Alu Schweißen mit normalem MIG/MAG Gerät? Ja es geht...

Diskutiere Alu Schweißen mit normalem MIG/MAG Gerät? Ja es geht... im Forum Schweißtechnik im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hallo Männer, hier mal ein kurzer Erfahrungsbericht zum Thema Alu-Schweißen mit einem normalen MIG/MAG Gerät. Der ein oder andere war bestimmt...
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Janik

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Hallo Männer,

hier mal ein kurzer Erfahrungsbericht zum Thema Alu-Schweißen mit einem normalen MIG/MAG Gerät.
Der ein oder andere war bestimmt schon in der gleichen Situation, wo man Alu hätte schweißen müssen aber kein AC WIG Gerät zur Verfügung stand.
Ist bei mir auch der Fall, da mein Gerät nur Gleichstrom liefert.

Hier im Forum ist beim Thema MIG Schweißen von Aluminium immer wieder zu lesen, dass man dafür mindestens eine gepulste und wassergekühlte Schweißanlage mit 4-Rollenvorschub benötigt :roll: All das hat mein MIG/MAG Gerät nicht :mrgreen:
Ok, der 2-Rollenvorschub ist ordentlich und mit Güde und Einhell wohl nicht zu vergleichen aber es ist auch kein high end Gerät.
Trotzdem wollte ich mich an Aluminium versuchen. Damit der finanzielle Verlust nicht ganz so hoch ist, wenn es nicht funktionieren sollte, habe ich mir eine Rolle Schweißdraht AlMg 5 mit 1,2mm Durchmesser günstig bei Ebay ersteigert.
Dann habe ich noch ca. 10 Euro in eine 3m Teflonseele und drei Stromdüsen für Alu investiert, das wars dann auch :wink:

Die Vorschubrollen sind die gleichen wie für Stahl- und Fülldraht und eigentlich auch nur für 1mm Draht gedacht. Der Alu-Draht läuft trotzdem einwandfrei, auch wenn eine Schlaufe im Schlauchpaket ist.
Der Draht brennt nicht in der Düse fest und schmilzt auch nicht bereits im Brennerhals 8)

Von der Technik her kann man also sagen, dass es auch mit einer einfachen Maschine ohne besondere Umrüstung auf Aludraht bereits sehr gut funktioniert.

Vom Schweißen her fehlt mir noch ein bisschen die Übung mit Alu, mit WIG kann ich es aber bei MIG habe ich bislang eine knappe Stunde Erfahrung mit Aluminium :oops:
Alu ist als Werkstoff zum Schweißen ja sowieso schon ein Fall für sich, bei MIG kommt noch hinzu, dass der Einbrand wirklich brutal tief ist, da der Draht immer im Sprühlichtbogen abbrennt und man nur über die Schweißgeschwindigkeit regulieren kann. Der Draht läuft nämlich immer weiter und auch die Leistung bleibt immer gleich. Gerade bei dünnen Blechen muss man also entweder sehr sehr schnell schweißen oder eben nur Punkten, was aber auch ganz gut funktioniert.

Anbei mal ein paar Bilder von meinen Versuchen, wie gesagt, mit MIG-Alu habe ich bislang so gut wie keine Erfahrung, ich finde die Ergebnisse für den Anfang dennoch nicht übel :wink:
Die nachfolgenden Nähte wurden alle mit der selben Einstellung geschweißt, lediglich die Schweißgeschwindigkeit wurde angepasst :wink:

Kehlnaht an 2mm Alublech, hier muss man schon sehr zügig schweißen
1-10.jpg


Kehlnaht 3mm Alublech, ab dieser Blechdicke fängt es an Spaß zu machen
2-8.jpg


5mm Blech, man sieht, dass das Material am Anfang eigentlich zu kalt war und es hier zu einem Bindefehler gekommen ist.
Bei diesen Blechdicken kann man auch mit Pendeln beginnen, damit man eine Schuppung sowie ein größeres a-Maß erhält :wink:
3-5.jpg


8mm Alu, hier hätte man den Anfang vorwärmen sollen, wenns auf Temperatur ist, läuft es aber gut
4-2.jpg


8mm Alu, diesmal aber bereits auf Temperatur. Hier muss man wieder Gas geben sonst schwimmt einem das Teil weg :?
5-1.jpg



Ein WIG Gerät kann man hierdurch sicher nicht ersetzen, wer aber dennoch gelegentlich ein paar Aluteile zum Schweißen hat, wo es auf Schönheit nicht ankommt, sollte sich ruhig auch mal mit einem normalen MIG/MAG Gerät rantrauen.
Der finanzielle Aufwand hält sich in Grenzen, wenn Argon bereits vorhanden ist und man die anderen Teile wie Teflonseele und Draht günstig bekommen kann :top:
 
Janik schrieb:
Hallo Männer,

...
Hier im Forum ist beim Thema MIG Schweißen von Aluminium immer wieder zu lesen, dass man dafür mindestens eine gepulste und wassergekühlte Schweißanlage mit 4-Rollenvorschub benötigt ...

Wer schreibt denn sowas?
Puls ist toll..aber es geht auch ohne dem.
4-Rollen ebenso.

(Aber das hast du ja bereits festgestellt, und deine Ergebnisse können sich doch sehen lassen)

Absolutes MUSS ist eigentlich nur die Teflonseele, die Stromdüse eine Nummer größer als gewohnt, und ARGON 4.6.

Wenn man dann noch darauf achtet, dass der Spulendorn leichtgängig ist und dass der Vorschub den Draht nicht plattwalzen soll, dann steht dem Gelingen nichts im Wege.

Weitere Tipps hierzu:
Wenn du die Schweißstelle unmittelbar vor dem Schweißen mit einer Edelstahldrahtbürste kurz aufrauhst (die Oxidschicht aufbrichst) hast du bessere Ergebnisse.

Drahtgeschwindigkeit muss deutlich höher sein, als das, was man vom Stahl gewohnt ist.

Spitzes abkneifen des Drahtes vor jedem Zünden mit dem Seitenschneider verbessert die Zündung.

Schwarzen Belag (Manganoxid) pustet man am besten mit scharfem Druckluftstrahl weg.

Viel Erfolg!

DomiAleman

Edit:
Übrigens: wer nur ein WIG DC Gerät hat und sonst nichts:
auch damit kann man behelfsmäßig ALU schweißen, wenn man den Brenner an PLUS anschließt.
 
Hi Janik, danke für den Testbericht! Mit welchen Strom- und Spannungswerten hast du ca. gearbeitet?

Vielleicht kannst du eine kleine Orientierungshilfe geben.

Gruß,
Phil
 
Hallo,

da kann ich leider keine genaue Auskunft geben, da mein Gerät keine Anzeigen oder Tabellen dazu hat.
Bei der Spannung schätze ich zwischen 22V und 25V, beim Vorschub hab ich keine Ahnung, eben so dass es passt :mrgreen:
 
DomiAleman schrieb:
Weitere Tipps hierzu:
Wenn du die Schweißstelle unmittelbar vor dem Schweißen mit einer Edelstahldrahtbürste kurz aufrauhst (die Oxidschicht aufbrichst) hast du bessere Ergebnisse.

Drahtgeschwindigkeit muss deutlich höher sein, als das, was man vom Stahl gewohnt ist.

Spitzes abkneifen des Drahtes vor jedem Zünden mit dem Seitenschneider verbessert die Zündung.

Schwarzen Belag (Manganoxid) pustet man am besten mit scharfem Druckluftstrahl weg.

Hallo DomiAleman,

danke für die Tipps. Schlechte Zündeigenschaften sind mir auch aufgefallen, meine Maschine hat kein Drahteinschleichen, was die Sache wohl entschärfen würde. Das mit dem schräg abpitzen werde ich mal versuchen.

Trotz stechendem Schweißen und ca. 12L/min Gasfluss sind meine Nähte immer relativ schwarz und dreckig, ist das normal bei Alu?

:thx:
 
Janik schrieb:
Trotz stechendem Schweißen und ca. 12L/min Gasfluss sind meine Nähte immer relativ schwarz und dreckig, ist das normal bei Alu?

:thx:

Ja..ist wohl kaum zu ändern.

Weniger Spannung und mehr Draht bringt geringfügige Verbesserung.

Wenn du silberglänzende Shownähte willst, nimm einen AlSi12.

Der ist allerdings butterweich und das Fördern dementsprechend schwierig. Die Festigkeit ist auch geringer.

DoMi
 
Gute Ergebnisse!
:respekt:
Das bekommt nicht jeder so hin.

Ich war bisher ein Verfechter guter Gerätetechnik wenn es darum ging stressfrei zu arbeiten.
Zwar spielt der Bediener in Summe eine weit wichtigere Rolle als das Gerät aber mit einer gepulsten Stromquelle gehts immernoch leichter von der Hand bin ich der Meinung.
Hab das auch schon probiert sowohl ungepulst und gepulst.

Wenn ich die Wahl hab mach ich das gepulst gerade wenn es dünner als 3mm ist.
Spritzt auch nicht so doll.
 
DomiAleman schrieb:
Übrigens: wer nur ein WIG DC Gerät hat und sonst nichts:
auch damit kann man behelfsmäßig ALU schweißen, wenn man den Brenner an PLUS anschließt.

Hallo Paul,

wie gut klappt das behelfsmäßige Schweißen denn effektiv?
Lassen sich damit solche Nähte erstellen?
http://i822.photobucket.com/albums/zz141/Jungschweisser/BILD1036.jpg

Das würde mir für den wohl einmaligen oder maximal extrem seltenen Alu-Gebrauch mehr als reichen. Die große Baustelle sind Edelstahlkonstruktionen und Abgasanlagen.

Gruß,
Phil
 
Das größte Problem dürfte die gewaltige Wärmebelastung für den Brenner sein. Der Brenner erträgt nur noch einen kleinen Bruchteil der üblichen Ampere.
 
Um einen Bordsteinschaden an einer Felge aufzuschweißen dürfte es aber reichen, oder?

Welche ED bleibt denn noch bei sagen wir 100A?

Gruß,
Phil
 
RST Driver schrieb:
Welche ED bleibt denn noch bei sagen wir 100A?
Es gibt eine Faustregel, welche besagt, daß die Elektrode bei DCEP etwa 10% des bei DCEN möglichen Stroms verkraftet. Für die 100A brauchst Du also eine Elektrode, die in DCEN 1.000A verträgt.
Was für einen (natürlich wassergekühlten) Brenner hast Du? :wink:
 
chevyman schrieb:
RST Driver schrieb:
Welche ED bleibt denn noch bei sagen wir 100A?
Es gibt eine Faustregel, welche besagt, daß die Elektrode bei DCEP etwa 10% des bei DCEN möglichen Stroms verkraftet. Für die 100A brauchst Du also eine Elektrode, die in DCEN 1.000A verträgt.
Was für einen (natürlich wassergekühlten) Brenner hast Du? :wink:

Der Brenner würde mit besonders kühler und reiner Landluft am Leben erhalten... :rotfl:

Gruß,
Phil
 
Kaum sucht man mal nach "alu blech 2mm mig" findet man schon als ersten Treffer einen klasse Beitrag ... im Stammforum :)

Ich möchte das auch gerne mal ausprobieren. Schweißgerät, Schlauch mit Teflon, Argon ist vorhanden.

D.h. ich bräuchte nur noch den Schweißdraht. Was für Material / Durchmesser nehme ich denn da am besten?

Verarbeitetes Material ist fast immer bei Profilen Al Mg Si 0,5; bei Tafeln Al Mg 3 . Dicke 2-3mm

Shownähte brauch ich keine, es muss nur halten.

Irgendwo vorne stand dass man die Stromdüse eine Nummer größer nehmen soll?!? Ich hätte jetzt für 1mm Draht eine mit 1mm genommen *grübel*
 
Servus,

die Sache mit den Düsen ist: bei den normalen Stahldüsen ist die Bohrung 2 Zehntel größer als der Draht, bei den "speziellen" Aludüsen sind es 4 Zehntel. Wenn du also z.B. für 1,0er Draht eine Stahldüse für eigentlich 1,2 mm nimmst kommt es aufs Gleiche raus wie eine "spezielle" 1,0 mm Aludüse

Die Mg-Legierten Drähte sind härter als die Si-legierten, lassen sich also besser fördern und sind weniger empfindlich dass sie durch die Förderrollen plattgedrückt werden. Mit AlMg5 oder AlMg4,5Mn kann man eigentlich alles an schweißgeeigneten Knetlegierungen (die beiden von dir genannten fallen da rein) schweißen.

Was den Drahtdurchmesser betrifft, je dicker desto stabiler die Förderung, aber Aludrähte brauchen so ne gewisse Mindestleistung damit sie (ungepulst) stabil brennen, natürlich mit dem Durchmesser zunehmend, wär ja auch zu schön :wink:
Ich hab privat 1,0 mm AlMg4,5Mn, bei nem 4 m-Brenner und gutem 2 Rollen Vorschub, das ist von der Förderung schon grenzwertig, und bei Material dünner als 4 mm muss man schon extrem zügig arbeiten, auch wenn die Einstellung so ist dass der Draht gerade noch stabil brennt. Ein 3 Meter-Brenner würde natürlich das Förderverhalten schonmal verbessern, aber ob dann auch 0,8er Draht vernünftig funktioniert bin ich mir nicht sicher. Auf der anderen Seite, Janik hat ja im Eingangspost mit 1,2 mm gearbeitet, das scheint ja dann von der Leistung her auch bei dünnem Material zu funktionieren, wahrscheinlich mit sehr sehr zügiger Schweißgeschwindigkeit
 
Hallo Timo,

vielen Dank für deine Infos.

tomtim schrieb:
...die Sache mit den Düsen ist...
Ich hatte mich schon gewundert. Ich habe eine AL Düse, und die sieht - bis auf das Loch - genauso aus wie eine für ganz normalen Stahlschweißdraht.

tomtim schrieb:
Die Mg-Legierten Drähte sind härter als die Si-legierten
Habe mir jetzt ein bisschen in 1mm und 1,2mm bestellt und die zugehörigen Stromdüsen. Die fehlenden zwei Vorschubrollen für 1,2mm bekomme ich von einem Forenkollegen. Der Rest ist alles da. Ich werde berichten :)
 
Auch wenn das Thema schon etwas älter ist, aber ich möchte mit meiner Stahlwerk MIG 155 ST IGBT auch mal Aluminium schweißen. Mal schauen wie es klappt.

Die dort verbauten Vorschubrollen haben einen Innendurchmesser von 10mm und Außen 30mm. Habe mir jetzt einen Schweißdraht mit 1,2mm (AlMg4,5Mn) bestellt. Ich finde aber irgendwie keine passende Drahtförderrolle für Aluminium (mit U-Naht). Entweder geht die nur bis 1mm oder die Kerbe fehlt.

Rolle für 0.8 Draht, mit Kerbe
drahtvorschubrolle-0-8.jpg


Rolle für 1.2 Draht, mit V-Naht und mit Kerbe
drahtvorschubrolle-0-8-v-naht.jpg


Rolle für 1.2 Draht, mit U-Naht und ohne Kerbe
drahtvorschubrolle-1-2-u-naht.jpg


Ich benötige eine Rolle für 1.2 Draht, mit U-Naht und mit Kerbe. Wo bekomme ich die? Am besten auch nicht aus Fernost (Versandzeit).
 
Du hast dir halt die falsche Drahtstärke gekauft. Ich schweiße auch ALU, aber alles mit einer Drahtstärke
1.0mm. Und für die gibt es die Drahtvorschubrollen. Aus deinen Bildern geht auch nicht hervor, welche
Ausführung bei deinem Schweißgerät passt,

Folie21.JPG
 
https://schweisstechnikno1-shop.de/drahtvorschubrolle-fuer-sf165-durchmesser-37mm-1-0-1-2-aluminium

Die vielleicht?
Hatte derletzt das Vergnügen für ein paar Hefter auch mal umzurüsten.
Ganz klar U-Vorschubrollen, Alu-Stromdüsen (die haben eine etwas größere Bohrung, wie schon beschrieben und sind zudem leicht angesenkt), Teflonseele (hab sogar eine Nummer größer eingesetzt, obwohl ich auch die passende Größe für meinen Durchmesser hätte).
Auch wichtig vorab, den Draht anfeilen, damit der keine Fäden in der Seele zieht.
Und abschließend - den Anpressdruck extrem sachte, hat bei mir ne Weile und zig Drahtverkrüppelungen gedauert, bis dieser passte.
 
Nur mal aus Neugierde:
Was muss man sich unter einer K-Nut (K-Groove) vorstellen?

PS
 
Thema: Alu Schweißen mit normalem MIG/MAG Gerät? Ja es geht...

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