Alter Trafo und viele Elektroden. Wie einsteigen?

Diskutiere Alter Trafo und viele Elektroden. Wie einsteigen? im Forum Schweißtechnik im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hallo. Nachdem ich für kleines Geld eine alte Komplettausstattung erworben habe will ich als absoluter Neueinsteiger jetzt erstmal üben und von...
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rincewind

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Hallo.

Nachdem ich für kleines Geld eine alte Komplettausstattung erworben habe will ich als absoluter Neueinsteiger jetzt erstmal üben und von den hunderten Elektroden die dabei waren einige verbraten. Welche der Elektroden unten sind denn für die ersten Raupen/Nähte auf Baustahl am besten geeignet?
Funktionieren die überhaupt alle mit dem (wie ich vermute) reinen Wechselstromgerät?
der_geraet_800x600.jpg

e_ok67_75_800x600.jpg
e_ok46g_800x600.jpg
e_phoenix_blau_800x600.jpg
e_hilco_verlora_800x600.jpg
e_gritherm2_800x600.jpg
e_fox_spe_800x600.jpg
e_fox_800x600.jpg
e_d50r_800x600.jpg


Mein allererster Versuch auf einer 3mm Platte mit einer Gritherm 2 :weld:

1: Zündversuche (55A)
2: Das erste Metall schmilzt...mehr oder weniger (55A)
3: Die ersten Zentimeter am Stück mit Einbrand :mrgreen: (75A)
uebung2_800x600.jpg
 
Die Elektroden, die "RR" in den Daten stehen haben, sind dick mit Rutil umhüllte Elektroden und sind für den Anfänger am einfachsten zu verschweißen.
Tolles robustes Gerät!
Nur Mut, viel üben...

Kuck mal bei youtube, da gibt es gute Anleitungen zum Elektro Handschweißen.

Gruß
 
Schau dir mal das EWM Schweisslexikon an.
Das Kapitel E-HAND ist zwar etwass knapp, beinhaltet aber alle Grundlagen. Auch zur Identifierzierung der Elektroden, Wahl von Durchmesser und Stromstärke.

Außer den Böhler Fox und Phönix blau sagen mir deine Elektroden nix. Diese beiden fallen in die Kategorie "Bauernelektroden". Einfach in der Anwendung und für die üblichen Fälle geeignet.
Die alten Elektroden solltest du aber vor Verabeitung bei 80°C mehrere Stunden im Backofen trocknen. Die Isolierhülle zieht im laufe der Zeit Feuchtigkeit und erfüllt dann ihren Zweck nicht mehr. Es spritzt sehr stark.

Bleibt nur noch: Üben, Üben, Üben.
Pass auf deine Augen (grell) und Finger (heiß) auf.
Schutzbrille beim Schlackeklopfen ist auch nicht verkehrt.


mfg JAU
 
J-A-U schrieb:
Kuck mal bei youtube, da gibt es gute Anleitungen zum Elektro Handschweißen.

Hab schon mal kurz geschaut, allerdings habe ich noch keine gefunden bei denen man die Schweißstelle (Elektrode, Schlacke, Schmelze) genau sehen kann . Immer alles nur ein weißer Fleck. :)

J-A-U schrieb:
Bleibt nur noch: Üben, Üben, Üben.
Pass auf deine Augen (grell) und Finger (heiß) auf.
Schutzbrille beim Schlackeklopfen ist auch nicht verkehrt.
mfg JAU

Brille, Handschuhe, Schild mir Ersatzgläsern, war alles dabei und wird auch benutzt.

Allerdings überlege ich mir einen Automatikhelm zu holen. Ich kann mir momentan nicht vorstellen mit Schild oder normalem Helm eine kleine Schweißstelle zuverlässig zu treffen und zu zünden.
 
Geiler Trafo! Hast du vielleicht noch ein Foto vom ganzen Gerät?

Bin selber im Besitz eines alten DDR-Trafos mit einem Leistungsbereich von 80-280A und schweiße, wenn ich Zeit und Muße hab sehr gerne damit, auch wenn ich einen Inverter und ein MIG/MAG Gerät hab, wo des schweissen leichter von der Hand geht. :)

Der Trafo war mein erstes eigenes Schweißgerät und ist deshalb für mich was besonderes... noch dazu isses einfach ein Panzer! Bin Schweißtrafo Fan! :crazy:

Genug von mir, zurück zu deiner Austattung.

Für deine Zwecke, zum schweissen von Baustahl und zum üben eignen sich die Elektrodentypen RR (Dick-Rutilumhüllt), RC (Rutilzelluloseumhüllt) und evtl. noch RB (Rutilbasischumhüllt).

Den Unterschied zwischen diesen drei Typen solltest du aus der bereits verlinkten EWM Schweißfibel herauslesen können.

Das meißte sollte man mit Elektroden in den Dicken von 2,5 und 3,2mm abdecken können.

Von den bei dir vorhandenen Elektroden kommen dabei in Frage, die sind sowieso alle Wechselstrom verschweißbar:

- Phoenix Blau (RC)
- Hilco Velora (RR)
- Boehler FOX SPE (RB)
- D50R (RR)
- ESAB OK 46G (RC)

Zum üben am leichtesten tut man sich am Anfang wohl mit den RR Elektroden.



Ein paar "Schmankerl", wenn auch für dich wohl eher unnütz sind die restlichen Elektroden. Ich musste mich auch gerade erst schlau machen wofür welche Elektrode ist und stell das mal mit hier ein:



- ESAB OK 67.75 --> Aus dem Datenblatt:

Legierungstyp 23 12 L / 309L

Kurzcharakteristik:

Basische Stabelektrode mit 120% Ausbringung für Austenit-Ferrit-Verbindungen bei Einsatztemperaturen bis
300°C und Zwischenlagen bei korrosionsbeständigen Plattierungen.

Grundwerkstoffe:

Schwarz-Weiß-Verbindungen wie 1.4583 + S235 - S355 u.ä., Zwischenlagen bei Plattierungen


Sind also Elektroden die geeignet sind um Baustahl mit Edelstah zu verschweißen. Habe ich selber noch nie verschweißt, gehört wohl auch einiges an Knowledge dazu. Leider nur mit Gleichstrom schweißbar.



MESSER Gritherm 2 - E Mo R 12 EN 1599:

Stabelektroden für warmfeste Kessel- und Rohrstähle sowie warmfesten Stahlguß.

Auch wieder was spezielles, aber Wechselstromgeeignet... Um die richtig zu verschweißen braucht es viel Können... nichtmal zum reinen verschweißen, sondern bei der vor- und nachbehandlung des Werkstoffs. Der muss erst angewärmt werden und danach z.B. spannungsarm geglüht, über lange Zeit warm gehalten oder geklopft werden.

Böhler FOX CN 16/13 CO

Stabelektroden für hochwarmfesten, austenitischer Stahl bei Bauteilen für Dampf- und Gasturbinen, der chemischen und petrochemischen Industie, die bei Hochtemperaturbeanspruchung ein gutes Zeitstandverhalten erfordern.

Auch hier muss wahnsinning viel beim verarbeiten beachtet werden.


Jetzt übe erstmal das schweissen mit den oben besagten Elektroden... die anderen drei nicht in den Schrott tun! Ziemlich sicher, sind des alles relativ teure Elektroden.

Hoffentlich wurden die Elektroden vernünftig trocken und warm gelagert... wobei ich davon ausgehe, dass ein Betrieb, wenn er mit derart speziellem zu tun hat auch die Elektroden richtig lagert.


Zum üben würde ich jetzt erstmal anfangen mit den 2,5mm RR Elektroden auf 8 oder 10mm Flachmaterial gerade Raupen hinlegen. Übe den Lichtbogen gut zu beobachten und schau darauf, dass dir keine Schlacke vorläuft.

Wenn du hier ordentliche Ergebnisse erzielst wäre der nächste Schritt mal Kehlnähte an 2 8mm Blechteilen zu schweissen. Ich habe immer alle umliegenden Stahlbauer abgeklappert und durfte mich meistens für kostenlos oder kleines Brotzeitgeld aus der Schrottkiste bedienen.

Viel Spaß beim :weld:

Dave


edit:

Allerdings überlege ich mir einen Automatikhelm zu holen. Ich kann mir momentan nicht vorstellen mit Schild oder normalem Helm eine kleine Schweißstelle zuverlässig zu treffen und zu zünden.

Unser Schweißlehrer aufm Elektroden-Lehrgang hat uns trotz vorhandener Automatikhelme nur mit Handschild schweißen lassen... Ist nicht schlecht, wenn mans mit einer Hand beherrscht... aber ja, ich benutze privat auch nur einen Automatikhelm und finde, dass des die Sache wesentlich leichter macht.... Aber es schadet sicherlich nicht, wenn mans mit Handschild mal probiert hat. :)
 
Schlorg schrieb:
Geiler Trafo! Hast du vielleicht noch ein Foto vom ganzen Gerät?

Danke für die ausführliche Antwort!
Foto vom ganzen Gerät kann ich heute Abend liefern.
Das ist jetzt schon der zweite positive Kommentar zu dem Gerät. Was ist denn da dran besonders, der Einstellbereich?

Ich krieg jetzt echt ein schlechtes Gewissen wenn ich überlege was ich für die Schubkarre voll Schweißzeug bezahlt habe... :oops:


Schlorg schrieb:
MESSER Gritherm 2 - E Mo R 12 EN 1599:

Stabelektroden für warmfeste Kessel- und Rohrstähle sowie warmfesten Stahlguß.

Auch wieder was spezielles, aber Wechselstromgeeignet... Um die richtig zu verschweißen braucht es viel Können...

Na, hab ich für meinen ersten Versuch wohl in die falsche Schachtel gegriffen... :)
 
Was ist denn da dran besonders, der Einstellbereich?

Interessant finde ich vor allem diesen "Dünnblech Einstellbereich"... könnte mich nicht entsinnen sowas schonmal vorher gesehen zu haben... wobei dünnblech mit Elektroden immer eine schwierige Sache ist, die viel Erfahrung erfordert.

Nene... im Grunde gefällt er mir einfach und ich hab noch nie zuvor einen solchen von der Fa. Jung gesehen... :D


-edit-

Naja... für erste Gehversuche, zünden üben und eine Naht auf ein Stück Baustahl legen funktionieren wohl sogar die meisten Elektroden... muss ja nix halten... aber tatsächlich, auch vom zünden her, müsstest du sicherlich mit den RR Elektroden am besten kommen.
 
Soweit ich weiß, sind RC und RR Elektroden recht gut lagerfähig. Die basischen Elektroden ziehen sehr gerne Feuchtigkeit und müssen vor dem Verschweißen getrocknet werden. Somit für den Heimwerker nur bedingt geeignet.

Den "Dünnblechbereich" hat mein Schweißtrafo auch. Das ist der Bereich bis 100A :crazy:
Also Blechstärken von 2-4mm. Dünne Bleche wie beim Auto gehen mit Elektrode einfach nicht. Nichtmal mit den dünnsten 1,6er Elektroden.



Viel Spaß beim Video schauen :mrgreen:
 
So, noch ein bisschen weitergeübt.
Mit der Bauernelektrode Phoenix Blau ein Rohr zusammengebraten.
rohr_erster_versuch_800.jpg

Und die Waldorfübung (Namen schweißen)
waldorfübung_800.jpg

Alles nicht besonders schön, aber ich habe auch mit Stromstärke, Abstand und Geschwindigkeit experimentiert.

Ich glaube aber ich werde mich nicht der Herausfoderung stellen einhändig mit Schild zu schweißen.
Mit einem Automatikhelm und die langen Elektroden dann beidhändig geführt ist wahrscheinlich einfacher für den Gelegenheitsschweißer.
 
rincewind schrieb:
Mit der Bauernelektrode Phoenix Blau ein Rohr zusammengebraten.
Rohre schweißen ist nicht ganz einfach weil man durch die Rundung den Winkel ständig nachführen muss. Auch wirkt die Schwerkraft unterschiedlich auf die Schmelze und verläuft mal in die eine, mal in die andere Richtung. Fürn Anfang ist das bissl viel.

Versuch dich eher an waagrechten I- und Y-Nähten (Schweißposition PA). Später dann Kehlnaht (PB). Experimentiere auch ein wenig mit der Haltung, führe die Elektrode ruhig mal absichtlich im falschen Winkel.

Wie schon erwähnt: Flachstahl 6-8mm aus der Krabbelkiste eignet sich gut dafür.


mfg JAU
 
Bin weiter am üben...wie es die Zeit zulässt.

Manchmal geht bei "Raupe auf Blech" alle 1-2cm der Lichtbogen aus. Strom ist eher hoch und der Elektrodenabstand sollte eigentlich passen. Wieder Zünden ist auch kein Problem. Woher kommt das?
Läuft dann die Schlacke unter die Elektrode?
 
Wahrscheinlich wird der Lichtbogen zu lang, weil Du nicht genug nachführst.
Evtl etwas mehr Strom einstellen.

Ist das bei allen Elektroden so?
Mit der RR Elektrode sollte das nicht passieren, wenn die Lichtbogenlänge und die Stromstärke stimmen.

Gruß
Jürgen
 
Jürgi schrieb:
Wahrscheinlich wird der Lichtbogen zu lang, weil Du nicht genug nachführst.
Evtl etwas mehr Strom einstellen.
Das war eine 2,5er mit 110A (wegen Abreißen, vorher 90). Abstand würde ich fast ausschließen weil ich wegen dem Abreißen extra drauf geachtet habe nahe dran zu bleiben.

Jürgi schrieb:
Ist das bei allen Elektroden so?
Mit der RR Elektrode sollte das nicht passieren, wenn die Lichtbogenlänge und die Stromstärke stimmen.

Nicht bei allen Elektroden nur bei einer Sorte. Müsste aber eine RC gewesen sein.
Vielleicht sollte ich mich bei meinen Übungen mal auf eine Sorte beschränken und nicht jeden Typ ausprobieren. :oops:
 
Könnte auch sein, dass die Elektrode mal etwas Rückgetrocknet werden sollte.

Ja... nochmal mein Rat: probier zum Anfang mal nur die RC Elektroden, bis du da ein Gefühl dafür hast.
 
Wenn es nur bei einem Elektrodentyp ist, wirf sie weg und nimm andere.
Die Dinger sind doch mindestens 30 Jahre alt. Das muss nicht sein, dass die schlecht werden, aber wenn es Probleme gibt dann entweder die Dinger trocknen oder andere verwenden. Hast ja genug :rotfl:
Ich würde RR Elektroden verwenden. Die sind gutmütiger und ziehen meines Wissens auch weniger Feuchtigkeit an. Sind also haltbarer.

Mach und berichte :top:
 
Nicht wegwerfen, allein schon die schachteln haben historischen wert :lol:
 
Ich bin bei meinen ersten Versuchen auch fast verzweifelt weil ich nicht verstanden hab was falsch läuft. Dann hab ich neue Elektroden gekauft...

Die anderen hab ich deswegen nicht weggeschmissen, aber ich muss sie halt trocknen bevor ich sie verarbeiten kann.

Und auf den Automatikhelm möcht ich auch nicht verzichten müssen.


mfg JAU
 
Danke für die ganzen Tips.
Dann werd ich mich für den Anfang mal auf die Phoenix Blau beschränken und eventuell noch ein paar RR besorgen.


Kann man Elektroden im Gasgrill trocknen?
 
Gasgrill ist keine so gute Idee, weil die Abgase der Gasverbrennung wieder "feucht" sind.
Eigentlich müssen nur basische Elektroden getrocknet werden. Bei "RR" und "RC" sollte es ausreichen, wenn diese nicht nass sind. Diese können auf dem Heizkörper oder im Heizungskeller getrocknet werden.

http://www.werkzeug-news.de/Forum/ftopic15315.html
 
Thema: Alter Trafo und viele Elektroden. Wie einsteigen?
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