Hi,
H.-A. Losch schrieb:
Bleiben wir hier bei Elektrowerkzeugen. Da steckt selbst ein Markenhersteller, der in China produzieren lässt, wesentlich mehr in die Entwicklung des Produktes und eines Qualitätsstandard als die Einkäufer von Aldi oder Lidl & Co.
glaubst Du wirklich, daß es großartige Entwicklungsarbeit erfordert, um z.B. einen neuen Winkelschleifer herauszubringen ?
Die neuen Geräte bauen ja in vielen Bereichen auf dem Vorgängermodell auf. Zudem sind diese Maschinen nicht besonders komplex. D.h. auf die reine Entwicklungsarbeit bezogen gibt es da kaum Unterschiede zwischen hochwertigem und billigem Gerät.
Man verwendet halt beim teuren Gerät von vornherein andere Komponenten - z.B. statt einem Gleitlager ein Wälzlager; kein NoName-Schalter - sondern einen von Marquardt; Kabel mit etwas größerem Querschnitt; elektronische Bauteile einer Steuerung mit größerer Reserve. Außerdem eine genauere Kontrolle der Gehäuseteile auf Passung, etc.
Aldi & Co sind natürlich keine Hersteller. Wenn überhaupt nur Einkäufer (vermutlich haben die Discounter auch noch Zwischenhändler, welche die Ware für sie heraussuchen).
Insofern kann man Entwicklungsarbeit eines Herstellers mit Aldi nicht vergleichen - eher mit Firmen wie Hoffmann, H&K, Würth, Wocken, etc. welche ähnliches machen wie Aldi & Co - nur auf höherem Niveau und mit industrieller Ausrichtung.
Ich kenne zwar deinen Parkside-Schleifer nicht,
http://www.werkzeug-news.de/Forum/ftopic1290.html
habe aber in der Vergangenheit mehrere Billig-Winkelschleifer aufgeschraubt. Die Konstruktion dieser Maschinen ist ja relativ simpel. Das Problem sind nicht nur minderwertiges Materialien, sondern oft auch die schlampige Verarbeitung in den Manufakturen. Selbst, wenn das Gerät halbwegs in Ordnung ist, ist die Chance, dass du als Kunde ein fehlerhaftes Gerät bekommst, relativ groß. Ich habe schon originalverpackte Maschinen gesehen, bei denen die Kunststoffkappe auf dem Schalter fehlte, Exzenterschleifer ohne Schleifteller etc. Wenn das alles durch die Endkontrolle geht, ist das ein Zeichen für ein sehr geringes Qualitätsbewusstsein des Herstellers.
das stimmt
Der Kunde hat nachher den Ärger und muss ein zweites Mal zum Händler laufen, um das Gerät umzutauschen.
außer er packt das Gerät vor Ort aus und sieht nach
Hinzu kommt noch der Sicherheitsaspekt. Zumindestens in der Vergangenheit erfüllten Billigwerkzeuge aus China oft nicht die bei uns bestehenden Sicherheitsvorschriften. Dies scheint aber mittlerweile wohl etwas besser geworden zu sein.
so sehe ich das auch
und wie erklärst Du Dir, daß auch die Qualität der Billigmaschinen besser geworden ist ?
Scheinbar ist man doch daran interessiert - denn die stehen genauso in einem Wettbewerb.
Hier läuft der Wettbewerb über den Preis. Wer billiger sein kann, verkauft. Die Qualität der Geräte muss gerade so gut sein, dass nicht zu viele Kunden reklamieren, dann rechnet es sich vielleicht doch nicht mehr, Anderseits hat man aber auch mit solchen Lockangeboten Kunden in den Laden gezogen.
der Wettbewerb läuft m.M. eben nicht nur über den Preis, bzw. genauso viel oder wenig wie bei den Markenherstellern.
Warum besitzt die Lidl-Maschine z.B. sonst ein 4m langes Kabel oder bietet Anlaufelektronik ?
Genauso macht man sich dort ziemliche Mühe mit den beiliegenden Anwendungshinweisen - vergleich das mal mit den Beilagen der Markenhersteller.
Brancheninsider berichteten mir, dass man heute für jedes Produkt ein GS-Zeichen bekommen würde. Es sei nur eine Frage des Geldes. Teilweise würden extra Prüfmuster produziert, die nicht mit der Serienproduktion übereinstimmen. In Einzelfällen sollen wohl auch schon mit GS-Zeichen bedruckte Maschinen auf der Reise gewesen sein, bevor die GS-Prüfung überhaupt abgeschlossen war. Dies sei auch den deutschen Einkäufern bekannt. Sie würden sogar in Kauf nehmen, dass die gelieferten Geräte eben nicht den Vorschriften entsprechen, damit sie billiger sind.
das hört sich so an, als würden deutsche Hersteller nicht 'tricksen' - machen sie aber auch.
So wurden z.B. Endschalter am Fensterheber des Prüflings installiert, damit bestimmte Fahrzeugmodelle bei der Typen-Abgasprüfung durch den Test kamen - .... während der Prüfung saß nämlich immer ein Prüfer im Fahrzeug, der durch das offene Fenster das Bedienpult erreichen mußte. Der Endschalter änderte dann die Steuerelektronik : voilá Test bestanden

Ähnliches machte BMW beim ersten Motorrad mit Katalysator : das Teil war wegen der mageren Einstellung kaum fahrbar
Beides stand mal in einem Bericht in der 'Markt für klassische Automobile' - dort hat man mal verschiedene Fahrzeuge im tatsächlichen Fahrbetrieb getestet und stellte fest, daß zwei franz. Modelle die Regelung zeitweise komplett abstellten - und sowas ist dann steuerbefreit
Bei diesen ganzen Prüf'geschichten' geht es nicht selten um viel Geld - da sind z.B. Geräte bereits in der Fertigung und müssen raus ... da wird dann schonmal dieses oder jenes etwas 'gedehnt'
Bei manchen Produkten fallen die Probleme halt sehr schnell auf. Eigentlich gibt es in Deutschland staatliche Institutionen, die so etwas überwachen sollen. Ich vermute, dass bei effektiver Überwachung ein Großteil der Billigwerkzeuge eigentlich aus dem Verkehr gezogen werden müsste. Sicher gibt es ab und zu auch einmal Probleme bei Markenprodukten. Im ersten Fall ist es eher die Regel, im zweiten Fall eher die Ausnahme.
möglicherweise hast Du da nicht ganz unrecht.
Aber wie bereits erwähnt : es werden inzwischen viel mehr Billiggeräte getestet. Weder Einsteigergeräte noch hochwertige Werkzeuge der Markenhersteller finden sich oft in diesen Listen.
So ist B&D auch ein Hersteller der nicht immer mit bestem Material glänzt - aber lieber wird Aldi & Lidl von StiftungWarentest getestet. Sicher haben diese beiden Discounter als Bezugsquelle auch eine größere Bedeutung, aber ich unterstelle einfach mal, daß es auch werbewirksamer für StiftungWarentest ist, sowas zu testen, als z.B. Fein, Hilti, Dewalt oder Hitachi.
Sicher bekommt man nur soviel für sein Geld, wie man ausgibt. Dennoch scheint mir im Werkzeugbereich verglichen mit anderen Branchen, z. B. Lebensmittel, der Qualitätsstandard der Billiganbieter besonders gering zu sein. Aber spätestens dann, wenn gesetzliche Mindeststandards nicht eingehalten werden, gehören die Geräte auch nicht auf den Markt.
auch hier stimme ich Dir zu
Ich glaube auch nicht, daß die tatsächlichen Einbußen der renommierten Hersteller durch die Billigmaschinen kommen.
Der professionelle Markt dürfte ja kaum kleiner geworden sein
Doch! Allein in Baumärkten werden heute mehr Billigmaschinen verkauft, als Markengeräte.
ja - aber denk doch mal ca. 15 Jahre zurück. Die Maschinen sind doch nur dazugekommen, weil inzwischen eine größere Nachfrage an Maschinen besteht. Man sieht das doch auch gut an den riesigen Produktpaletten der Hersteller.
Die Heimwerkerwelle wurde doch auch stark von den Markenherstellern in Schwung gebracht - da kann man doch jetzt nich anfangen zu meckern, wenn andere eben auch auf diesen Zug mitaufspringen wollen.
Zudem : vor 10-15 Jahren habe ich z.B. keine Maschinen von Metabo in Baumärkten gesehen - inzwischen sind sie bei Bauhaus fester Bestandteil.
Div. Hersteller weigern sich auch über Baumärkte zu verkaufen - und was nicht da ist, kann auch nicht verkauft werden.
Hinzu kommen nach noch die Angebote der Discounter. Auch wenn der Gesamtmarkt nach Stückzahlen gewachsen ist, ist der Umsatz nicht gestiegen. Die Folge ist, dass auch Markenhersteller immer billigere Geräte auf den Markt werfen. Auch damit macht man Heimwerkern eigentlich keine Freude.
Mit dem Markt für Profigeräte hast du natürlich Recht, der ist nur am Rand von den Billigwerkzeugen betroffen.
und jetzt müßte man Zahlen haben, in welchen Bereichen die tatsächlichen Gewinne eingefahren werden.
Schlußendlich darf man auch nicht vergessen das selbst die 'schlechten' Billigwerkzeuge oft deutlich besser sind, als die noch vorhandenen (vom Opa geerbten) in div. Bastelkellern.
Die konnte man aber wenigstens noch vererben.
... genau wie die Faustkeile der Neandertaler überlebt haben - sind aber irgendwie etwas unhandlich
Gruß, hs