Nachhaltige Waldwirtschaft gefährdet

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H.-A. Losch

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Zum Thema Gefährdung der nachhaltigen Forstwirtschaft hier eine Presseinformation des BUND, die wir hier als Diskussionpapier veröffentlichen wollen.

Naturschützer und mittelständische Sägeindustrie gegen geplantes Großsägewerk

(pur). Die geplante Ansiedlung eines neuen Großsägewerks der Firma Klenk Holz AG im Landkreis Ravensburg bedroht nach Ansicht des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, und des bayerischen Bund Naturschutz (BN) die nachhaltige Forstwirtschaft in Bayern und Baden-Württemberg. "Die Ansiedlung eines solchen Großsägers geht zu Lasten einer ökologisch verträglichen Waldnutzung und hat negative Auswirkungen für regionale Wirtschaftskreisläufe und Arbeitsplätze vor Ort“, betont Dr. Brigitte Dahlbender, BUND-Landesvorsitzende. Für das geplante Großsägewerk mit 1,3 Mio. Festmeter Schnittholzkapazität dürfe die Landesregierung keine "direkten und indirekten Subventionen“ gewähren, forderte Dahlbender.
Nach Ansicht des ersten Vorsitzenden des Bund Naturschutz, Prof. Dr. Hubert Weiger, ist die Sägeindustrie derzeit einem Konzentrationsprozess ausgesetzt, der die nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft massiv gefährdet: "Aktuell wird in Baden-Württemberg und Bayern die Ansiedlung mehrerer Großsägewerke forciert, die jeweils mehr als 1 Mio. Festmeter Schnittholzkapazität ausweisen und überwiegend schwaches und mittelstarkes Fichtenstammholz verarbeiten werden. Dies wird dazu führen, dass künftig starkes Holz kaum noch, oder zu deutlich schlechteren Preisen zu kaufen sein wird und damit das Leitbild eines naturnahen Waldes mit einem Wechsel von alten, dicken und jungen Bäumen obsolet wird", betont Weiger. Weil die Großsäger schwaches und mittelstarkes Holz für das lukrative Exportgeschäft benötigen, befürchten die Umweltverbände, dass die marktbeherrschenden Großsägewerke künftig die Waldbewirtschaftung bestimmen werden. In der Folge würden auch die Waldbesitzer aus ökonomischen Gründen auf die Waldbewirtschaftung mit alten und dicken Bäumen verzichten, obwohl sie die wesentlichen Elemente der naturnahen Waldbewirtschaftung darstellen.

Auch die Säge- und Holzindustrie unterstützt die Kritik der Naturschutzverbände: "Die mit der Ansiedlung von derartigen Großsägewerken verbundenen sprunghaften Produktionssteigerungen werden angesichts des schon jetzt knappen Angebots zu einen gnadenlosen Wettkampf um den Rohstoff Holz führen. Verlierer einer solchen Entwicklung werden die nachhaltige Forstwirtschaft und die mittelständischen Sägewerksbetriebe und deren Arbeitnehmer sein", prognostiziert Wilhelm Schilling, Vizepräsident des Verbandes der Säge- und Holzindustrie Baden-Württemberg.
Schilling verweist auf die negativen Erfahrungen in anderen Ländern: "Die Ent-wicklung in der Schweiz zeigt, dass pro neu geschaffenem Arbeitsplatz bei einem Großsäger 3 bis 6 bestehende Arbeitsplätze abgebaut werden“. Schilling befürchtet, dass bei einer Ansiedlung der Firma Klenk im Kreis Ravensburg die vorhandenen 30 Sägewerke mit rund 400 Mitarbeitern in ihrer Existenz bedroht wären. "Das schädigt nicht nur die mittelständischen Säger, sondern auch die Baubranche, denn die Zimmerleute brauchen Sondereinschnitte, zum Beispiel für den Bau von Dachstühlen, die vom Großsägewerk in der Form nicht zur Verfügung gestellt werden“, meint Schilling: "Die Nachhaltigkeit muss wieder erste Priorität erhalten."

Vor diesem Hintergrund appellieren Naturschützer und die mittelständische Säge- und Holzindustrie, den Bau eines weiteren Großsägewerkes im Kreis Ravensburg nicht zu genehmigen. Gleichzeitig forderten sie den für die Forstwirtschaft zuständigen baden-württembergischen Minister Peter Hauk (CDU) auf, eine Ansiedlung der Firma Klenk nicht durch günstige Sonderkonditionen und langfristige Lieferverträge von Seiten des Staatsforstes zu subventionieren. "In Bayern soll immer mehr Holz aus dem Staatswald von Großunternehmern eingeschlagen und an Großsägewerke verkauft werden, mit der Folge, dass mittelständische Sägewerke, Forstunternehmer und Brennholzkunden zunehmend leer ausgehen. Demgegenüber erwarten wir von der baden-württembergischen Landesregierung ein klares Signal für eine nachhaltige Forstwirtschaft und eine Stärkung der regionalen Kreisläufe“, betont BUND-Vorsitzende Dahlbender.

Weitere Infos im Netz:
Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Baden-Württemberg und Bayern. - Ein Positionspapier des Verbandes der Säge- und Holzindustrie Baden-Württemberg e.V.

Hintergrundpapier des BUND zur Ansiedlung von Großsägewerken in Süddeutschland
 
Das Drama wird, w. o. beschrieben, eher bei den kleinen Sägewerkten ablaufen.
Dicke alte Stämme sind ja heute schon schlechter abzusetzen. Jedenfalls bei NAdelholz. Die früher vielgepriesene 6. Klasse bringen ja heute nur noch wenige Sägewerke durch die Gatter. Als hier vor drei Jahren mal riesen Douglasien mit über 1m BHD eingeschlagen wurden, lagen die auch monatelang rum und ein spezielles mobiles Sägewerk mußte kommen um die aufzusägen. Stärkere Abschnitte werden bis ins Elsass gekarrt, weil da ein Sägewerk ist, daß die Dinger verarbeiten kann.

Und für die Waldwirtschaft ist eine schnelle Umtriebszeit natürlich von Vorteil. Jedes Jahrzehnt weniger Umtriebszeit, bedeutet im Durchschnitt einen Sturm weniger, den die Bäume überstehen müssen um nicht als schlecht bezahltes Kalamitätsholz verkauft werden zu müssen.

Für den Wald selber ist es eher von Nachteil.
Andererseits verstehe ich die Umweltverbände nicht. Das schnell großflächig umgebaut werden soll von Nadelholz auf Laubholz wird ja immer gefordert. Damals wurde ja Sturm Lothar fast begrüßt, weil der die Fichtenbestände niederwarf und nun Laubholz gepflanzt werden konnte. Wenn ein Sägewerk nun dasselbe tut, ists plötzlich ein Drama.

mfg
 
Hallo Amur!

Deinen Beitrag finde ich sehr gut. Viele wissen eigentlich nicht, wie weite Wege das Holz bisher gekarrt werden musste, um überhaupt einen Abnehmer zu finden.
Dickere Stämme von Pappelholz wurden seit Jahren bei uns gehandelt wie Sauerbier oder als täte man uns einen Gefallen, dass sie überhaupt abgenommen werden.
Die Holzpreise steigen derzeit. Davon wird aber wie üblich nichts der Erzeuger und der Verbraucher haben.

Gruß Hubbel!
 
Bevor ich etwas mehr schreibe mal kurz zu Pappelholz, als ich mein Praktikum absolviert kam ein Holzkäufer aus Frankreich der große Mengen Pappelholz gekauft hat um es weiter nach Italien zu verfrachten. Übrigends auch die Festmeterpreise für Roh- bzw. Frischholz steigen leicht an und davon merkt auch der der das schlägt etwas.
 
W-und-F schrieb:
Hier noch ein Link, im ms-portal habe ich einen interessanten Artikel gepostet.

.::KLICK HIER::.

Immer diese Schleichwerbung zu Martins Forum. Warum postest Du Benedikt denn den so interessanten Beitrag nicht hier ?

Also mach ich es mal...

"...die BZ hat Folgendes geschrieben:

FREIBURG
Der lange und vor allem schneereiche Winter ist vorüber. Dennoch sind seine Folgen immer noch spürbar, insbesondere für die Holzwirtschaft. Ihr fehlt schlichtweg das Holz, das normalerweise in den Wintermonaten geschlagen und dann verarbeitet wird.

Siegfried Willmann, Sägewerksbesitzer aus dem Urachtal, ist auf das letzte halbe Jahr nur schlecht zu sprechen. “So etwas gab es noch nie” , klagt der Säger. Der zurückliegende Winter brachte die Arbeit in seinem Betrieb fast vollkommen zum Erliegen. Zu normalen Zeiten steuern täglich vier bis fünf Langholzlastwagen sein Werk an. Zur Zeit findet dieselbe Anzahl gerade einmal in der Woche den Weg ins Urachtal.

Das begann im Januar und verschärfte sich mit den heftigen Schneefällen im März. “Normalerweise legt man sich für solche Durststrecken Winterpolder an, doch die waren in Null Komma nichts aufgebraucht” , erklärt Willmann, der seine liebe Mühe hatte, den Kunden die winterlichen Lieferengpässe zu erklären: “Die Hälfte des Umsatzes ist mir in diesen Monaten weggebrochen.” Seinen Sägewerkskollegen im Hochschwarzwald geht es nicht besser. Auch deren Werke verarbeiten gegenwärtig Holz auf Sparflamme. Schuld an dieser Situation sind Schnee und Kälte. Sie verhinderten das Schlagen und den Abtransport der Bäume.

“Wir sind ein bis zwei Monate hintendran” , gibt Forstpräsident Meinrad Joos zu. Seine Behörde, die Forstdirektion Freiburg, ist für rund 740 000 Hektar Staatsforst, Kommunal- und Privatwald zuständig. Dort wurden in dieser Holzsaison etwa zweieinhalb Millionen Festmeter Holz eingeschlagen. “Drei Millionen wären das Optimum” , sagt Joos, und fügt optimistisch hinzu, dass das Defizit in den kommenden Monaten wieder aufgeholt werde. “Wir werden auch im Sommer verstärkt Bäume fällen, jetzt bereits sind alle verfügbaren Waldarbeiter im Einsatz.” “Die Aufforstarbeiten werden derzeit auf ein Minimum verkürzt” , erläutert der Pressereferent der Forstdirektion Andreas Schabel eine weitere Methode, die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Die privaten Waldbauern werden dabei schwerlich helfen, denn die gehen bereits wieder ihrer Hauptberufen nach oder sind den Feldern. So auch Berthold Nopper aus Oberspitzenbach. Er bewirtschaftet außer seinen Ackerflächen im Elztal 36 Hektar Wald. Eine Arbeit, die ausschließlich im Winter anfällt. “Ich bin für diese Saison im Wald fertig” , meint Nopper. Daran ändert für ihn auch der Holzpreis nichts. Mit bis zu 75 Euro für den Festmeter ist der so gut wie lange nicht mehr.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag vor sechs Jahren hatte Orkan “Lothar” den Spitzenpreis von fast 200 Mark mit einem Stoß hinweggefegt. Erst in diesem Jahr scheint sich der Holzmarkt wieder zu berappeln: nach dem Überfluss an Sturm- und Borkenkäferholz der vergangenen Jahre zieht das knappe Angebot die Preise nach oben. Die hohe Holznachfrage im Ausland hilft dabei. Seit zwei Jahren legt der Export von deutschem Nadelholz kräftig zu.

Hauptimporteure sind die USA und Frankreich” , erläutert Klaus Schwarz vom Verband Deutscher Holzhandel. Dort boome die Bauindustrie. Von 2,4 Millionen Festmetern gehobeltem Nadelholz gingen allein 1,85 Millionen Festmetern nach Übersee. Das kann Siegfried Willmann kaum trösten. Die Konkurrenz habe seine Lieferengpässe genutzt, um die Geschäfte zu machen. Doch er werde sich die Aufträge wieder zurückholen, meint er. Wie? Mit Qualität, das habe er sich fest vorgenommen. "
 
Hier in Brandenburg gibt es noch große Reserven im Privatwald. Die Eigentümer sind weit verstreut, kümmern sich nicht um ihren Wald, wissen oft nicht, wo ihr Wald überhaupt liegt, u.a. weil keine Grenzsteine mehr vorhanden sind, und sind nicht Mitglied in einer Forstbetriebsgemeinschaft. Ich habe kürzlich Wald von der Treuhand übernommen, der völlig verwahrlost ist. Sobald das Land Druck hinsichtlich einer Zwangsmitgliedschaft in einer FBG machen würde, drängten hier große Mengen Kiefernholz in die Sägewerke.
 
Die Mitgliedschaft in einer FBG sollte freiwillig sein. Ich weis
es gibt Bestrebungen seitens einiger FBG mittels Bewirtschaf-
tungsverträgen eine Einheitliche Waldbewirtschaftung druchzu-
führen.
Das Ergebnis wird sein das der Waldeigentümer keinen Hand-
schlag mehr in seinem Wald machen kann ohne die FBG zu
fragen.

Die andere Sache mit Grosssägewerken, da kommt es ja auch
noch darauf an wie diese arbeiten. In unserer Region gab es
mal jemand, der die Holzernte, den Holzhandel und auch zum
Teil die Weiterverarbeitung in einer Hand hatte. Dieser Unter-
nehmer kaufte grössere Waldeinheiten mache mehr oder weniger
Kahlschlag verkaufte den Rest und kaufte den nächsten Wald,
Wassergewinnungsgebiete und sonstige Auflagen störten den
wenig. Wald kaufen und 300ha abholzen und wieder verkaufen
geht in ein paar Monaten.

Beide Sachen decken sich nicht mit meinen Ideen einer Waldwirt-
schaft.

Wenn der Trent so weitergeht, Stichwort Heizung mit Holz oder
Pellets, dann wird der Holzpreis in kurzer Zeit steigen und das
Vermessen der Wälder in Brandenburg kostendeckend durchzu-
führen sein. Oder gibt es für das Vermessen in den neuen
Bundesländern noch Beihilfen, wenn der Verursacher des
Grenzsteinentfernens wahrscheinlich bekannt ist.

mfg hainbuche
 
Der Trend geht extrem eindeutig zur drastischen Verringerung der Umtriebszeiten, dünneren Stämmen und Energieholz.
Ökologisch ist dies sicherlich schlechter, lässt sich jedoch kaum mehr aufhalten.
 
Forstexperte schrieb:
Der Trend geht extrem eindeutig zur drastischen Verringerung der Umtriebszeiten, dünneren Stämmen und Energieholz.
Ökologisch ist dies sicherlich schlechter, lässt sich jedoch kaum mehr aufhalten.

Das sehe ich nicht so!
Zumindest in den "öffentlichen" Wäldern (Staatsforst, Kommunalwälder,...) geht der Trend v.a. weg von den überwiegend gleichaltrigen (Fichten-)Monokulturen hin zu strukturreicheren Beständen, sowohl was die Artenzahl , als auch die Altersstruktur angeht.
Gefördert werden soll zudem die Einzelbaumstabilität, was mit besseren H/D-Verhältnissen (Verhältnis zwischen Baumhöhe und -durchmesser) einhergeht und dickere Stämme bedingt.
Beim Wertholz gilt hier ganz klar "Qualität statt Quantität".

Man hat die Probleme (mangelnde Bestandesstabilität, Anfälligkeit gegen Pathogene,...) weitestgehend erkannt und ist dabei, gegenzusteuern.
Dies ist allerding ein ein Prozess, der Jahrzehnte in Anspruch nimmt, und natürlich darf die Wirtschaftlichkeit dabei auch nicht völlig außer Acht gelassen werden. Es wird also auch weiterhin ausreichend Nadelhölzer für die Bau- oder Papierindustrie geben müssen.

Energieholz ist (noch) ein Nischenprodukt und aufgrund der Bewirtschaftungsweise und Umtriebszeiten eigentlich fast eher der Landwirtschaft denn der Forstwirtschaft zuzuordnen.
Hierzu werden ganz sicher nicht (oder nur in auf die Gesamtfläche betrachtet zu vernachlässigendem Umfang) bestehende, "echte" Wälder geopfert.
 
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