Sehr interessante Informationen.
Von den irgendwie schneiderscherenähnlich Aufgebauten Presszangen würde ich allerkonsequentest abraten.
Als Crimpwerkzeuge setze ich ausschliesslich Modelle ein, die eine Entriegelung erst erlauben wenn die für eine gasdichte Verpressung erforderlichen Bedingungen erreicht worden sind.
Wichtig ist dabei eine Not-Hand-Entriegelung, auch für hydraulische Werkzeuge, z.B. wenn Crimpteil falsch eingelegt wurde oder sich versehentlich bewegt hat.
Oft ist übrigens eine Einstellmöglichkeit vorhanden, Werkzeug muss dann entsprechend richtig eingestellt sein und ggf. muss die Einstellung gegen unabsichtliche Verstellung bzw. Lockerung gesichert werden.
Ferner ist für symmetrische Geometrien wie u.a. Aderendhülsen oder Rohrkabelschuhe eine symmetrische Crimpgeometrie viel vorteilhafter als asymmetrische Formen, viereckig für Aderendhülsen ausser hohe Querschnitte wo 6-kantig sinnvoll sein kann (je nach Geometrie der Anschlusskammer der Schaltgerätes), 6-kant Pressung für [zylindrische] Rohrkabelschuhe und verwandte Pressteile. Insbes. Dornpressungen (früher sehr üblich mit den etwas furchterregenden Sprengstoffpatronenzangen wie die von Glomar) sowie trapezförmige [Aderendhülsen]-Verpressungen sollten möglichst nicht eingesetzt werden, da das Pressgefüge unregelmässig ist, was zu frühzeitigen Ausfällen führen kann, insbes bei hoher Stromtragdichte.
Nordamerikanische Leiterquerschnitte in AWG bzw. MCM entsprechen i.d.R. nicht den metrischen Cu-Querschnitten. Welche metrische Pressteile eingesetzt werden können muss man einzel hands-on beurteilen.
Nebst dem Querschnitt spielt der Litzenaufbau ebenfalls eine Rolle, insbes. bei höheren Werten. Litzenaufbau ist z.T. normiert (siehe Klassen nach IEC/EN 6022
wobei dies nicht unbedingt zu einer eindeutigen Eintelung für den Praxisgebrauch führt.
Beispiel für eine 95 mm2 Cu Litze bzw. 95 mm2 Cu Einleiterkabel:
Klasse 5: 484 Einzeldrähtre mit jeweils 0,51 mm Durchmesser
Klasse 6: 1340 Einzeldrähtre mit jeweils 0,31 mm Durchmesser
Nicht normiert (Säubli, vormals Multi Contact, höchstfexibel): 12103 Einzeldrähtre mit jeweils 0,10 mm Durchmesser
Bei massiven Rundleitern wird oft der Aussendurchmesser in mm aufgeführt, nicht der geometrische Querschnitt in mm2. Etwaige Verzinnung der Einzeldrähte kann ebenfalls eine Rolle spielen.
In Crimpteil-Hertellerunterlagen findet man gewisse Angaben, je nach Litzenaufbau muss man dennoch überprüfen, ob der eingesetzte Leiter kompatibel ist, dies betrifft insbes. hochflexible Leiter für Schweissanwendungen, Schleppketten u. ä.
Wird die Aderisolierung getrennt mitverpresst oder in einen Isolierkragen (isolierte Aderendhülsen, von nicht isolierten Aderendhülsen rate ich strikte ab) eingeführt sind ebenfalls Tests erforderlich, da die Stärke der Isolierung nicht einheitlich ist.
Was die Lebensdauer bei dynamischen Belastungen wie bei Schleppketten betrifft, spielt nicht nur der Litzenaufbau eine Rolle sondern auch u.a. die Werkstoffeingeschaften. Bei identischem Litzenaufbau können die Lebensdauserunterschiede dennoch sehr hoch ausfallen. Gewisse Hersteller garantieren eine Mindestanzahl Bewegungen bei min. Biegeradius während andere nur die Grunddaten veröffentlichen.
Insbes. bei hochdynamischen Anwendungen wie bei Werkzeugmaschinen und Industrierobotern ist eine richtige Auswahl entscheidend. Andere Betrachtungen sind selbstverständlich ebenfalls von Bedeutung.
Allgemeiner betrachtet führen unsachgemäss ausgeführte Verpressungen recht oft zu Ausfällen. Dabei kann man u.a. zwischen mechanischem Versagen wie Litzenbrüche, Korrosion (insbes. durch Kapillaritätseffekte eindringende Feuchtigkeit bei mangelnder Gasdichheit der Verpressung) und übermässige Erwärmung (mittels Thermographie gut ortbar) unterscheiden.