IR-Thermometer welches taugt was?

Diskutiere IR-Thermometer welches taugt was? im Forum Messtechnik im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hallo, die einfache Frage vorweg: Sowohl im medizinischen Bereich, wie auch im DIY-Bereich haben sich IR-Thermometer verbreitet. Kann man mir dem...
H

hansdruck

Registriert
12.04.2009
Beiträge
443
Wohnort/Region
OS-Land
Hallo,
die einfache Frage vorweg: Sowohl im medizinischen Bereich, wie auch im DIY-Bereich haben sich IR-Thermometer verbreitet. Kann man mir dem Einen auch das Andere tun? Kommt man also mit einem Gerät aus?
Nun spezieller: Die üblichen Qualitätsmarken sind eher hochpreisig (Fluke, Beha, Testo, ...) wie sieht es mit Voltcraft aus oder mit sonstigen Marken?
Welche Messgenauigkeit ist zu erreichen und was bedeutet das Optik-Verhältnis (z.B. 1:12)?
Ich möchte unter 100€ bleiben, gerne auch deutlich darunter.
Grüße Richard
 
Das Verhältnis gibt an, wie stark sich der Messbereich über die Entfernung auffächert. Z. B. 1:2 bedeutet, dass du auf 1 m Entfernung einen Bereich von 50 cm Durchmesser misst.

Für diesen Preis bekommst du nur Schätzeisen. Das Problem der IR-Messung ist, dass die Abstrahlung von der Oberfläche des zu messenden Materials abhängt. Das ist keinesfalls trivial und für genaue Messungen gibt es Tabellenwerke mit Materialkoeffizienten, auf die sich die Geräte kalibrieren lassen (sollten).

Aber um mal grobe Richtwerte zu bekommen, reichen sie aus.

Mit Voltcraft habe ich bisher selbst im Heimbereich durchwachsene Erfahungen gemacht. Einige Teile verrichten seit Jahren bei mir ihren Dienst, andere sind kurz nach der Garantie kaputt gegangen oder glänzten mit starkem Rauschen etc. Mein IR-Thermometer von denen schlägt sich bisher ganz gut. Würde so bei Raumtemperatur je nach Material von +-2 °C Abweichung ausgehen.
 
Wir haben im Geschäft auch ein relativ preiswertes Gerät mit zwei leicht diagonal ausgerichteten Laserpunkten die sich im Abstand von ca 40cm, wo der Messfleck am Kleinsten sein soll, decken für ca 80€.
Wenn ich mit dem metallisch glänzende Objekte, insbesondere vernickelte Steckergehäuse checke klebe ich, zuvor mit dem Laserdrucker komplett schwarz bedruckte, Etiketten auf.
Dann ergeben sich plausible Messergebnisse.
Ob das dann 56° oder 60° sind ist wurscht. 90° wäre ganz schlecht.
Ohne Etiketten ergibt sich je nach Winkel ein Wert zwischen 30 und 50°... :zunge:

PS
 
Ich habe im betrieblichen Einsatz ein recht günstiges Umarex-Laserliner. Müsste ein ThermoSpot Laser (siehe hier) sein. Kommt tatsächlich immer ungefähr bei dem Wert raus, den auch alle meine ISO-kalibrierten Messgeräte zeigen, so lange man nicht versucht, reflektierende Oberflächen zu messen. Für den Hausgebrauch ist es mehr als ausreichend; es wird dann bei mir mittelfristig trotzdem Gesellschaft kriegen, da mir der Messbereich mit 365 °C zu früh endet.
 
Hallo Richard, wenn du sagst, was du überhaupt messen willst und wofür du die Messung benötigst, kann ich dir vlt einen Tipp geben.
Das Optik Verhältnis gibt vereinfacht gesagt an wie fein du bei einem definierten Abstand auflösen kannst. Hochwertige Geräte können kleinere Bereiche messen.

Julius
 
hansdruck schrieb:
Welche Messgenauigkeit ist zu erreichen
Ohne einen Riesenaufwand eine sehr schlechte.

Mein Vater war viele Jahre Handelsvertreter für einen deutschen Hersteller für Pyrometer und hat da auch zahlreiche Versuche bei Anwendern begleitet. Im Prinzip hast du immer die gleichen Probleme.

  • Auffächerung der Optik: Je weiter der Genstand weg ist, desto größer ist die Messfläche. Das Pyrometer misst die Durchschnittstemperatur der Messfläche. Bei den preiswerten Geräten werden die Messflächen schnell sehr groß
  • Die gemessene Temperatur hängt vom Emissionsfaktor ab. Dieser ist Materialabhängig, kann aber sich aber auch über die Temperatur ändern.
  • Ist der Emissionsfaktor nicht bekannt, kann man sich wie PS es beschrieben hat behelfen. Wobei eine schwarze Laserdruckerfläche auch reflektiert. Bei meim Vater haben die eigentlich immer mattes Graphitspray genommen, das ist erstens relativ matt und zweitens ändert sich der Emissionsfaktor kaum über den weiten Temperaturbereich.
  • Will man wirklich genau messen, muss man erst mal eine Vergleichmessung mit einem Thermoelement machen (o.ä.) um den Emissionsfaktor genau zu bestimmen.
 
MSG schrieb:
hansdruck schrieb:
Welche Messgenauigkeit ist zu erreichen
Ohne einen Riesenaufwand eine sehr schlechte.

Mein Vater war viele Jahre Handelsvertreter für einen deutschen Hersteller für Pyrometer und hat da auch zahlreiche Versuche bei Anwendern begleitet. Im Prinzip hast du immer die gleichen Probleme.

  • Auffächerung der Optik: Je weiter der Genstand weg ist, desto größer ist die Messfläche. Das Pyrometer misst die Durchschnittstemperatur der Messfläche. Bei den preiswerten Geräten werden die Messflächen schnell sehr groß
  • Die gemessene Temperatur hängt vom Emissionsfaktor ab. Dieser ist Materialabhängig, kann aber sich aber auch über die Temperatur ändern.
  • Ist der Emissionsfaktor nicht bekannt, kann man sich wie PS es beschrieben hat behelfen. Wobei eine schwarze Laserdruckerfläche auch reflektiert. Bei meim Vater haben die eigentlich immer mattes Graphitspray genommen, das ist erstens relativ matt und zweitens ändert sich der Emissionsfaktor kaum über den weiten Temperaturbereich.
  • Will man wirklich genau messen, muss man erst mal eine Vergleichmessung mit einem Thermoelement machen (o.ä.) um den Emissionsfaktor genau zu bestimmen.

Tolle Antwort. Man merkt, dass jemand weiß, wovon er schreibt.
Besser hätte man es nicht zusammenfassen können. :)

Meine Alternativempfehlung, wenn die Messung genau werden soll (geht ebenso schnell), wäre das eben erwähnte Thermoelement.
Ist halt nicht so komfortabel wie ein Infrarot-Thermometer (enge Stellen wo man schwer ran kommt), wobei mir privat fast keine Anwendung bekannt wäre, bei der man es einem Thermoelement vorziehen sollte (außer der Bequemlichkeit eben).

Beste Grüße
 
Pyrometer geht halt schneller...
Ich kann das verstehen, nutze das auch sehr gerne. Man muss sich der Nachteile aber bewußt sein und sie verstehen. Hatte vor einiger Zeit Probleme mit heißlaufenden Bremsscheiben. Pyrometer sagte 34°C (Scheiben-Wurzel, Stahl matt), Bratenthermometer ca. 90°C.
Wenn man das Phänomen dann anderen erklärt, bekommt man noch dumme Antworten a la "Ja und, Hauptsache man sieht den Unterschied". Kann man so sehen, ist dann halt kacke...

Ich habe mein Pyrometer mit einstellbarem Emissionsfaktor wieder verkauft. Nutzte ich zu selten, und wenn man nicht gerade besagte Bremsscheiben misst, reicht eines ohne Einstellung in den meisten Fällen aus. Schon bei rostigen Oberflächen oder tapezierten Wänden o.ä. kommt man der wirklich korrekten Temperatur sehr nahe.

Wer eine Genauigkeit von +/-1°C benötigt, der sollte idR vom Einsatz eines Pyrometer absehen.

Edit: besagtes Bratenthermometer ist vergleichsweise überraschend träge, da braucht man schon mindestens 10s Kontakt.
 
Hallo,
kaum runderneuert man mal seinen PC, schon gibt es hier die guten Beiträge.
Für echt genaue Messungen habe ich ein Greisinger mit Vierdraht-Messfühler und zwei Dezimalen. Meine Frau sieht, hört, riecht oder ahnt Temperaturen. Das reicht ihr, mir nicht. Temperatur von Heizungsleitungen oder -Pumpen, Solarer WW-bereiter etc. Da reicht auf jeden Fall eine Genauigkeit von ein, zwei oder drei Graden. Das Anlege-Bratthermometer geht auch dann nicht gut, wenn die Wärmeleitfähigkeit des Oberflächenmaterials zu schlecht ist. Andererseits interessiert mich mitunter auch die Temperatur von Teilen meiner Siebträger-Maschine, Marke Chrombomber.
:schlaubi:
Gerade fällt mir ein, dass man damit auch gut Strahlungsphysik experimentell untersuchen (lassen) könnte. Nicht nur Stefan-Boltzmann, sonder auch Abstandsgesetze (Flächenstrahler, Rohrleitung oder Punktstrahler, sondern auch Epsilon und Strahlungsspektren...
:feuer:
Dann gibt es noch Dinge, die warm werden können, die man aber nicht anfassen möchte wegen Strom...
oder auch mal was am Auto.
Das wären so meine Einsatzszenarien.
Grüße Richard
 
Dürfte sich zwar inzwischen erledigt haben, aber beruflich nutze ich Thermokameras von Flir. Geht bei mir zwar um Hispeed-Anwendungen, wo Flir Marktführer ist, und Geräte im preislich 5-6-stelligen Bereich, aber Flir stellt wohl auch Geräte für den „Hausgebrauch“ her. Erfahrungen habe ich mit den einfachen Geräten (noch) nicht, aber ich kann zumindest empfehlen, sich dort einmal umzuschauen. Beratung und Support sind jedenfalls spitze.

Über die Herausforderungen bei der Anwendung wurde ja schon ausführlich berichtet. IR ist sicher kein Plug‘n‘Play.

Gruß
Stefan
 
Thema: IR-Thermometer welches taugt was?
Zurück
Oben