Liebe Bedenkenträger,
ich weiß Eure Sorge wirklich zu schätzen, aber laßt doch bitte mal die Kirche im Dorf. Ich habe die Sache beschrieben, um darzustellen, daß es in Sachen Baumfällen schwierigere Dinge gibt, als im Wald einen Baum zu fällen, der nicht besonders groß ist - die kriege ich nämlich vom Förster nicht, sondern nur die Krücken, die er sowieso los sein will.
So eine Aktion wie die mit dem Radlader mache ich auch nicht hemdsärmlich. Von oben abtragen mit einer Hebebühne wäre schwierig und teuer geworden. Man hätte jeden größeren Abschnitt abseilen müssen. Also habe ich mir die Sache überlegt. Das dauert dann auch einen Moment. Masse, Höhe und Hebelverhältnisse des Baums wurden berechnet. Der Radlader hatte mindestens 50% Lastreserve - andernfalls hätte ich mir einen größeren geborgt.
Gefährlich wäre Wind gewesen. Es wurde eine windstiller Tag ausgesucht und die Sache auf dem Abend gelegt, nachdem keine Thermikblasen mehr für eine Böe sorgen können. Windsurfer kennen sich damit ein wenig aus.
Außerdem: Alle Zaungäste wurden weit genug weggeschickt. Innerhalb des Gebäudekarrees hätte mich der Baum nicht erschlagen können - er hätte sich allenfalls mit dem RL auf eins der Dächer gelegt, was es natürlich zu verhindern galt. Es ist bestimmt eine Riesenschei*e, mit einem Radlader umzukippen, aber angeschnallt in der Sicherheitszelle übersteht man das mit hoher Wahrscheinlichkeit. Der Fahrweg war eben und größtenteils befestigt, so daß eine hohe Kippstabilität gegeben war. Nachdem der Baum im Loch stand, war die Gefahr vorbei. Unten wegrutschen war unmöglich und nach links oder rechts konnte er nicht; da waren die Palettengabeln. Nach hinten sowieso nicht, also Kettenzüge ab, rein in die Kiste, noch einen Meter vorgefahren und dann hat sich der Baum sanft auf die Wiese gelegt, wo er in Ruhe tranchiert werden konnte.
Ich bin im Bereich Sicherheitstechnik tätig - Irrsinnstaten sind nicht mein Ding. Statistisch gesehen ist der Beruf des Waldarbeiters einer der gefährlichsten. Wenn man sich die Unfälle genauer ansieht, kommt (wie z.B. auf dem Bau) ein sehr großer Anteil auf das Konto von Leichtsinn, Blödsinn und Unwissenheit - nicht zuletzt, weil es gerade in diesen Berufen eine Menge Chaoten gibt, die glauben, sich Tag für Tag als echte Männer beweisen zu müssen. Das geht dann eben nicht beliebig lange gut.
Das Fällen von Robinien kann z.B. eine heikle Sache sein. Die stehen oft schief. Diese Bäume können dank ihres gigantischen Wurzelwerks noch in Schräglagen weiterwachsen, in denen die meisten anderen Bauarten lange umgefallen wären. So einen Burschen sollte man nicht ohne Spannband fällen, weil sich sonst der Stamm in Sekundenbruchteilen längs aufspalten kann, was man dem ansonsten sehr harten Holz zunächst einmal nicht zutrauen würde. Da hilft dann auch die schönste Fallkerbe nichts. Ich kenne Leute, die legen es darauf an, um sich Spaltarbeit zu sparen. Die sind so die Dinge, die 99 Mal gut gehen und dann hat man ein paar Rippenbrüche oder Schlimmeres...
Gruß
Thomas