Dekontamination/Reinigung von H(-Asbest) Saugern die mit karzinogenen Stoffen verunreinigt sind.

Diskutiere Dekontamination/Reinigung von H(-Asbest) Saugern die mit karzinogenen Stoffen verunreinigt sind. im Forum Reinigungsgeräte im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hi! Gleich vorweg: Es handelt sich um hypothetische Frage(n) die sich aus Bedienungsanleitungen von Klasse H Saugern ergeben haben - auf der...
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the_black_tie_diyer

Guest
Hi!

Gleich vorweg: Es handelt sich um hypothetische Frage(n) die sich aus Bedienungsanleitungen von Klasse H Saugern ergeben haben - auf der Suche nach einer Lösung wie man - in diesem Fall - einen Sauger reinigen kann, der beim schleifen/entfernen von bleihaltiger Farbe eingesetzt wurde, und danach möglichst auch weiter verwendet werden soll. (Was ja, zumindest gewerblich, nur nach Dekontamination möglich wäre)

Die Problemstellung kam in einem anderen, englischsprachigen Forum auf, und das Thema interessiert mich wirklich brennend:

Klar dürfte sein, ein Profi der das gewerblich macht, hat dafür einen designierten Sauger und Zubehör, das bei nicht Benutzung entsprechend verpackt ist, und nur in kontaminierten Bereichen eingesetzt wird. Irgendwann ist der durch, wird entsprechend der geltenden Bestimmungen entsorgt und es kommt ein neuer Sauger.

Und jetzt nehmen wir mal an, der Profi - oder in unserem Fall ein Heimwerker - will den Sauger, wie in der BDA angegeben, professionell dekontaminieren/reinigen lassen:

Wer macht sowas?

Wie läuft so eine Reinigung ab?

Gibt es dazu Dokumente, Arbeitsanweisungen? (Mit deren Hilfe man sowas u.U. sogar selbst machen könnte?)

Wie sieht so ein "Arbeitsplatz" aus?

Wie sieht es mit der Reparatur eines kontaminierten Geräts aus? Sind die üblichen Hersteller, hochwertiger Klasse L/M/H(-Asbest) Sauger dafür ausgerüstet? Gerade auch innerhalb der Garantiezeit entsorgt man ja ein solches Gerät nicht einfach. Oder doch? Und der Hersteller tauscht schon aus Gründen des Selbst/ Arbeitsschutz nur aus?

Alles hypothetisch weil einfach gemacht wird?

Wie gesagt, es geht um die Theorie. Das man im Zweifelsfall entsorgt und neu kauft, unterschiedliche Sauger für unterschiedliche Anwendungen hat, etc. Ist alles bekannt und absolut richtig.

Aber hier soll bewusst die Position eingenommen werden, ich lese das in der BDA:

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Und will das nun umsetzen. :wink:

Ich bin sehr gespannt und freue mich auf Erfahrungen, Meinungen, Einschätzungen dazu!

Viele Grüße,
Oliver
 
Gibt es dazu Dokumente, Arbeitsanweisungen? (Mit deren Hilfe man sowas u.U. sogar selbst machen könnte?)

Mit Sicherheit gibt es so was, sonst wären wir nicht "Deutschland", da ist fast alles geregelt... :schlaubi:

Ich warte da mal auf eine professionelle Antwort, vielleicht von unseren Forumskollegen von Starmix.
 
Die Hersteller müssen bei der Reparatur dafür ausgerüstet sein. Und das nicht nur in Sonderfällen, sondern eigentlich für jeden einzelnen Sauger.

Als Firma bist du vom Gesetzgeber angehalten, deine Mitarbeiter zu schützen und vor Arbeitsbeginn entsprechende Gefährdungsbeurteilungen vorzunehmen.
Selbst H-Filter haben einen gewissen Durchlassgrad, man kann also davon ausgehen, dass sich in irgendwelchen Nischen/Toträumen im inneren des Saugers Reste ansammeln. Und selbst wenn man das durch geschickte Bauweise minimieren kann, sind die Filter selbst hoch kontaminiert.
Hier ist dann schlichtweg alles an Gefahrstoffen zu erwarten, was der Nutzer so einsaugt. Äußerst "beliebt" neben Asbest sind da sicherlich Hartholzstäube, alte Lacke, diverse Metalle wie Chrom oder Nickel, eventuell Schimmelpilze etc.
Und da man nicht weiß was gesaugt wurde, und auch nicht davon ausgehen kann, dass alles was an Reparaturen reinkommt sauber gekennzeichnet ist, ist jeder Sauger erstmal ein Risiko. Bei einem einzelnen Gerät ist das sicherlich nichtmal ein großes Problem, aber wenn man täglich diverse Sauger zerlegt, kann sich da über die Zeit schon was ansammeln - erstrecht, wenn sich manche Stoffe (sicherlich z.B. Holzstäube) ständig wiederholen.

the_black_tie_diyer schrieb:
Klar dürfte sein, ein Profi der das gewerblich macht, hat dafür einen designierten Sauger und Zubehör, das bei nicht Benutzung entsprechend verpackt ist, und nur in kontaminierten Bereichen eingesetzt wird.
Das wäre sicherlich schön, aber die Erfahrung zeigt, dass gerade Staubsauger sehr wenig Beachtung finden. Selbst bei Profis ist es durchaus üblich, Sauger zu nutzen, auf denen nichtmal ein "L" steht. Ganz zu schweigen von der "staubfreien" Entleerung: Staubmaske auf, und den offenen Sauger in die Mülltonne ausgeschüttet...

Irgendwann ist der durch, wird entsprechend der geltenden Bestimmungen entsorgt und es kommt ein neuer Sauger.
Entsprechend meines vorherigen Absatzes sieht die Entsorgung wie folgt aus: Das Ding kommt in den Elektroschrott...

Ob es dafür Spezialfirmen gibt, die das "außer der Reihe" machen, kann ich nicht sagen, aber zumindest der Hersteller muss die Sauger für eine Reparatur dekontaminieren. Es kann nicht sein, dass dessen Mitarbeiter Teile inmitten einer Asbestwolke austauschen (beispielhaft).

Wie läuft so eine Reinigung ab?
Sowas habe ich bei Staubsaugern selbst nie gesehen, aber bei diversen anderen kontaminierten Teilen läuft das so ab, dass man sie in gesonderten Bereichen zerlegt, die Einzelteile reinigt und sie danach im "Weißbereich" wieder zusammensetzt. Die Reinigung erfolgt dabei nass oder selbst mittels Sauger.

Gibt es dazu Dokumente, Arbeitsanweisungen? (Mit deren Hilfe man sowas u.U. sogar selbst machen könnte?)
Das wird man wohl für jeden Sauger im einzelnen ausarbeiten müssen.

Wie sieht so ein "Arbeitsplatz" aus?
Ideal: Vom restlichen Bereich abgetrennt, mit Absaugung versehen und bei schlimmen Stoffen mit Schleuse. Der Mitarbeiter trägt präventiv PSA.
Real: Bei schönem Wetter steht der Mitarbeiter draußen mit Staubmaske, zerlegt Teile dort und bläst sie mit Druckluft sauber. Außerdem ist man tierisch überrascht, wenn man ohne Reinigung Dreck im inneren von Geräten findet.

Wie sieht es mit der Reparatur eines kontaminierten Geräts aus? Sind die üblichen Hersteller, hochwertiger Klasse L/M/H(-Asbest) Sauger dafür ausgerüstet? Gerade auch innerhalb der Garantiezeit entsorgt man ja ein solches Gerät nicht einfach. Oder doch? Und der Hersteller tauscht schon aus Gründen des Selbst/ Arbeitsschutz nur aus?
Siehe oben. Es ist natürlich auch möglich, die Sauger direkt wegzuschmeißen und dann ein neues Gerät rauszugeben. Zumindest muss man sich darüber Gedanken gemacht haben.

Das fängt übrigens nicht erst bei der Reparatur an, sondern bereits im Versand bzw. in der Warenannahme. Bereits während das Paket mit dem zurückgeschickten Sauger ausgepackt wird, ist mit Gefahrstoffen zu rechnen. Man sehe sich an, was alles so aus dem Saugschlauch herausrieseln kann. Das liegt dann idealerweise auch lose im Karton, was dann zu recht weiträumiger Kontamination führen kann.

Wie das dann real gehandhabt wird, werden uns die Firmen wohl nie verraten...
 
Guten Abend Ein_Gast,

ich möchte Dir herzlich danken, dass Du dir die Mühe gemacht hast so detailliert auf die von mir aufgeworfenen Fragen einzugehen.

Eine Kleinigkeit möchte ich hier vorweg anmerken:

Ein_Gast schrieb:
the_black_tie_diyer schrieb:
Klar dürfte sein, ein Profi der das gewerblich macht, hat dafür einen designierten Sauger und Zubehör, das bei nicht Benutzung entsprechend verpackt ist, und nur in kontaminierten Bereichen eingesetzt wird.
Das wäre sicherlich schön, aber die Erfahrung zeigt, dass gerade Staubsauger sehr wenig Beachtung finden. Selbst bei Profis ist es durchaus üblich, Sauger zu nutzen, auf denen nichtmal ein "L" steht. Ganz zu schweigen von der "staubfreien" Entleerung: Staubmaske auf, und den offenen Sauger in die Mülltonne ausgeschüttet...

Hier war ich voll im "Asbest-Modus" und dachte ausschließlich an Profis die Asbest-Sanierung machen - da gehe ich einfach davon aus dass die a) den notwendigen Papierkrieg erledigt und b) entsprechende Sauger haben. Das war kein generelles Statement, ich weiß (leider) nur zu gut wie es "draußen in der Realität" aussieht, gerade erst wieder erlebt. Vielen scheint es einfach völlig egal zu sein und haben scheinbar keine Vorstellung was sie sich da antun.

Und das hier, ist genau der Punkt der mich interessiert:

Ein_Gast schrieb:
Wie das dann real gehandhabt wird, werden uns die Firmen wohl nie verraten...

Wenn ich sowas wie oben in meine BDA schreibe, "müsste" ich ja im Zweifelsfall auch darüber Auskunft geben können, wer der richtige Ansprechpartner für sowas ist.




Ich würde mich in der Tat sehr freuen wenn Starmix, als aktiver Sauger-Spezialist und Hersteller hier etwas dazu schreiben würde. Das man mal eine Vorstellung hat, wie sowas - optimal - ablaufen würde.


Viele Grüße,
Oliver
 
the_black_tie_diyer schrieb:
Wenn ich sowas wie oben in meine BDA schreibe, "müsste" ich ja im Zweifelsfall auch darüber Auskunft geben können, wer der richtige Ansprechpartner für sowas ist.
Hast du sie mal angeschrieben? Dann werden sie dir sicherlich sagen, wo du den Sauger dekontaminieren lassen kannst.
 
Wie in der Einleitung geschrieben, für mich ist das nur ein theoretische Problemstellung. Da möchte ich nicht ungewollt bei einem Hersteller etwas lostreten. (Ich weiß was bei meinem ehem. AG los wäre wenn so konkrete Fragen zum Inhalt einer BDA kämen. :wink: ) Und die BDA ist hier Beispielhaft, das steht so oder in ähnlicher Form bei nahezu allen H-Saugern drin - das habe ich extra nachgeschaut.

Ich hatte die Hoffnung das es hier vielleicht jemanden gibt der Asbest-Sanierung/ bzw. H-Sauger für Stäube mit hoher Gefährlichkeit gewerblich betreibt/nutzt und dazu konkret etwas, und vor allem aus der realen Praxis, sagen kann.

Viele Grüße,
Oliver
 
Hallo Allerseits :)

anbei etwas von langweiligen aber doch wichtigen gesetzlichen Regelung:

Reparatur- und Servicearbeiten an Saugern dürfen nur von einer elektrotechnisch unterwiesenen Fachkraft durchgeführt werden.
Da Staub grundsätzlich als Gefahrstoff eingestuft ist, müssen Servicebetriebe bzw. KD-Werkstätten noch weitere Anforderungen erfüllen, die sich aus div. Verordnungen ergeben, z.B.:
- Arbeitsschutzgesetz (Schutz der MA)
- Gefahrstoffverordnung / TRGS
- u.U. Biostoffverordnung

Der Servicebetrieb muss bei Sicherheitssaugern folgende Arbeitsschutz-Anforderungen in seinen Räumlichkeiten einhalten:
- Staubklasse L: normaler Werkstatt-Arbeitsplatz (auch hier muss gem. UVV-Richtlinie der Sauger jährlich überprüft werden, z.B. Funktionsprüfung!)
- Staubklasse M: Absaugung des Arbeitsplatzes, abgetrennter Raum (auch bei M: jährliche staubtechnische Prüfung gem. 60335-2-69).
- Staubklasse H / H-Asbest: komplett abgetrennter Raum mit Schleusensystem und Schwarzbereich! Nicht nur bei Asbest, auch bei H, denn es geht hier ja um krebserzeugende Stäube oder mit Krankheitserregern kontaminierte Stäube!

Ein Betrieb, der mit Gefahrstoff (Staub) hantiert, muss sich bei seiner zuständigen Arbeitsschutzbehörde (Gewerbeaufsicht) anmelden bzw. die notwendigen Auflagen erfüllen.

z.B. für Starmix führt Reparaturen an H/Asbest Saugern die Fa. ASUP (Duisburg), da die über entsprechende Räumlichkeiten verfügt und autorisiert ist, diese gefährlichste Kategorie zu reparieren bzw. Service zu machen.

Schönes Wochenende!
 
Hallo Starmix,

Ich finde das hochinteressant und möchte mich herzlich bedanken das ihr hier öffentlich so konkret geantwortet und Stellung bezogen habt! Ich ziehe meinen Hut!

Insbesondere auch die klare Nennung des Unternehmens das für euch die Wartung/Reparatur an mit Gefahrstoffen kontaminierten Saugern für euch durchführt! So kann man jetzt sehen, es gibt da tatsächlich (ein) Unternehmen für und es wird entsprechend umgesetzt.

Ich bin begeistert! Herzlichen Dank!

Viele Grüße,
Oliver
 
Thema: Dekontamination/Reinigung von H(-Asbest) Saugern die mit karzinogenen Stoffen verunreinigt sind.
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