Wie bereits erwähnt gibt es seit einer gewissen Zeit ein Trend, nach dem Billg(st)ware viel zu teuer verkauft wird, mit der Hoffnung, dass der Käufer durch den höheren Preis glaubt, was besseres zu erwerben. Dies ist insbes. bei Fachhändlern fürs Handwerk Mode geworden. Habe u.a. absolut schrottwürdige Werkzeugkoffer ("alleskönner" Sortimente) gesehen, die man im Hobbymarkt zum halben Preis findet (und auch dann sind sie immer noch viel zu teuer).
Wohl wahr, auch hier in D hängt im Fachgeschäft (!) an der einen Wand das Stahlwille Programm, der Weg dorthin ist mittlerweile mit günstigen 'All-in-one' Plastikkoffern 'verbaut'.
Immerhin mit schwarz-rot-goldener 100% Garantie für Premium Qualität.
Fünf Sterne, genau genommen sogar zehn.
Die Unart der Hobby- und Schnäppchenmärkte ist längst im Fachhandel angekommen. Dort verhökern findige Marketinger das Vertrauen, dass sich eine Branche in Dekaden aufgebaut hat.
Diese Plastikkoffer gehen gut weg, zum Preis einer ½" Stahlwille Ratsche bekommen die preisbewussten Kunden Unmengen an Metall, was ihnen ein ökonomisch reines Gewissen beschert.
'Da kannst' nichts verkehrt machen', hört man die glücklichen Käufer oft sagen.
Dass viele dieser Tools zu menschenverachtenden Bedingungen in umweltverachtenden Betrieben in Grundrechte ignorierenden Ländern produziert werden, um dann containerweise mit einem der schmutzigsten aller Transportmittel über die Meere geschippert zu werden, tut hier kaum jemand weh, jedenfalls noch nicht.
Viele Käufer dieser 'all-in-one' Kisten machen sich noch nicht mal Gedanken darüber, dass sie 70 oder 80% des Inhalts niemals benutzen werden.
Was andererseits auch das beste sein mag, das so einem Sortiment passieren kann.
Ein Bekannter und stolzer Besitzer einer ?-name-ca.125-pieces-Box vom Fachgeschäft bat mich neulich, den Zylinderkopf seines Stationärmotors abzubauen. Mit Torx E20 ausgestattet eigentlich kein Thema, wurde dann doch nichts draus, weil seine Billignuss schon bei der ersten ZK-Schraube oben am Vierkant aufplatzte wie eine falsch bemessene Brötchentüte im Supermarkt.
Sorry für reichlich off topic, aber letztlich ist es halt ein allgegenwärtiges Thema, das auch hier reingehört. Früher, also als Werkzeuge aus Remscheid etc noch ein Wertbegriff waren, musste sich niemand um einen in Heimregie durchgeführten Schraubenschlüsseltest bemühen. Auf den Corona von Stahlwille oder den 7-XL von Gedore (stellvertretend für jahrzehntelange Qualität) war bzw ist Verlass. Die Rede ist von gewerblichem Arbeiten mit Handwerkzeug, aber zitiertes Beispiel veranschaulicht, dass manche Werkzeuge nicht ein einziges Mal verwendbar sind.