Dev schrieb:
Es bricht nicht die Lötstelle in der Crimpung. Es bricht das Kabel ein oder zwei mm hinter der sichtbaren Lötstelle.
Ja, aber
vor der Zugentlastung und da gibt es keine nennenswerten Vibrationen. Du sollst ja auch nicht wie ein Irrer den Kolben draufhalten, bis die Isolierung schmilzt und eine Tonne Lötzinn da rein quetschen, sondern nur einen
winzigen Lötpunkt am vorderen Ende der Crimpung setzen. Man muss ein bisschen mit Temperatur, Zeit und der Lötspitze spielen, bevor das richtig klappt. Ich habe mir das übrigens auch nicht selbst ausgedacht, sondern von einer Firma abgeschaut, die gewerbsmäßig Kabelbäume für Oldtimer nachfertigt. Wenn man noch nie einen Lötkolben in der Hand hatte würde ich vielleicht sicherheitshalber darauf verzichten und hoffen, dass die Verbindung auch so ausreichend dicht ist.
Dev schrieb:
Die von Dir geforderte Bewegung findet im Kabel statt. Das Problem ist nicht anders, als wenn das Kabel nur verlötet wird.
Apropos Kabel verlöten: Ich hatte bei einem Fahrzeug mal Probleme mit dem Zündkabel für die Sidebags: Wenn die Steckverbindung für wenige Millisekunden unterbrochen war, z.B. während der Sitzverstellung, hat das Steuergerät den Airbag ausgeschaltet und die entsprechende Warnleuchte aktiviert. Nachdem ich ein Jahr lang alle zwei Monate in die Werkstatt zum Reset gefahren bin und jedes Mal nen Fünfer in der Kaffekasse lassen musste, habe ich auf Anraten des Meisters den Stecker entfernt und die Kabel miteinander verlötet. Danach war die restlichen zehn Jahre Ruhe. Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
Wenn ich mal lange Weile habe und meine Kollegen Bock haben, nach Feierabend zum Null Over zu schaffen, mache ich vielleicht mal eine kleine Versuchsreihe mit verlöteten und nicht verlöteten Crimpverbinder: eine Woche Salzsprühkammer, dann bei -60° in die Temperierkammer und dann bei 1000 Hz bis 2000 Hz auf den Shaker. Ein Ampere draufgeben und mit einem Digitalspeicheroszilloskop während der Belastung die Spannung aufzeichnen. Oder aber einfach nur bis zum Bruch (der ja nach deiner Meinung kommen muss) belasten. Ich befürchte nur, dass das Ärger gibt, wenn ich jahrelang den Shaker für meinen Privatscheiß belege. Nach dem Versuch schaue ich mir dann mal die Verbindung im Querschnitt unter dem REM an (eine gute Makrofotografie würde vielleicht schon reichen) und dann sieht man ja, welche Variante nun besser war, die aus dem Lehrbuch oder die aus der Praxis.
Sowas ähnliches habe ich schon mal für einen Kunden an bestückten Platinen gemacht.
Ein_Gast schrieb:
Das kommt immer auf den Kabelschuh an. Z. B. sind die "normalen" Verbinder mit roter, gelber oder blauer Isolierung ja auch für Querschnittsbereiche angegeben (blau z.B. für 1,5 - 2,5 mm²).
Das, was du "normale" Verbinder nennst, heißt bei mir Murksverbinder. Wer soetwas verwendet, arbeitet auch mit diesen Schneidverbindern (in Pfuscherkreisen "Stromdiebe" genannt). Außerdem sind das ebenfalls Querschnitts
bereiche. Es ging ja aber darum, ob ich mit einem AWG20-Gesenk 0.75 mm² vercrimpen kann oder nur 0.519 mm²
Ein_Gast schrieb:
Bei anderen gibt es durchaus passende Gesenke, wie hier für Rohrkabelschuhe:
Rohrkabelschuhe sind nach meiner Erfahrung auch etwas unkritischer als Krallenkabelschuhe, bei letzterem macht jeder Hersteller sein eigenes Ding, so dass es bei Universalcrimpzangen manchmal Probleme mit der richtigen Formgebung gibt, auch wenn man das zum Querschnitt passende Gesenk verwendet.