1/4“ Steckschlüssel-Kästen von Hazet und Stahlwille

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batho66

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1/4“ Steckschlüsselkästen von Hazet und Stahlwille – ein Vergleich

Ich möchte nachfolgend die beiden 1/4“ Steckschlüsselkästen von Hazet und Stahlwille vergleichen. Fotos füge ich später noch hinzu.

Es geht um die beiden Kästen
Hazet 854-1 und Stahlwille 40/24/6QR 915

Der Vergleich ist nicht umfassend, da ich insbesondere die Nüsse nur wenig getestet habe, die Schraubendreher-Aufsätze kamen hingegen an etlichen Objekten zum Einsatz. Ich werde beide Kästen detailliert nach verschiedenen Kriterien bewerten und für den jeweiligen Sieger einen Punkt vergeben. Ein kleines Spiel, bei dem ich mir noch gar nicht sicher bin, wer am Ende gewinnen wird.

1. Der Kasten
Beide Kästen sind aus Kunststoff gefertigt. Der Kasten von Hazet wird seit 2015 in den neueren blauen Smart Cases ausgeliefert, ich besitze jedoch noch die schwarze ältere Version, die hier bewertet wird. Der Kunststoff des Hazet-Kastens ist leicht angeraut, so dass dort nicht so schnell Kratzer zu sehen sein dürften. Bei Stahlwille ist der Kunststoff glatt und auch nicht ganz so stark ausgeführt, Hazet fühlt sich wertiger und stabiler an. Das Firmenlogo ist bei Stahlwille mit einem Schild aufgeklebt, das Schild ist zwar sehr edel gemacht, aber es bleibt der Eindruck eines Aufklebers. Bei Hazet gefällt mir die Integration des Schriftzuges auf den Kasten besser. Das Scharnier ist beim Stahlwillekasten über die gesamte Breite ausgeführt, bei Hazet gibt es zwei kleine Scharniere. Die Stabilität dürfte somit bei Stahlwille größer sein, die Optik mit dem kaum sichtbaren Scharnier gefällt mir beim Hazet wesentlich besser. Das Öffnen des Kastens geht beim Stahlwille etwas weniger leicht von der Hand als beim Hazet, da der Verschluss dort (anfänglich?) etwas stramm sitzt. Beim Schließen des Kastens hakt es jedoch häufiger bei Hazet, da der Kasten recht knapp bemessen ist und die größeren Nüsse wohl ein wenig über den Rand ragen können. Das hätte Hazet fast den Punktsieg gekostet. Insgesamt überzeugt aber die bessere Haptik des Hazet-Modells. Schade, dass es diese Qualität nicht weiterhin gibt. Über die neuen Smart Cases liest man im Internet nicht nur gute Rezensionen.

Der Punkt geht an Hazet. Hazet : Stahlwille 1:0.

2. Die Einlagen
Bei geschlossenen Kästen hört man nichts klappern, beide Kästen halten die Einzelteile gut in den Einlagen. Nach dem Öffnen sieht man beim Stahlwille gleich den wunderschönen Inhalt, bei Hazet muss man erst mal den Schaumstoff des Deckels wegnehmen, da dieser nicht – anders als bei Stahlwille - im Deckel verbleibt. Bei Hazet besteht die Einlage aus sehr festem gummiartigem Schaumstoff. Ein Auswaschen halte ich hier für bedenkenlos möglich. Bei Stahlwille ist der Schaumstoff etwas weicher gestaltet, aber hinreichend fest. Bei Stahlwille ist die Einlage so gestaltet, dass alle Teile leicht entnommen werden können. Bei Hazet bietet die Einlage leider nicht für alle Teile Griffmulden. So ist die Entnahme der Knarre und des Schraubendreher-Handstücks sehr fummelig. Ich habe daher nachträglich die Einlage des Hazet-Kastens bearbeitet, damit sich die Teile leichter entnehmen lassen. Im neuen Smart-Case ist die Entnahmeproblematik jedoch gelöst.

Der Punkt geht an Stahlwille. Hazet : Stahlwille 1:1.

3. Die Zusammenstellung
Bei Hazet sind die Nüsse 4 – 14mm enthalten, jedoch ohne 4,5 und 5,5mm. Zusätzlich sind 16 Schraubendreher enthalten. Inbus 3, 4, 5, 6, 8. PH 1-4, PZ 1-3 sowie 4 Schlitzschraubendreher (in den Breiten 3.5, 4.0, 5.5 und 8.0 mm). Bei Stahlwille sind die Nüsse 4 – 14 mm, inkl. 5,5mm, jedoch ohne 4,5mm enthalten. Zusätzlich sind 12 Schraubendreher enthalten. Inbus 3 – 8 wie bei Hazet, PH 1 und 2, PZ 1 und 2 sowie 3 Schlitzschraubendreher (in den Breiten 3.5, 5.5 und 8mm). Torx-Schraubendreher liegen bei keinem der Kästen bei. Statt der doch sehr seltenen PH3, PH4, PZ3 hätte ich mir lieber die wichtigsten Innen-Torx-Nüsse gewünscht. Meine beiden Kästen habe individualisiert und einige Schraubendreher in die Werkzeugkiste verbannt und die freiwerdenden Steckplätze mit Torx ausgestattet.

Hinzu kommen in beiden Kästen eine kurze und lange Verlängerung, ein T-Griff sowie das Kardangelenk. Dann liegen noch die beiden Knarren bei. Bei Stahlwille ist seit 2015 die Feinzahnknarre 415 QRN mit 80 Zähnen und Verriegelung beigelegt. Auf vielen Internetseiten ist dies noch nicht vermerkt. Bei Hazet hat die Knarre 20 Zähne und keine Verriegelung. Hazet hat auch keine Feinzahnknarre mit Verriegelung im Programm. Wer eine Hazet-Feinzahnknarre wünscht, muss zum Kasten 854F greifen, der dann quasi identisch wie der Stahlwille-Satz ausgestattet ist (mit 12 Schraubendrehern und die fehlende 5,5mm Nuss ist dann auch dabei). Alle Verlängerungen haben bei Stahlwille eine Verriegelung, auch das Kardangelenk sowie der T-Griff. Das gibt es bei Hazet so leider nicht.

Der Punkt geht an Stahlwille. Hazet : Stahlwille 1:2.

4. Die Qualität
Die Qualität in beiden Kästen ist hervorragend. Ich schaue aber mal auf ein paar Details, jeder möge selber beantworten wie relevant diese Details sind.

a) Verlängerungen, T-Stück und Kardangelenk
Die Verlängerungen bei Stahlwille lassen sich durch die Verriegelung fest mit den Nüssen und Schraubendrehern verbinden. Sie weisen jedoch ein erhebliches Spiel auf. Stahlwille sitzt deutlich straffer und das Spiel hält sich in Grenzen. An dieser Stelle enttäuscht mich der Stahlwille-Kasten erstmals. Das T-Stück ist bei Hazet straffer gearbeitet, so dass da das Verbindungsteil nicht auf der T-Stange hin und her rutschen kann. Das Kardangelenk ist bei Hazet mit Torx geschraubt, bei Stahlwille findet man nur Nieten.

Der Punkt geht an Hazet. Hazet : Stahlwille 2:2.

b) Anwendung Nüsse
Die schlankesten Nüsse werden von Stahlwille hergestellt. Viel Unterschied ist es nicht und man könnte meinen der halbe Millimeter Unterschied sei nicht praxisrelevant. Nun schraube ich wahrlich nicht täglich, aber ich besitze eine Transportkarre, in dessen Räder 8er Muttern verbaut sind. Die Hazet-Nuss 8mm passt leider nicht hinein! Bei Stahlwille passt es hingegen perfekt, auch in der 3/8“ Version passt die entsprechende Nuss.

Der Punkt geht an Stahlwille. Hazet : Stahlwille 2:3.

c) Schraubendreher-Einsätze
Ich bin von beiden Schraubendrehersätzen wirklich begeistert (verglichen mit Wera- sowie Metabo-Bits). Interessanterweise passt nun der 5er Inbus von Hazet nicht in die 5er Nuss von Stahlwille. Was für eine Überraschung! In die Hazet-Nuss passen beide. Nun ist die Frage, ist die Stahlwille-Nuss zu klein gefertigt oder der Inbus zu groß. Alle meine 5er Inbusschlüssel, die sonst noch im Werkzeugkasten herumlagen, passen jedoch in die Stahlwille-Nuss. Daher ist der Inbus von Hazet größer als alle anderen Inbus-Schlüssel. In der Praxis passt die Hazet-Nuss jedoch in die 5er Schraube meines Dachgepäckträgers. Da mir elektronische Messmittel nicht zur Verfügung stehen, kann ich nicht nachmessen, ob hier außerhalb der Toleranzen gefertigt wurde. Ich vergebe den Punkt an Stahlwille, auch in dem Wissen, dass dieses „Tor“ vielleicht aus dem Abseits heraus erzielt wurde :wink:

Hazet : Stahlwille 2:4.

d) Schraubendreher-Griff
Beide Griffe sind etwa gleich lang. Selbst für meine kleine Männerhand (Handschuhgröße 8-9) könnten sie eine Nummer größer ausfallen. Der Stahlwille Griff hat noch ein Loch und so kann man noch eine dünne Stange durchstecken. Insgesamt hätte man das besser machen können. Wera- und Wiha-Griffe liegen da weit vorne. Daher kein Punkt.

e) Knarre
Die Knarre ist mit ca. 11 cm ebenfalls sehr klein und bei viel Raum wünscht man sich eine 15cm Knarre mit etwas mehr Griff-Fläche. Bei engen Platzverhältnissen wie bei der Wäschetrockner-Reparatur war ich jedoch dankbar, dass die Knarre nicht größer war. Die 80 Zähne von Stahlwille laufen seidenweich, die Verriegelung arbeitet einwandfrei.

Hazet : Stahlwille 2:5

5. Optik Nüsse und Schraubendreher
Die Nüsse bei Hazet sind schöner gemacht. Die Rändelung befindet sich im unteren Drittel und nicht ganz am Rand wie bei Stahlwille. Bei Hazet verjüngen sich die großen Nüsse zur 1/4“ Aufnahme hin, bei Stahlwille weisen die Nüsse eine Zylinderform auf. Die mit Titannitrit beschichteten, goldfarbigen Schraubendreher sehen ebenfalls optisch besser aus. Die Stanzungen sind bei Stahlwille besser ausgeführt, bei einer Hazet-Nuss fehlt die Einstanzung einer Zeile („Made in“). Natürlich ist das für den praktischen Gebrauch vollkommen irrelevant. Aber wir spielen ja hier. Hazet liegt deutlich vorne.

Hazet : Stahlwille 3:5.

6. Der Preis
UVP bei Hazet liegt bei 271,-, bei Stahlwille liegt der UVP bei 319,-. Beide Kästen werden mit über 30% Rabatt angeboten. In die Bewertung fließt der Preis nicht mit ein, zudem beide Kästen etwas unterschiedlich ausgestattet sind.

7. Mein Fazit
Mir ist durchaus klar, dass hier viele für den Handwerker nicht relevante Kriterien aufgezählt werden. Ich als Werkzeug-Fetischist darf jedoch so wenig rational urteilen. Stahlwille hat nach Punkten gewonnen, mein Sympathie-Gewinner ist jedoch Hazet. Die passgenauen Teile, die schöne Optik und die bessere Haptik geben den Ausschlag.
 
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