Ob das Fahrlässig ist oder nicht sei mal dahingestellt.
Dazu kenne ich zu viele Leute die sorglos die serienmäßigen Radbolzen ihrer Stahlfelgen für irgendwelche Alufelgen verwenden (obwohl die eine Felge Kegel, die andere Kugelbung hat und die Alufelge meist nach 5-10mm mehr Gewindelänge verlangt) als das ich mir über ein gramm Fett an den Radbolzen irgendeines Autos gedanken machen würde.
Das bisschen Fett am Gewinde verhindert ein Festfressen des Gewindes durch Rost, aber der Reibwert wird dadurch m.E. nur marginal verändert.
Der großteil der selbsthemmung wird eh durch den Kegel- oder Kugelbund der Radschraube erzeugt, diesen sollte man also auf keinen Fall irgendwie fetten.
Das die schrauben dann aber mit dem normalen Radkreuß ohne drauf rumspringen etc. aufgehen wundert mich schon sehr.
Zumindestens habe ich damals auch gelegentlich radbolzen eingefettet (Aludistanzscheiben mit geschnittenen Gewinden, wenn da kein Fett zwischenkommt kann man die Distanzen nach einmaliger benutzung wegschmeißen, da man beim Losschrauben das Gewinde rausreißt)
Bei den Schrauben war es immer so das ich sie nach Vorschrift mit den vorgeschriebenen 110Nm angezogen und nach 2-3 Tagen nochmal nachkontrolliert.
Trotz immerhin gut 4 Jahren mit den Felgen (und dementsprechend vielen Reifenwechseln von Sommer auf Winter) und etwas über 50TKm damit hatte ich nie irgendwelche Probleme, außer das ich jedesmal eine verlängerung zum lösen der Radbolzen verwenden musste oder halt mit einem beherzten "Tritt" auf das Ende der Ratsche beim lösen nachhelfen musste.
Gut, es wurde mir irgendwann zu doof und ich habe dann irgendwann die Distanzen gegen welche mit eingepressten Stahlgewinden getauscht.
Aber nochmal die Frage in die Runde:
Wozu braucht man in der heimischen Garage einen Schlagschrauber zum Radwechsel???
In der eigenen Hobbywerkstatt wo er eh Griffbereit an der Bühne liegt verstehe ich es ja noch aber zuhause?
Also, ich beschreibe mal die Arbeitsabläufe die sich bei mir bisher beim Radwechsel mit/ohne Schlagi ergeben haben:
Mit:
1.Auto in Garage fahren, 1.Gang, Handbremse rein
2.Die zu wechselnden Reifen aus dem Keller vor die Garage schleppen
3.Werkzeugkiste auf, DMS und 17er Nuss raus
4.Rangierwagenheber ans Auto schieben
5.Kompressor an (Leider hält er seinen Druck nicht dauerhaft über Tage hinweg, die alternative bei Ackuschlagi wäre Akku leer, bitte laden
)
6.Schlagi aus der Kiste nehmen, Verschlussstopfen vom Luftanschluss abziehen, einen Spritzer Öl rein, nur wo ist wieder die 17er Schlagschraubernuss? Scheiße, nimmste die normale
7.Luftschlauch abwickeln
8.erstes Rad in die Höh, Schlagi ansetzen brrr,brrr,brrr,brrr
9.Rad abnehmen, vor die Garage bringen, neues Rad mit rein nehmen.
10.Nabe reinigen
11.Felge ansetzen, Radbolzen reinfummeln
12.Schlagi macht wieder brrr,brrr,brrr,brrr
13. Rad runterlassen
14.Radbolzen mit DMS auf Sollwert anziehen
15. 8. - 14. wiederholt sich für die anderen 3 Räder
16.Auto rausfahren
17.DMS, Nuss und Schlagi (boah, sieht der wieder aus, vielleicht hätte ich doch nicht in die Felge mit dem Bresstaub beim Tragen reinfassen sollen) putzen und wieder wegräumen
18.Kompressor abstellen, Schlauch aufwickeln
19.die vor der Garage liegenden Räder winterfein machen und in den Keller schleppen.
Ohne Schlagi:
1.Auto in Garage fahren, 1.Gang, Handbremse rein
2.Die zu wechselnden Reifen aus dem Keller vor die Garage schleppen
3.Werkzeugkiste auf: DMS, Ratsche und zwei 17er Nüsse raus
4.Rangierwagenheber ans Auto schieben
5.Dabei einmal ums Auto gehen, 16mal die Ratsche ansetzen und alle Radbolzen durch kurzes "Aufsteigen" auf die Knarre Lösen (alle nacheinander bis sie sich von Hand drehen lassen, dann wieder Handfest rein)
6.erstes Rad in die Höh,
7.Die lose 17er Langlochnuss auf die Radbolzen aufstecken und die Schrauben unter leichtem Wackeln an der Felge rausdrehen.
8.Rad abnehmen, vor die Garage bringen, neues Rad mit rein nehmen.
9..Nabe reinigen
10.Felge ansetzen, Radbolzen in die 17er Langlochnuss stecken und Handfest (also ohne Ratsche) über kreuz und wieder unter leichtem wackeln an der Felge reinschrauben (früher habe ich meist danach nochmal mit der Knarre direkt nachgezogen, das ist aber im Grunde Zeitverschwendung da das Rad auch wenn man nur handfest anzieht schon bündig anliegt und zumindestens bei meinem Auto durch die Mittenzentrierung der Felge keinerlei Scheerwirkung auf die Radbolzen beim ablassen des Wagens zu erwarten ist)
11. Rad runterlassen
12.Radbolzen mit DMS auf Sollwert anziehen
13. 7. - 12. wiederholt sich für die anderen 3 Räder
14.Auto rausfahren
15.DMS, Nüsse und Ratsche putzen und wieder wegräumen
16.die vor der Garage liegenden Räder winterfein machen und in den Keller schleppen. (Das dauert meist länger als Punkt 1-15 zusammen
)
Wie nam sieht, die Zeitersparniss mit Schlagi tendiert gegen Null bzw. ist sogar dadurch das das Ding auch geölt und hinterher gereinigt werden will eher negativ.
Was sich nicht wegdiskutieren lässt ist die eingesparrte Kraft beim lösen der Radbolzen.
Aber ob das mir alleine für 2 Radwechsel im Jahr weit über 100€ wert wäre? Ich bleibe dabei, ein Schlagi zum privaten Radwechsel ist eigentlich unnütz.
Zumal bei der benutzung des Schlagis das Risiko größer ist eine Schraube schief anzusetzen und so das Gewinde zu zerstören oder den falschen Drehmomentwert einzustellen und die Radbolzen von empfindlichen Alus viel zu fest anzuknallen...
Gruß Ansgar
PS: Auch wenn sich das evtl. anders liest, ich habe meinen Schlagi gerne und freue mich jedesmal wieder aufs neue das ich ihn habe wenn Shrauben zu lösen sind bei denen es sinnvoll ist die Massenträgheit zum lösen auszunutzen (z.B. die Mutter von der Kolbenstange des Stoßdämpfers abdrehen oder z.B. vergammelte muttern an Spurstangenköpfen lösen)