Was passiert wenn man eine lange Teleskopratsche beim Reifenwechsel überlastet?

Diskutiere Was passiert wenn man eine lange Teleskopratsche beim Reifenwechsel überlastet? im Forum Handwerkzeuge im Bereich Werkzeuge & Maschinen - Hi, hab beim reifenwechsel als ich dann auf die andere Seite gegangen bin um die anderen Reifen zu machen automatisch in die falsche Richtung...
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LazyEye

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Hi,
hab beim reifenwechsel als ich dann auf die andere Seite gegangen bin um die anderen Reifen zu machen automatisch in die falsche Richtung gedreht. Dadurch hab ich eine feste Schraube noch fester gedreht. Meine lange Ratsche hat sich nur mit einem Knacks und viel Kraft bewegt. Hab das dreimal gemacht bis ich festgestellt hab, dass ich in die falsche Richtung gedrückt hab. Ich würde gerne wissen, was in einer Ratsche in so einem Moment passiert und wie diese aufgebaut ist? Ich würde auch gerne wissen ob da iwas kaputt geht und wenn ja was. Weiss einer das?
 
Kommt auf den Aufbau der Ratsche an. Um welche Ratsche handelt es sich?

Grundsätzlich können z.B. sowohl die Sperrelemente, wie auch der Antrieb beschädigt werden. Wenn sie nicht durchrutscht bzw. durchgerutscht ist, muss sie aber auch nicht beschädigt worden sein - das Knacken kann auch von der Radmutter/Radschraube kommen.

Ich würde beides prüfen. Wenn die Ratsche zerlegbar ist, ist dass schnell gemacht. Beim Auto, nun ja ...

Viele Grüße,
Oliver
 
Wenn's nicht der letzte Billigschrott ist, halte ich es für ein Gerücht, dass man durch sowas die Ratsche gekillt bekommt.
 
Also wie es Oliver erläutert hat, was bei einer massiven Überbelastung mit einer Ratsche passiert hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Kann mal das Foto eines 3/4" Einsteckknarrenkopfes mit fehlendem Aussenvierkant posten, der wurde irgendwie abgeschert, wie es passierte weiss ich nicht, werde den Kopf reparieren und dann privat einsetzen.

Habe in einem anderen Topic (https://www.werkzeug-news.de/forum/viewtopic.php?f=2&t=43059&start=10#p398840) was über die Belastungsgrenzen der Aussenvierkante geschrieben, weiss allerdings bis heute nicht, welche Grenzwerte wirklich erreichbar sind.
Normen schreiben nur Mindest-Drehmomente vor und ich weiss auch nicht wie die gemessen werden, vermutlich mit langsam steigendem Drehmoment auf einer Prüfmaschine mit konstanter Winkelgeschwindigkeit.

In den Unterlagen habe ich eigentlich nur gewisse Werte für bestimmte Komponenten gefunden, z.B. bei einem Stahlwille 3/4"-Innenvierkant auf 1/2"-Aussenvierkant Adapter ist 512 Nm als maximales Belastungsdrehmoment angegeben. Jedoch keine Ahnung welche 1/2"-Einsätze 512 Nm aushalten.
Belastungsangaben für Drehmomentverstärker sind ebenfalls interessant, nur kenn ich solche Geräte mit Abgangs-Aussenvierkant erst ab 3/4" (bei Stahlwille MP300 sind es 1350 Nm bei 3/4", 3000 Nm bei 1" und 5000 Nm bei 1 1/2" wobei ich die MP300 nicht direkt kenne da in der Firma andere Modelle im Einsatz sind, was genau Schlagschraubereinsätze aushalten weiss ich nicht, für Drehmomentvervielfältiger sollte man stets Drehmomentschlüssel einsetzen, die Planetengetriebe werden übrigens nicht immer bei einer (falls vorhanden) Ritzel-Sollbruchstelle beschädigt! Setzt man trotz Verbot Schlagschrauber ein, kann man teure Schäden am Getriebe anrichten und sämtliche Sonnenräder einer Stufe auf einmal zerstören).

Falls die Teleskopratsche nicht mehr einwandfrei funktioniert würde ich sie aufmachen und überprüfen.
Frage ist auch wie stark die Ratsche "irrtümlicherweise" belastet wurde und von welcher Vierkantgrösse die Rede ist. Vermute 1/2".

Der Aufbau der Mechanik und die Qualität der Teile spielen eine wesentliche Rolle, insbes. feinere Ratschensysteme sind oft empfindlicher als die groben (ca. 22 - 36 Zahn je nach Vierkantgrösse). Als "halbgrob" oder "halbfein" betrachte ich (rein subjektiv und unformal) ca. 60 Zähne und ca. 80 Zähne als "fein".

Nicht nur das Verzahnungsmodul (Grösse der Verzahnung) ist massgebend, die Art und Weise des Eingriffs des Sperrteils (oder Sperrteile) spielt ebenfalls eine Rolle. Bei gewissen feinverzahnten Systeme sind mehrere Zähne gleichzeitig im Eingriff, habe mich jedoch nie vertieft mit dieser Thematik befasst.

Bei richtiger Handhabung und Wartung sind Knarren guter Qualität doch recht zuverlässig. Sauberkeit und Schmierung spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Oberhalb gewisser Schlüsselweiten kann man mit Steckschlüsselwerkzeuge z.B. die für 12.9 Schraubverbindungen erforderlichen Drehmomente gar nicht mehr erreichen, näheres dazu kann man einfach zu findenden Tabellen entnehmen; der Reibungswert spielt dabei eine wichtige Rolle, weshalb es auch nicht so wichtig ist, sehr genau geeichte Drehmomentschlüssel einzusetzen, m.E. sind sie üblichen 4 % weitaus ausreichend. Bei heiklen Verbindungen spannt man onehin hydraulisch axial vor oder zieht drehwinkelbasiert an.
 
michaelhild schrieb:
Wenn's nicht der letzte Billigschrott ist, halte ich es für ein Gerücht, dass man durch sowas die Ratsche gekillt bekommt.

Das sehe ich ganz genauso!
Die i.d.R. verwendeten M14 Radmuttern bzw. Schrauben haben bei Regelgewinde und Festigkeitsklasse 10.9 und einem Reibungskoeffizient von 0,14 (trockene Schrauben, nicht gefettet) ein Anzugsmoment von knapp 200 Nm.

Das Prüfdrehmoment für einen 1/2" Steckschlüssel in Größe 21 oder 22mm liegt laut DIN ISO 1711-1 bei 569 Nm (=Maximalwert bei 1/2" Steckschlüsseln). Das Prüfdrehmoment für den 1/2" Antriebsvierkant liegt m.W. bei 512 Nm. Das sind jeweils die Mindestwerte laut Norm, gute Werkzeuge halten tlw. deutlich mehr aus.

Es ist wie Michael geschrieben hat also sehr unwahrscheinlich, dass die Ratsche bei der Aktion beschädigt wurde, eher hätte es das Gewinde beschädigt oder den Schraubenkopf abgerissen.

Interessantes Dokument zu diesem Thema von Gedore: Anzugs- und Prüfmomente



P.S.:
Ich würde trotzdem den Knarrenkopf mal öffnen und mir die Verzahnung usw. anschauen. Sollte aber wie gesagt nichts passiert sein.
 
Gibt es denn hochwertige 1/2“ Teleskop-Ratschen die nach DIN geprüft/ausgelegt sind, bzw. bei denen man sich auf eine entsprechende Auslegung auch verlassen kann?

Viele Grüße,
Oliver
 
Dann muss sie 610Nm auch vertragen. Und da ist es dann in der Tat unwahrscheinlich das diese bei dem beschriebenen Vorgang beschädigt worden wäre. :thx:

Viele Grüße,
Oliver
 
Zwar fast 60 cm lang, aber trotzdem muss man schon ordentlich drücken um überhaupt in die Nähe zu kommen, das was kaputt gehen kann.
Vorher schaltet eh die Angst ins Notprogramm.

Allein schon 300NM plus Drehwinkel für ein Radlager sind schon ne Menge Zeug, bei dem man dicke Backen bekommt.
 
600Nm bei 60cm Länge ist definitiv eine Ansage, erst recht bei 1/2“.
Mein großer 3/4“ Drehmomentschlüssel macht nur 550, bei ca 1m Länge. Und das tut schon weh, wenn man da um liegen unter dem Fahrzeug etwas anziehen muss...
Schöner ist da der Drehmomentverstärker mit Tabelle :wink:
 
Ist es normal, Ratschen mit einem so hohen Drehmoment zu verwenden? Ist es nicht besser, einen Gelenkgriff zu verwenden?
 
Wenn diese Drehmomente angegeben sind, dann müssen die Ratschen das auch aushalten.
Außerdem besitze zumindest ich keinen Gelenkgriff...

Aber es geht ja darum, ob die Ratsche kaputt gegangen sein kann - und wie angemerkt wurde, ist das schon sehr schwer.
 
Ich fände - quasi abschließend interessant zu wissen, welche Ratsche der TS nun benutzt hat. :top:

Und ob er nachgeschaut hat, bzw. ob sich die Frage erledigt hat?

Viele Grüße,
Oliver
 
StHaGeWerk schrieb:
Ist es normal, Ratschen mit einem so hohen Drehmoment zu verwenden? Ist es nicht besser, einen Gelenkgriff zu verwenden?
Eigentlich hab ich bei sowas früher den T-Griff verwendet mit einer Stange. Mit Schlagschrauber, 3/4" Satz oder Drehomentwandler hat man aber andere Möglichkeiten
 
Scheiß auf die Ratsche, und kontrolliere, ob bei Deinem Missgeschick keiner der Bolzen, oder die Gewinde des Fahrzeugs was abgekriegt haben - beim alten Twingo ist hinten schon bei >200NM absolut schluss...
 
Hier sind Fotos verschiedener Knarren:
https://www.werkzeug-news.de/forum/viewtopic.php?f=2&t=43059&start=20#p398949

Die besprochenen Aufsteckknarren sind für ein hohes Drehmoment ausgelegt: 1980 Nm bei 3/4", 740 Nm bei 1/2" und 270 Nm bei 3/8". Die 3/4" kann ich öffnen um Fotos zu machen (hat 4 Sperrteile), die zwei kleineren werden erst bei der nächsten Wartung zerlegt (nach dem Motto If it ain't broke don't fix it) :) .
Der grosse schwarze Stahlwille 3/4" Durchsteckvierkantknarrekopf (2 Sperrteile) ist für mindestens 1000 Nm ausgelegt (effektiver Wert kenn ich nicht) und hat zwei Sperreteile. Gewisse (ob alle weiss ich nicht) 1/2" Einsteckknarrenköpfe weisen eine breitere Verzahung auf als die ähnlich aussehenden entsprechenden 36-zahn Griffknarren.

Gute mittlelgrosse Drehmomentverstärker (hier 2-stufig im 3000 Nm Bereich mit 1" Abgangsaussenvierkant gemeint) sind teuer. Gewisse kleinere hydraulische Systeme sind preisgünstiger sofern man das Hydraulikaggregat und die Hochdruckschläuche nicht berücksichtigt (z.B. sowas: https://enerpac-shop.ch/epages/1757...Category1/Seite__Kategorie2/Seite__Kategorie1), sind auch kompakter und handlicher habe jedoch zuwenig Praxiserfahrung damit. Noch einfacher ist das hydraulische vorspannen mit Ringzylindersystem, dafür muss jedoch bei der Konstruktion der notwendige Freiraum sowie Gewindeüberstand vorgesehen werden (siehe URL für Beispiele).

Interessant wäre mal zu berechnen, welches Drehmoment theoretisch mit gutem Werkzeugstahl bei der verschienden Vierkantgrössen möglich wäre, mit einem kleinen Übergangsradius am Vierkantfuss. Und dann nochmals modelisieren mit einer Bohrung für "QuickRelease" Funktion. Das überlasse ich allerdings den FEM Spezialisten.
 
Moin

Passend zum Thema hatte Ave mal mit einem Drehmomentverstärker experimentiert. :mrgreen:


In einem weiteren Video stellte er zuvor sein Spielzeug dazu vor

PS
 
Thema: Was passiert wenn man eine lange Teleskopratsche beim Reifenwechsel überlastet?
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