Tach
Also gut Mugel, du hast es nicht anders gewollt.
Zunächst meine Kritik:
Mich stört die zunehmende dreiste Kommerzialisierung solcherart Veranstaltungen, die im Titel vorgeben etwas mit dem Mittelalter, außer dem auch damals schon üblichen Beschiss, zu tun zu haben. Das fängt schon an mit überzogenen Eintrittspreisen und feilgebotener schundhafter Ware.
Wer nun aber meint das ihm als Ersatz dafür etwas authentisches, lehrreiches in Hinbblick auf das Attribut Mittelalter geboten wird, mit dem man ködert, sieht sowohl Auge, Ohr sowie Nase grob getäuscht.
Die Darsteller dieser tragik-komischen Events laufen rum wie Falschgeld, gekleidet in stilwidrigen Monturen, tragen lustige Accessoires, die man für Wehr halten soll, tatsächlich jedoch dem Träger nicht einmal ein 3minütiges reales Schlachtengetümmel lebend überstehen lassen würden, ganz zu schweigen von dem dillettantischem Gefuchtel, daß damit infantil imponierend an den Tag gelegt wird.
Das Kapitel Werkzeug ist gar noch trauriger und schwer zu überbieten.
Da wird Papas rostige Heckenschere, die Gestellspannsäge aus dem Baumarkt von der auf die Schnelle unvollkommen die Lackierung abgekratzt wurde, und auch noch die Klebstoffreste des Preisschildes auf dem unbenutzten Sägeblatt zu finden sind, sowie z.B. Utensilien aus billigsten genuteten knastigen Brettern mit Drahtstiften unfachmännisch zusammengenagelt und industriellem Schlangenbohrer mit Vorschneider von dem man im Mittelalter noch nicht eimal geträumt hat, Hepen als Schlachterwerkzeug und Breitbeile als Henkerbeile stolz präsentiert, usw, usf.
Ganz besonders grausam wird es dann, wenn der Gestank schwefliger Schmiedekohle und arythmischsches Geklopfe vernehmbar wird, verursacht durch einen kümmerlich agierenden Schmiedemimen. Da gerät dann auch ein prinzipiell friedfertiger, dem Metall zugetaner Besucher schnell an seine psychische Belastungsgrenze und es entweichen ihm mindestens sarkastische Verse und eindeutige Gebärden, sofern es ihm gelingt von Handgreiflichkeiten abzusehen.
Aber ich muß nun gerechterweise auch zu positiven Aspekten solch schauderhaften Treibens kommen:
Wer unter einem Stau von Aggressionen leidet, kann sich hier ihrer gerechtfertigt schlagartig entledigen.
Wer Not und Elend menschlicher Existenzen noch nicht aus eigener Anschauung kennt, hier wird er rasch fündig.
Wer sich eine beschwerliche Pilgerreise als Buße ersparen möchte, kann statt dessen als Steigerung der Pein den Besuch solch eines Spectakulums ins Auge fassen.
Wer als Darsteller solch eines Zirkusses fungiert, ist für diese Zeit der Beobachtung der Öffentlichkeit nicht entzogen und es können vielleicht noch rechtzeitig im Vorfeld suizidale Neigungen und eine Gemein-Gefahr erkannt werden.
Aber es ist alles wie immer eine Frage der Erkenntnis und somit des Standpunktes.
Wer anders denkt, hat meinetwegen auch Recht, denn Spaß ist Trumpf.
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Da weiß man, was man hat.