Tordierter Steckschlüssel - Ist hier ein Härtungsfehler unterlaufen?

Diskutiere Tordierter Steckschlüssel - Ist hier ein Härtungsfehler unterlaufen? im Forum Handwerkzeuge im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Habe das Bild des Anhangs eben durch Zufall gefunden und frage mich nun: ist das normal? Meines Wissens werden die Steckschlüsseleinsätze...
M

Matchless

Registriert
03.04.2017
Beiträge
643
Wohnort/Region
Leipzig
Habe das Bild des Anhangs eben durch Zufall gefunden und frage mich nun: ist das normal?
Meines Wissens werden die Steckschlüsseleinsätze gehärtet, wodurch eine derartige Torsion doch eigentlich ausgeschlossen sein sollte? Müsste der Bruch nicht viel früher erfolgen?
Solche Bilder kenne ich bisher nur von Billigwerkzeugen, die gefühlt überhaupt nicht vergütet wurden.
Möglicherweise hat es jemand von euch auch schon mal vollbracht, ein Markenwerkzeug in diese Form zu bringen und kann mit Erfahrung aus erster Hand dienen?
3D0E60E8-4866-4993-AEB9-0F65676FF4F6.jpeg
 
Der Inbus ist ja nur in das Steckschlüsselteil eingepresst. Hat mit der Steckschlüsselhärte nichts zu tun.
 
Ich kann mit der Erfahrung dienen, dass ich sowas noch nie vollbracht habe. Gerade bei einem kleineren Inbus würde ich erwarten, dass entweder der Sechskant oder die Schraube zuerst aufgibt.
 
Ich dachte Stahlwille wäre so toll!?
 
H. Gürth schrieb:
Der Inbus ist ja nur in das Steckschlüsselteil eingepresst. Hat mit der Steckschlüsselhärte nichts zu tun.

Die Überschrift ist vielleicht nicht 100% präzise, allerdings geht aus Text und Bild eindeutig hervor, was gemeint ist, deshalb verstehe ich den Sinn des Kommentars nicht?

Gruß
Julius
 
Meines Wissens werden die Steckschlüsseleinsätze gehärtet, wodurch eine derartige Torsion doch eigentlich ausgeschlossen sein sollte?
Das war die Frage oder Feststellung ! Darauf bezog sich meine Antwort.
 
Wir wissen ja nicht, mit welchem Drehmoment das Ding überlastet wurde. Sicherlich war es eine sehr hochwertige Schraube, sonst wäre der 6-kant durchgegangen.
Die Verletzungsgefahr ist so jedenfalls viel geringer als bei einem plötzlichen Bruch. Also für mich ist das eher ein Qualitätsmerkmal.
Härten bis der Stahl hart und spröde ist können die Chinesen auch. Das ist keine Kunst.
 
Ich halte das auch eher für ein Qualitätsmerkmal.
Die Werkzeugaufnahme ist heile während der dahinter liegende Bereich in gewissem Rahmen vor dem Überlastungsbruch verformbar ist/bleibt. Mein 4er Innensechskant Winkelschlüssel im Geschäft sieht auch so aus. Da hat mal einer eine verklemmte Stiftschraube mit Gewalt ausgedreht bekommen.

PS
 
H. Gürth schrieb:
Meines Wissens werden die Steckschlüsseleinsätze gehärtet, wodurch eine derartige Torsion doch eigentlich ausgeschlossen sein sollte?
Das war die Frage oder Feststellung ! Darauf bezog sich meine Antwort.

Es erschließt sich mir immer noch nicht, was du mir mit deiner Antwort sagen wolltest...

@powersupply und Jürgi Ich stimme voll mit euch überein, dass eine Verformung ein Qualitätsmerkmal weil Sicherheitskriterium ist. Ich bin nur erstaunt, dass ein Steckschlüsseleinsatz, welcher vergütet wurde, durch das Anlassen derart zäh werden kann, bei der gleichzeitig hohen Härte, welche solche Einsätze üblicherweise besitzen. Ähnliches habe ich bei PB Swiss gesehen. Da gibt es ein Testvideo, wo ein Inbusschlüssel bis zu 90 Grad gedreht werden konnte, ohne dass er abbrach. Der Unterschied war, dass der PB Schlüssel sich rein elastisch verformte, also nach dem Versuch unversehrt aussah.
Eine derart starke bleibende Torsion ist mir bei hochwertigen Werkzeugen völlig neu. Ich denke ich werde dazu mal Stahlwille anschreiben.
Kürzlich ist mir eine Einsteckklinge von Felo abgeschert, dort gab es nicht die geringste sichtbare Verformung.
B724C7E2-4F40-4658-BB04-9EA563043544.jpeg
 
Der Schraubendrehereinsatz hat sich genau so wie in der DIN 7422 (Schraubendrehereinsatz mit Innenvierkant für Innensechskantschrauben, handbetätigt) verlangt, sichtbar plastisch vor dem Bruch verformt. Ein Merkmal was gutes Werkzeug auszeichnet, es kündigt sein "Versagen" durch Verformung an und schützt so vor Unfällen.
 
Matchless schrieb:
Habe das Bild des Anhangs eben durch Zufall gefunden und frage mich nun: ist das normal?

ist ja offensichtlich ein gebrauchtes Teil, kennt man die Vorgeschichte dazu?
Ist der Einsatz original, wurde er schon mal der Hitze ausgesetzt?
 
Um es noch mal auf den Punkt zu bringen, ja das ist "normal". :schlaubi:
 
Werkzeugprofi schrieb:
Um es noch mal auf den Punkt zu bringen, ja das ist "normal". :schlaubi:

Du hast vollkommen recht, hier mal die offizielle Antwort von Stahlwille dazu.
„..,es tut uns leid dass sie Probleme mit unserem Werkzeug haben, wir werden dieses gerne auf einen Garantieanspruch prüfen, dazu müssten sie das Werkzeug zu uns senden, am besten über den Händler wo sie dieses gekauft haben.
Wenn das Werkzeug eine „hohe“ Härte hätte wurde es sofort brechen, daher wird es im idealen Härtebereich gehärtet, hier ist eine möglichst hohe Zähigkeit und ein hoher Wiederstand gegen Bruch gewährleistet. Der Inhex Einsatz hat genau das gemacht was er soll, nämlich den Anwender warnen, wenn der kritische Bereich beginnt und dann verdrehen bevor es zum Bruch kommt, damit sie sich nicht verletzten.
Beim Einsatz kommen zwei Komponenten im Einsatz, das ist einmal der verchromte „Körper“ dieser hat nur eine geringe Härte damit sie den Inhex Stift aufnimmt und ihm die nötige Zähigkeit verleit damit der Stift nicht so schnell bricht, hier ist die Anlasstemperatur ca. 540°. Beim brünierten Inhex Stift ist die Härte höher und somit die Anlasstemperatur niedriger da hier eine höhere Härte und eine leichte Zähigkeit gewünscht wird, wegen dem Verschleiß, den Anzugskräften und dem Verdrehen vor dem Bruch, die Anlasstemperatur ist somit ca. 320°.“
 
Das klingt, als würden die wissen was sie tun. :respekt:
 
Falls es noch interessiert, die Einsätze haben etwa eine Härte von 54 HRC.
 
Also nicht die Nuss ausenrum sondern der Einsatz in der Mitte (Hex, Torx usw.)?

Damit liegt der Wert aber deutlich unter den normalen Bits mit 60-62HRC
 
Selbstverständlich, der Inhex Einsatz. Das erklärt jetzt auch, warum er sich derart verdrehen konnte, ohne zu brechen. Bei 62 HRC hätte er niemals nicht diese Zähigkeit.
Der Einsatz ist mit der höchsten empfohlenen Temperatur angelassen, für maximale Zähigkeit.
Der Steckschlüssel selbst liegt bei um die 40 HRC.
 
Interessant, dass der Einsatz aber nicht auf die gleiche Härte wie normale Bit-Einsätze gehärtet wird.

Es gibt Steckschlüsseleinsätze aus einem Stück und dort hat die "Nuss" und der "Einsatz" eine ähnliche Härte, weil aus einem Stück gefertigt und angelassen. Diese werden von vielen Nutzern als zu "weich" empfunden.

Deshalb finde ich es Interessant, dass hier bei der zweiteiligen Ausführung dies bewusst nicht so gemacht wird und die Härte des Einsatzes auf "nur" 54HRC festgelgt wird.
Info: Normalerweise haben Edelstahl-Bits eine Härte von ~54-55HRC, zum Vergleich.

Ich versuche mir derzeit ein flexibles Set mit Grundnüssen für Biteinsätze (1/4" | 3/8" | 1/2") zusammen zu stellen in die ich dann Bits mit unterschiedlichen Längen von 25, 50, 75, 100, 150, 300mm einsetzen kann.

Bekomme ich dann beim Schrauben mit diesen Probleme mit Werkzeugbruch, weil die EInsätze auf 60-62HRC gehärtet sind?
 
Das ist zum Schutz des Nutzers. An einer 1/2“ Nuss hängst du schon mal mit deinem gesamten Körpergewicht. Beim plötzlichen, unvermittelten Bruch (wie er mit eingesteckten Bits @62 HRC bei Überlastung passieren würde) kann das schlimm ausgehen.

Die „aus einem Stück Nüsse“ habe ich auch von Hazet und Stahlwille in 1/4“. Finde sie dem Gefühl nach nicht weicher als die zweiteiligen...
Ich meine, dass es auch welche in 1/2“ gibt/gab. Vermutlich ist die Herstellung aus einem Stück teurer*.
Heute sind bei 1/2“ quasi ausschließlich die zusammengesteckten gängig. Kombiniert außerdem die Vorteile von hartem, verschleißfesten Einsatz und zäher Aufnahme.
*Die „aus einem Stück“ sind wahrscheinlich aus dem gleichen (höherwertigen) Stahl wie der Inhex Einsatz der 1/2“ Nüsse, sonst wären sie zu weich.
Eventuell sind sie aber anders wärmebehandelt.

Nagel mich nicht auf die 54 HRC fest, es können auch 56 sein. Auf jeden Fall weit unter 60.

Das mit den Bits ist keine gute Idee. Bei 1/4“ wird nichts passieren, aber zumindest im 1/2“ Einsatz kannst du je nach Knarre die harten Bits locker abdrehen. Und - wie schon zu Anfang erwähnt - die brechen mitunter ohne die geringste sichtbare/fühlbare Verformung (siehe auch das Foto meiner Felo Steckklinge, das Bruchstück kannst du so sauber an die Klinge anlegen, dass man mit bloßem Auge nicht sieht, dass es gebrochen ist).
Ich bin generell kein Freund von irgendwelchen Adapterlösungen, weil sie:
Erstens immer mehr Spiel haben als das feste Pendant.
Zweitens können da sehr gefährliche/unsinnige Kombinationen bei raus kommen (theoretisch kannst du auch eine 1“ Knarre auf 1/4“ runteradaptieren).

BTW ich habe noch nie von 300 mm Bits gehört, geschweige denn welche gesehen?
Ich denke auch das wird viel zu wackelig. Etwas Spiel in der Aufnahme macht sich bei 25 oder 50 mm Bits nicht so bemerkbar, bei 300 mm defintiv.
1/4“ Antrieb macht als Bitaufnahme noch Sinn, nutze ich als Einsteckvariante für den Drehmo, weil ich so seltener benutzte Bits auch mal verwenden kann, ohne gleich alle als kompletten Steckschlüssel kaufen zu müssen.
Größer als 1/4“ würde ich persönlich mit Bits nicht nutzen, aber musst du wissen.
 
Matchless schrieb:
Größer als 1/4“ würde ich persönlich mit Bits nicht nutzen, aber musst du wissen.
Doch schon, allerdings mit 5/16" oder 7/16" Bits. Das passt auch etwa mit 3/8" und 1/2" als Antrieb zusammen. Selbst 15 cm Länge in 1/4" sind schon äußerst "gummiartig", weil die Teile oft so dünn sind, damit sie auch ein kleine Schraubenlöcher passen (genau dafür sind sie ja da) - nur hat ein PZ3/4 oder 8/10 mm Schlitz am dünnen Schaft nunmal wenig Sinn...
 
Thema: Tordierter Steckschlüssel - Ist hier ein Härtungsfehler unterlaufen?
Zurück
Oben