auf felsigem Grund wohne :(
 
Thema: Schachtbrunnen ausbaggern
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