K
kar
- Registriert
- 14.06.2009
- Beiträge
- 990
Hallo,
ich schweiße zwar schon seit Jahren immer mal wieder
Kleinigkeiten, aber so richtigen Durchblick was und warum
welcher Parameter wie eingestellt wird, habe ich noch
nie gehabt.
Nun habe ich mir ja zum ersten Mal ein richtiges Schweißgerät
zugelegt, das wahrscheinlich ziemlich viel automatisch einstellt.
(Rehm Synergic Pro^2 230-2 AM)
Dennoch fängt gerade jetzt bei mir das Interesse an der Physik
hinter dem Schweißen an.
Habe mir das Video von MSS zum Arbeitspunkt und zur
Schweißleistung mehrfach angeschaut.
http://www.mss-schweisstechnik.de/video/MSS_Linde_MAG-Einfuehrung.wmv
Ich versuche es mal kurz mit meinen eigenen Worten
zusammenzufassen:
Am Schutzgas-Schweißgerät habe ich mehrere Parameter:
1. Spannung
2. Drahtvorschub (der laut dem Video auch die Stromstärke
einstellt)
3. Induktivität (???)
Mein zu schweißendes Werkstück hat ebenfalls einige
vorgegebene Parameter:
1. Material
2. Materialstärke
3. Schweißnahtform oder Schweißnaht-Art
Weitere Parameter:
1. Schweißdrahtmaterial- und Stärke
2. Zusammensetzung des Schweißgases
3. Schweißabstand (???)
4. Gasmenge, die man am Druckminderer einstellt
Dann gibt es noch mehrere Lichtbogentypen:
1. Kurzschlusslichtbogen
2. Sprühlichtbogen
Das zu schweißende Material bestimmt schon mal
die Zusammensetzung des Schweißgases.
Alu braucht reines Argon oder Neon.
Stahl kann auch mit billigeren Mischungen aus
CO2 und Edelgasen oder reinem CO2 geschweißt
werden, Edelstahl soll aber nicht zu viel CO2 enthalten,
weil der Kohlenstoff Einfluss auf das zu schweißende
material haben kann. Außerdem hätte der CO2 Anteil
Einfluss darauf, wie stark es beim Schweißen spritzt.
Ebenso hängt der 'Arbeitsbereich' vom Gas ab. Welches
Gas wir auswählen hängt also von zwei Faktoren ab:
1. Zu schweißendes Material
2. Gewünschte Einbrenntiefe
3. Gewünschter Arbeitsbereich
a) für Lichtbogentyp
b) Größerer und breiterer Arbeitsbereich macht das
Einstellen des Schweißgerätes einfacher
Die einzustellende Gasmenge (am Druckminderer)
hängt ab von:
1. Düsengröße ???
2. Wind ????
3. ????? (bitte ergänzen)
Wenn wir nun die Gasart und Menge ausgewählt haben
wählen wir das Drahtmaterial und Drahtstärke aus. Der
Drahtmaterial hängt ab von:
1. Material des zu schweißenden Objektes
2. ??? (Bitter ergänzen)
Die Drahtstärke hängt ab von:
1. Materialstärke des zu schweißenden Objektes
2. Leistungsfähigkeit des Schweißgerätes
Nun sind Gas und Draht ausgewählt.
Beim Schweißen überlegen wir und die notwendige
Schweißleistung. Diese hängt ab von:
1. Materialstärke
2. Wärmeleitfähigkeit des zu schweißenden Materials
3. Nahtart
Wählt man zu viel Leistung, dann brennt man Löcher
ein. Bei zu geringer Leistung liegt die Raupe im Extrem
fall ohne richtige Verschmelzung einfach auf dem
Material auf. (Kleben?)
Nun haben wir uns für eine Leistung entschieden, dann
können wir diese auf zwei Arten einstellen:
1. Spannung einstellen
2. Stromstärke einstellen (die laut dem Video an den
Drahtvorschub gekoppelt ist. (komischerweise -
meiner Ansicht nach, die aber nicht maßgeblich ist,
müsste der Schweißstrom proportional zur Schweiß-
Spannung sein und relativ unabhängig vom Drahtvorschub.)
Nun muss der Drahtvorschub genau an die Spannung
angepasst werden. Hier gibt es eine Menge Kombinationen,
von denen ein bestimmter Bereich einen stabilen Lichtbogen
erzeugen. Mögliche Fehler:
1. Zu viel Spannung bei zu wenig Drahtvorschub
2. Zu wenig Spannung bei zu viel Drahtvorschub
Zu 1: Der Abstand der Drahtspitze entfernt sich periodisch
so sehr, dass der Lichtbogen abreißt um kurz danach bei
genügend geringem Abstand des in der Zwischenzeit
nachgeführten Drahtes erneut zu zünden. Es knattert
und spritzt
Zu 2: Der Draht taucht immer wieder in die Schmelze ein.
Es entsteht ein Vollkurzschluss. Durch den geringen Wider-
stand an der Kontaktstelle wird die Leistung des Schweiß-
gerätes nicht hier, sondern im Rest der Widerstandskette
abgebaut. (Trafowicklung, Schlaupaket, Massekabel...)
An der Schweißstelle wird wenig Leistung abgebaut.
Im Extremfall könnte die Schmelze so stark abkühlen,
dass der Draht festklebt. Es kann aber auch sein, dass
der Draht sich wieder freischmelzt. Laut Video würde man
diese Fehleinstellung bemerken, weil sich die Pistole
vom Werkstück wegdrückt.
Wir spielen jetzt solange an Spannung und Drahtvorschub
herum, bis
1. Der Lichtbogen stabil brennt
2. Die Leistung so eingestellt ist, dass die Schweißnaht
weder aufgeklebt wirkt, noch Löcher gebrannt werden
Eine optimale Leistung kann man an der Schweißnahtform
erkennen. (bzw deren Rändern)
Alternativ könnte man auch Erfahrungswerte verwenden:
Wenn wir irgendwann einmal durch herumspielen
erfahren hätten, dass 1mm Stahlblech sagen wir
2000 Watt Wärmezufuhr braucht, dann stellen wir
Spannung und Drahtvorschub (und damit angeblich
die Stromstärke so ein, dass wir die 2000 Watt haben,
UND die Kombination aus Spannung und Drahtvorschub
im Arbeitsbereich der Kombibation aus Draht und Gasart
passt.
Nun müssten eigentlich alle Parameter eingestellt sein.
Aber vier Fragen bleiben offen:
1. Was aber mache ich mit der ominösen Induktivität?
Was das ist, weiß ich. Eine große Spule (deren Induktivität
irgendwie verstell bar ist (Eisenkern verschiebbar?)
glättet die Stromstärke mehr oder weniger.
Das soll laut Video eine heißere oder kälteren Lichtbogen
bewirken. Aber Lichtbogentemperatur haben wir doch
bereits eben bei der Leistungseinstellung eingestellt?
Warum stellt man die Induktivität nicht einfach immer
auf Maximum und reduziert dafür die Spannung*Stromstärke?
2. Was ist in dem Video mit Schweißabstand gemeint?
Vermutlich der Abstand des Drahtes vom Werkstück.
Aber stellt sich der Abstand nicht automatisch ein, weil
der Draht sich bei korrekter Schweißgeräteeinstellung
gerade so viel abbrennt, dass sich der Abstand periodisch
selbst korrigiert?
3. Wieviel Druck oder Gasdurchfluss muss man erfahrungs-
Gemäß am Druckminderer einstellen? Pauschalwerte?
4. Warum wird nirgendwo erwähnt, dass ein weiterer
Parameter für die Einstellung von Spannung und Stromstärke
auch die Qualität des Massekontaktes und die Leitfähtigkeit
des zu schweißenden Materials eine Rolle spielt? Oder
ist das konstruktionsbedingt irgendwie ausgeschlossen?
Korrekturen und Ergänzungen zum oben geschriebenen
sind sehr willkommen.
Danke und Viele Grüße
Karl
ich schweiße zwar schon seit Jahren immer mal wieder
Kleinigkeiten, aber so richtigen Durchblick was und warum
welcher Parameter wie eingestellt wird, habe ich noch
nie gehabt.
Nun habe ich mir ja zum ersten Mal ein richtiges Schweißgerät
zugelegt, das wahrscheinlich ziemlich viel automatisch einstellt.
(Rehm Synergic Pro^2 230-2 AM)
Dennoch fängt gerade jetzt bei mir das Interesse an der Physik
hinter dem Schweißen an.
Habe mir das Video von MSS zum Arbeitspunkt und zur
Schweißleistung mehrfach angeschaut.
http://www.mss-schweisstechnik.de/video/MSS_Linde_MAG-Einfuehrung.wmv
Ich versuche es mal kurz mit meinen eigenen Worten
zusammenzufassen:
Am Schutzgas-Schweißgerät habe ich mehrere Parameter:
1. Spannung
2. Drahtvorschub (der laut dem Video auch die Stromstärke
einstellt)
3. Induktivität (???)
Mein zu schweißendes Werkstück hat ebenfalls einige
vorgegebene Parameter:
1. Material
2. Materialstärke
3. Schweißnahtform oder Schweißnaht-Art
Weitere Parameter:
1. Schweißdrahtmaterial- und Stärke
2. Zusammensetzung des Schweißgases
3. Schweißabstand (???)
4. Gasmenge, die man am Druckminderer einstellt
Dann gibt es noch mehrere Lichtbogentypen:
1. Kurzschlusslichtbogen
2. Sprühlichtbogen
Das zu schweißende Material bestimmt schon mal
die Zusammensetzung des Schweißgases.
Alu braucht reines Argon oder Neon.
Stahl kann auch mit billigeren Mischungen aus
CO2 und Edelgasen oder reinem CO2 geschweißt
werden, Edelstahl soll aber nicht zu viel CO2 enthalten,
weil der Kohlenstoff Einfluss auf das zu schweißende
material haben kann. Außerdem hätte der CO2 Anteil
Einfluss darauf, wie stark es beim Schweißen spritzt.
Ebenso hängt der 'Arbeitsbereich' vom Gas ab. Welches
Gas wir auswählen hängt also von zwei Faktoren ab:
1. Zu schweißendes Material
2. Gewünschte Einbrenntiefe
3. Gewünschter Arbeitsbereich
a) für Lichtbogentyp
b) Größerer und breiterer Arbeitsbereich macht das
Einstellen des Schweißgerätes einfacher
Die einzustellende Gasmenge (am Druckminderer)
hängt ab von:
1. Düsengröße ???
2. Wind ????
3. ????? (bitte ergänzen)
Wenn wir nun die Gasart und Menge ausgewählt haben
wählen wir das Drahtmaterial und Drahtstärke aus. Der
Drahtmaterial hängt ab von:
1. Material des zu schweißenden Objektes
2. ??? (Bitter ergänzen)
Die Drahtstärke hängt ab von:
1. Materialstärke des zu schweißenden Objektes
2. Leistungsfähigkeit des Schweißgerätes
Nun sind Gas und Draht ausgewählt.
Beim Schweißen überlegen wir und die notwendige
Schweißleistung. Diese hängt ab von:
1. Materialstärke
2. Wärmeleitfähigkeit des zu schweißenden Materials
3. Nahtart
Wählt man zu viel Leistung, dann brennt man Löcher
ein. Bei zu geringer Leistung liegt die Raupe im Extrem
fall ohne richtige Verschmelzung einfach auf dem
Material auf. (Kleben?)
Nun haben wir uns für eine Leistung entschieden, dann
können wir diese auf zwei Arten einstellen:
1. Spannung einstellen
2. Stromstärke einstellen (die laut dem Video an den
Drahtvorschub gekoppelt ist. (komischerweise -
meiner Ansicht nach, die aber nicht maßgeblich ist,
müsste der Schweißstrom proportional zur Schweiß-
Spannung sein und relativ unabhängig vom Drahtvorschub.)
Nun muss der Drahtvorschub genau an die Spannung
angepasst werden. Hier gibt es eine Menge Kombinationen,
von denen ein bestimmter Bereich einen stabilen Lichtbogen
erzeugen. Mögliche Fehler:
1. Zu viel Spannung bei zu wenig Drahtvorschub
2. Zu wenig Spannung bei zu viel Drahtvorschub
Zu 1: Der Abstand der Drahtspitze entfernt sich periodisch
so sehr, dass der Lichtbogen abreißt um kurz danach bei
genügend geringem Abstand des in der Zwischenzeit
nachgeführten Drahtes erneut zu zünden. Es knattert
und spritzt
Zu 2: Der Draht taucht immer wieder in die Schmelze ein.
Es entsteht ein Vollkurzschluss. Durch den geringen Wider-
stand an der Kontaktstelle wird die Leistung des Schweiß-
gerätes nicht hier, sondern im Rest der Widerstandskette
abgebaut. (Trafowicklung, Schlaupaket, Massekabel...)
An der Schweißstelle wird wenig Leistung abgebaut.
Im Extremfall könnte die Schmelze so stark abkühlen,
dass der Draht festklebt. Es kann aber auch sein, dass
der Draht sich wieder freischmelzt. Laut Video würde man
diese Fehleinstellung bemerken, weil sich die Pistole
vom Werkstück wegdrückt.
Wir spielen jetzt solange an Spannung und Drahtvorschub
herum, bis
1. Der Lichtbogen stabil brennt
2. Die Leistung so eingestellt ist, dass die Schweißnaht
weder aufgeklebt wirkt, noch Löcher gebrannt werden
Eine optimale Leistung kann man an der Schweißnahtform
erkennen. (bzw deren Rändern)
Alternativ könnte man auch Erfahrungswerte verwenden:
Wenn wir irgendwann einmal durch herumspielen
erfahren hätten, dass 1mm Stahlblech sagen wir
2000 Watt Wärmezufuhr braucht, dann stellen wir
Spannung und Drahtvorschub (und damit angeblich
die Stromstärke so ein, dass wir die 2000 Watt haben,
UND die Kombination aus Spannung und Drahtvorschub
im Arbeitsbereich der Kombibation aus Draht und Gasart
passt.
Nun müssten eigentlich alle Parameter eingestellt sein.
Aber vier Fragen bleiben offen:
1. Was aber mache ich mit der ominösen Induktivität?
Was das ist, weiß ich. Eine große Spule (deren Induktivität
irgendwie verstell bar ist (Eisenkern verschiebbar?)
glättet die Stromstärke mehr oder weniger.
Das soll laut Video eine heißere oder kälteren Lichtbogen
bewirken. Aber Lichtbogentemperatur haben wir doch
bereits eben bei der Leistungseinstellung eingestellt?
Warum stellt man die Induktivität nicht einfach immer
auf Maximum und reduziert dafür die Spannung*Stromstärke?
2. Was ist in dem Video mit Schweißabstand gemeint?
Vermutlich der Abstand des Drahtes vom Werkstück.
Aber stellt sich der Abstand nicht automatisch ein, weil
der Draht sich bei korrekter Schweißgeräteeinstellung
gerade so viel abbrennt, dass sich der Abstand periodisch
selbst korrigiert?
3. Wieviel Druck oder Gasdurchfluss muss man erfahrungs-
Gemäß am Druckminderer einstellen? Pauschalwerte?
4. Warum wird nirgendwo erwähnt, dass ein weiterer
Parameter für die Einstellung von Spannung und Stromstärke
auch die Qualität des Massekontaktes und die Leitfähtigkeit
des zu schweißenden Materials eine Rolle spielt? Oder
ist das konstruktionsbedingt irgendwie ausgeschlossen?
Korrekturen und Ergänzungen zum oben geschriebenen
sind sehr willkommen.
Danke und Viele Grüße
Karl