hansdruck schrieb:
Durchgangslöcher für Maschinenschrauben bohre ich sonst auch schon mal 0,5-1mm größer, als das Gewinde, in der Hoffnung, dass der Anpressdruck die Flächen aufeinander hält.
Eine Schraubverbindung soll auch
ausschließlich durch die Reibung halten, die durch die Vorspannkraft erzeugt wird. Eine Schraubverbindung, die auf Scherung belastet wird, ist falsch ausgelegter Pfusch.
Was die Genauigkeit angeht: Im Holzbereich ist der Zollstock mein Messmittel der Wahl für allgemeine Arbeiten. 99% aller im Handel befindlichen Zollstöcke erfüllen nur die Genauigkeitsklasse III. Auf 2m beträgt die Toleranz des Zollstocks daher +/- 1,4 mm. Und dazu kommen noch Ablesefehler des Nutzers.
Teilweise kann man sich natürlich behelfen, indem man beide zu erstellenden Teile mit dem selben Zollstock anzeichnet. Wer ein absolutes Maß braucht, hat halt Pech.
Im Metallbereich: Sauber gearbeitet kann ein Bohrung auf 1/10 mm platziert werden. Anreißen mit Höhenanreißer und Messplatte oder mit einem Anreißmesschieber. Dann den (scharfen) Körner vorsichtig über die Fläche schieben, bis er fühlbar in die angerissene Nut rutscht und einmal beherzt zuschlagen. Dabei den Körner natürlich wirklich senkrecht halten, sonst wird die Körnung auch seitlich versetzt. Beim Bohren darauf achten, dass der Bohrer wirklich in die Körnung rutscht. Das klappt nicht, wenn die Körnung kleiner ist als die Querschneide des Bohrers. Ggf. also mit einem Zentrierbohrer die Körnung passend vergrößern. Wenn mit einem kleineren Bohrer vorgebohrt wird, sollte der erste Bohrer den Durchmesser der Querschneide des nächsten Bohrers haben. Nicht zu groß vorbohren, sonst schneidet der nachfolgende Bohrer nicht sauber. Wenn ich teilweise sehe, dass für eine 10er Bohrung 3, 5, 8, 10mm nacheinander gebohrt wird, kriege ich immer Schreikrämpfe.
Bei kurzen und somit steifen Bohrern und einem schweren Maschinenschraubtstock, bei dem man keine Angst haben muss, dass er sich gleich lustig mit dreht, wenn der Bohrer sich verhakt, kann man auf ein Festschrauben des Schraubstocks auf dem Maschinentisch verzichten (*). Durch den Spitzenwinkel des Bohrers zentrieren sich die letzten paar Zehntel dann beim Bohren automatisch - wenn die Körnung wirklich rund ist, und die Bohrmaschine einen guten Rundlauf hat. Kurze Bohrer helfen.
So habe ich durchaus schon zwei Teile unabhängig voneinander gefertigt und dann verstiftet (H7/m6 und zu meiner großen Überraschung hat es sogar gepasst. Ausrede falls es nicht passt: Der Hammer war zu klein.
)
(*) Zwei Schrauben setzen, aber nicht ganz fest ziehen ist trotzdem nicht verkehrt.
Genau so kann man auch nur mit einfachen Mitteln Flächen mit Ebenheitstoleranzen von weniger als 1/100 mm herstellen. Aber im Vergleich zu dem oben Beschriebenen ist Tuschieren wirklich eine Kunst, die ich auch nicht beherrsche. Genau Bohren kann im Vergleich jeder.
Braucht man diese Genauigkeit: Ja, manchmal schon. Aber das ist selten. Meist kann man sich behelfen, indem man vorher nachdenkt, Teile gemeinsam in einer Aufspannung bohrt oder die Konstruktion anpasst.
Wie weit kann man das Spiel trieben:
Guckt euch mal Leute an, die mit einfachsten Mitteln den Hauptspiegel für ein Teleskop selbst schleifen. Hier wird nur durch Handarbeit eine Toleranz von deutlich unter 1 µm erreicht, bei Spiegelgrößen von 20 oder 30 cm.
Teilweise kommt es nur auf eine intelligente Vorgehensweise an, nicht auf die eingesetzte Messtechnik.