Lötstation für Leiterplatten, Bausätze, Bastelprojekte etc.

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Carsto89

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Hallo liebe Forumsfreunde,

ich möchte mir Grundlagenwissen aneignen und ein paar kleinere Bastelprojekte realisieren (Frequenzweichen löten, vl interessante Bausätze etc.) und wollte mal fragen was Ihr so für Lötstationen verwendet und ab welchem Preisbereich eine qualitativ annehmbare Variante drinnen ist. Auch weiß ich nicht welche Lötspitzen am besten geeignet wären und ob es Hersteller gibt die selbige sehr lange vertreiben?! Langzeitsupport? Gibts da Standardspitzen die bei mehreren Lötkolben verwendbar sind, oder kocht jeder sein eigenes Süppchen?

Eher ein digitales oder analoges oder spielt das keine Rolle?

Vielen Dank vorab für das Teilen eures Wissens,

lg Carsten
 
Carsto89 schrieb:
Auch weiß ich nicht welche Lötspitzen am besten geeignet wären und ob es Hersteller gibt die selbige sehr lange vertreiben?! Langzeitsupport? Gibts da Standardspitzen die bei mehreren Lötkolben verwendbar sind, oder kocht jeder sein eigenes Süppchen?

Eher ein digitales oder analoges oder spielt das keine Rolle?

1) Digitale oder Analoge Einstellung der Temperatur:
Ich bevorzuge die analoge Variante mit einem Drehregler. Es kommt beim Einstellen nicht auf +/- 10 °C an und einmal den Regler drehen geht viel schneller als 20 Mal auf eine Taste zu drücken, um die Temperatur um 20 °C zu erhöhen.
Viele Stationen mit digitaler Einstellung haben allerdings auch drei oder mehr gepeicherte Temperaturen, zwischen denen man mit nur einem Knopfdruck wechseln kann. Das geht dann auch super schnell.
Man kann aber auf jedem Fall mit beidem arbeiten. So oft verstellt man die Temperatur nicht.
Das wäre für mich daher kein so wichtiges Kriterium.

2) Verfügbarkeit von Lötspitzen und Kompatibilität:
Bei Markenherstellern (ich habe dir schon welche im anderen Thread genannt) bekommt man die Spitzen über sehr viele Jahre nachgekauft. Meist ist es so, dass die Spitzen entweder nur für einen bestimmten Lötkolben passen oder für eine bestimmte Serie eines Herstellers passen. Es gibt Nachbauspitzen, aber eine original Lötspitze bei Weller hält bei Hobbynutzung viele Jahre. Da lohnt es sich nicht zu experimentieren.

3) Lötspitzen für den Einstieg:
Die Lötspitze transportiert die Wärme von der Heizung zur Lötstelle und speichert zudem durch ihre thermische Masse eine kleine Menge Wärmeenergie. Da man die Lötstelle schnell erwärmen möchte und die Temperatur aber nicht zu hoch drehen möchte, sollte die Lötspitze immer so dick wie möglich und so kurz wie möglich sein.
Anfänger neigen dazu, immer eine möglichst dünne Spitze zu wählen, am besten auch schön lang, damit man auch an schlecht zu erreichende Teile kommt. So eine Spitze ist sinnvoll, aber nur für diese Sonderfälle.
Für normalgroße Elektronik (Litze 0,25 mm², bedrahtete 1/4W Widerstände, kleine Elkos, ICs in DIP- oder SO-Bauform) kommt man gut mit einer Meißelförmigen Spitze mit ca. 1,6 mm Breite aus. Die Größe ist recht allgemein verwendbar. Beispiel

Für dickere Kabel, Leistungswiderstände, Platinen mit großen Kupferflächen (wirken wie Kühlkörper und ziehen Wärme aus der Lötstelle) bietet sich eine größere Meißelspitze mit mind. 3mm Breite an. Klick.
Alternativ nutze ich dafür auch gerne Bleistifförmige Spitzen, die vorne abgeschrägt sind, so dass sich ein ovaler Querschnitt ergibt: Beispiel
Der Vorteil ist: Großer Querschnitt zum Wärme nachschieben und gleichzeitig gibt es, wenn man den Kolben richtig dreht noch eine Art Spitze, mit der man auch kleinere Teile erreichen kann.

Als Ergänzung für die 1,6 mm Meißelspitze nach unten bietet sich dann eine dünne Bleistiftförmige Spitze an: Beispiel.
Von den noch feineren Spitzen (Nadelspitze) rate ich für den Anfang eher ab. Das ist nur etwas für extrem feine Teile. Man bekommt nicht genug Wärme in auch nur minimal größere Lötstellen und man verbiegt die Spitze sehr schnell.

Mit drei solchen Lötspitzen kommt man normalerweile für alles aus. Die exakten Größen sind nicht kritisch. Die Meißelspitze, die bei Weller 1,6 mm hat, mag bei Ersa 1,8 mm haben. Die Werte dienen nur als Anhaltspunkt.

Wenn Du erst einmal nur zwei Spitzen kaufen möchtest (eine ist meist beim Lötkolben schon dabei), würde ich auf die feine Spitze verzichten. Für Frequenzweichen brauchst Du auf jeden Fall eine dicke Spitze, da die Spulen gerne mal aus 1 bis 1,5 mm Draht gewickelt werden. Ohne dicke Spitze geht da gar nichts mehr.
 
Setze hier vorwiegend (z.T. alte) Ersa sowie Weller Geräte ein, sowohl einfache (Magnastat) wie mit Temperatureinstellung. Für verschiedene "Leistungsklassen" (in Watt) sind verschiedene Geräte einzusetzen.
Bin jedoch kein Poweruser mehr, beschränke mich mittlerweile meistens auf einfachere Reparaturen. Seit Aufkommen der SMD habe ich keine Elektor-Projekte mehr verwirklicht.

Meine Empfehlung geht in Richtung Ersa oder Weller u.a. auch weil die Verbrauchsteile einfacher zu finden sind, ansonsten (IMO) ein für die jeweiligen Zwecke angepasstes möglichst einfaches Gerät wählen. Für das Meiste reichen einfache Geräte aus. Heikel wird es für SMD, insbes. IC Sockel mit hoher Kontaktdichte, usw. dies ist dann jedoch eher den Spezialisten vorbehalten (habe selbst kaum SMD Löt-/Entlöterfahrung).

Lieber was einfaches als Schnickschnack den man teuer bezahlt, kaum benötigt und der dann noch pannenanfällig ist.

Wichtig sind auswechselbare Lötspitzen und die korrekt behandeln. Gutes Lot ist ebenfalls mitentscheidend (lebe hier immer noch mit Ersin Multicore aus älteren Beständen, vermute die allgegenwärtigen praxisfremden Ökodiktatoren haben uns auch da die guten Produkte verbieten lassen, nebenbei auch mal sehen wie sich die Whiskerproblematik weiterentwickelt).
 
Bei Lötspitzen sei noch zu beachten das mit Pflicht zum bleifreien Lot auch die Temperaturen hoch gegangen sind. Diese höheren Temperaturen zerstören aber die Dauerbeschichtung (ist heute Standard) alter Spitzen. Also beim nachkaufen von Dauerlötspitzen im Hinterkopf behalten. Führt ein Händler die "selbe" Spitze zu 2 Preisen hat das einen Grund.

In Bezug auf SMD sind dann Lötkolben mit Doppelspitze oder Heißluftsysteme interessant. Insofern würde ich darauf jetzt nicht all zu viel Gedanken verschwenden.

Chinaware soll ganz brauchbar sein, nur hat man da halt das Problem mit dem Spitzen. Die meisten sind aber nachbauten von einer britischen (?) Firma. Ersetzt man die Spitzen am Chinakolben durch das Ursprungsmodell kommt man wohl billig an ein ganz brauchbares Lötgerät.
Empfehlungen hab ich da aber keine, bin privat "Team Ersa".


Bei der Anschaffung vielleicht auch gleich interessant ist etwas Werkzeug zum Entlöten. Ich bevorzuge Entlötlitze.
Entlötpumpe vielleicht nicht unbedingt die billigste nehmen, auch wenn man meint man braucht sie eh nicht so oft.
Flussmittel aus dem Stift möchte ich noch empfehlen. Gerade beim Entlöten ist das als hilfreich.

Grundsätzlicher Hinweis dazu: Bauteile kann man in der Regel ersetzen. Platinen, an denen sich wegen zu viel Hitze die Lötaugen und Leiterbahnen lösen, nicht.


mfg JAU
 
bin mit meiner Weller WS81 gut zufrieden, dafür gibt es eine Unzahl Lötspitzen, für früheres Löten in der Autoelektrik habe ich einen Ersa 30 mit 5 m Kabel versehen weil die Steckerkupplung immer genervt hat.
Die anderen mobilen sind ~ 100 Watt Dinger.
Für spezielle kleine Bauteile mit vielen Füßen empfiehlt sich auch eine Heißluftstation.
eBay-Link
 
Vielen Dank für die rege Teilnahme,

Wenn "Chinaware" brauchbar sein soll, dann hätte ich mal sowas gefunden (lt. diversen Videos ganz passabel)und analog weil "eh Wurst", die Sache mit den Spitzen ist noch nicht geklärt, aber vielleicht find ich da noch etwas heraus.

Das genannte Produkt bei Amazon

Eine Entlötpumpe hab ich noch von früher, ob die allerdings was taugt kann ich nicht beurteilen da ich nicht weiß was an sowas "schlecht" sein könnte.

Entlötlitze hätte ich mal sowas gefunden, falls es da was besseres gibt bitte einfach mitteilen.

Das genannte Produkt bei Amazon

Ich merke hier was ich für eine absolute Banane bin, Flussmittel also. Da muss ich mir noch ansehen wie ich das verwende. Da kommt auf Amazon mal alles raus, von Lötzinn bis Pasten und Lötfett. Da mangelts eindeutig an den Grundlagen bei mir.

Zum Thema SMD, ich weiß noch das selbiges für "Surface Mounted Device" oder so ähnlich steht. Sind denn auf jeder Leiterplatte eines Haushaltsgerätes die Komponenten in SMD-Technik befestigt?

So und zum letzten Thema Heißluftstation (mir ist es ja fast schon peinlich)
Der Tip ist großartig, aber inwiefern erleichtert mir das meine Arbeit?

Vielen lieben Dank,

lg Carsten
 
Carsto89 schrieb:
Wenn "Chinaware" brauchbar sein soll
Ansichtssache. Bei Heißluftstationen reicht Chinaware häufig aus, wenn man keine besonderen Ansprüche hat. Mal einen Schrumpfschlauch schrumpfen oder ein SOT-23 oder SO-8 IC auslöten - sowas geht super.
Ganz so häufig braucht man Heißluft auch nicht, so dass die nicht ganz perfekte Verarbeitungsqualität weniger ins Gewicht fällt.

Bei Lötstationen ist die Qualität des Lötkolbens entscheidend. Die Elektronik in den Stationen ist auch bei Chinaware nutzbar, aber es nervt, wenn der Lötkolben sich wackelig anfühlt.
Von daher bevorzuge ich an der Stelle Markenware.

Eine Entlötpumpe hab ich noch von früher, ob die allerdings was taugt kann ich nicht beurteilen da ich nicht weiß was an sowas "schlecht" sein könnte.
Die Feder spannen, die Düse mit dem Daumen dicht verschließen und dann die Entlötpumpe auslösen. Es muss >3s dauern, bis der Kolben voll ausgefahren ist. Geht es schneller, ist die Dichtung hin und die Saugleistung leidet.
Ansonsten sollte sie sich bequem einhändig bedienen lassen, d.h. wenn du die Pumpe mit vier Fingern umgreifst, sollte sich der Kolben mit dem Daumen spannen lassen.
Das Pumpengehäuse sollte möglichst schwer sein und der Kolben möglichst leicht sein, damit der Rückstoß (*) nicht zu groß ist.

*) Rückstoß geht eigentlich nach hinten - daher der Name. Da bei der Entlötpumpe kein Projektil nach vorne beschleunigt wird, sondern der Kolben nach hinten, bewegt sich die Pumpe beim Auslösen nach vorne. "Vorstoß" klingt aber komisch...

Carsto89 schrieb:
Entlötlitze hätte ich mal sowas gefunden, falls es da was besseres gibt bitte einfach mitteilen.
Fixpoint ist jetzt eine Billigmarke, aber dafür ist die Entlötlitze recht teuer. Für ein Viertel weniger gibt es schon Qualität von Edsyn. Wobei das wohl auch Amazon geschuldet ist. Gerade günstige Kleinartikel werden dort gerne mit hohen Margen angeboten, in der Hoffnung, dass jemand etwas mitbestellt.
Zum Anfang würde ich eine Breite von 1,5 mm empfehlen. Das ist recht universell. 1,0 ist aber auch ok.

Flussmittel also. Da muss ich mir noch ansehen wie ich das verwende.
Säurefreies Elektronikflussmittel, nicht korrosiv und idealerweise "no-clean".
Zum Beispiel in Stiftform oder als Gel aus der Spritze.
Kein Lötwasser, kein Löthonig, kein Lötfett.

So und zum letzten Thema Heißluftstation (mir ist es ja fast schon peinlich)
Der Tip ist großartig, aber inwiefern erleichtert mir das meine Arbeit?
Zum Löten brauchst du sie eher weniger, aber zum Entlöten bei Reparaturen ist eine Heißluftstation klasse.
Mit einer Heißluftstation kann man nicht einen einzelnen Pin erwärmen, wie mit einem Lötkolben, sondern einen Bereich, z.B. einen Baustein mit 8 oder 16 Pins. Mit dem Heißluftstrahl (je nach Temperatur, Volumentstrom und Abstand) etwa eine Minute den Baustein gleichmäßig erwärmen und sobald das Zinn geschmolzen ist den Baustein mit der Pinzette von der Platine heben.
Richtig gut klappt das aber nur bei SMD-Bausteinen. Bei THT (Through-Hole Technology = Durchsteckmontage) lieber die Pins nacheinander mit der Entlötpumpe befreien.

Zum Thema SMD, ich weiß noch das selbiges für "Surface Mounted Device" oder so ähnlich steht. Sind denn auf jeder Leiterplatte eines Haushaltsgerätes die Komponenten in SMD-Technik befestigt?
Bei ganz einfachen Platinen mit < 15 Bauteilen (Beispiel: Drehzahlsteller im Haushaltsstaubsauger) trifft man häufig noch bedrahtete Bauteile an. Dann meist in Kombination mit einer gestanzten, einlagigen Hartpapierplatine.
Im Bereich teurer Audiotechnik ist THT noch etwas verbreiteter. Auch Industriesteuerungen haben teilweise noch etwas mehr THT Bauteile.
Sobald die Platinen mehr Bauteile haben, oder kompakt gebaut sein müssen, damit sie in das Gerät passen, ist SMD aber klar vorherrschend.
Das kann man mit etwas Übung aber auch löten.
 
Die Feder spannen, die Düse mit dem Daumen dicht verschließen und dann die Entlötpumpe auslösen. Es muss >3s dauern, bis der Kolben voll ausgefahren ist. Geht es schneller, ist die Dichtung hin und die Saugleistung leidet.

Dauert bei meiner genau 500ms :lol:

Wahnsinn, sehr gute Info! Da gibts tonnenweise zu lernen! Dachte eigentlich immer beim Thema löten wärs nicht so komplex.

lg
 
Thema: Lötstation für Leiterplatten, Bausätze, Bastelprojekte etc.

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