T
Thomas.B
Guest
@ hs:
> Du tust reale Tests mit einer gewissen Oberflächlichkeit ab, als wenn sie nicht Notwendig wären.
Ich bin nicht oberflächlich und diese Test sind nicht notwendig. Heute nicht mehr - jedenfalls nicht aus technischen Gründen. Man baut riesige Bauwerke und technische Anlagen nur auf der Basis von Berechnungen, welche weitaus komplexer sind. Der Trick heißt in gewisser Weise auch Überdimensionierung. In Bereichen, wo man sich diese aus wirtschaftlichen oder technischen (Masse, Größe) Gründen nicht leisten kann, überprüft man knappe Dimensionierungen ggf. noch praktisch. Oder man mißtraut den Berechnungen und internen Tests eines Herstellers und überprüft das per Crashtest - Paradebeispiel: Auto, der ADAC macht das gern und oft...
> Vermutlich kommt das durch Dein Wissen im Bereich Elektronik und weil Du verm. noch nie eine wirklich genaue mech. Berechnung durchgeführt hast - und auch nicht den ganzen Umfang solcher Dinge einschätzen kannst.
Na, wenn Du meinst... Meinereiner hat nicht Elektronik studiert - da war ich schon vor dem Studium ziemlich fit. Es war Automatisierungstechnik / Technische Kybernetik. Dabei geht es um die komplette Spanne der Automatisierung - also neben dem elektronisch / informatischen Teil auch um Antriebe (elektrisch, hydraulisch, pneumatisch) und die komplette Mechanik des Systems. Wir haben genug technische Mechanik und Materialkunde eingetrichtert bekommen, um locker gegen die meisten Baustatiker antreten zu können. Das ist auch nötig, um z.B. einen Roboterarm zu konstruieren, der nach ein paar 10.000 Lastspielen nicht bricht, ausgeschlagene Lager hat und trotzdem leicht und starr ist. Jedes unnötige Gramm bezahlt man nämlich wieder mit zusätzlicher Belastung und Energiebedarf - oder eben geringerer möglicher Geschwindigkeit. Ich hatte an diesem Teil des Studiums übrigens meinen Spaß und war gut darin. Was sie in einigen anderen Fächern mit uns getrieben haben - beispielsweise Mathe - fand ich hingegen schon etwas abartig...
Die heutigen technischen Mittel eröffnen zudem ganz andere Möglichkeiten, die alles stark erleichtern und genauer machen. Da ist auf der einen Seite die FEM, welche die ziemlich exakte Berechnung auch komplexer Strukturen ermöglicht. Auf der anderen Seite hat man meßtechnisch viele Nettigkeiten zur Verfügung. Man kann die partielle Verformung bei Lasteinleitungen sehr exakt messen, wenn man seine Modelle überprüfen will bzw. muß. Das geht zerstörungsfrei.
> ja ja - die 'gute' DDR
Zu Protokoll: Mich hat sie im Großen und Ganzen angekotzt. Ich verbräme auch im Nachhinein nicht irgend etwas. Aber viele Dinge waren durchaus gut und vernünftig gelöst. Man hatte einfach nicht die Wirtschaftskraft für extrem ineffiziente Lösungen auf breiter Front.
Ach noch etwas: Man sagt nicht ja ja - ja ja heißt... - na ja dem Werner-Film wirst Du ja gesehen haben - hat jedenfalls Meister Röhricht gesagt...
> Stoßstange...
Genau das meine ich: Die Jungs haben nichts rechtes zu tun und sind per Dienstanweisung gehalten, bußgeldmäßig Umsatz zu machen. Jede Verfehlung ist zu verfolgen, wenn sich dafür ein Preis im Bußgeldkatalog an den Haaren herbeizerren läßt. Das hat weder mit Verkehrssicherheit noch Verkehrserziehung zu tun. Ein Polizist, der sich darüber hinwegsetzt - also einen potentiellen Delinquenten ungeschröpft laufen läßt, riskiert eine Abmahnung oder Schlimmeres. Die Polizei (und einige andere staatliche Trachtenvereine) sind heute zur 5. Kolonne des Finanzamtes verkommen.
> Poröse Bremsschläuche ?
Die schaue ich mir mind. 2x im Jahr an, wenn die Räder umgebaut werden. Abwischen, etwas biegen und nach Rissen schauen - fertig. Was soll daran schwer sein?
Wenn ein Bremsschlauch platzt, hat man es auch weit kommen lassen. Die sich zuerst zeigenden feinen Risse in der äußeren Gummierung sind insofern sicherheitsrelevant, daß sie die Wasseraufnahme der Bremsflüssigkeit in gewissem Umfang fördern und das speziell im Bereich der Radbremszylinder, wo es besonders problematisch ist. Bis zum undicht werden oder gar platzen ist es da noch weit. Vorsichtige Menschen können ja alle paar Monate mal im Stand voll auf die Bremse steigen. Was das im hydraulischen System übersteht, hält auch noch eine Weile im normalen Fahrbetrieb. Ansonsten reichen die normalen äußeren Sichtkontrollen, mehr machen TÜV und Werkstätten auch nicht, weil die Schläuche ein vielfaches des möglichen Betriebsdruckes aushalten. Kritisch sind aus den Verankerungen gerissene Bremsschläuche oder Bremsleitungen (etwa durch Geländefahrten, harter Winterbetrieb mit Schneeketten etc.), die sich dann durchscheuern oder abvibrieren (die starren Leitungen) können. So eine Sache sollte aber auch einem Laien ins Auge springen und i.d.R. würde die Sache schneller zu Ende sein, als der nächste HU-Termin anliegt.
> Ich denke das zu überprüfen kannst Du keinem Polizisten zumuten
Der soll von meinen Karren wegbleiben und Verbrecher fangen oder meinetwegen den Verkehr regeln. Wenn er meint, daß er sich unter mein Auto werfen muß, ist es sein Problem.
> zudem wolltest Du doch den Beamtenapperat abbauen - und nicht aufstocken
abbauen? Abschaffen! Zumindest in der derzeitigen Form. Das ist ein Anachronismus - zu ineffizient, zu groß, zu teuer und funktioniert im ursprünglichen Sinne nicht mehr. Und komm mir nicht mit der besonderen Loyalität der Beamten, ohne vorher einen Blick in die Geschichte geworfen zu haben.
> s.o. Bremsschläuche - wie willst Du denn sowas elektronisch überprüfen
Wenn ESP vorhanden ist - was heute fast schon Standard ist - kann man einen stark defekten (noch nicht undichten) Bremsschlauch ohne weiteres erkennen, wie auch Luft im System.
> oder ausgeschlagene Gelenke
Auch das geht mit geringen Mitteln. Körperschallmessung.
> oder Korossion
Das nicht, solange sie nicht so massiv ist, daß sie per Körperschallmessung auffliegt. Aber bitte: Wo verrostet heute noch ein Auto in sicherheitsrelevanter Weise - speziell in der kurzen Lebensspanne, welche ihm die deutsche Steuergesetzgebung erlaubt?
> Nächster Punkt selbstständige Kontrolle oder Wartung.
Wo ist das Problem? Die Verantwortung hat der Halter - nicht anders als heute auch. Entweder er prüft selbst oder er läßt prüfen und kann dafür im Falle eines Falles die prüfende Firma zur Verantwortung ziehen, wenn diese nachweislich geschlampt hat. Verklage mal den TÜV, weil Du wegen eines übersehenen Mangels einen Unfall hattest...
> so finde ich unterm Strich die Sache mit den zweijährigen Pflichtuntersuchungen nicht wirklich dramatisch. Es sind ~ €3-4/Monat.
Klar, Du muß es auf den Tag genau berechnen, wie die Versicherungsgeier, damit es noch weniger aussieht. Bald wird es jährlich sein und pro Abnahme das Doppelte kosten, wenn sich die Leute nicht wehren. Versuche Dich zu erinnern: Hast Du schon mal einen Unfall erlebt, der ursächlich technischer Natur war und der durch verschärfte Kontrolle hätte (vielleicht) verhindert werden können? Bist Du der Meinung, daß auf deutschen Straßen eine signifikanter Anteil an maroden Schrotthaufen unterwegs wäre?
> Bereits eine unnötig aufgeschwatzte Reparatur kommt deutlich teurer.
TÜV/Dekra und Werkstätten arbeiten nur zu oft Hand in Hand. Die Werkstatt hat zunächst nichts vom ins Haus kommenden Prüfer. Zumindest zahlt dieser keine "Miete" für die Nutzung der werkstatteigenen Geräte wie Hebebühne oder Bremsenprüfstand. Aber mit guter Wahrscheinlichkeit generiert er den einen oder anderen Auftrag - manche berechtigt und anderen eben nicht so ganz.
> Wenn man danebensteht und einen auf sachlich kompetent macht - dann wird sich die Werkstatt verm. hüten irgendwelchen Müll zu erzählen.
Genau, bei mir haben sie das auch schon versucht. Etwas technische Kompetenz hilft aber. Es gibt eine Grauzone von Dingen, die nicht gerade schön, aber durchaus zulässig sind. Bei einem Auto, welches man nicht mehr lange behalten will, möchte man oftmals auf teuere Rundumsanierungen verzichten. Die golden Brücken muß man i.d.R. selbst finden, weder TÜV/Dekra noch Werkstatt haben ein Interesse an solchen Detailreparaturen - vielleicht auch noch mit gebrauchten Teilen.
> Bremsschläuche... gleich den kompletten Satz getauscht (besser gleich alles tauschen).
Ich mache das mind. achsweise. Die vorderen sind i.d.R. schneller fertig. Die Schläuche kosten nicht viel, wenn man sie nicht am Wuchertresen der Vertragswerkstatt kauft. Der Einbau ist kein Akt - zumindest wenn die alten nicht zu sehr festgegammelt sind. Und entlüften muß man sowieso. Wenn dazu die Leitwertmessung der Bremsflüssigkeit bedenkliche Werte liefert, ist das dann alles ein Aufwasch.
> In Deiner Darstellensweise ist sehr viel Glauben an eine funktionierende Eigenverantwortung.
Genau. Der Staat hat erst einzugreifen, wenn das offensichtlich nicht klappt oder es zu einem Vorfall gekommen ist, der das untermauert - dann aber auf den Einzelfall bezogen. In Deutschland haben wir quasi eine universelle Haftung für am liebsten jeden Einzelfall. Irgendwo passiert irgendwas spektakuläres oder tragisches und schon rufen diverse Kreise (natürlich völlig uneigennützig...) nach einer weiteren Verschärfung der Vorschriften und einer Aufblähung des Überwachungsapparates. Und nun sind wir am einem Punkt angelangt, an dem dieser ganze Blödsinn soviel kostet, daß die Wirtschaft daran genauso in die Knie geht wie der Privatmann. Es gibt einfach keine vernünftige Trennung zwischen wesentlich und unwesentlich und kein gesundes Maß mehr. Da wirken Lobbystrukturen genauso wie machtgeile Politiker und verängstigte Staatsbeamte, die Schiss vorm Volk (dem großen Lümmel - geklaut bei H.Heine) haben. Was sich die Deutschen so alles gefallen lassen, wären im Rest der Welt einfach nicht durchsetzbar.
> nur leider geht der Trend ja dahin, sich auf andere zu verlassen, als sich selber zu bemühen
Was erwartest Du, wenn die Eigenverantwortung quasi abgeschafft ist und die Leute allein damit den Kopf voll und das Portemonnaie leer haben, den massiv strafbewerten "Mindestforderungen" des Staates nachzukommen.
> das Kontrollsystem wird dadurch komplexer - und einerseits für sich selbst anfälliger, andererseits für den Benutzer schwieriger zu erlernen
Komplexer bedeutet nicht weniger zuverlässig. Das kommt wie schon ausführlich diskutiert von der mangelhaften Umsetzung durch überzogene Sparmaßnahmen. Die Benutzung wird immer einfacher: Mäusekinos mit Klartext in 50 verschiedenen Sprachen usw. - wer damit zumindest im Bereich der Grundfunktionen und Warnhinweise nicht zurecht kommt, sollte das mit dem Autofahren vielleicht grundsätzlich lassen.
Viel schmerzhafter ist die schwindende technisch / naturwissenschaftliche Grundbildung in der Bevölkerung - insbesondere der Jugend. Der Schaden ist verheerend und geht auf das Konto des beamtenverseuchten Bildungssystems ebenso, wie auch dem Umstand, daß Basteleien an Fahrzeugen vom Staat lobbygesteuert (Autoindustrie, Zubehörbranche, Versicherungen...) massiv bekämpft werden. Ich habe auf diese Weise viel gelernt - vieles war auch durchaus illegal (Tuning, meine Mopeds und Motorräder waren grundsätzlich "frisiert"...), wurde aber nicht so verschärft bekämpft, wie heute. Ein Teenager, der heute ein Fahrzeug illegal "modifiziert" spielt mit seiner wirtschaftlichen Existenz und ggf. auch der seiner Familie. Nichts gegen eine angemessene Strafe, um die Sache im Rahmen zu halten, aber das ist krank.
> na hoffentlich ohne mal einen Störfall zu verursachen
Na ja, ich entwerfe sie nur und kümmere mich um die Zulassung, aber ich baue sie nicht. In so einem Fall würde ich meine Hände in Unschuld waschen. Sicherheitsrelevante Designfehler kann ich mir nicht erlauben und sie würden normalerweise auch der jeweiligen Prüfstelle auffallen. Da steckt in mindestens zwei Instanzen eine Menge Arbeit und Sorgfalt drin. Auch die Hersteller sind sehr bemüht, alles korrekt zu produzieren. Ein dummer Vorfall und man ist weg vom Fenster - sollte der Staat nicht zuschlagen (nach einem Unfall mit Sicherheit), wäre zumindest das Kundenvertrauen weg. Es geht ja nicht um Privatkunden, sondern Fachleute aus der Industrie. Denen kann man keinen Schund unterjubeln - jedenfalls kein zweites Mal. Gegen mangelhafte Zulieferprodukte ist man natürlich nie gefeit, aber das bekommt man dann auch geregelt. Da werden dann schon einmal ein paar 100 Geräte weltweit ausgetauscht, obwohl der Kunde mit der reinen Funktion hochzufrieden ist. Die verstehen das dann i.d.R. auch und bauen die Ersatzgeräte selbst ein und schicken die potentiell unsicheren zurück. Keine hat da ein Interesse an unnötigen Risiken.
> ... immer mit weiteren zeitlichen Verzögerungen und immer mit einem weiteren Unsicherheitsfaktor belegt
So ist es. Deshalb finde ich es auch nicht gut, wenn die erste komfortbetonte Instanz der Fehlerhandhabung versagt. Die ist nämlich auch weitgehend narrensicher. Aber ich wehre mich gegen die reißerische und offensichtlich inkompetente Behauptung, daß es haarscharf an einem GAU vorbei gegangen wäre. Das würde eine Menge grundsätzliche Designfehler an der betreffenden Anlage bedeuten. Ich gehe mal von mir bekannten Zuständen in der Chemiebranche aus und nehme einfach an, daß es in der Atomwirtschaft mindestens genauso streng gehandhabt wird. Außerdem wird es wohl mindestens den Sicherheitsstandards eines russischen Kohlenkraftwerkes der 70er Jahre entsprechen. Oder hältst Du das für zu weit hergeholt?
> Denn Du gehst ständig davon aus, daß dieser Weg der richtige sei.
Mache ich nicht. Er ist falsch bzw. der Zeitpunkt ist zu früh gewesen. Die Menschheit hätte besser zuerst ihre gesellschaftlichen Probleme lösen sollen, bevor sie sich an eine derartige Verantwortung wagt. Soviel zum Idealbild. Aber nun ist es passiert. Jetzt stellt sich die Frage - speziell für Deutschland - ob man aus einer Technik aussteigt, die welche viele andere gerade einsteigen. Die Verteilungskämpfe um die restlichen fossilen Brennstoffe werden zunehmend härter geführt und deren Reichweite ist absehbar. Dazu kommt die Frage der globalen Erwärmung. Sicher ist Uranspaltung nicht ideal und nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu Fussionkraftwerken, aber es ist das, was z.Z. zur Verfügung steht und einigermaßen verläßlich und preisgünstig Energie liefert.
Natürlich kann man sich von der Kernenergie trennen. Schön wäre das schon. Aber diesen "Luxus" muß man sich leisten können. Deutschland kann das nicht mehr. An einen ausreichend effizienten Abbau des Staates und einer Bekämpfung der Korruption als Basis für anderweitigen wirtschaftlichen Erfolg ist ohne Bürgerkrieg nicht zu denken. Ein wirtschaftlicher Aufschwung würde zudem viele Jahre bis Jahrzehnte dauern, da Deutschland in vielen wesentlichen Bereichen den Anschluß verloren hat. Dazu kommen die enormen Defizite und Fehllenkungen im Bildungssystem. Die erforderlichen Fachleute würden ja auf die Schnelle gar nicht erst zur Verfügung stehen. Glaubst Du, daß man die Heerscharen unnützer Verwaltungs- und Überwachungsbeamten sowie ihre Gegenpole in der Wirtschaft (BWLer, "Steuergestalter") auf die Schnelle in etwas umschulen kann, was der Gesellschaft Nutzen bringt? Wird jemand, der ein Leben lang zum Dünnbrettbohrer erzogen wurde, das überhaupt wollen? Deutschland hat Jahrzehnte lang einen Großteil seiner Elite (meinetwegen vorwiegend die 2. Garnitur, aber immerhin) vergeudet und bezahlt dafür jetzt den Preis. Durch den ideologisch verbrämten Abschied von der Kernenergienutzung wird das nur noch schlimmer.
Mach einen praktikablen Vorschlag, zur Lösung dieses Dilemmas.
Gruß
Thomas
> Du tust reale Tests mit einer gewissen Oberflächlichkeit ab, als wenn sie nicht Notwendig wären.
Ich bin nicht oberflächlich und diese Test sind nicht notwendig. Heute nicht mehr - jedenfalls nicht aus technischen Gründen. Man baut riesige Bauwerke und technische Anlagen nur auf der Basis von Berechnungen, welche weitaus komplexer sind. Der Trick heißt in gewisser Weise auch Überdimensionierung. In Bereichen, wo man sich diese aus wirtschaftlichen oder technischen (Masse, Größe) Gründen nicht leisten kann, überprüft man knappe Dimensionierungen ggf. noch praktisch. Oder man mißtraut den Berechnungen und internen Tests eines Herstellers und überprüft das per Crashtest - Paradebeispiel: Auto, der ADAC macht das gern und oft...
> Vermutlich kommt das durch Dein Wissen im Bereich Elektronik und weil Du verm. noch nie eine wirklich genaue mech. Berechnung durchgeführt hast - und auch nicht den ganzen Umfang solcher Dinge einschätzen kannst.
Na, wenn Du meinst... Meinereiner hat nicht Elektronik studiert - da war ich schon vor dem Studium ziemlich fit. Es war Automatisierungstechnik / Technische Kybernetik. Dabei geht es um die komplette Spanne der Automatisierung - also neben dem elektronisch / informatischen Teil auch um Antriebe (elektrisch, hydraulisch, pneumatisch) und die komplette Mechanik des Systems. Wir haben genug technische Mechanik und Materialkunde eingetrichtert bekommen, um locker gegen die meisten Baustatiker antreten zu können. Das ist auch nötig, um z.B. einen Roboterarm zu konstruieren, der nach ein paar 10.000 Lastspielen nicht bricht, ausgeschlagene Lager hat und trotzdem leicht und starr ist. Jedes unnötige Gramm bezahlt man nämlich wieder mit zusätzlicher Belastung und Energiebedarf - oder eben geringerer möglicher Geschwindigkeit. Ich hatte an diesem Teil des Studiums übrigens meinen Spaß und war gut darin. Was sie in einigen anderen Fächern mit uns getrieben haben - beispielsweise Mathe - fand ich hingegen schon etwas abartig...
Die heutigen technischen Mittel eröffnen zudem ganz andere Möglichkeiten, die alles stark erleichtern und genauer machen. Da ist auf der einen Seite die FEM, welche die ziemlich exakte Berechnung auch komplexer Strukturen ermöglicht. Auf der anderen Seite hat man meßtechnisch viele Nettigkeiten zur Verfügung. Man kann die partielle Verformung bei Lasteinleitungen sehr exakt messen, wenn man seine Modelle überprüfen will bzw. muß. Das geht zerstörungsfrei.
> ja ja - die 'gute' DDR
Zu Protokoll: Mich hat sie im Großen und Ganzen angekotzt. Ich verbräme auch im Nachhinein nicht irgend etwas. Aber viele Dinge waren durchaus gut und vernünftig gelöst. Man hatte einfach nicht die Wirtschaftskraft für extrem ineffiziente Lösungen auf breiter Front.
Ach noch etwas: Man sagt nicht ja ja - ja ja heißt... - na ja dem Werner-Film wirst Du ja gesehen haben - hat jedenfalls Meister Röhricht gesagt...
> Stoßstange...
Genau das meine ich: Die Jungs haben nichts rechtes zu tun und sind per Dienstanweisung gehalten, bußgeldmäßig Umsatz zu machen. Jede Verfehlung ist zu verfolgen, wenn sich dafür ein Preis im Bußgeldkatalog an den Haaren herbeizerren läßt. Das hat weder mit Verkehrssicherheit noch Verkehrserziehung zu tun. Ein Polizist, der sich darüber hinwegsetzt - also einen potentiellen Delinquenten ungeschröpft laufen läßt, riskiert eine Abmahnung oder Schlimmeres. Die Polizei (und einige andere staatliche Trachtenvereine) sind heute zur 5. Kolonne des Finanzamtes verkommen.
> Poröse Bremsschläuche ?
Die schaue ich mir mind. 2x im Jahr an, wenn die Räder umgebaut werden. Abwischen, etwas biegen und nach Rissen schauen - fertig. Was soll daran schwer sein?
Wenn ein Bremsschlauch platzt, hat man es auch weit kommen lassen. Die sich zuerst zeigenden feinen Risse in der äußeren Gummierung sind insofern sicherheitsrelevant, daß sie die Wasseraufnahme der Bremsflüssigkeit in gewissem Umfang fördern und das speziell im Bereich der Radbremszylinder, wo es besonders problematisch ist. Bis zum undicht werden oder gar platzen ist es da noch weit. Vorsichtige Menschen können ja alle paar Monate mal im Stand voll auf die Bremse steigen. Was das im hydraulischen System übersteht, hält auch noch eine Weile im normalen Fahrbetrieb. Ansonsten reichen die normalen äußeren Sichtkontrollen, mehr machen TÜV und Werkstätten auch nicht, weil die Schläuche ein vielfaches des möglichen Betriebsdruckes aushalten. Kritisch sind aus den Verankerungen gerissene Bremsschläuche oder Bremsleitungen (etwa durch Geländefahrten, harter Winterbetrieb mit Schneeketten etc.), die sich dann durchscheuern oder abvibrieren (die starren Leitungen) können. So eine Sache sollte aber auch einem Laien ins Auge springen und i.d.R. würde die Sache schneller zu Ende sein, als der nächste HU-Termin anliegt.
> Ich denke das zu überprüfen kannst Du keinem Polizisten zumuten
Der soll von meinen Karren wegbleiben und Verbrecher fangen oder meinetwegen den Verkehr regeln. Wenn er meint, daß er sich unter mein Auto werfen muß, ist es sein Problem.
> zudem wolltest Du doch den Beamtenapperat abbauen - und nicht aufstocken
abbauen? Abschaffen! Zumindest in der derzeitigen Form. Das ist ein Anachronismus - zu ineffizient, zu groß, zu teuer und funktioniert im ursprünglichen Sinne nicht mehr. Und komm mir nicht mit der besonderen Loyalität der Beamten, ohne vorher einen Blick in die Geschichte geworfen zu haben.
> s.o. Bremsschläuche - wie willst Du denn sowas elektronisch überprüfen
Wenn ESP vorhanden ist - was heute fast schon Standard ist - kann man einen stark defekten (noch nicht undichten) Bremsschlauch ohne weiteres erkennen, wie auch Luft im System.
> oder ausgeschlagene Gelenke
Auch das geht mit geringen Mitteln. Körperschallmessung.
> oder Korossion
Das nicht, solange sie nicht so massiv ist, daß sie per Körperschallmessung auffliegt. Aber bitte: Wo verrostet heute noch ein Auto in sicherheitsrelevanter Weise - speziell in der kurzen Lebensspanne, welche ihm die deutsche Steuergesetzgebung erlaubt?
> Nächster Punkt selbstständige Kontrolle oder Wartung.
Wo ist das Problem? Die Verantwortung hat der Halter - nicht anders als heute auch. Entweder er prüft selbst oder er läßt prüfen und kann dafür im Falle eines Falles die prüfende Firma zur Verantwortung ziehen, wenn diese nachweislich geschlampt hat. Verklage mal den TÜV, weil Du wegen eines übersehenen Mangels einen Unfall hattest...
> so finde ich unterm Strich die Sache mit den zweijährigen Pflichtuntersuchungen nicht wirklich dramatisch. Es sind ~ €3-4/Monat.
Klar, Du muß es auf den Tag genau berechnen, wie die Versicherungsgeier, damit es noch weniger aussieht. Bald wird es jährlich sein und pro Abnahme das Doppelte kosten, wenn sich die Leute nicht wehren. Versuche Dich zu erinnern: Hast Du schon mal einen Unfall erlebt, der ursächlich technischer Natur war und der durch verschärfte Kontrolle hätte (vielleicht) verhindert werden können? Bist Du der Meinung, daß auf deutschen Straßen eine signifikanter Anteil an maroden Schrotthaufen unterwegs wäre?
> Bereits eine unnötig aufgeschwatzte Reparatur kommt deutlich teurer.
TÜV/Dekra und Werkstätten arbeiten nur zu oft Hand in Hand. Die Werkstatt hat zunächst nichts vom ins Haus kommenden Prüfer. Zumindest zahlt dieser keine "Miete" für die Nutzung der werkstatteigenen Geräte wie Hebebühne oder Bremsenprüfstand. Aber mit guter Wahrscheinlichkeit generiert er den einen oder anderen Auftrag - manche berechtigt und anderen eben nicht so ganz.
> Wenn man danebensteht und einen auf sachlich kompetent macht - dann wird sich die Werkstatt verm. hüten irgendwelchen Müll zu erzählen.
Genau, bei mir haben sie das auch schon versucht. Etwas technische Kompetenz hilft aber. Es gibt eine Grauzone von Dingen, die nicht gerade schön, aber durchaus zulässig sind. Bei einem Auto, welches man nicht mehr lange behalten will, möchte man oftmals auf teuere Rundumsanierungen verzichten. Die golden Brücken muß man i.d.R. selbst finden, weder TÜV/Dekra noch Werkstatt haben ein Interesse an solchen Detailreparaturen - vielleicht auch noch mit gebrauchten Teilen.
> Bremsschläuche... gleich den kompletten Satz getauscht (besser gleich alles tauschen).
Ich mache das mind. achsweise. Die vorderen sind i.d.R. schneller fertig. Die Schläuche kosten nicht viel, wenn man sie nicht am Wuchertresen der Vertragswerkstatt kauft. Der Einbau ist kein Akt - zumindest wenn die alten nicht zu sehr festgegammelt sind. Und entlüften muß man sowieso. Wenn dazu die Leitwertmessung der Bremsflüssigkeit bedenkliche Werte liefert, ist das dann alles ein Aufwasch.
> In Deiner Darstellensweise ist sehr viel Glauben an eine funktionierende Eigenverantwortung.
Genau. Der Staat hat erst einzugreifen, wenn das offensichtlich nicht klappt oder es zu einem Vorfall gekommen ist, der das untermauert - dann aber auf den Einzelfall bezogen. In Deutschland haben wir quasi eine universelle Haftung für am liebsten jeden Einzelfall. Irgendwo passiert irgendwas spektakuläres oder tragisches und schon rufen diverse Kreise (natürlich völlig uneigennützig...) nach einer weiteren Verschärfung der Vorschriften und einer Aufblähung des Überwachungsapparates. Und nun sind wir am einem Punkt angelangt, an dem dieser ganze Blödsinn soviel kostet, daß die Wirtschaft daran genauso in die Knie geht wie der Privatmann. Es gibt einfach keine vernünftige Trennung zwischen wesentlich und unwesentlich und kein gesundes Maß mehr. Da wirken Lobbystrukturen genauso wie machtgeile Politiker und verängstigte Staatsbeamte, die Schiss vorm Volk (dem großen Lümmel - geklaut bei H.Heine) haben. Was sich die Deutschen so alles gefallen lassen, wären im Rest der Welt einfach nicht durchsetzbar.
> nur leider geht der Trend ja dahin, sich auf andere zu verlassen, als sich selber zu bemühen
Was erwartest Du, wenn die Eigenverantwortung quasi abgeschafft ist und die Leute allein damit den Kopf voll und das Portemonnaie leer haben, den massiv strafbewerten "Mindestforderungen" des Staates nachzukommen.
> das Kontrollsystem wird dadurch komplexer - und einerseits für sich selbst anfälliger, andererseits für den Benutzer schwieriger zu erlernen
Komplexer bedeutet nicht weniger zuverlässig. Das kommt wie schon ausführlich diskutiert von der mangelhaften Umsetzung durch überzogene Sparmaßnahmen. Die Benutzung wird immer einfacher: Mäusekinos mit Klartext in 50 verschiedenen Sprachen usw. - wer damit zumindest im Bereich der Grundfunktionen und Warnhinweise nicht zurecht kommt, sollte das mit dem Autofahren vielleicht grundsätzlich lassen.
Viel schmerzhafter ist die schwindende technisch / naturwissenschaftliche Grundbildung in der Bevölkerung - insbesondere der Jugend. Der Schaden ist verheerend und geht auf das Konto des beamtenverseuchten Bildungssystems ebenso, wie auch dem Umstand, daß Basteleien an Fahrzeugen vom Staat lobbygesteuert (Autoindustrie, Zubehörbranche, Versicherungen...) massiv bekämpft werden. Ich habe auf diese Weise viel gelernt - vieles war auch durchaus illegal (Tuning, meine Mopeds und Motorräder waren grundsätzlich "frisiert"...), wurde aber nicht so verschärft bekämpft, wie heute. Ein Teenager, der heute ein Fahrzeug illegal "modifiziert" spielt mit seiner wirtschaftlichen Existenz und ggf. auch der seiner Familie. Nichts gegen eine angemessene Strafe, um die Sache im Rahmen zu halten, aber das ist krank.
> na hoffentlich ohne mal einen Störfall zu verursachen
Na ja, ich entwerfe sie nur und kümmere mich um die Zulassung, aber ich baue sie nicht. In so einem Fall würde ich meine Hände in Unschuld waschen. Sicherheitsrelevante Designfehler kann ich mir nicht erlauben und sie würden normalerweise auch der jeweiligen Prüfstelle auffallen. Da steckt in mindestens zwei Instanzen eine Menge Arbeit und Sorgfalt drin. Auch die Hersteller sind sehr bemüht, alles korrekt zu produzieren. Ein dummer Vorfall und man ist weg vom Fenster - sollte der Staat nicht zuschlagen (nach einem Unfall mit Sicherheit), wäre zumindest das Kundenvertrauen weg. Es geht ja nicht um Privatkunden, sondern Fachleute aus der Industrie. Denen kann man keinen Schund unterjubeln - jedenfalls kein zweites Mal. Gegen mangelhafte Zulieferprodukte ist man natürlich nie gefeit, aber das bekommt man dann auch geregelt. Da werden dann schon einmal ein paar 100 Geräte weltweit ausgetauscht, obwohl der Kunde mit der reinen Funktion hochzufrieden ist. Die verstehen das dann i.d.R. auch und bauen die Ersatzgeräte selbst ein und schicken die potentiell unsicheren zurück. Keine hat da ein Interesse an unnötigen Risiken.
> ... immer mit weiteren zeitlichen Verzögerungen und immer mit einem weiteren Unsicherheitsfaktor belegt
So ist es. Deshalb finde ich es auch nicht gut, wenn die erste komfortbetonte Instanz der Fehlerhandhabung versagt. Die ist nämlich auch weitgehend narrensicher. Aber ich wehre mich gegen die reißerische und offensichtlich inkompetente Behauptung, daß es haarscharf an einem GAU vorbei gegangen wäre. Das würde eine Menge grundsätzliche Designfehler an der betreffenden Anlage bedeuten. Ich gehe mal von mir bekannten Zuständen in der Chemiebranche aus und nehme einfach an, daß es in der Atomwirtschaft mindestens genauso streng gehandhabt wird. Außerdem wird es wohl mindestens den Sicherheitsstandards eines russischen Kohlenkraftwerkes der 70er Jahre entsprechen. Oder hältst Du das für zu weit hergeholt?
> Denn Du gehst ständig davon aus, daß dieser Weg der richtige sei.
Mache ich nicht. Er ist falsch bzw. der Zeitpunkt ist zu früh gewesen. Die Menschheit hätte besser zuerst ihre gesellschaftlichen Probleme lösen sollen, bevor sie sich an eine derartige Verantwortung wagt. Soviel zum Idealbild. Aber nun ist es passiert. Jetzt stellt sich die Frage - speziell für Deutschland - ob man aus einer Technik aussteigt, die welche viele andere gerade einsteigen. Die Verteilungskämpfe um die restlichen fossilen Brennstoffe werden zunehmend härter geführt und deren Reichweite ist absehbar. Dazu kommt die Frage der globalen Erwärmung. Sicher ist Uranspaltung nicht ideal und nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu Fussionkraftwerken, aber es ist das, was z.Z. zur Verfügung steht und einigermaßen verläßlich und preisgünstig Energie liefert.
Natürlich kann man sich von der Kernenergie trennen. Schön wäre das schon. Aber diesen "Luxus" muß man sich leisten können. Deutschland kann das nicht mehr. An einen ausreichend effizienten Abbau des Staates und einer Bekämpfung der Korruption als Basis für anderweitigen wirtschaftlichen Erfolg ist ohne Bürgerkrieg nicht zu denken. Ein wirtschaftlicher Aufschwung würde zudem viele Jahre bis Jahrzehnte dauern, da Deutschland in vielen wesentlichen Bereichen den Anschluß verloren hat. Dazu kommen die enormen Defizite und Fehllenkungen im Bildungssystem. Die erforderlichen Fachleute würden ja auf die Schnelle gar nicht erst zur Verfügung stehen. Glaubst Du, daß man die Heerscharen unnützer Verwaltungs- und Überwachungsbeamten sowie ihre Gegenpole in der Wirtschaft (BWLer, "Steuergestalter") auf die Schnelle in etwas umschulen kann, was der Gesellschaft Nutzen bringt? Wird jemand, der ein Leben lang zum Dünnbrettbohrer erzogen wurde, das überhaupt wollen? Deutschland hat Jahrzehnte lang einen Großteil seiner Elite (meinetwegen vorwiegend die 2. Garnitur, aber immerhin) vergeudet und bezahlt dafür jetzt den Preis. Durch den ideologisch verbrämten Abschied von der Kernenergienutzung wird das nur noch schlimmer.
Mach einen praktikablen Vorschlag, zur Lösung dieses Dilemmas.
Gruß
Thomas