Drehzahlempfehlung bei Spiralbohrern

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Eisenherz

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Hallo Leute,

was ich schon immer mal wissen wollte - was ist eigentlich die optimale Drehzahl für Spiralbohrer beim Bohren in Stahl, ohne es zu kompliziert zu machen, sagen wir mal bei unlegierten Baustählen < 700 N/mm² ?

Das Ding ist, es gibt natürlich überall diese Standardtabellen und -vorgaben, wo immer einfach 30-35 m/s steht, der Rest ist einfach, nicht wahr? So was z.B.:
http://www.xn--bnting-3ya.com/html/drehzahltabelle.htm
Das ergibt Drehzahlen wie diese:

2 mm - 4.777 bis 5.573 rpm
3 mm - 3.184 bis 3.715 rpm
4 mm - 2.388 bis 2.786 rpm
5 mm - 1.910 bis 2.229 rpm
6 mm - 1.602 bis 1.857 rpm
8 mm - 1.194 bis 1.393 rpm

Aber warum stehen auf der Rückseite von Bosch's Spiralbohrer-Set (Edelstahlbohrer Cobalt) Drehzahlempfehlungen die sich mindestens um ca. Faktor 1/2 von den Standardwerten unterscheiden??? :kp:
20210301_231404.jpg

Welche Drehzahlen sind denn also optimal, gute Schmierung vorausgesetzt?
 
Eisenherz schrieb:
Aber warum stehen auf der Rückseite von Bosch's Spiralbohrer-Set (Edelstahlbohrer Cobalt) Drehzahlempfehlungen die sich mindestens um ca. Faktor 1/2 von den Standardwerten unterscheiden???
Weil deren Stahl mit 5 -10% Kobalt legiert ist woduch der Stahl härter und warmfester wird.
Gleichzeitig ist der Stahl dann auch spröder und bricht leichter.

PS
 
Gerade, wenn er mehr Wärme abkann, sollte er doch eigentlich eine höhere Drehzahl können? Es nutzt doch keiner einen Cobalt-Bohrer, damit er seine Maschine extra langsam laufen lassen kann... :mrgreen:

Ich schätze bei Bosch einfach mal, dass die sich ein ordentliches Sicherheitspolster aufbauen wollen. Die gehen vielleicht davon aus, dass die Bohrer in Akkuschraubern im Heimbereich genutzt werden und da ist eine genaue Drehzahl so eine Sache. Und bevor die alle ausgeglüht "mit Materialfehlern" zurückkommen baut man eben Reserve ein. Abgesehen davon ist es nahezu unmöglich, mit Heimwerkermitteln einen definierten Vorschub hinzubekommen. Das spielt eigentlich noch mit rein und da wo man das kann, wird wohl nur selten Bosch genutzt - eher Gühring oder vergleichbares.

Edit: Was ich noch vergessen habe: Anderes Material. Die Koblatbohrer sind eher für legierte Stähle ausgelegt und die wollen gerne geringere Drehzahlen halben.
 
Entweder schätzen oder ausrechnen. Macht da nicht so ein Theater drumm.

N=Vc×1000 / 3,1415×D

Vc je nach Material
VA ca 12m/min
S235 und so Wald und Wiesenstahl 30m/min
Alu über 100


Aber auch das sind nur Richtwerte. Wenn man es wirklich richtig mschen will sucht man sich passend zum Material den richtigen Bohrer mit einem passenden Spanwinkel aus.
Dann nimmt man die vom Hersteller angegebene Vc.
Aber das macht man zu Hause eher selten.

Lieber auf Bohrer guter Qualität achten.
 
Hallo, ich habe mal als Faustformel gelernt! 6000/Bohrerdurchmesser= Drehzahl
 
die Vc Angaben sind seitens der Bohrer-Hersteller als Richtwert gegeben. Bei Stählen, insbesonderes VA-Stählen gibt es Toleranzen bzgl. der Legierungen und natürlich signifikante Chargen Unterschiede. Klar zum einen benötigst Du eine Drehzhal (n) zum anderen aber auch einen Vorschub (f/mm oder Vf) und dieser ist echt schwierig, vor allem mit Hangedführten Maschinen hinzubekommen. Beim VA Stahl und auch anderen legierten Stählen ist es so, das die Kunst des optimalen Spanbruchs und Abfuhr liegt. Dahwer kann es gut sein, dass n niedriger, f aber dafür höher ist. Was natürlich auch sehr wichtig ist, die richtige Kühlung / Schmierung. Wenn du ein Werkzeug einfach mal so ins Material "Haust", gibt es recht schnell eine Randzonenverhärtung und dann ist schluss mit Lustig...... auch sind immer wieder unterschiedliche Gegebenheiten. Daher werden die Angaben als Richtwert genommen bzw. teilweise auch Werte für den Einsatz in Werkzeugmaschinen (CNC) angegeben. Der rest ist einfach Erfahrung. Allerdings ist es aber auch schon sehr schwer mit einer Bohrmaschine die korrekte Drehzahl zu bekommen. Die wird ja nirgends angezeigt.
 
Mark 303 schrieb:
die Vc Angaben sind seitens der Bohrer-Hersteller als Richtwert gegeben.
...
Allerdings ist es aber auch schon sehr schwer mit einer Bohrmaschine die korrekte Drehzahl zu bekommen. Die wird ja nirgends angezeigt.
Ja, Richtwerte sind gut, die Frage ist jetzt natürlich an welche Richtwerte sollte man sich halten wenn man als Hobby-Heimwerker vor der Tischbohrmaschine steht und Riemen umstellen muss? :lichtauf: Meine Tischbohrmaschine weist je nach Riemenstellung durchaus Angaben über die Drehzahl aus. Ich habe mich lange Zeit mangels besseren Wissens einfach an die Bosch-Vorgaben gehalten. Leider kann ich nicht beurteilen, ob ich damit wirklich gut gefahren bin - mit vc-Richtwerten lt. üblichen Tabellen habe ich beim Einsatz von Spiralbohrern bisher kaum gearbeitet. Mir fehlt der Vergleich. Es kann ja sein, dass meine Bohrer mit vc-Richtwerten lt. Tabelle länger halten würden und es sich sogar positiv auf die Qualität der Bohrung auswirkt, diese Frage beschäftigt mich eben.

Interessant wird es natürlich erst ab >= 4 mm, denn ein kleiner Spiralbohrer etwa 2 mm fühlt sich schon ab 1.600 - 2.000 rpm ziemlich gut. Wenn aber mal ein größerer Bohrer von 8 bis 12 mm wegen falscher Drehzahl tendenziell schneller verschleißt ist es wirklich schade, je größer umso teurer sind sie auch. Bei 8 - 10 mm habe ich bisher auch in Baustahl mit etwa 600 rpm gearbeitet, aber vielleicht war es schon immer eigentlich Faktor 2 zu wenig?
 
Was die Vc angeht, schau einfach mal bei anderen Bohreranbietern / Hersteller was die angeben. Hier wird es klar Unterschiede geben, die aber nicht immens groß differenziert sein sollten. Auch habe ich ja gestern schon geschrieben, das neben der Vc (also Drehzahl) der Vorschub (f, Vf) wichtig ist. Du kannst Anahnd des Spanbildes "grob" ableiten ob Drehzahl und Vorschub halbwegs passen. Warum Vorschub: Wenn Du nur mit Drehzahl arbeitest, aber den Vorschub zu gering oder zu wenig beachtest, "kratzt" der Bohrer letztendlich nur rum. Genauso ist es aber auch umgekhrt, ist der Vorschub zu hoch, kommt zu viel Hitze ins Werkzeug, zuviel Schnittdruck usw. usw. usw..... also. Achte einfach ein wenig auf das Spanbild. Beim Anbohren ist und sollte der Span erst mal lange gekräuselt sein, bis die zwei Hauptschneiden vom Bohrer gegriffen haben und im Material sind. ab da sollten es eher "chips" sein, die um bis zu 180° gewickelt mit einer kleinen "Abschernase" dran sind. Wenn du Durchgangslöcher bohrst, wird auch der Ausbohrspan wieder länger werden. Noch mal: Wichtig sind Kühlung, Spanbruch und Abfuhr. Natürlich sollte man auch klar gescheite Bohrer haben, mit Ausspitzung. Was auch wichtig ist, sind etwaige Bohrtiefen. gehst Du z. B. über 3 oder5 x d rüber, bohrst Du vlt sogar 10xd?.
 
Mark 303 schrieb:
Natürlich sollte man auch klar gescheite Bohrer haben, mit Ausspitzung. Was auch wichtig ist, sind etwaige Bohrtiefen. gehst Du z. B. über 3 oder5 x d rüber, bohrst Du vlt sogar 10xd?.
Was genau ist "Ausspitzung"? Wie sollte sie aussehen? Gibt es etwa auch Spiralbohrer ohne Ausspitzung? Bohrtiefen sind natürlich immer mal unterschiedlich, aber bis 10x bin ich noch nicht vorgedrungen, Maximum war bei mir 2,5 mm in 20 mm Vollmaterial Baustahl, das war aber eher unkompliziert.
 
Handelsübliche Metallbohrer haben entweder einen Kegelmantelschliff (vor allem rollgewalzte schwarze Bohrer) oder einen Kreuzanschliff (bei Edelstahlbohrern üblich), letzterer entspricht einer Ausspitzung.
 
Nun, die im "Handwerksbereich" gängigste Ausspitzungsform und Art, sit, wie Ric geschrieben hat, der Kreuzanschliff, Form C. Dieser ist bei sogenannten HS-G, HS-CO eigentlich standard, wobei es auch HS-G SpiBo gibt, die auch nur einen einfachen Kegelmantelanschliff haben. deshalb auf die Bohrer beim kauf schauen, es sollte hier definitiv nicht das billigste sein. für Baustahl ala St-37, St50-2 odeer dergleichen reicht ein Spiralbohrer Typ N mit Kreuzanschliff oder ausgespitzter Querschneide.

Bsp.:

www.projahn.de/produkt/kurze-spiralbohrer-mit-zylinderschaft-hss-g-din-338-typ-n-turbo-in-tasche.html

https://www.projahn.de/produkt/spir...hliff-hss-g-typ-tip-w-din-338-powerspeed.html

https://www.projahn.de/produkt/kurze-spiralbohrer-mit-zylinderschaft-hss-co-din-338-eco.html

So, und wenn Geld eine eher untergeorndete Rolle spielt:

https://www.projahn.de/produkt/kurze-spiralbohrer-mit-zylinderschaft-hss-g-typ-sn-din-338.html

Es gibt natürlich auch "gute" von anderen Anbietern wie Gühring, Stock, PTG und Konsorten. Das waren jetzt nur mal Beispiele.
 
Hier hats einer per Video festgehalten.
Sogar mit tiefgekühlten Bohrern hat er es probiert.


PS
 
Das wird aber auch nichts, da die Erwärmung der Hauptschneiden so stark ist, dass dennoch das Material und das Werkzeug zu viel Hitze abbekommen. Das effektivste ist nach wie vor Kühlung, Kühlung und nochmals Kühlung sowie die korrekten Parameter.
 
Drehmomentapostel schrieb:
Entweder schätzen oder ausrechnen. Macht da nicht so ein Theater drumm.

N=Vc×1000 / 3,1415×D

Vc je nach Material
VA ca 12m/min
S235 und so Wald und Wiesenstahl 30m/min
Alu über 100
Lieber auf Bohrer guter Qualität achten.

Bei Stahl einfach auf 12-18m/min achten und alles ist für den Hausgebrauch GUT :wink:
 
Ja, also, mich hat vor allem die Frage beschäftigt ob Bohrer (auch) durch zu geringe Drehzahl eventuell schneller verschleißen könnten? Vor Jahrzehnten war ein Satz "billigste" Graftomat Plus Bohrer mein erster Bohrer-Set. Und ich fand es sehr anstrengend bis unmöglich damit auch nur Baustahl zu Bohren. Mit dem Bosch-Set Co-legierter Bohrer ging es dann besser, aber ich habe auch diese Bohrer durch schlechte Schmierung und vielleicht z.T. durch zu hohen Vorschub bis zum Verschleiß gefahren.

Das Problem ist die Bohrer arbeiten eigentlich nur dann optimal wenn ständig Schmieröl nachfließt, aber dann kann man das Werkstück nicht mit der Hand halten (was man ja eher nicht machen soll), denn durch Betätigen des Vorschubs ist eine Hand schon mal belegt und statt Ölfläschchen habe ich mit der anderen Hand die Werkstücke festgehalten, damit es schneller geht. Es reicht aber nicht aus das Öl nur am Anfang an die Bohrstelle zu tröpfeln, so habe ich zwar Zeit am Befestigen der Werkstücke gespart, aber Bohrer schneller verschleißen lassen.

Wenn ich schon einen Satz guter Bohrer kaufe, dann möchte ich ab jetzt alles optimieren, bei Edelstahl kenne ich eigentlich Werte von 20-25 m/min, aber mit meinem Können und meiner wackeligen schwachen Tischbohrmaschine sollte ich vielleicht doch etwas unter diesen Werten bleiben und habe länger was davon. :D Einiges hängt vielleicht auch von passender optimaler Vorbohrung und im Einzelfall von Bohrer-Geometrie ab, z.B. Winkel der Hauptschneiden usw.
 
Also, dass Du bei den "billigen" HSS Bohrern viel Kraft benötigst, kommt dadurch, dass die meisten (zu 95%) billigen Bohrer nur einen einfachen Kegelmantelanschliff haben. Das heißt, die Querschneide auf der vollen breite. Das raubt Kraft und Drehmoment und zwar enorm (es gibt allerdings auch von diversen Markenanbietern HSS Bohrer die keine Ausspitzung besitzen), daher auf mind. Ausgespitzte Querschneide achten, also eine Verjüngung um besser anbohren zu können und man benötigt definitiv wenige Kraft, oder aber Ausspitzung mit Kreuzanschliff. wenn Du mit zu niedriger Drehzahl arbeitest muss auch der Vorschub entsprechend angepasst werden. Heißt also bei Beispielsweise einer Drehzahl bei 5mm und Vc 12 mtr. wären das runde 760 U/min. und als Vorschubgeschwindigkeit (hier spielen Erfahrungen eine klare Rolle)...von 60 (n*f/mm/u) also 760*0,08 (könnte auch höher gehen. Das wäre jetzt mal mein Startwert.) Tipp noch (Freihand aber schwer bis unmöglich zu machen), immer nur einen Wert verändern, niemals mehrere..... .
Was das Bohren mit den Bosch Bohrern angeht: Ja, das die schwerer gehen, war auf zu wenig Schmierung zurückzuführen. Wie schon erwähnt, ist Kühlung das A und O. Was die Vc bei VA angehen, find ich die mit normalen handelsüblichen HS-CO Bohrern ehrlich gesagt etwas zu hoch. Hier würde ich mit einer Vc von 6-8 beginnen. Nach oben kann man immer noch korrigieren. Und schaue dir das Spanbild an!
 
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