Christian Aufreiter schrieb:
Gibt es nennenswerte Qualitätsunterschiede zwischen den Knipex und den Weidmüller Crimpzangen?
In der Herstellung? Vermutlich eher nicht. In der Ausführung? Sehr wohl, aber ob das den Kohl fett macht...
Auf
dieser Seite sind ja sehr schön schematisch die diversen benötigten Crimp-Profile dargestellt. Diese sind in der Industrie natürlich kein Geheimnis, da die Profile von den Crimpteil-Herstellern vorgeschrieben sind. Meiner Meinung nach tun sich die diversen Hersteller da nicht so viel. Mir als überzeugtem Gelegenheits-Crimper (ich crimpe, so oft möglich, denn es ist in Haushalt und KFZ meist die bessere Verbindungstechnik, aber das braucht man halt nicht täglich) ist es jedenfalls wurscht, ob die Crimpzange von Weidmüller, Klauke oder Knipex kommt. Jedenfalls für die Standard-Crimpfälle. Ich habe hier sogar noch Crimpzangen in dieser Grip-Zangen-Form, weiss gar nicht, ob es die so noch gibt. Die funktionieren wunderbar, sehen halt nur nicht so technisch aus wie die futuristischen aktuellen Modelle von Knipex.
Auch der "kalibrierte Crimpdruck" wird von den meisten Gelegenheitsanwendern sicher überbewertet. Die zumindest bei mir haushaltsüblichen Größen (also 0,5 bis 4mm²) hat man mit wenig Einübung sofort im Gefühl. Nur bei den wirklich kleinen Größen (also unterhalb von 0,75mm²) kann man IMHO überhaupt zu viel Druck ausüben und das Werkstück zerquetschen, bei allem darüber hört man schon im richtigen Moment auf, es sei denn, man ist absoluter Grobmotoriker. Und wenn man zu wenig gedrückt hat (bei Zangen ohne Zwangssperre), dann drückt man halt nach, ist auch kein Beinbruch (ich rede hier übrigens ausschliesslich vom auf der genannten Seite gezeigten dritten, vierten und fünften Profil, bei den anderen muss man schon etwas präziser arbeiten!).
Zu den Aderendhülsenzangen:
so eine für eine quadratische Vierkant-Pressung habe ich auch, wenn auch nicht von Knipex (die gibts von anderen Herstellern schon viel länger). Die Dinger sind gut, aber pressen in meinen Augen bei kleinen Querschnitten (= unter 1,5mm²) zu fest: Die einzelnen Seiten des Werkzeuges greifen kammartig ineinander. Wenn Du Dir von der 97 53 08 bei Knipex unten das Beispielbild ansiehst, kannst Du es erahnen: bei kleinen Querschnitten ist die Pressung so stark, dass es fast zur Abscherung einzelner Teilbereiche kommt. Die Zange gibt es aber IHMO auch in einer Ausführung, bei welcher die Seiten nicht kammartig ineinandergreifen, sondern geriffelte Flächen haben. Die Vierkant-Pressung ist gut, aber IMHO noch nicht der Weisheit letzter Schluss, eben wegen der Gefahr der Scherung.
Solltest Du so eine Zange in Erwägung ziehen: die Einführung von vorne ist der seitlichen Einführung immer vorzuziehen, es sei denn, Du willst die Zange ausschliesslich an Leitungen verwenden, die offen bewegbar auf Deinem Tisch liegen. Sobald Du in eine Dose oder eine enge Lampe musst, ist eine Fronteinführung immer im Vorteil.
Zur Abisolierzange:
ich habe die Stripax seit mehr als einem Jahrzehnt. Vorher habe ich viele andere Abisolier-Arten und -Zangen ausprobiert, seit der Stripax habe und benutze ich so gut wie nichts anderes mehr. Das spricht alleine schon genug für sich, aber zu Erläuterung: die Stripax hat oben und unten viele schmale nebeneinanderliegende Messer, damit kann sie sich dem Kabelquerschnitt viel besser anpassen als eine Zange mit nur einem einzelnen gebogenen Messer.
Und:
eine 100%ige Selbsteinstellung gibt es nicht! Bei der Stripax kann ich die Dicke der Isolierung voreinstellen, das geht bei der Knipex nicht. Damit kann ich die Stripax erheblich besser auf Leiter mit dünner Isolierung (z.B. bei Telefon-Flachleitung) einstellen als jede andere "automatische" Abisolierzange.
Seit ich die Stripax habe, habe ich mir immer mal überlegt, die Messer auszutauschen. Nur: es war noch nicht notwendig, und sie wird bei mir für jede Art von Litze benutzt, die größenmäßig da reinpasst. Ich denke, das spricht für sich. Ich würde Dir keine andere als die Stripax empfehlen.
Ach ja: meine Aderendhülsenzange ist eine Weidmüller PZ-3 (allerdings in einer älteren Ausführung als auf der Homepage gezeigt), meine Stripax ist zwar eine, aber mit Aufdruck Weitkowitz AB13 (ist identisch mit Weidmüller Stripax soweit ich weiss, auch in einer älteren Ausführung als in deren Katalog, die Änderungen sind aber offensichtlich rein kosmetischer Natur).
Zusammenfassung:
Crimpzange für Standard-Profil (unisolierte, offene Steckverbinder und isolierte Kabelschuhe + Steckverbinder) ist so gut wie egal.
Aderendhülsenzange ist Vierkantprofil zwar hübsch anzusehen, aber mit Schergefahr - ich würde mir bei täglicher Anwendung was anderes zulegen.
Abisolierzange ist in jedem Fall die Stripax zu empfehlen!
Schau mal in den Weitkowitz-Katalog, da steht bei einer Aderendhülsen auch "Kammgesenk", wie gesagt, das halte ich für suboptimal.
Dirk
So, mir fällt nochwas ein:
Die Hersteller scheinen sich gegenseitig bei vielen Zangen zu beliefern. Die PZ-3 haben alle drei genannten Anbieter im Programm, ähnlich sieht das bei so mancher anderen Zange aus. Die Knipex 97 51 12 für Westernstecker habe ich als "no-name" schon vor mehr als 8 Jahren von Westfalia gekauft, scheint also auch nur ein Zukauf zu sein, der dann teuer verkauft wird. Qualität: für Gelegenheitsanwender top, für Berufsnutzer eher zweite Wahl.
Für Aderendhülsen würde ich Dir die Knipex 97 81 180 empfehlen.
In diesem Marktsegment (Aderendhülsen-, Crimp- und Abisolierzangen) scheint Knipex sowieso geschlafen zu haben. Sie sind dort nur Nachzügler, viele Zangen scheinen entweder Zukauf oder (schlechterer) Nachbau zu sein. Die Qualität/technische Ausgereiftheit scheint mir nicht vergleichbar mit den traditionsreichen im Programm befindlichen Zangen wie Seitenschneider, Kombi- und Wasserpumpenzangen zu sein.