Wälzlager Qualitätsunterschiede - SKF "state of the art"? - Lagervergleichstest

Diskutiere Wälzlager Qualitätsunterschiede - SKF "state of the art"? - Lagervergleichstest im Forum Stationäre Maschinen im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hallo Werkzeugfreaks, ich beschäftige mich momentan mit Qualitätsunterschieden bei Wälzlagern, da ich privat für einige Maschinen neue Lager...
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Matchless

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Hallo Werkzeugfreaks,
ich beschäftige mich momentan mit Qualitätsunterschieden bei Wälzlagern, da ich privat für einige Maschinen neue Lager benötige. Bekannte Marken sind SKF, INA und viele weitere wie etwa der Japaner NACHI. Daneben gibt es zahlreiche Hersteller, die in China produzieren lassen.

Im Zusammenhang mit meinen Recherchen stieß ich heute durch Zufall auf einen Vergleichstest.

https://www.braun-waelzlager.de/de/aktuelles/vergleichstest-der-marken-ebs-skf-ina/

Dabei wurde versucht, Kugellager anhand von Schwingungs- und Temperaturmessung qualitativ zu vergleichen. Ein offenbar übliches Vorgehen. Verglichen wurden drei zufällig ausgewählte baugleiche Lager der etablierten Marken SKF, INA sowie des "Newcomers" EBS. Ich hatte von der Marke EBS bisher noch nichts gehört. Da deren Lager in China produziert werden, ist schwer zu sagen, ob es sich überhaupt eine Marke in dem Sinne handelt (eigene Fertigungsstätte), oder ob man bei irgendeinem Produzenten herstellen lässt.

Den Beitrag las ich aufmerksam, fand das Ganze recht informativ und interessant. Ganz zum Ende wurde ich dann aber stutzig und zweifelte die Temperaturmessmethode des beauftragten Ingenieurbüros an. Ich will erklären weshalb und erbitte eure Meinung zu meinem Gedankengang. In diesem Forum gibt es bestimmt Anwendungsexperten, die mir helfen können.
Für die Temperaturmessung der Lager wurde ein Infrarot-Messgerät der Firma Voltcraft benutzt. Die Marke ist mir ein Begriff, aber nicht im professionellen Bereich. Ich dachte direkt an Conrad, wo diese Geräte z. B. verkauft werden. Es handelt sich doch primär um Consumer-Ware? Als Hersteller für qualitative Messgeräte in dem Bereich kenne ich Fluke, aber Voltcraft? Das wunderte mich. Was mir als nächstes in den Kopf kam war das Thema Emissionsgrad von Oberflächen. Das Gerät von Voltcraft scheint eine Emissionsgradeinstellung zu besitzen, aber ist es bei metallischen Oberflächen nicht generell angeraten, eine andere Art der Temperaturmessung zu nutzen? Stand meines Wissens wäre ein Fühlelement Typ K bzw. Pt100 oder Pt1000 Sensoren für aussagekräftige Ergebnisse deutlich geeigneter? Berichtigt mich bitte, wenn das nicht der Fall ist.

Ich dachte an folgendes:
Angenommen das EBS Lager hat eine nur sehr grob geschliffene Oberfläche und die beiden "Marken"-Lager eine viel feinere, könnten bei der Messung mit einem IR-Gerät (bei gleicher Emissionsgradeinstellung) Messfehler in der Größenordnung von 50 Kelvin auftreten? Also in der Größenordnung, wie die Temperaturunterschiede während des Tests lagen? Oder ist das völlig ausgeschlossen, weil eine eventuelle Abweichung unter den gegebenen Umständen zwar vorhanden wäre, aber viel kleiner sein und deshalb nicht ins Gewicht fallen würde? Hier kenne ich mich leider überhaupt nicht aus. Wäre schön, wenn mich jemand erleuchten könnte, denn ich lerne immer gerne dazu.


Als anschließende Frage: Wie sind eure Erfahrungen mit Kugellagern chinesischer Produktion? Ich möchte eventuell beim Kugellagerexpress bestellen, gibt es da positive oder negative Erfahrungen?

Viele Grüße

Julius
 

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  • braun_waelzlager_vergleichstest_spannlager_ebs_skf_ina_1.pdf
    1 MB · Aufrufe: 107
Es kommt auf den Einsatzzweck des Kugellagers an. Kann man pauschal nicht sagen.
Ich persönlich verbaue ausschließlich Markenlager von SKF, FAG, INA.
Hauptsächlich aber SKF wenn verfügbar.

Bei manchen Sachen sollte man einfach keine Abstriche machen, Kugellager gehören bei mir dazu...

Ein frühzeitiger Ausfall von Lagern ist immer mit erheblichen Zeit und Kostenaufwand verbunden, spreche da aus Erfahrung.

Es hat schon seinen Grund warum einige Lager bei namenhaften Herstellern ein vielfaches kosten als bei Billigheimern.

Lg
 
Matchless schrieb:
Bekannte Marken sind SKF, INA und viele weitere wie etwa der Japaner NACHI. Daneben gibt es zahlreiche Hersteller, die in China produzieren lassen.

SKF produziert aber auch viele Lager in China.
 
Matchless schrieb:
Im Zusammenhang mit meinen Recherchen stieß ich heute durch Zufall auf einen Vergleichstest.
Wenn Du hier neu wärst hätte ich jetzt gesagt: Da macht einer Werbung für seine Seite... :crazy:

Ich weis aber nicht wie Aussagekräftig die Tests sind. Immerhin geht es hier ja nicht um Standard Kugellager die unsereiner in seiner Maschine ersetzt.
Ansonst halte ich es gefühlsmäßig für widersprüchlich wenn einerseits von rauerer Oberfläche und andererseits von leichterem Lauf gesprochen wird. Der Bezeichnung "Spannlager" zufolge würde ich bei diesen anfänglich eh ein wenig mehr schwerlauf mit ggf größerer Erwärmung vermuten.

PS
 
powersupply schrieb:
Der Bezeichnung "Spannlager" zufolge würde ich bei diesen anfänglich eh ein wenig mehr schwerlauf mit ggf größerer Erwärmung vermuten.
Spannlager bezieht sich mehr auf die Montageart und hat auf die Dimensionierung des Lagers eher geringen Einfluss. Solche Lager eignen sich besonders für die Montage langer Wellen die mit geringer Toleranz gezogen, aber nicht geschliffen sind. Die Fixierung des überbreiten Innenrings auf der Welle erfolgt dann mit Gewindestiften, Exzenterringen oder auch Spannhülsen.

Matchless schrieb:
Für die Temperaturmessung der Lager wurde ein Infrarot-Messgerät der Firma Voltcraft benutzt. Die Marke ist mir ein Begriff, aber nicht im professionellen Bereich. Ich dachte direkt an Conrad, wo diese Geräte z. B. verkauft werden.
Wenn man bei auf der Internetseite Voltcraft auf "Produkte" klickt wird man direkt zu Conrad weitergeleitet. Da von Eigenmarke zu sprechen wäre sicher nicht übertrieben. :wink:
Allerdings bietet Voltcraft auch einen Kalibrierservice an, also nicht alles Werkwerfkrempel für den Noob zuhause.


mfg JAU
 
Lager kommen, solange ich zurückdenken kann, von SKF. :wink: Das war auch bei meinem ehemaligen AG fast durch die Bank weg so. Da kann ich aber nichts weiter zu sagen, ich bin kein Ingenieur.

Was ich teile, ist die Verwunderung über den Einsatz eines Messmittel von Voltcraft.

(Ich wundere mich grundsätzlich immer, wenn Profis/Experten Geräte oder Maschinen nutzen die nicht von den üblichen, professionellen Ausrüstern stammen.)

Das ist so ein bisschen, wie der Dachdecker, der bei mir glasierte Biberschwänze verlegt hat: "Wir bringen einen Nassschneider vom Fliesenleger mit.". Hat er auch, von "Go on" eine ehemalige? Grabbeltisch-Marke einer Baumarktkette ... Da habe ich auch erstmal wie ein Auto geguckt ... Das schmälert aber in keiner Weise die hervorragende Arbeit des Dachdecker Meister und seines Gesellen, noch ist es ein Grund an ihrer Kompetenz zu zweifeln.

Und damit kriege ich den Bogen zu den genannten Testern. Wenn die wissen was sie tun, davon gehe ich erstmal aus, und das Gerät kennen/ damit wirklich umgehen können und vielleicht einfach nur "preisbewusst" einkaufen. ... Es gibt ja auch von Fluke* ein paar der Thermometer deutlich unter 100,-, vielleicht ist der Unterschied da "irrelevant"/ nicht so groß in dieser "Klasse". Ich kann das nicht fundiert beurteilen, aber eine schnelle Suche offenbarte das der Preisbereich unter 100,- bis an die 30,- heran, hart umkämpft ist. ...

*Fluke habe ich jetzt nur nachgeschaut, weil im Eingangsbeitrag erwähnt und die Marke halt bekannt ist.

Ich persönlich, würde wie so viele andere Marken, Voltcraft nicht kaufen.

Viele Grüße,
Oliver
 
powersupply schrieb:
Matchless schrieb:
Im Zusammenhang mit meinen Recherchen stieß ich heute durch Zufall auf einen Vergleichstest.
Wenn Du hier neu wärst hätte ich jetzt gesagt: Da macht einer Werbung für seine Seite... :crazy:

Ich weis aber nicht wie Aussagekräftig die Tests sind. Immerhin geht es hier ja nicht um Standard Kugellager die unsereiner in seiner Maschine ersetzt.
Ansonst halte ich es gefühlsmäßig für widersprüchlich wenn einerseits von rauerer Oberfläche und andererseits von leichterem Lauf gesprochen wird. Der Bezeichnung "Spannlager" zufolge würde ich bei diesen anfänglich eh ein wenig mehr schwerlauf mit ggf größerer Erwärmung vermuten.

PS

Du kannst den Test auf Standard Kugellager übertragen. Deshalb fand ich den Test interessant. Natürlich ist es von außen schwer zu beurteilen, ob hier vergleichbare Bedingungen geschaffen und die Lager einem fairen Vergleich unterzogen wurden. Denkbar ist, dass die Lager von SKF und INA mit einem zäheren Fett gefüllt waren als das EBS Lager. Allein damit wäre der Temperaturunterschied gut zu erklären (sofern die Temperaturmesswerte überhaupt plausibel sind).

"Die Eigentemperaturentwicklung in einem Lager hat normalerweise Aussagekraft über die Qualität
einer Lagerung."

Dem würde ich widersprechen. Die Aussage lasse ich erst dann gelten, wenn alle Testlager die gleiche Lagerluft aufweisen (davon gehe ich jetzt mal aus) und zusätzlich im Test schmiermittelfrei laufen.

Es wäre schön, wenn sich noch jemand meldet, der sich gut mit Temperaturmesstechnik auskennt und zu meinen Ausführungen Stellung bezieht.
 
the_black_tie_diyer schrieb:
Lager kommen, solange ich zurückdenken kann, von SKF. :wink: Das war auch bei meinem ehemaligen AG fast durch die Bank weg so. Da kann ich aber nichts weiter zu sagen, ich bin kein Ingenieur.

Was ich teile, ist die Verwunderung über den Einsatz eines Messmittel von Voltcraft.

(Ich wundere mich grundsätzlich immer, wenn Profis/Experten Geräte oder Maschinen nutzen die nicht von den üblichen, professionellen Ausrüstern stammen.)

Das ist so ein bisschen, wie der Dachdecker, der bei mir glasierte Biberschwänze verlegt hat: "Wir bringen einen Nassschneider vom Fliesenleger mit.". Hat er auch, von "Go on" eine ehemalige? Grabbeltisch-Marke einer Baumarktkette ... Da habe ich auch erstmal wie ein Auto geguckt ... Das schmälert aber in keiner Weise die hervorragende Arbeit des Dachdecker Meister und seines Gesellen, noch ist es ein Grund an ihrer Kompetenz zu zweifeln.

Und damit kriege ich den Bogen zu den genannten Testern. Wenn die wissen was sie tun, davon gehe ich erstmal aus, und das Gerät kennen/ damit wirklich umgehen können und vielleicht einfach nur "preisbewusst" einkaufen. ... Es gibt ja auch von Fluke* ein paar der Thermometer deutlich unter 100,-, vielleicht ist der Unterschied da "irrelevant"/ nicht so groß in dieser "Klasse". Ich kann das nicht fundiert beurteilen, aber eine schnelle Suche offenbarte das der Preisbereich unter 100,- bis an die 30,- heran, hart umkämpft ist. ...

*Fluke habe ich jetzt nur nachgeschaut, weil im Eingangsbeitrag erwähnt und die Marke halt bekannt ist.

Ich persönlich, würde wie so viele andere Marken, Voltcraft nicht kaufen.

Viele Grüße,
Oliver

Wir verbauen auf Arbeit zu gefühlt 80 % auch SKF Lager, die restlichen Lager kommen von anderen namhaften Herstellern.

Dein Beispiel mit dem Dachdecker ist gut, an dieser Stelle hinkt der Vergleich allerdings. Es geht nicht um eine durch Menschen möglichst einwandfrei auszuführende Arbeit. Im Gegenteil, bei wissenschaftlichen Untersuchungen ist Objektivität eines der wichtigsten Kriterien. Für die Vergleichbarkeit und Wiederholbarkeit sind hervorragende und präzise Messinstrumente unabdingbar. Ich bin der Meinung, wüssten die Tester was sie tun, würden sie ein Thermoelement einsetzen. Lasse mich aber gerne korrigieren.
 
Matchless schrieb:
Es wäre schön, wenn sich noch jemand meldet, der sich gut mit Temperaturmesstechnik auskennt und zu meinen Ausführungen Stellung bezieht.
An der Verwendung eines Voltcraft Temperaturmessgerätes kann man einen guten oder schlechten Test nicht festmachen. Und kalibriert heißt ja "nur", dass das Gerät zum Zeitpunkt der Prüfung mit einem genau bekannten Referenzgerät verglichen wurde und sich das Messergebnis im Rahmen der angegebenen Messtoleranz bewegte. Wenn also beim Messgerät max 10% angegeben wäre, wären 9,9% Abweichung auch noch I.O.

Viel wichtiger bei der berührungslosen Temperaturmessung ist die exakte Bestimmung des Emmissionsgrades der zu messenden Fläche. Sind die SKF-Lager dunkel und die EBS-ager an der Messfläche spiegelblank gewesen kommt nur Blödsinn heraus. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass vor einer berührungslosen Messung auf den Messobjekten ein Farbpunkt o.ä. aufgebracht werden müsste um eine vergleichbare Messung zu gewährleisten.

Beispiel: Bei uns im Betrieb kamen die Kollegen mal auf die Idee die Motorstecker an allen Simodrive Antrieben mit einem Infrarotmessgerät die Temperaturzu prüfen weil an anderer Stelle einer abgebrannt war. Gleich bei der ersten Messung fiel mir auf, dass die Ergebnisse unplausibel waren. Erst das Aufkleben eines schwarzen Stickers(mit dem Laserprinter eine schwarze Fläche auf ein Haftpapier gedruckt) ergaben plausible Ergebnisse. Wo zuvor 33°C angezeigt wurde waren es nun 60°C!

PS
 
Man kann auch spezielle Temperaturmessaufkleber (weiss nicht mehr wie die genau heissen) einsetzen, sofern die Grösse der Fläche es erlaubt.

Mit inline IR-Prozess-Temperaturmessung mit blankem Metall habe ich mich mal vor Jahren befasst und im Konkreten Fall war es nicht ohne weiteres machbar da die Oberfläche je nach Produkt keine einheitliche Parametrierung erlaubte. Aus Kostengründen wurde dann nicht weiter recherchiert, wollte jemand von FLIR kommen lassen, nur deren Thermografie-Kameras waren zu teuer für die Anwendung.

Heute ist man mittlerweile viel fortgeschrittener nur habe ich mich nicht mehr im Detail damit befasst. Thermografie habe ich für die Kontrolle von Schaltanlagen eingesetzt wobei es dort nicht so wahnsinnig auf genaue absolute Temperaturen kommt, viel mehr sucht man hot Spots, insbes. bei Anschlüssen.

Voltcraft stufe ich in die Kategorie Spielzeuge ein.

Über Condition Monitoring im Lagerbereich könnte mal einiges schreiben, siehe z.B. Bently Nevada (mittlerweile Baker Hughes) oder SPM Instrument. Ferner gibt es spezielle Software zur Geräuschanalyse (siehe z.B. Kisssoft, Spin-Off vom Getriebehersteller L. Kissling). Lagerüberwachungen sind je nach Anwendung ziemlich aufwendig, u.a. bei Turbinen, Generatoren, usw. Meist setzt man Instrumente und Auswertesysteme, die jeweils vom selben Hersteller stammen, wobei je nach Messaufgabe verschiedene Hersteller anzutreffen sind.
Temperaturen misst man bei Lagern oft mit einfachen Pt100 Temperatursonden.

Grundsätzlich habe ich eigentlich stets Lager führender Hersteller eingesetzt. Dass gewisse in China hergestellt werden mag ich nicht muss es jedoch akzeptieren solange die Qualität stimmt.
IMO ist die Auslegung der Lager extrem wichtig, da grosszügig richtit eingesetzt Lager meist eine sehr hohe Lebensdauer erreichen und zudem ist der Aufpreis für eine Lager dass (statistisch) doppelt so lange hält oft geringer als die Kosten für den Lageraustausch.

Auch sterben sehr viele Lager weil sie falsch eingesetzt wurden und eigentlich nicht unbedingt von schlechter Qualität sind, Fehler können Design, Bearbeitung, Montage, äussere Einflüsse (insbes. eindringender Schmutz), usw. betreffen.

Bei No-Name China-Ware bleibt oft das Problem der Streuung in der Qualität und genau Präzision, sorgfältige Vergütung, hochwertige Werkstoffe, usw. sind genau Punkte wo man es in China oft nicht so genau nimmt. Was ein Lager taugt zeigt sich erst in der Praxis, das Labormessungen nur beschränkt aussagekräftig sind oder dann recht komplex sind.
 
danke, eure Ausführungen bestätigen mich darin, dass zumindest die Temperaturmessung als nicht aussagekräftig abgetan werden muss.
 
Um welche Type Lager gehts eigentlich ?
Mit NSK hatte ich nie Probleme. Wenns denn was spezielles sein soll...........
1. Adresse GMN
 
Lager um die es geht sind alles Standardlager
6205
6300
6002
6004
6006
6005
6302
6206
Nadellager FJ-1412
 
Vereinzelt fallen auch richtig eingesetzte Lager von Premium-Herstellern frühzeitig aus, nur eben viel seltener als bei Billigstware. Die Lebensdauerberechnungen basieren auf Wahrscheinlichkeiten, für 0 % Ausfallwahrscheinlichkeit innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums benötigt man ein unendlich grosses Lager. :)

Am sinnvollsten ist nebst richtiger Wahl des Grundtyps und Einsatzbedingunen (Abdichtung, Schmierung, Temperatur,...) genügend Reserve Punkto Belastungen vorzusehen. Die Unterlagen der führenden Herstellern sind da hilfereich, insbes. für anspruchsvolle Anwendungen wie z.B. (Hochfrequenz-)Spindeln, Walzwerke, Kran-Drehverbindungen, usw.

Lager aus Prinzip präventiv auswechseln ist m.E. nicht immer sinnvoll, z.T. werden heikel einzustellende Getriebe (z.B. mit Schneckenradsatz) bei einem unnötigen Lagertausch mehr in Mitleidenschaft gezogen als wenn man die Lager erst tauschet wenn es wirklich erforderlich ist, jedoch ohne das Pannenrisiko unnötog zu erhöhen. Habe auch Pumpen gesehen, die nach unsachgemässer unnötiger Zerlegung nicht mehr dicht waren, usw.
 
Ich gebe den niedrigpreisigen (ob billig oder preiswert wird sich zeigen) Lagern von Kugellagerexpress (Lagerpreis je um 1€ +-) einfach mal eine Chance. Es geht hier nicht um Raketenwissenschaft. Die Lager sind für einen Schleifbock, die Tischbohrmaschine sowie einen kleinen Außenbordmotor. Sollte es Ausfälle geben, werde ich selbstverständlich hier berichten.
 
Problem ist nur wenn man viel Zeit verliert für den Austausch der Lager, oder, heikler, wenn ein Lager blockiert, was unter Umständen teure Folgeschäden verursachen kann. Auch eine massive Überhitzung kann andere Teile in Mitleidenschaft ziehen.

Wie bereits erwähnt: kann mich allerdings auch an vereinzelte Fälle erinnern in denen Premium-Lager unverwartet ausfielen und dies ohne dass man irgendwelche Fehler direkt feststellen konnte. Bei grösseren Lagern kann der Hersteller dann u.U. auf eigene Kosten Laboruntersuchungen durchführen um herauszufinden was los war. Meiner Erfahrung nach sind solche Ausfälle aus dem heiteren Himmel doch sehr selten, bei den allermeisten frühzeitigen Lagerschäden bei (führende Lagerhersteller) sind nicht direkt die Lager selbst das Problem. Insbes. Wartung (falsche oder keine Schmierung), Montage (harte Hammerschläge, Übererwärmung, Schräglage,...) sowie Design- (z.B. nicht Berücksichtigung der temperaturänderungsbedingten axialen Ausdehnung einer Welle) bzw. Herstellungsfehler (fFalsche Passung,...) sind da gar nicht so selten.

Lagergeräusche sagen bereits einiges aus, da kann man bereits auch ohne spezialisierte Messgeräte (SPM, usw.) einiges einschätzen.
 
Das mit den Lagern und deren Wartung bzw ggf vorbeugendem Austausch ist ja auch so eine Sache.
Das hängt immer auch von der Wichtigkeit der Maschine und dem einhergehenden Aufwand ab.
Beispielsweise brauche ich bei einer Handbohrmaschine keine Umstände machen. Da wird getauscht wenn das Lager sich meldet. Eine ganz billige Maschine wird wohl eher weggeschmissen.
Hast Du dagegen beispielsweise einen Heber in einem Produktionsverbund, von dessen Funktionsfähigkeit möglicherweise die Beschäftigung hunderter Arbeitsplätze abhängt kann man sich hier schon Gedanken machen. Da werden dann auch vorbeugend schon mal größere Lager eingesetzt. Eine Förderrolle dagegen, die wenns schnell gehen muss in 5 - 15min getauscht ist wird getauscht wenn ein Lager sich meldet.

Man darf aber auch diese körperschallbasierende Lagerprüfung nicht zu blauäugig sehen. Da bedarf es für jeden einzelnen Fall eine Aufnahme des Schallprofiles im guten Zustand welches fortlaufend mit dem Istzustand verglichen werden muss. Die Ermittlung des Referenzbildes kann dabei schon einmal mehrere Monate in Anspruch nehmen bis Falschmeldungen auf ein Minimum reduziert sind.

PS
 
Ich bezog mich auf die empirische "ohren-und-gehirn-basierte" :) Geräuschanalyse, nicht auf den Einsatz von Geräten.
Wälz- und Gleitlager Condition Monitoring ist recht beitgefächert and kann insbes. bei Online-Monitoring (permanente Überwachung mittels entsprechender fest installierten Instrumentierung) ziemlich aufwendig sein. Für einen grossen Generator kommen z.B. schnell mal mehrere hundert Messungen zusammen (inkl. Wicklungen, also nicht nur für die Lagerungen und x/y-Wellenlageerfassungen), die dann in Echtzeit ausgewertet werden und (mindestens z.T.) auch aufgezeichnet werden (Datalogging/Trending).

Hört man nichts bedeutet dies nicht zwangsweise, dass alles i.O. ist, seltsame Geräusche deuten jedoch logischerweise auf was hin, das man näher abklären sollte (klassisches Beispiel: Radlager beim Auto).

Lager werden sowohl betriebsintern wie auch durch beauftragte externe Spezialisten auskultiert, hängt auch von der Betriebsgrösse und -spezialisierung ab, da die Geräte teuer sind und praxiserfahrenes Personal bedürfen.

Was die Frage Marken-Lager oder No-Name-Lager betrifft ist es oft so, dass man in einer seriösen Firma einfach Lager von führenden Herstellern bezieht, ob die stets wirklich besser als weniger bekannte Produkte sind interessiert dann niemand näher. Ähnliche wie bei einer SPS, setze ich eine Siemens S7-1500 ein fragt niemand, wähle ich was weniger bekanntes, das ebenso zuverlässig (usw.) ist, muss man sich eher rechtfertigen (Ersatzteilverfügbarkeit, stabilität des Herstellers (siehe vormalige S&S SESTEP Kunden bei der Übernahme durch Allen-Bradley/Rockwell Automation), usw.


Noch was für technisch interessierte:
Den Begriff
SKF service handbuch
googlen und 452-seitiges PDF Handbuch in deutscher Sprache downloaden (wegen unique ID Code poste ich Link nicht direkt). Früher gab's eine Papierausgabe mit plastifiziertem Einband, weiss nicht welche Dokus noch in Papierform existieren.
Gesamtkataloge von führenden Herstellern beinhalten ebenfalls einiges an technischen Infos. Zudem gibt es noch (IIRC) Design-Broschüren mit Beispiel-Schnittzeichnungen.
 
Ich hab die letzten male NKE Lager verbaut und sie machen was sie sollen.
Da ich bei neuen FAG Categorie C Lagern ein setiliches Kippspiel am äußeren Ring bemerkte.
Ich hatte das damals sogar mit Uhr gemessen und ein Video davon gemacht.
(hab nachgesehen, hab es gelöscht).
Zumindest kann ich sagen, das ich damals mit einem zuständigen Vertreter, aus Leipzig (in feinstem sächsischem Dialekt) telefoniert hatte und dies, bei meinen Lagern so normal war.
Wollte damals welche für einen Schleifbock, es ging mir um den Staubschutz / die Dichtlippe.
In der Firma bekommen wir eigentlich immer FAG oder SKF, weis allerdings nicht, wo die ordern.
Im Endeffekt kommt es wohl immer auf die Anwendung an.
Hab auch schon billige No Name Lager gekauft, da dann aber in EMQ (Elektromotorenqualität), laut der jeweiligen ebay Beschreibung, machten auch keine Probleme.

Was ich aber mal bemerkt habe, alte bzw neue DKF (DDR) Lager aus Lagerbestand,
da kann es Laufgeräusche geben, da macht es Sinn, diese vor Einbau zu mal zu prüfen.
Dies gilt auch für gute abgelagerte Lager aus der UDSSR, Romania, CSSR, Poland.
 
Thema: Wälzlager Qualitätsunterschiede - SKF "state of the art"? - Lagervergleichstest

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