130 € Plasmaschneider - Umbau auf Pilotlichtbogen! | Warum wird es geheim gehalten?!

Diskutiere 130 € Plasmaschneider - Umbau auf Pilotlichtbogen! | Warum wird es geheim gehalten?! im Forum Schweißtechnik im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hallo Kollegen, ich bin gerade auf YT über das o.g. Video mit dem üblichen Click-Bait Titel gestolpert. Der Igor vom hdb Schweißshop bastelt da...
MSG

MSG

Moderator
Registriert
16.09.2009
Beiträge
5.720
Ort
20km rechts von Darmstadt
Hallo Kollegen,

ich bin gerade auf YT über das o.g. Video mit dem üblichen Click-Bait Titel gestolpert.
Der Igor vom hdb Schweißshop bastelt da (ab 4:48) einfach ein Kabel von der Düse vorne zur Masseklemme.


Kann man das so problemlos machen? Oder leidet da der Plasmaschneider drunter? Wenn sich der Pilotlichtbogen mit einem einfachen Drähtchen nachrüsten lässt... warum machen das dann die Hersteller nicht gleich?
 
Ich könnte mir vorstellen, dass der sich seine Düsenschonung mit dem Provisorium sonstwohin schmieren kann.
So einen Pilotlichtbogen (beim Profigerät)kann man sicherlich mit weniger Strom brennen lassen und erst, wenn Kontakt zum Werkstück besteht, voll aufdrehen. Der "Verschleiß" ist dann am Werkstück.
Das Billiggerät kann eben nur volle Leistung entsprechend der Voreinstellung. Das heißt dann beim Provisorium dass der Lichtbogen ohne Werkstückkontakt auch immer über den Außenring brennt und dann, bei Kontakt aufgrund der niederohmigeren Anbindung gegen das Werkstück arbeitet.
Mit einem amtlichen Plasmagerät wird er aber auch mit dem Drähtchen als "Pilotleitung" Probleme bekommen. Ein 1,5mm¹ wird mit 40A recht schnell ziemlich warm.

PS
 
Boah, ist ja eine wirklich interessante Sache.
Bin kein Elektronik Genie - wie ja alle wissen ;o)) - Aber sein ''Kabel ist ja nicht weggeschmurgelt beim Holz- Experiment.
Habe auch so einen Billigschneider - damals waren die aber noch teurer. Bei meinem ist der Mikroschalter noch aussen am Griff angebracht. Hab damit aber auch schon mein Ofenrost aus ner 1cm Platte rausgeschnitten...
Glaube, ich werde das auch mal testen.. :crazy:
 
Aber bitte vorher das GS Zeichen abkratzen, falls eins drauf ist :wink:
 
D_Mon schrieb:
Aber bitte vorher das GS Zeichen abkratzen, falls eins drauf ist :wink:
Da ist doch vermutlich höchstens das "[C E] =China Export Zeichen drauf.

Zum Thema:

Kann man machen..
Sicher ergibt das Verbinden der Düse mit Masse einen Lichtbogen. Der hat jedoch die selbe Stromstärke wie der Schneidlichtbogen und führt unweigerlich zu hohem Düsenverschleiß, was preislich bei den billigen Chinadüsen evtl zu verschmerzen ist. Gleichzeitig schlägt sich der Verschleiß aber schnell in verminderter Schnittqualität nieder.
Dem Gerät an sich schadet das nicht.

Ein "richtiger" Pilotlichtbogen ist stark in der Stromstärke reduziert. Das passiert bei älteren Geräten über dicke Widerstände, bei neueren elektronisch.
Da der Lichtbogen bei niedrigem Strom zum Erlöschen neigt, reduziert man, während der Pilotstrom brennt, auch den Luftdruck. Hierzu ist ein zweites Magnetventil erforderlich.

Sobald jetzt der Lichtbogen das Werkstück berührt, wird zunächst der Luftdruck erhöht, und kurze Zeit später wird die Stromstärke auf den zum Schneiden erforderlichen Wert hochgefahren.

Die Zeitverzögerung zwischen Hauptluft und Stromerhöhung ist gerade bei Geräten höherer Leistung von großer Wichtigkeit...werden Strom und Luft GLEICHZEITIG erhöht, kommt die Luft bedingt durch die Länge des Schlauchpaketes erst verzögert am Brenner an, und die Sekundärlichtbögen haben bis dahin schon die Düse beschädigt.

Sekundärlichtbögen sind folgendes:
Im Brenner wird der Lichtbogen in Rotation versetzt und dadurch eingeschnürt, so dass er nur zwischen Elektrode und Werkstück brennt, und die Düse nicht berührt.
Bei niedrigem Druck ist diese Einschnürung nicht ausreichend, so dass der Lichtbogen von der Elektrode zur Düse, und von dort zum Werkstück sprigt. Dabei brennt von der Düse Material ab.

Wenn also der Transfer zum Werkstück stattgefunden hat, und Strom und Luft hochgeregelt sind, dann trennt ein Schütz oder auch ein Halbleiter die Düse vom Stromkreis, so dass auf keinen Fall mahr Strom durch die Pilotleitung nach Masse fließen kann.

Für einen "richtigen" Pilotlichtbogen ist also mindestens ein Schütz bzw. Leistungshalbleiter mit hoher Spannungs- und Strombelastbarkeit, ein Magnetventil, und die entsprechende Steuerung vonnöten. (= zusätzliche Kosten in der Herstellung.)

DoMi
 
Danke Domi,
für die Klasse Erklärung der Vorgänge.
Hier zeigt sich eben der Unterschied des echten Profis zum Blabla-Verkäufer.

DomiAleman schrieb:
Für einen "richtigen" Pilotlichtbogen ist also mindestens ein Schütz bzw. Leistungshalbleiter mit hoher Spannungs- und Strombelastbarkeit, ein Magnetventil, und die entsprechende Steuerung vonnöten. (= zusätzliche Kosten in der Herstellung.)
Ich nehme mal an, dass auch das Schlauchpaket des Profigerätes um eine entsprechend ausgelegte Masseleitung ergänzt werden muss welche der Kamerad vom Schweißshop aussen dran gebastelt hatte.

PS
 
könnte mir vorstellen dass man mit einem Fußschalter den Startmoment schaltet und somit der Pilotbogen nur im Sekundenbereich läuft.
 
DomiAleman schrieb:
Kann man machen..
Danke für die super Erklärung, wie so ein Pilotlichtbogen normalerweise funktioniert.

Eine Frage habe ich noch: Wenn das bei einem richtigen Gerät mit Pilotlichtbogen auch so gemacht wird (nur mit niedrigerem Druck/Strom)... wird dann diese "Hilfsmasse" an der Düse beim Schneiden abgeschalten? Oder bleibt die weiter parallel zur Masseklemme am Werkstück erhalten?

Die Strom/Druck Problematik könnte man sich ja irgendwie hinfummeln :)
 
MSG schrieb:
... wird dann diese "Hilfsmasse" an der Düse beim Schneiden abgeschalten?
Bei aktuellen Geräten wird die Düse immer während des Schneidens vom Stromkreis getrennt.
Früher hat man die auch manchmal dran gelassen..bei Geräten mit geringer Stromstärke ist das noch vertretbar. Irgendwo oberhalb von 50-60A Schneidstrom wirds dann aber kriminell.
DoMi
Prinzip.jpg

Prinzip2.jpg
 
Ah super Domi ... bei dem ersten Schaltplan scheint ja der Strom tatsächlich per Widerstand begrenzt zu werden, beim zweiten auch begrenzt und dann abgeschalten...

Bei einem Inverter könnte man ja auch per Widerstände das Poti zur Stromeinstellung entsprechned überbrücken/umschalten und so dann elektronisch den Strom drosseln. Egal falls ich mal Zeit hätte (TM) wäre das eine interessante Spielerei.

Dank dir für die Geduld! :)
 
Jo, danke Domi,
finde es auch echt top von dir,, dass du uns immer aufklärst und immer hilfst.
Ich lasse meinen Plasmi erstmal lieber doch wie er ist.
Werde mich lieber mal darauf konzentrieren, ihn am Schweisstisch hinzustellen, dass er immer gleich einsatzbereit ist.
So scheitert der Einsatz meisst daran, dass er erst immer rausgekramt und angeschlossen werden muss..

Wenn hier mehrere Leute so ein Ding haben - wie stellt ihr das ein und gibts evtl irgendwelche Tipps, dass man Freihandschnitte nicht so verzittert??
Ich stelle ihn meisst auf AK und lasse ihn ordentlich pusten. Irgendwann hab ich mal längere Schneiddüsen gekauft, damit man auch besser an einem Lineal oder so langziehen kann..
 
Thema: 130 € Plasmaschneider - Umbau auf Pilotlichtbogen! | Warum wird es geheim gehalten?!

Ähnliche Themen

L
Antworten
6
Aufrufe
533
powersupply
powersupply
H
Antworten
0
Aufrufe
652
Hobbyschrauber2022
H
H
Antworten
1
Aufrufe
703
Trabold
T
T
Antworten
6
Aufrufe
1.267
MSG
Zurück
Oben