Moin Fränkle,
Stell Dir 'nen senkrecht stehenden Baum vor. Überhängende Krohne rundum und 'ne Gartenlaube im Norden bei ganz leichtem Südwind. Fällrichtung also Süden gegen den Wind. Ganz sicher jedenfalls nicht nach Norden.
Du stellst jetzt eine Eisenbahnschwelle oder eine andere stabile Bohle von Norden her an den Stamm. Bißchen steiler als 45°. Die hat natürlich kaum einen Grund so stehen zu bleiben. Schon garnicht, wenn der Baum doch der Meinung ist, gen Norden fallen zu wollen. Die muß also fest, irgendwie. Auf der Südseite haste dann ja Deinen Fällkerb. Und nun legst Du um den Baum rum das Seilende vom Seilzug oder eine Rückekette (oder einen Strick oder einen Bindfaden oder etwas Blumendraht oder einen Schnürsenkel oder etwas Zwirn oder eine Spinnwebe, die allerdings doppelt genommen). Also was was ordentlich hält halt. Das kann nicht nach oben rutschen am Stamm, weilass ja im Fällkerb liegt. In diese Schlinge oder eben gleich den Haken um sich selbst, hängst Du nun den Seilzug ein.
Irgendwo muß der aber auf der andern Seite noch fest, denn er soll ja die Bohle gegen den Stamm zerren. Dafür hat Deine (meine
) Bohle in der Mitte ein Loch. Dort geht das Seil durch. Fest ist der Zug damit aber immer noch nicht und deshalb hängst Du den am unteren Ende der Bohle ein. Sozusagen auf der Nordseite der Bohle oder Rückseitig. Entweder wieder mit Schlinge (wenn Du noch den andern Schnürsenkel hast) oder das geht mit einem Haken direkt in die Stirnkante der Bohle. (Oder Du tüddelst da etwas Blumendraht drum oder Heftplaster oder machst aus Schnee eine Plombe oder nim Kaugummi oder Post-it).
Wenn Du jetzt anziehst, mit dem Seilzug auf der Bohle, dann versucht der Seilzug die Bohle an den Fällkerb ranzuziehen, doch die Bohle bewegt sich dabei nicht, denn unten ist die Erde (also die Weltkugel) im Weg (die gegen das darunter befindliche Weltall drückt oder von unten an China, so genau weiß ich das nicht. Die gibt gedenfalls nicht nach.) und oben liegt die Bohle ja am Stamm. Dort ist sie sinnvollerweise Gabelförmig aufgesägt, sie soll ja nicht abrutschen.
Wenn auf dem Zug Spannung ist, kannste feststellen, daß die Bohle feststeht wie Ast oder eigentlich wie Wurzel. Dein Baumstamm hat jetzt also im Norden eine riesige künstliche Wurzel gekriegt und deren Fußpunkt ist weit außerhalb des Schwerpunktes. (Wenn die Bohle nicht nur ein Böhlchen ist) Jetzt sägst Du den Fällschnitt langsam ein und am Schnitt kannste gut sehn, wann der Kollege kommt. Da geht der nämlich hinten, also im Norden, langsam auf. Jetzt brauchst Du nur noch weiter am Zug zu ziehen und der drückt mit der Bohle den Baum Richtung Süden. Machmal muß man abwechselnd sägen und ziehen. (Vielleicht drückt der auch die Weltkugel nach unten, was aber nichts macht, denn so kommt die Gartenlaube auch aus dem Gefahrenbereich. Die ist ja mit der Weltkugel ordentlich verfundamentet, sonst bliebe sie in der Luft hängen, das wär' schlecht für später, wegen reinkommen ohne Leiter Du verstehst?)
Selbst vergammeltes morsches totest und hohles Holz kriegt man so gefällt, daß es wenigstens nicht nach Norden fällt. Und Du weißt ja, daß das desto wertvoller ist, je wertvoller das ist, was im Norden steht ...
Auch sehr schiefe Bäume, die sich ihr ganzes Leben darauf gefreut haben, sich im Alter auf die Laube zu senken, lassen sich so davon abbringen. Irgendwann braucht man allerdings eine recht lange Bohle. Auf keinen Fall sollte man einen großen schiefen Baum mit einer kleinen Bohle verspannen und dann einfach durchsägen. Der Fällt dann über die Bohle direkt in die Laube, denn der hat die Physik auf seiner Seite (und Du kriegts die Erde nicht schnell genug weggedrückt. Wegen China.)