Überholung/Reparatur Honda Außenbordmotor BF75 / BF100

Diskutiere Überholung/Reparatur Honda Außenbordmotor BF75 / BF100 im Forum Projektvorstellungen im Bereich Anwendungsforen - Hallo Heute möchte ich euch mein letztes Projekt vorstellen, mein Außenbordmotor hat mir im letzten Herbst ein paar Probleme gemacht, ein leichtes...
DerAlteSchrauber

DerAlteSchrauber

Registriert
01.11.2015
Beiträge
571
Ort
Landkreis DH
Beruf
Servicetechniker
Hallo
Heute möchte ich euch mein letztes Projekt vorstellen, mein Außenbordmotor hat mir im letzten Herbst ein paar Probleme gemacht, ein leichtes Ölleck ist bei einem Motor auf dem Wasser halt nicht tolerierbar und muss unbedingt behoben werden.
Da der Motor seit 1984 von mir benutzt wird habe ich mich für eine komplette Überholung entschieden, die hierfür benötigten Ersatzteile, überwiegend Dichtungen, Wellendichtringe und O-Ringe sind immer noch von Honda lieferbar, also vorab die Teile geordert und dann losgelegt.
So sieht der Motor nach 36 Jahren von außen aus.
vorheriger Zustand.jpg
Wenn man die Motorhaube abnimmt kann mann das Dilema schon sehen.
Ölspuren sind zu erkennen.
Ventildeckel_Benzinpumpe.jpg
Vergaserseite.jpg
Zündungsseite.jpg
Schaltseite.jpg
Weitere Vorgehensweise folgt.
 
Als erste Maßnahme habe ich das Unterwasseteil demoniert, dann das Öl abgelassen.
Trockenlegen.jpg
Ein Blick auf die Teile läßt erkennen das das Alter seine Spuren hinterlassen hat.
Abtriebsseite.jpg
Ölgehäuse.jpg
Motorgehäuse.jpg
 
Der komplette Motor kann so ausgebaut werden.
Motorkopf.jpg
Ein paar Kleinteile haben sich auch schon angesammelt.
Kleinteile.jpg
Die Ölpumpe die leider nicht mehr ganz dicht ist sitzt unglücklicherweise untem am Zylinderkopf und kann nur demontiert werden wenn der Motor ausgebaut ist oder der Zylinderkopf demontiert wurde,
Ölpumpe.jpg
da eine Zylinderkopfdichtung schon mal ca. 100€ kostet ist der Ausbau des Motores die bessere Alternative.
Wie das so oft ist wenn mann ins Detail geht, habe ich bei der Demontage des Motores noch einen defekt an der Wasserzuführung entdeckt.
Kühlwassereinlauf defekt.jpg
Hier konnte ich den Kühlkanal aber aufbohren und eine Buchse einsetzten, so das der Passsitz für den O-Ring wieder Gewährleistet kann.Buchse eingepasst.jpg
So kommt eins zum anderen.
 
Die Ölpumpe vom Motor abgebaut und demontiert
defekte Ölpumpe.jpg
hier kann mann gut sehen das ein O-Ring defekt ist und der Pumpenkörper auch schon ein wenig eingelaufen ist.
O-Ringe und Dichtungen tauschen ist kein Problem, der Pumpenkörper und die Gegenplatte konnte ich nacharbeiten, hier das Ergebniss:Ölpumpe nachgearbeitet.jpg
Da der Lack der Gehäuseteile wie auf den anderen Bilden zu erkennen ist ja auch schon stark gelitten hat, habe ich die Teile abgeschliffen und erstmal mit 2K Lack grundiert.
Grundierung.jpg
Anschließend mit Kunstharzlack lackiert.
Lackiert.jpg
So konnte ich dann auch wieder mit der Montage beginnen.
 
Als erstes das Motorgehäuse vormontiert.
Motorgehäuse vormontiert.jpg
Den Motor wieder eingebaut, und die Dichtungen zur Wasserseite alle erneuert.
Abtriebsseite montiert.jpg
Das Unterwasserteil montiert
Motor montiert.jpg
Ein kleines Problem war noch an der Anwerfvorrichtung zu beheben, eine Haltenase war vom Gehäuse abgebrochen, hier habe ich zur Verstärkung noch eine Passscheibe eingesetzt und das ganze verschweißt.
Anwerfvorrichtung.jpg
Die Schwenkwelle mit die den Motor mit der Aufhängung verbindet war im bereich des Wellendichtringes auch noch eingelaufen, die Welle konnte ich durch ein gebrauchtes Teil ersetzen, Dichtring natürlich neu.
Des weiteren wurden alle demontierten Dichtungen und Dichtringe ebenfalls erneuert.
 
Der Motor ist jetzt wieder komplett montiert
Motor montiert.jpg
Motor fertig.jpg
Neu lackiert und abgedichtet sollte jetzt erstmal für die nächsten Jahre alles im grünen Bereich sein.
Selbstverständlich wurden die Verschleißteile alle von mir geprüft und gegebenfalls ersetzt, Motoröl und Getriebeöl gewechselt, Vegaser, Ventile und Zündung eingestellt.

Für weitere technische Rückfragen bin ich immer offen.

Gruß vom AltenSchrauber
 
Hallo

Hey klasse Aktion und Danke fürs Zeigen! :top:

DerAlteSchrauber schrieb:
Die Ölpumpe vom Motor abgebaut und demontiert

defekte Ölpumpe.jpg
defekte Ölpumpe

hier kann mann gut sehen das ein O-Ring defekt ist und d

Frage für mich zum Verständnis:
Der Außenring der Pumpe läuft doch mit dem Zahnrad mit. Wie ist der gelagert? einfach nur im Ölschwimmend gleitend? Der wird doch, je nach Abnutzung des Zahnrades bzw dessen Lage zur Welle wieder auf eine Seite weichen. Oder?

PS
 
powersupply schrieb:
er Außenring der Pumpe läuft doch mit dem Zahnrad mit. Wie ist der gelagert?
Die Ölpumpe ist eine Trochidpumpe die aus Innenrotor, Außenrotor und Gehäuse besteht.
Der Innenrotor wird von der Nockenwelle angetrieben, während der Außenrotor frei beweglich im Pumpengehäuse sitzt und vom Innenrotor angetrieben wird.
Die Gehäuseteile sind aus Aluminum, die Rotoren und die Welle aus gehärtetem Stahl, das ganze ist schwimmend im Öl gelagert, der Motor macht eine Maximale Drehzahl von 5700 rpm da dürfte das wohl ewig halten, denke doch mal an einem Turbolader im Auto der ähnlich gelagert ist, aber doch schon mal schnell 100.000 rpm oder mehr erreicht bei schlechteren thermischen Bedingungen und auch hält.
Da mach ich mir um diese kleine Ölpumpe keine Sorgen, vor allem wenn man die bisher ereichte Laufzeit bedenkt.
Das aufarbeiten der Laufflächen war rein vorsorglich, die würde auch so noch weiter funktionieren.

Gruß
 
Sehr gut dokumentiert, danke! :thx:
Und ein Mords-Aufwand...
Aber zwei Fragen noch:
Die Einlaufspuren im Deckel der Trochoidpumpe haste nur wegpoliert, also mit feinem Schleifpapier, oder wie? Oder hast Du auf der Gegenseite auch noch was gemacht?

Und die eingesetzte Buchse beim Kühlkanal ist doch im Grund auch nur "für's Auge", oder? Ich meine, der O-Ring dichtet ausschließlich durch die leichte Quetschung, ob da innen noch ein vollständiger oder nur teilweise vorhandener Kragen ist, das dürfte dem egal sein, weil der nur vor Verrutschen schützt. Oder sehe ich das falsch?
 
Dirk schrieb:
Die Einlaufspuren im Deckel der Trochoidpumpe haste nur wegpoliert, also mit feinem Schleifpapier, oder wie? Oder hast Du auf der Gegenseite auch noch was gemacht?
Hier mal der schematische Aufbau der Ölpumpe
Ölpumpe.jpg
Den Deckel der Ölpumpe habe ich auf Schleifpapier K400 von Hand abgezogen, das Schleifpapier hierzu mit Öl tränken, und das Teil mit leichten Druck auf dem Schleifpapier bewegen, wichtig ist es das diese Bewegung in Form einer Acht durchgeführt wird, nur so bekommt man einen vernüftigen Planschliff hin.
Kreisende oder Liniare Bewegung kann man nur mit einer Maschine in der alle Teile fest fixiert sind duchführen.
Das Pumpengehäuse wird genau so bearbeitet, allerdings muss der Pumpenkörper hierzu im Gehäuse stecken, damit der ebenfalls Plan bleibt.
Das alles von Hand durchzuführen ist schon etwas Arbeit und erfordert auch etwas Erfahrung.
Alternativ bleibt nur eine neue Ölpumpe Kpl. Pos. 2 da die Teile bis auf Dichtringe einzel nicht lieferbar sind. So eine Ölpumpe kostet dann auch gleich mal 200€ von daher lohnt die Arbeit schon und ich konnte mal wieder so arbeiten wie es uns früher beigebracht wurde :wink: heute werden ja im Reparaturfall nur noch Teile ausgetauscht, am besten gleich ganze Baugruppen.

Gruß
 
Dirk schrieb:
nd die eingesetzte Buchse beim Kühlkanal ist doch im Grund auch nur "für's Auge", oder?
Die Buchse ist meiner Meinung nach extrem wichtig gewesen, sie verhindert das der O-Ring Pos.10 sich deformieren kann, der O-Ring ist halt nur 10 X 1 mm.
Anhang anzeigen Gehäuse.PDF
Wenn hier keine Dichheit gewährleistet ist kann das unter Druck stehende Kühlwasser, das hier hin direkt von der Wasserpumpe kommt, die nur sehr fragile Flächendichtung durchdringen und so direkt in die Ölwanne gelangen.
Wasser im Öl dürfte sehr schnell zu einem kapitalen Motorschaden führen.

Gruß
 
Druck würde die Dichtung nach außen pressen, von daher sehe ich die innere Positionierung im Betrieb nicht so kritisch.

Allerdings muss die Dichtung da auch erstmal sein. Wenn sie bei der Montage verrutscht dann drückt's die auch nimmer in die richtige Position.


mfg JAU
 
J-A-U schrieb:
Allerdings muss die Dichtung da auch erstmal sein. Wenn sie bei der Montage verrutscht dann drückt's die auch nimmer in die richtige Position.
Das ist ein weiteres nicht zu verachtendes Problem, wenn der Motor ins Gehäuse montiert wird kann man die Position des O-Ringes nicht mehr kontrollieren, da er verdeckt wird, eine richtige Führung ist da schon wichtig.
Wasser geht halt mach mal seltsame Wege, da ist immer dran zu denken.

Gruß
 
J-A-U schrieb:
Allerdings muss die Dichtung da auch erstmal sein. Wenn sie bei der Montage verrutscht dann drückt's die auch nimmer in die richtige Position.
Hier noch mal eine kleiner Nachtrag warum die Positionierung wichtig ist
Wasserkanal Motorblock.jpg
Der O-Ring dichtet den Wasserkanal zwischen Motorblock und Ölwanne ab.
Hier ist gut zu sehen wie knapp die Flachdichtung der Ölwanne und der O-Ring zur Dichtung des Wasserkanales an dieser Stelle bemessen ist, bei einem verschobenen oder beschädigten O-Ring kann die Flachdichtung einen Wassereintritt in die Ölwanne nicht verhindern, die Folgen wären die wie bereits beschrieben.

Gruß
 
Ein Hallo in die Runde,

der Motor hat jetzt wieder eine Saison gelaufen, da ich nicht mehr zur Berufstätigen Gruppe gehöre hat der Motor in dieser Saison doch so einiges Betriebsstunden hinter sich gebracht.
Leider hat sich ein neuer Fehler aufgetan, der erneut zu einer Undichtigkeit im Ölsystem geführt hat.
Ähnlich wie beim letzten mal war der Motor leicht verölt.
Der Ölaustritt war im Bereich der Kurbelwelle oben zu sehen, erst mal alles was im Wege ist abbauen, dann das Polrad runter nehmen um der Sache auf den Grund zu gehen.
Ölleck Motor.jpg
Der komplette Motor war bereits wieder ölig.
Bei genauerem hin sehen war zu erkennen das das Öl aus dem Wellendichtring der Kurbelwelle kam.
Ölleck Kurbelwelle.jpg
Da der Motor die meiste Zeit auf der Seite liegt kann das Öl sich dann schön langsam verteilen.

Also das ganze Spiel noch mal von vorn, den Motor komplett aus dem Gehäuse ausbauen, denn nur so kommt man an die Kurbelwelle ran.
Den ausgebauten Motor erst mal gereinigt.
Motor ausgebaut_gereinigt.jpg

Um die Wellendichtringe zu wechseln wird der Kurbelgehäusedeckel abgeschraubt
Kurbelgehäuse öffen.jpg
dann kann man die Kurbelwelle anheben
Kurbelwelle anheben.jpg
jetzt lassen sich die Wellendichtringe leicht tauschen, natürlich gleich beide, nicht nur der defekte.
Das ganze neu ein dichten
Neu Dichten.jpg
anschließend wieder dicht schrauben.
Den Motor wieder montieren, alle anderen Teile ebenfalls.
Bei der Gelegenheit natürlich gleich eine Winterinspektion durchführen und den Motor dann für den Winter einlagern.
Die von mir beim letzten mal instand gesetzte Ölpumpe war absolut dicht, hoffentlich war es das denn erst mal.
Na ja bei einem Motor der das Alter hat kann halt immer mal was kaputt gehen :mrgreen: .

Fortsetzung vielleicht 2021 :lol:

Gruß
 
Schöner Bericht. :top:
Wenn es nur immer so einfach wäre.
Ähnliches steht mir noch bei der Agria 2100 mit dem Quickly-Motor bevor. Da ist es der Simmerring zum Getriebe hin welcher dafür sorgt, dasd der Motor zusätzlich mit Getriebeöl geschmiert wird.
Nur ist es da nicht einfach eine untere Abdeckung die zum Ersetzen der Dichtung entfernt werden muss. :(

PS
 
Hm, Quickly Motor ist doch ein 2-Takter. Was wird da vom Getriebeöl noch geschmiert ?
 
powersupply schrieb:
Wenn es nur immer so einfach wäre.
Einfach ist immer relativ, für die Arbeit kann man schon mal fast einen Tag einplanen.

Gruß
 
H. Gürth schrieb:
Hm, Quickly Motor ist doch ein 2-Takter. Was wird da vom Getriebeöl noch geschmiert ?
Na das der Maschine angepasste 3-Gang Getriebe und die Kupplung.
Mit dem Zylinder und Kolben der Agria konnte man Opas Quickly einen deutlichen Leistungsschub entlocken. :mrgreen:
Dass der Motor mitgeschliert wird ist eigentlich nicht gewollt und führt beim Kaltstart regelmäßig zu Rauchentwicklung.

PS
 
Hallo,eine wirklich sehr ausführliche Beschreibung der Arbeiten,habe ich mir gleich abgespeichert, aber zuerst muss er ja Mal laufen....,kannst du Tips zur Zündungseinstellung/Überprüfung geben?
LG Matthias
 
Thema: Überholung/Reparatur Honda Außenbordmotor BF75 / BF100

Ähnliche Themen

DerAlteSchrauber
Antworten
10
Aufrufe
3.277
powersupply
powersupply
Schlorg
Antworten
12
Aufrufe
2.340
powersupply
powersupply
M
Antworten
14
Aufrufe
2.414
Trabold
T
M
Antworten
14
Aufrufe
11.669
R.I.2000
R
Zurück
Oben