Hi,
hs schrieb:
Als 'Normal-User' kaufe ich ein hochwertiges, teures Werkzeug, mit dem Hintergedanken, daß sich der hohe Preis wegen längerer Nutzungsdauer bei gelegentlichem Gebrauch rechnet.
Die Grenzen vermischen sich aber mittlerweile so stark miteinander, daß sie mitunter kaum noch zu erkennen sind. Vor ca. 15-20 Jahren habe ich auch noch bei vielen Dingen (als profanes Beispiel seien hier Toastbrot und Papiertaschentücher genannt) auf "Marke" geachtet, weil einfach ein real existierender Qualitätsunterschied vorhanden war. Das "NoName"-Toast war grober und von schlechterer Qualität, die Papiertaschentücher von Aldi hatte das Papier-Niveau der Blöd-Zeitung. Das ist mittlerweile ganz anders, ob ich die DM-Hausmarke oder die Aldi-, Plus- oder Lidl-Hausmarke verwende - ich bemerke keinen Unterschied zu Zewa oder Tempo. Ebenso siehts bei NoName-Toast im Vergleich zu "GoldenToast" aus.
Dieser Wandel ist kaum verwunderlich, denn wenn Produkte heutzutage gewisse gesellschaftlich vorgegebene Qualitätsstufen nicht mehr erreichen, dann kauft sie niemand und sie verschwinden vom Markt. Also graben die Hersteller den eigenen Markenprodukten das Wasser ab, in dem sie die gleiche Ware anders verpacken und als "Hausmarke" vom Discounter ins Regal stellen.
Jetzt mag man das als "Grundbedarfsmarkt" abtun, aber daß ändert die Fakten nicht, und die sind auf Werkzeug absolut übertragbar. Das China-Zeugs ist in den meisten Fällen immer noch schlechter, aber die Importeure sind nicht blöde und können auch rechnen. Also wird so kalkuliert, daß die Ware bei einem Großteil der Verbraucher die Garantiezeit überlebt, und schon hat man seinen Schnitt gemacht.
Aber damit haben wir jetzt eben das, wonach alle immer geschrien haben - die "freie" Marktwirtschaft. $KUNDE macht letztlich nichts anderes als die meisten Hersteller - er schaut auf den Preis. Und da die Hersteller den freien Markt selbst herbeigesehnt haben, gehen sie jetzt auch selbst dran zugrunde. Ziehen dabei nur leider unsere Gesellschaft mit in den Abgrund. VW will schon wieder mehr Produktion ins Ausland verlagern, weil sie hier angeblich nicht mehr kostendeckend produzieren können. Tja, daraus folgt zwangsläufig eine neue Entlassungswelle, weniger Leute können sich VWs überhaupt noch leisten (und immer mehr fragen sich "wozu", wenn Hyundai und Konsorten für
viel weniger Geld nur mäßig schlechtere Qualität abliefern), die nächste Entlassungswelle folgt uswusf. Oder man zerschlägt sich gleich selbst, wie es ehemals rennomierte Marken wie Telefunken, AEG, Grundig und - brandaktuell - Siemens (&Halske Telegraphenbauanstalt) vormachen.
Problem an dieser Endlosdiskussion ist - wie so oft - daß jeder ein bißchen Recht hat. Du, hs, aber auch Heinz-Alfred haben nachvollziehbare Argumente. Ändern wird das alles nix, der Ausverkauf Deutschland geht weiter, und in 5 bis 10 Jahren sind wir pleite wie Venezuela, haben - mit 9/11 und der WM eingeführt - einen totalitären Überwachungsstaatsapparat wie einstmals die DDR und bestehen bevölkerungstechnisch aus einer ganz großen Unterschicht und einer entsprechend kleinen Oberschicht.
Das "Modell Deutschland" ist - ebenso wie das Modell "USA" - leider Gottes ein Auslaufmodell, und wir sind zu wenig, daß zu verhindern.
Dirk